Green IT

Viel Grün in deutschen Unternehmen

24.12.2008
Im europäischen Vergleich sind deutsche Firmen in Sachen Umweltschutz und Energieffizienz ungeschlagen. Zu diesem Ergebnis kommt IDC in einer europaweiten Befragung unter 459 IT-Verantwortlichen.
Deutsche Unternehmen sind beim Öko-Engagement Spitze.

Die Green-IT-Initiativen der deutschen Wirtschaft schlagen an. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern brauchen sich deutsche Firmen jedenfalls nicht verstecken: Kein anderes Land kann auf ein solches Umweltbewusstsein im Business-Umfeld verweisen. IDC fand heraus, dass die Mehrheit der deutschen Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern bereits Green-IT-Strategien umsetzt oder plant. Bei der Untersuchung wurden 459 IT-Verantwortliche in Europa befragt, darunter Experten aus 80 deutschen Firmen.

Auftraggeber der IDC-Studie ist Computer-Hersteller Dell. Der Hardware-Anbieter entwickelt einen europäischen Index, genannt das Green-IT-Barometer, mit dem die Fortschritte der Industrie in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit regelmäßig gemessen werden sollen.

Laut Auskunft der befragten IT-Spezialisten verfügen schon 49 Prozent der deutschen Unternehmen über ein Umwelt-Konzept. Dazu kommen noch einmal 13 Prozent, die in einem Zeitraum von zwei Jahren eine Green-IT-Strategie vorlegen und mit der Umsetzung beginnen wollen. IDC schließt daraus, dass Green IT kein Modewort mehr ist, sondern sich längst in deutschen Unternehmen etabliert ist.

Hauptmotive für den Green-IT-Umstieg

Investitionen grüne IT-Komponenten begründen die Befragten mit drei wichtigen Zielen: Durch den Umstieg auf energieeffiziente und nachhaltige Systeme erhoffen sich 70 Prozent der Befragten eine spürbare Kostensenkung für den laufenden Betrieb. Mehr als die Hälfte der Firmen (57,7 Prozent) denkt an die Zukunft und plant schon das Recycling der Komponenten beim Kauf mit ein. Ebenso viele IT-Abteilungen setzen mit grünen Strategien Vorgaben des Gesetzgebers um.
Dem gegenüber stehen als etwas weniger wichtige Motive die Erwartungshaltung der Kunden (47,5 Prozent) und der eigenen Mitarbeiter (48,8 Prozent) an das Umweltbewusstsein des Unternehmens.

Die Umwelt-Vorhaben setzen IT-Abteilungen ganz unterschiedlich um. 71 Prozent der Befragten setzen den Hebel beim System- und Server-Management an. Viel genutzt wird auch Software zur Überwachung und Steuerung der Kühlung im Rechenzentrum (67 Prozent). An die Änderungen im Aufbau und Design Rechenzentrums wagen sich 58 Prozent der IT-Verantwortlichen. Erstaunlicherweise setzen erst 56 Prozent der Unternehmen auf Virtualisierung - ein ziemlich niedriger Wert. Mit dieser Technik ließen sich wohl die größten Energieeinspareffekte erzielen. Stattdessen bauen 69 Prozent der Firmen auf die Mithilfe ihrer Belegschaft und wollen ökologisch verträgliches Verhalten der Mitarbeiter fördern.

Keine Zeit für Green IT

IDC erkundigte sich auch nach den Hürden bei der Umsetzung einer Green-IT-Strategie. Das Haupthindernis stellt danach die mangelnde Zeit dar, sich um das Öko-Thema zu kümmern. Fast jeder Zweite (49 Prozent) nannte diesen Grund. Hinderlich ist zudem, dass zwei von fünf Unternehmen über fehlendes Wissen klagen, wie Green IT realisiert werden kann. Immerhin 43 Prozent aller Antwortenden bemängeln ferner, dass verbindliche Standards und Benchmarks für Öko-Strategien fehlen. In der Tat schälen sich erst seit einigen Wochen erste Zertifizierungsangebote von unabhängigen Organisationen wie dem TÜV Rheinland oder Dekra heraus.

Nicht ganz überraschend verhindern bei 40 Prozent der Befragten "Konflikte mit anderen Unternehmensvorgaben" Öko-Initiativen für die hausinterne ITK, schreibt IDC. Einer dieser Konflikte dürfte sein, dass die Einführung von Green-IT-Konzepten erst einmal Geld kostet, bevor die Früchte solch einer Öko-Strategie geerntet werden können.

Management ist kein Bremsklotz

Eine Erkenntnis der IDC-Umfrage ist ebenfalls sehr interessant: Das Management ist bei Überlegungen zur Einrichtung einer ökologisch korrekten ITK nicht der Bremsklotz. Lediglich 24 Prozent aller befragten IT-Verantwortlichen fühlt sich von den Entscheidern in einem Konzern in Sachen Green IT unzureichend unterstützt.

In Deutschland keine Anreize zum Stromsparen

Etwas überraschend ist ein weiteres Ergebnis der IDC-Studie: Zwei Drittel aller Unternehmen (67 Prozent) in Deutschland sehen keine Anreize zu Einsparungen beim Stromverbrauch in der IT. Das Marktforschungsinstitut kommentiert dieses Ergebnis mit der Aussage, hier müsse "noch nachgebessert werden, wenn man beispielsweise die geplanten Kosteneinsparungen auch tatsächlich realisieren will."

Das Ergebnis überrascht auch insofern, als das Borderstep-Institut aus Berlin einmal vorgerechnet hat, dass sich hierzulande die Stromkosten aufgrund der gestiegenen Energiepreise allein vom Jahr 2000 bis 2006 mehr als verdreifacht haben.

Die IDC-Studie zeigt schließlich, dass sich die meisten Firmen zurzeit "nur mit einzelnen Aspekten" des Themas befassen. Um Green-IT in ganzer Breite in der Unternehmens-IT zu etablieren, müssen noch erhebliche Anstrengungen unternommen werden.

Thomas Meyer, Vice President der IDC European System and Infrastructure Solution Group, ist allerdings optimistisch: "Man kann davon ausgehen, dass Unternehmen in naher Zukunft ihre Green-IT-Investitionen steigern werden." Deutsche Großkonzerne hätten schon 3,9 Prozent ihres IT-Budgets in Green-IT-Projekte investiert. Meyer: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass in zwei Jahren die Investitionen in Green-IT 4,8 Prozent der IT-Budgets ausmachen werden." (jm)

(COMPUTERWOCHE)