Vernetzt: smart Home - smart Business

09.09.2004
Zum dritten Mal fand Anfang September in Berlin die E-Home statt. Auf der Fachmesse für das intelligente Heim präsentierten 70 Aussteller zahlreiche Produkte und Systeme - vom Bussystem bis zum Multimedia-Endgerät. In Vorträgen und Workshops konnten die Fachbesucher sich über die neuesten Markttrends informieren. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

Vom 1. bis 3. September 2004 fand in Berlin die dritte E-Home - Fachmesse für das digitale Heim - statt. Rund 3.500 Fachbesucher informierten sich an den Messeständen der 70 Aussteller darüber, welche Produkte und Lösungen zur Digitalisierung des Heims es bereits tatsächlich gibt und welche davon in das eigene Geschäftsmodell passen. Zur Freude der Veranstalter kamen in diesem Jahr auch deutlich mehr Endverbraucher auf die Messe als noch vor zwei Jahren. Nach Ansicht von Viktor Grinewitschus, Leiter des Inhaus-Zentrums für intelligente Haussysteme Duisburg und Aussteller, ist das ein klares Zeichen, dass die Branche auf dem richtigen Weg ist und schon viele Konzepte für das vernetzte Haus mittlerweile in reale Produkte und Lösungen umgesetzt hat.

Fachkongress mit hoher Themenvielfalt

Der Hauptanziehungspunkt der Fachbesucher war jedoch der parallel laufende Kongress. Die Veranstalter mussten dabei einen wahren Themen-Spagat hinlegen, so unterschiedlich waren die Interessen und Herangehensweisen der Kongressteilnehmer an das Thema "digitales Heim". Von Architekten über Elektriker bis hin zum Fachhandel, vom Heizungshersteller über Sanitär- oder Sicherheitsfachmann bis hin zum Anbieter von Unterhaltungselektronik - alle wollen ein Stück vom versprochenen Kuchen. In zahlreichen Vorträgen und Workshops konnten sich die Teilnehmer über den Status Quo der Technik, die optimale Zusammenarbeit verschiedener Anbieter und Interessensgruppen sowie die Bedürfnisse der potenziellen Kunden informieren.

Ein digitales Heim, aber zahlreiche Ansatzpunkte

Und das Informationsbedürfnis der Fachbesucher war enorm, wie auch die zahlreichen Fragen in den Panels bewiesen, sowie die intensiven Pausengespräche über die Branchengrenzen hinaus. Während die einen bereits in der Planungsphase eines Hauses involviert sind - etwa Anbieter von Bus-Systemen, Heiz-, Sanitär- und Sicherheits-Technik sowie Architekten - bieten die anderen Produkte und Lösungen zum Nachrüsten bestehender Heime an. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem die CE-Hersteller, die sich unter dem Dach "Innovative Consumer Electronics" auf der Messe präsentierten und am 2. September im Rahmen des Kongresses ein eigenes Forum veranstalteten. Sie zeigten einen - vor allem für den CE- und IT-Fachhandel - wichtigen Trend auf: Die Heim-Elektronik geht ans Netz und macht das digitale Heim massenmarktfähig. Ob DVD-Player, Heimkino-Receiver oder Medienserver, die untereinander oder mit dem PC Unterhaltungsprogramme austauschen und mit dem Internet kommunizieren, sie werden nach Ansicht der Messeveranstalter schon bald zu einem zentralen Bestandteil des "intelligenten Heims".

Allein im vergangenen Jahr hat sich der Anteil vernetzter Haushalte in Westeuropa von 0,7 auf 2,2 Prozent verdreifacht. Vor allem die WLAN-Technologie machte laut Angaben der Veranstalter Heimvernetzungslösungen einfacher - und bezahlbarer. Dennoch steht der viel beschworene Durchbruch zum digitalen Heim noch bevor. Es gibt immer noch zu wenige Standards, kaum branchenübergreifende Kooperation und Kommunikation und auch ein eklatantes Informationsdefizit beim Kunden. Dessen waren sich die Veranstalter der E-Home auch bewusst. Und deshalb wurden die Kongressteilnehmer auch immer wieder beschworen, den Wunsch nach Exklusivität und Marktbeherrschung zu bremsen.

Kommunikation und Kooperation sind Pflicht

Das fängt schon bei den jeweiligen Produkten an. Der Kunde wird heillos überfordert, wenn er von allen Seiten die "eierlegende Wollmilchsau" angeboten bekommt, die trotzdem nicht allein zur Problemlösung ausreicht. Auch proprietäre Systeme entsprechen nicht seinem Geschmack. Diese Kritik betraf alle Anbieter, egal ob von Bus-, Heizungs- oder Haushaltssystemen oder von Unterhaltungselektronik.

Ähnlich problematisch ist für den Kunden die Wahl des richtigen Ansprechpartners beim Fachhändler oder Handwerker. Hier sind Weiterbildung und Kooperationen dringend von Nöten. Der Kunde braucht einen vertrauenswürdigen Ansprechpartner, mit dem er die Vernetzung seines Heimes besprechen will, der ihn kompetent berät und ihm ein umfassendes Angebot macht. Doch kaum ein Fachhändler, sei es aus der CE- oder IT-Welt, hat das Know-how oder die rechtliche Grundlage, eventuell notwendige Kabel einzuziehen oder Haushaltsgeräte im Netz zu integrieren. Hier müssen Elektriker ins Spiel gebracht werden. Und das verlangt neben dem grundsätzlichen Fachwissen in erster Linie den Kooperationswillen aller Beteiligten.

Meinung der Redakteurin

Konvergenz bekommt eine neue Dimension. Es geht um viel mehr als eine Revierstreitigkeit, wer der Ansprechpartner für den Endkunden beim Kauf von digitaler Unterhaltungselektronik ist. Denn mit dem Verkauf über die Ladentheke ist es nicht mehr getan. Individuelle Vernetzungslösungen werden verlangt. Und das bedeutet für den Fachhändler: neue Kompetenzen aufbauen und branchenübergreifende Kooperationen eingehen.