UPDATE: Leoni senkt Prognosen 2008

14.10.2008
(NEU: Aussagen des Unternehmens, Marktreaktion, Aktienkurs) Von Dorothee Tschampa DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Aussagen des Unternehmens, Marktreaktion, Aktienkurs) Von Dorothee Tschampa DOW JONES NEWSWIRES

NÜRNBERG (Dow Jones)--Die Leoni AG hat aufgrund des Rückgangs der Automobilproduktion ihre Jahresprognose gesenkt. Der Nürnberger Hersteller von Drähten, Kabeln und Bordnetz-Systemen erwartet für das laufende Jahr nun nur noch einen Umsatz von mindestens 2,9 Mrd EUR. Zuvor lautete das Ziel auf mindestens 3,0 Mrd EUR, teilte das im MDAX gelistete Unternehmen am Dienstag mit.

Das EBIT wird nun bei 110 Mio bis 120 Mio EUR gesehen. Zuvor waren rund 140 Mio EUR geplant gewesen. Als wesentlichen Grund für die Prognoseänderung gab Leoni die Bordnetzsparte an. Dort werde mit einem "deutlich schwächeren" vierten Quartal gerechnet.

Auch werden über die bislang angekündigten Produktionsdrosselungen hinaus weitere Produktionskürzungen der Automobilindustrie befürchtet. Spürbare Absatzrückgänge seien auch in der Draht- und Kabelsparte, vor allem bei Automobilleitungen und den Anschlussleitungen für die Haushaltsgeräteindustrie, zu verzeichnen. Gut entwickele sich dagegen weiterhin das Geschäft mit Spezialkabeln, etwa für die Investitionsgüterindustrie, die Petrochemie oder Medizintechnik.

Die EBIT-Prognose werde außer durch den geringeren Umsatz auch durch den jüngsten Rückgang des Kupferpreises belastet. Dadurch käme es zu einer EBIT-Minderung im mittleren einstelligen Millionenbetrag in Euro, erläuterte ein Unternehmenssprecher. Hintergrund seien die vorhandenen Lagerbestände, die voraussichtlich zu Abwertungen zum Stichtag 31.12.2008 führten. Der Kalkulation werde ein Kupferpreis auf dem Niveau des derzeitigen Preises von rund 4 EUR pro Kilo zugrunde gelegt.

Das Unternehmen passe die Produktionsprozesse bei den Bordnetzen an die geänderten Bedingungen an, hieß es weiter. Davon sei die Belegschaft an Standorten in Nordafrika und Osteuropa berührt, die zunächst Überstunden abbauen. Deutsche Mitarbeiter seien von den Produktionsanpassungen derzeit nicht betroffen. Sollte die Flaute in der Automobilindustrie länger als sechs Monate andauern, müssten an den Standorten außerhalb Deutschlands auch Personalanpassungen in Betracht gezogen werden, so der Unternehmenssprecher. Der Anpassungsbedarf werde jedoch durch den Kapazitätsaufbau für neu anlaufende Pkw-Projekte abgemildert.

Weitere Details will Leoni bei der Quartalsvorlage am 5. November mitteilen. An der Börse wurde das Papier mit einer leichten Verzögerung abgestraft und verlor zwischenzeitlich bis zu 20,8% auf 12.45 EUR. "Die Gewinnwarnung ist mit rund 18% beim EBIT für das laufende Jahr hoch ausgefallen", sagt ein Händler in einer ersten Einschätzung. Offensichtlich schwächele die Nachfrage der Automobilindustrie stärker als befürchtet. Negativ sei, dass mit der Bordnetzsparte das margenstarke Geschäft die Haupteinbußen erlitten habe.

Leoni kündigte gleichzeitig ein Aktienrückkaufprogramm an. Es sollen maximal 10% des Grundkapitals oder 2,97 Mio Aktien der Gesellschaft zurückgekauft werden. Diese Maßnahmen erfolge zum Zweck der Veräußerung an Dritte im Zusammenhang mit dem Erwerb von Unternehmen, Unternehmensteilen oder Beteiligungen an Unternehmen, hieß es. Man nutze den günstigen Aktienkurs, um sich mit eigenen Aktien einzudecken, sagte der Unternehmenssprecher und damit für eventuelle Akquisitionen gewappnet zu sein.

Ob in diesem Jahr noch ein Zukauf ansteht, dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern. Im nächsten Jahr werde das ursprünglich geplante Akquisitionstempo gedrosselt, kündigte der Unternehmenssprecher an. Allerdings halte man an der langfristigen Wachstumsstrategie fest, auch durch Akquisitionen weiter wachsen zu wollen.

Der Rückerwerb eigener Aktien soll über die Börse erfolgen und aus dem operativen Cashflow des Konzerns finanziert werden. Die Hauptversammlung hatte bereits Mitte Mai die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien erteilt.

Bis gegen 13.55 Uhr notierten Leoni mit 14% im Minus bei 13.50 EUR. Ein Analyst bezeichnete die Gewinnwarnung als "nicht überraschend". Leoni habe durch ihre Fertigung in Low-Cost-Ländern gute Möglichkeiten zum Ausgleich, sollte die Nachfrage mittel- bis langfristig zurückgehen. Aufgrund der "Vorhersehbarkeit" der Gewinnwarnung wird der Kursabschlag von 14% als "ambitioniert" eingestuft.

Webseite: http://www.leoni.com/ - Von Dorothee Tschampa, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 114; dorothee.tschampa@dowjones.com DJG/dct/kla

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