Verizon plant die komplette Öffnung seines Netzes

28.11.2007
Verizon hat überraschend angekündigt, sein Netz ab 2008 für alle Mobiltelefone, Dienste und Anbieter freizugeben - und fügte kurzerhand Einschränkungen hinzu. Allerdings müssen die Kunden für die neue Freiheit zahlen. Wie hoch die Kosten für die Benutzung des CDMA-Netzes sind, darüber hält sich der Netzbetreiber bedeckt.

Während man in Deutschland - von wenigen Ausnahmen abgesehen - jedes Handy in jedem Mobilfunknetz benutzen kann, binden die Anbieter in den USA ihre Kunden fest an sich. Sie kontrollieren, welche Telefone genutzt werden dürfen und welche Dienste der Kunde in Anspruch nehmen kann, sogar über die Vertragslaufzeit hinaus. Während GSM-Provider wie T-Mobile USA oder AT&T ihre Telefone mit Hilfe eines SIM-Lock sperren, das nach Ablauf des Vertrages gegen Aufpreis entfernt werden kann, sind CDMA-Telefone, wie sie von Verizon Wireless oder Sprint angeboten werden, nur im Netz des jeweiligen Anbieters nutzbar.

Durch den fehlenden Wettbewerb können die Netzbetreiber ihre vergleichsweise spärlich ausgestatteten Handys zu hohen Preisen an die Kundschaft verkaufen. Und während hierzulande der mobile Internetzugang lediglich durch die Fähigkeiten des Telefons begrenzt ist, haben die amerikanischen Provider die strikte Kontrolle über Netz und Endgerät und können den Kunden vorschreiben, welche Dienste er nutzen soll, was hauptsächlich die eigenen, kostenpflichtigen sind.

Diese Ketten will Verizon ab 2008 sprengen und sein Netz für "jedes Handy und jeden Service" öffnen ? um dann gleich einschränkend hinzuzufügen: "...das technische Minimalanforderungen erfüllt." Welche Anforderungen das sind, darüber äußerte sich Verizon noch nicht. Sie sollen im Frühjahr 2008 veröffentlicht werden. Die Geräte werden von Verizon vorab getestet und für den Gebrauch im Netz zugelassen.

Mit Spannung ist zu erwarten, wie Verizon künftig mit VoIP-Diensten umgeht. Deutsche Netzbetreiber wie T-Mobile oder Vodafone haben die Nutzung von VoIP über ihre Mobilfunknetze aus Angst um ihre Umsätze mit Sprachdiensten untersagt. Sollte Verizon sein Netz dafür öffnen, könnte er das lukrative Geschäftsfeld verlieren und zum reinen Infrastrukturanbieter werden.

Verizon verfolgt eine zweigleisige Strategie und möchte dem Verbraucher ein eigenes Full-Service-Modell anbieten, Dienste anderer Service-Anbieter sollen das Angebot vervollständigen. Dafür wird der Kunde zwar zur Kasse gebeten, laut Verizon sollen die Kosten aber "überraschend niedrig" sein.

Die Ankündigung des zweitgrößten US-amerikanischen Netzbetreibers kommt unerwartet, war er doch Mitte dieses Jahres einer der Hauptgegner des von Google geforderten offenen Netzwerkzugangs als Grundbedingung für die Versteigerung des 700-MHz-Frequenzbandes. Google hatte damals gefordert, der Lizenznehmer solle verpflichtet werden, anderen Anbietern Kapazitäten zu vermieten. Auch sollten die Konsumenten frei entscheiden können, welche Hardware und Software sie mit dem Frequenzband nutzen möchten. Die Netzbetreiber lehnten die Forderung damals kollektiv mit der Begründung ab, dass ihr klassisches Business-Modell durch so viel Freiheit untergraben würde.

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