Streik bei EDS?

Update! HP entlässt auch in Deutschland

25.05.2009
Der weltgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) streicht 6.400 Stellen. Wieviele es in Deutschland sind, muss HP offiziell noch aushandeln.

Vergangenen Mittwoch kündigte der weltgrößte Computerhersteller Hewlett-Packard (HP) an, 6 400 Stellen zu streichen. Das entspricht etwa zwei Prozent der Gesamtbelegschaft weltweit von 310.000 Mitarbeitern. Wieviele Stellen bei der deutschen HP abgebaut werden, steht nach Auskunft des Unternehmens noch nicht fest.

Gegenüber ChannelPartner bestätigte Pressesprecher Norbert Gelse, HP Deutschland werde entlassen müssen. HP werde zunächst auf europäischer Ebene festlegen, welche Geschäftsbereiche betroffen seien und welche Auswirkungen auf die einzelnen Landesgesellschaften haben werde. Erst "in gut einem Monat" könne HP Deutschland Genaueres sagen.

Stellenstreichungen sind für HP nichts Neues. Letztes Jahr hatte HP den Abbau von mehr als 24.000 Jobs binnen drei Jahren angekündigt. Das hatte das Unternehmen mit Sitz in Paolo Alto, Kalifornien, drei Wochen nach der milliardenschweren Übernahme des IT-Dienstleisters Electronic Data Systems (EDS), verfügt.

HP Deutschland, mit rund 8.500 Mitarbeitern und geschätzten rund sechseinhalb Milliarden Euro Umsatz eine der größten Länderorganisationen des IT-Konzerns, hatte im vergangenen Jahr den Abbau von 250 Stellen bekannt gegeben; zugleich sollten innerhalb von zwei Jahren 1.150 Stellen bei EDS Deutschland gestrichen werden. Bei dieser arbeiten aktuell rund 4.200 Mitarbeiter (miteingerechnet die rund 700 Mitarbeiter der EDS-Tochter Itellium, die wieder zu dem maroden Kaufhauskonzern Arcandor wechseln werden.

EDS Deutschland mit Hauptsitz Düsseldorf hatte im Jahr 2006 bereits rund 800 Mitarbeiter der Service-Abteilung EDS GFS GmbH (Global Field Services) an den Potsdamer Dienstleister A& O weitergereicht. Dieser entsorgte die GDS im Jahr 2008: mittels Insolvenz.


Mehr zu HP und EDS lesen Sie hier:

Mittlerweile, nach ergebnislosen Verhandlungen und vier Warnstreiks, nehmen die EDS-Mitarbeiter in Deutschland den Kahlschlag nicht wehrlos hin. Jetzt droht der HP-Tochter, die der IG Metall zufolge nach wie vor schwarze Zahlen schreibt, der unbefristete Arbeitskampf. Die Vorstände von IG Metall und Verdi haben die Urabstimmung eingeleitet, die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter sollen Ende Mai per Votum ihre Kampfbereitschaft beweisen.

Für die Mitarbeiter insgesamt werde jedoch eine Einigungsstelle über einen Sozialplan und Interessensausgleich entscheiden, so HP-Sprecher Gelse. Die Geschäftsleitung HPs hatte sich mit dem Betriebsrat nicht einigen können.

EDS liefert Umsatz, aber zu wenig Profit

Auch bei HP Deutschland fügen sich die geplanten Entlassungen in die gewohnte Geschichte. Das Unternehmen rationalisiert seit Jahren; damit einher gehen Jobabbau und -verlagerungen. Zuletzt machte HP im Februar dieses Jahres auf sich aufmerksam, als es europaweit seinen Mitarbeitern fünf- bis zehnprozentige Lohnkürzungen nahe legte.

Aktuell, angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise und eines Gewinnrückgangs von 17 Prozent im abgelaufenen zweiten Quartal, erscheinen die Stellenkürzungen zwar als Folge. Doch bei einer genaueren Betrachtung der Ergebnisse des IT-Riesens fällt auf: Die operative Marge des zweiten Quartals 2009 liegt über der des vierten Quartals 2008, dem Zeitpunkt der EDS-Integration.

Trotz der kontinuierlichen Zunahme des hochmargigen Software- und Services-Geschäftes liegt HP damit weit hinter IBM (mit einer Marge von zwölf Prozent im zweiten Quartals 2009). Es liegt also der Schluss nahe, dass HP sich mit EDS einen IT-Dienstleister zugelegt hat, dessen Marge weit unter der von HP liegt.

Die Rezession bringt also nur ans Tageslicht, was bei HP intern unbestritten ist: Der ehrgeizige, 13 Milliarden Dollar schwere Kauf von EDS hat HP zwar größer als IBM gemacht. Doch dafür hat sich HP eine Company eingehandelt, die nur schwierig auf jene Margenhöhe zu bringen ist, die HP als genügend erscheint. Aktuell zahlen dafür die Mitarbeiter die Zeche. (wl)