Vermeintliche Gegner kurbeln das Geschäft an

26.04.2001
Preisvergleiche und Einkaufsführer nutzen nicht nur dem Kunden. Auch Händler profitieren vom Listing bei den Internet-Dienstleistern: So kontaktieren sie neue Kunden, gewinnen Zusatzgeschäfte und erzielen damit höhere Margen.

Der Eintrag bei virtuellen Einkaufsführern und Online-Preisvergleichern lohnt sich", davon ist Dorothee Weber, Projekt-Managerin Partnerprogramm bei der Conrad.com AG, nach vier Monaten Testphase überzeugt. Seit Jahresanfang vertreibt der Computerhändler nicht mehr ausschließlich über den eigenen Web-Shop, sondern arbeitet zusätzlich mit Preisvergleichern wie Dealtime und dem Einkaufsführer Myshopping.de zusammen. "Wir machen das in erster Linie, um qualifizierte Kontakte zu generieren. Und das können SpecialInterest-Sites im Web durchaus leisten", so Weber gegenüber ComputerPartner.

Um die Ergebnisse der OnlineEinträge auswerten zu können, bedient sich Conrad.com einer speziellen Tracking-Software. Diese zeigt nicht nur die über Partner generierten Visits, sondern auch die daraus resultierenden Umsätze. "Kommt etwa ein Kunde über Myshopping.de zu uns und tätigt in der gleichen Session seine Bestellung, rechnen wir das dem Einkaufsführer automatisch zu", erklärt Weber.

Das Tracking beweist: Die Zusammenarbeit mit den Internet-Dienstleistern lohnt sich. "Nach einerAnlaufphase im Januar waren die über den Einkaufsführer erzeugten Verkaufszahlen im Februar und März absolut überzeugend. Wir bleiben daher bei Myshopping.de weiterhin gelistet." Auch die Verbindung zu Dealtime soll aufrecht erhalten werden. Denn die Projekt-Managerin erbringt den Nachweis inzwischen Schwarz auf Weiß: "Selbst wenn es zunächst widersinnig erscheint: Preisvergleiche bringen dem Händler mehr Kunden."

Ein Satz, den Ilka Bickmann, Director Communications bei der Dealtime.com GmbH, gerne bestätigt: "Wer sich bei uns registrieren lässt, profitiert zum einen von unserem Service." So könne der Händler dort sein Angebot dem potenziellen Konsumenten gegenüber genau positionieren, etwa durch Informationen zum Serviceangebot. Bickmann weiter: "Zum anderen generieren wir kauffreudige Kunden. Wer auf unsere Site kommt, hat sich bereits für einen Kauf einschieden und stellt nun bewusst Preisvergleiche an, um das Gewünschte möglichst günstig zu bekommen."

Für die endgültige Entscheidung ist allerdings noch ein weiterer Faktor ausschlaggebend: der Service. "Bei gutem Service bleibt der Kunde dem ursprünglich gewählten Wiederverkäufer treu", stellt die Projekt-Managerin klar. "Da spielen ein paar Mark Preisunterschied keine Rolle."

Das Geschäft von Dealtime dreht sich ausschließlich um Preisvergleiche zwischen verschiedenen Online-Shops. Etwa deren 300 arbeiten inzwischen mit dem Dienstleister zusammen. Das Produktportfolio reicht dabei von Blumen bis hin zu Videos. Am häufigsten lassen sich Vertreter aus der Computer-Hardware-, Elektronik- oder Software-Branche registrieren - mit sichtbarem Erfolg. Rund drei bis vier Millionen Page-Impressions und 650.000 einzelne User kann das im Juni 2000 gegründete Unternehmen mittlerweile pro Monat verzeichnen. "Preisvergleiche im Internet existieren nun mal", so Bickmann. "Das wissen auch die Händler, die wir ansprechen. Sie haben nur die Wahl, dort gelistet zu sein oder nicht."

Bei der Suche nach dem günstigs-ten Shop bedient sich Dealtime der Portaltechnik. Über eine im Hintergrund laufende Suchma-schine ermittelt das Unternehmen den für den anfragenden Kunden jeweils günstigsten Shop. Im Anschluss daran wird der potenzielle Käufer direkt auf die Homepage des gewählten Händlers geführt und kann dort seine Bestellung absetzen. Für den Wiederverkäufer ist die gesamte Prozedur bis zu diesem Zeitpunkt kostenlos; er zahlt erst nach erfolgter Weiterleitung. Mit dieser so genannten Click-Maut, oder - wie Bickmann lieber formuliert - "Lead-Gebühr" ist der Händler im Geschäft mit dabei.

Anonyme Geschäfte - Price Contrast macht’s möglich

Die Price Contrast GmbH verdient ihr Geld auf andere Weise: Sie behält bei zustande gekommenen Deals einen prozentualen Anteil des dabei generierten Umsatzes für sich. Und im Gegensatz zu Dealtime setzt dieser Preisvergleicher nicht auf die Portal-, sondern auf die Plattformtechnologie. Während also Nutzer der ersten Variante ihre Kunden mit dem Online-Shop des jeweiligen Händlers direkt verlinken, integrieren Anwender der Plattformtechnologie die Offerten der Händler in die eigene Internet-Seite.

Der Wiederverkäufer, der dort sein Produktangebot einpflegt, kann neben harten Fakten wie den Preis auch Zusatzinformationen wie Lieferzeiten oder Garantieleistungen einbringen. "Zudem können auch reine Offline-Vermarkter unser Angebot in Anspruch nehmen", erzählt Harald Meurer, Geschäftsführender Gesellschafter und Gründer von Price Contrast.

Rund 600 Händler greifen inzwischen auf die Dienste dieses Preisvergleich-Anbieters zurück. Zwei Drittel davon kommen aus der Elektroniksparte. Die Registrierungsvorschriften für Wiederverkäufer fallen dabei recht milde aus: Sie müssen lediglich die Rechtsbeziehung zu Price Contrast sowie dessen Allgemeine Geschäftsbedingungen und Provisionsansprüche akzeptieren. "Allerdings prüfen wir die Angaben nach", warnt Meurer vor Missbrauch. "Wir wollen keine Garagenhändler vermitteln, die für den Kunden nie oder nur drei Stunden am Abend ansprechbar sind - und sollten sie noch so billig sein."

Billig beim Discounter - teurer im Fachgeschäft

Bei Kundenanfragen listet Price Contrast nur die drei günstigsten Anbieter auf - auf Wunsch auch anonym. "Ich sehe es als problematisch an, wenn ein Markenhändler als zehntgünstigster Anbieter aufgelistet wird, die Anonymität bringt da Vorteile", behauptet Meurer. "Zudem können die bei uns geführten Wiederverkäufer zweigleisig fahren: Sie können ihre Produkte - vielleicht ein wenig teurer - über den eigenen Shop anbieten und - etwas preiswerter - über uns."

Damit könne der Dienstleister zwei verschiedene Kundengruppen ansprechen: Personen, die preissensitiv agieren, und solche, die eher markenbewusst ordern. "Und noch ein weiterer Pluspunkt der Plattformtechnologie ergibt sich für den Kunden: Er muss sich nur einmal registrieren und kann danach bei allen aufgeführten Shops Artikel kaufen", fährt Meurer fort.

Sobald der potenzielle Käufer bei Price Contrast fündig geworden ist und die Transaktion auslöst, bekommen er und sein gewählter Händler alle technischen Informationen inklusive der Postadressen per Mail zugestellt. Der Kaufvertrag wird klassisch zwischen Vermarkter und Kunde geschlossen, die Lieferung übernimmt der Wiederverkäufer.

Erst nach getätigter Bestellung wird für den Händler eine Gebühr fällig: Zwischen 2,5 und 7,5 Prozent des Warenwertes kassiert der Preisvergleicher für seine Dienstleistung. Danach ist die Geschäftsbeziehung aber keinesfalls beendet: Vier Wochen nach der Order schreibt Price Contrast jeden Kunden mit der Bitte an, das georderte Produkt sowie den Händler zu bewerten. "Das Ergebnis listen wir auf", erläutert Meurer. "Und es kann durchaus sein, dass ein Anbieter, der zwar ein paar Mark teurer ist, aufgrund seines exzellenten Services bei den Kunden und damit bei den Verkaufszahlen besser abschneidet als sein günstigerer Konkurrent."

Nur bedingt in die Kategorie der Preisvergleich-Anbieter passt Myshopping.de. Der Online-Dienstleister bezeichnet sich selbst als einen virtuellen Einkaufsführer. Er verweist Surfer zu den InternetAuftritten von mehr als 10.000 Online-Läden. Das Spektrum der dort gelisteten Anbieter reicht vom Möbelgeschäft über den Lebensmittelladen bis hin zum Reisebüro und Vertreter für Sportartikel. Mit dabei sind auch rund 1.700 IT-Händler.

Bis dato ist das Listing für Anbieter noch kostenfrei. Erst ab Spätsommer will der Einkaufsführer von Wiederverkäufern Gebühren verlangen. Doch auch dann sollte sich die Teilnahme an dem virtuellen Verteilerzentrum für IT-Vermarkter lohnen, können sie doch dort auf einfache Weise ihren Vertriebsradius enorm erweitern.

Denn:

- Für die Auflistung bei Myshopping.de benötigen die Händler nur einen Internet-Zugang und eine E-Mail-Adresse.

- Sie brauchen keine Investitionen für Online-Shop-Systeme und einen neuen Internet-Auftritt zu tätigen.

- Es fallen keine MarketingKosten für die Nutzung des Internet als Vertriebskanals an.

- Die Teilnahme bei Myshopping. de ist nicht nur für Online-Shops, sondern auch für stationäre Einzelhändler und traditionelle Versandhändler möglich.

- Händler erhalten relativ einfach Kontakt zu potenziellen Kunden mit konkreten Kaufabsichten.

Myshopping.de - ein vielfältiges Angebot

Myshopping.de bietet Wiederverkäufern individuelle Preisgestaltungsmöglichkeiten. Im Einzelfall können sie also geringere oder höhere Preise als im stationären Geschäft, im Online-Shop oder beim Versandhandel verlangen. Insgesamt unterteilt sich der virtuelle Einkaufsführer in vier Angebotssegmente: Myguide, Myagent, Mymagazin und Myselection.

Myguide ist ein redaktionell ge- pflegtes Online-Shop-Verzeichnis des deutschsprachigen Internet, das derzeit mehr als 10.000 Händlereinträge aufweist. Dort ist nicht nur der Name eines jeden Dienstleisters aufgelistet, sondern auch eine eindeutige Beschreibung von dessen Dienstleistungsspektrum und der von ihm gehandelten Produkte. Für Nutzer wichtige Informationen wie Zahlungsmo-dalitäten und Lieferbedingungen werden dort ebenfalls angezeigt.

Wer über Myguide.de nach Produkten fahndet, kann die Recherche über die in den InternetAuftritt von Myshopping.de integrierte Suchmaschine durch Stichworte, Kategorien und Kriterien wie Zahlungsmöglichkeiten oder Versandarten einschränken. Zusätzlich hat der User die Chance, jeden Online-Shop mit einer Note zu bewerten.

Händler, die im Web vermarkten, können sich wiederum per Myguide kostenlos in das Myshopping.de-Verzeichnis eintragen lassen. Zu dem Eintrag können sie bis zu zehn Schlüsselwörter vorgeben, über die der Shop in der Suchmaschine gefunden wird. Eingetragenen Wiederverkäufern bietet der Einkaufsführer zudem die Möglichkeit, ihren jeweiligen Shop gegen Entgelt platzieren zu lassen: Der so gesponserte Laden wird vor den kostenlosen Konkurrenten angezeigt und erscheint besonders hervorgehoben. Myagent wiederum soll Konsumenten über einen speziellen E-Mail-Shopping-Service anlocken. Kunden können Produktanfragen senden, die dann anonym an den zuständigen Händler weitergeleitet werden. Jede Anfrage kann verschiedene Bedingungen beinhalten wie Preisober- grenze, Lieferzeiten oder Garan- tieleistungen. Die unter Berücksichtigung der Vorgaben generierten Offerten kann der Wiederverkäufer anschließend über My- agent an die potenziellen Käufer zurücksenden.

Mymagazine hingegen ist ein deutsprachiges Online-Verbrau-cher-Magazin mit Produktinfor-mationen und einer Kaufberatung für Endkunden. Das Angebot umfasst derzeit vier Themengebiete: Computer, Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und Gesundheit.

Zu allerletzt listet Myselection die Online-Shops auf, die sich durch besondere Qualitätsmerkmale hervorgehoben haben. Zu den Auswahlkriterien der Redaktion zählen unter anderem Sicherheit beim Online-Shopping, intuitive Benutzerführung, übersichtliche Produktpräsentation sowie ein möglichst einfacher und kundenfreund- licher Einkaufsvorgang - ein Warenkorb bringt hier schon mal Pluspunkte. Ferner enthält Myselection auch Testberichte über die einzelnen Online-Shops.

Einen direkten Konkurrenten hat der virtuelle Einkaufsführer Myshopping.de nach Angaben von Geschäftsführer Markus Blatt nicht: "Die Kombination, die wir anbieten, offeriert in dieser Vielfalt kein anderer Dienst. Der Mitbewerb beschränkt sich jeweils auf Auszüge unseres Konzepts. Unser Angebot ist sowohl für potenzielle Kunden wie für Dienstleister interessant."

Den Beweis für diese Aussage können letztendlich nur die angekoppelten Wiederverkäufer liefern. Doch unabhängig davon, wie viel sie an Myshopping.de verdienen: Ein Angebot, das nichts kostet, aber möglicherweise Gewinne einbringt, lohnt sich immer

www.myshopping.de

www.dealtime.de

www.pricecontrast.de

www.myshopping.de

ComputerPartner-Meinung:

Dienste wie Myshopping.de, Dealtime oder Price Contrast generieren kein Zusatzgeschäft, drücken die ohnehin schon magere Marge noch weiter und lenken den Blick auf die Konkurrenz. Das Urteil kann eigentlich daher nur lauten: weg damit - oder? Von wegen! Egal wie viel Price Contrast und Co. finanziell einbringen, die kundenfreundlichen Web-Dienstleister erhöhen auf jeden Fall die Sichtbarkeit von registrierten Händlern im Markt. Und selbst wenn diese nur ganz wenige Aufträge online generieren und nur einen Bruchteil ihres Umsatzes über die freundlichen Helfer erwirtschaften, kostet sie doch dieser Umsatz schließlich nichts - er ist geschenkt. Und Geld geschenkt zu bekommen ist doch das beste, was einem Händler passieren kann, oder etwa nicht? (cry)