Keine Nutzenanalyse

Viele Firmen investieren ungezielt in IT

13.04.2011 von Karin Quack
Nur jedes zweite Unternehmen hat ein klares Verfahren zur Auswahl der IT-Investitionen. Die Auswirkungen von Investitionsprojekten auf andere IT-Maßnahmen werden selten ermittelt.
Ohne Nutzenanalyse versenken die Unternehmen viele Investitionen
Foto: Fotolia, Fuxart

Häufig scheitern IT-Projekte in der Praxis, weil sich der Nutzen nicht eindeutig ermitteln lässt. Zu dieser kritischen Selbsterkenntnis stehen zwei von fünf der 166 IT-Manager aus mittelständischen und großen Unternehmen, die das Beratungsunternehmen Ardour Consulting kürzlich befragte.

Zudem bekannte sich nur ein knappes Drittel der Teilnehmer explizit dazu, dass im Falle einer unzureichenden Nutzenperspektive eine IT-Maßnahme vorzeitig beendet und die getätigte Investition abgeschrieben werden müsse. Offenbar ist es immer noch gang und gäbe, IT-Projekte auf Teufel komm raus durchzuschleppen, um keinen Irrtum einräumen zu müssen.

Fundierte und einheitliche Verfahren zur Auswahl von IT-Projekten finden sich laut Ardour nur in jedem zweiten Unternehmen - und auch dort oft nicht durchgängig. Lediglich 17 Prozent der Umfrageteilnehmer fühlt sich hier auf der sicheren Seite, weil sie eine solche Methode in vollem Umfang nutzen.

Nutzenanlyse nur für einzelne Projekte

Die Auswirkungen auf andere IT-Vorhaben bleiben oft nebulös.
Foto: Ardour Consulting

Wenn überhaupt, so blicken viele Unternehmen hinsichtlich ihrer IT-Investitionen strikt auf den Einzelfall; dessen mögliche Auswirkungen auf andere Vorhaben lassen sie häufig außer Acht, so die Studie. Nicht einmal jeder zweite Teilnehmer prüft, ob ein geplantes IT-Vorhaben möglicherweise den Nutzen anderer Projekte verhindert oder schmälert. Auf die Frage, ob die Methode zur Auswahl von IT-Investitionen auch negative Rückkopplungen ermittle, antworteten nur zwölf Prozent der Befragten mit einem uneingeschränkten "ja", weitere 21 Prozent reklamieren dies "teilweise".

"Unternehmen stellen unbestritten ein sehr komplexes Gebilde an soziotechnischen Strukturen dar", sagt Ardour-Geschäftsführer Michael Maicher: "Jede technologische Veränderung hat zwangsläufig auch Konsequenzen für das strukturelle, organisatorische oder personelle Umfeld, und diese Wirkungen müssen im Rahmen des Value-Management vor den Investitionsentscheidungen genau analysiert werden." Anderenfalls drohten Nutzeneinbußen bei den Projekten.

Maicher empfiehlt Unternehmen, Investitionen ab einer gewissen Größenordnung auf jeden Fall einheitlich strukturierten Vorstudien zu unterwerfen. Ein unabhängiges und interdisziplinäres Team müsse den jeweiligen Nutzenbeitrag untersuchen und bewerten. Zusammensetzen sollte es sich - je nach Unternehmensorganisation - aus Mitgliedern des CIO-Bereichs, des Controllings und der Organisationsentwicklung.