Vodafone: Weltmarktführer in der Krise?

25.07.2006
Vodafone muss auf der heutigen Aktionärshauptversammlung mitteilen, wie ein Verlust von 25 Milliarden Euro entstehen konnte. Zudem herrscht Klägungsbedarf, weshalb der Europa-Chef in spe, Bill Morrow, unerwartet zum Monatsende den Konzern verlässt.

Für Vodafone wird das Eis zusehens dünner. Nachdem in den vergangenen Monaten bereits mehrfach über eventuelle Übernahmen des Konzerns spekuliert wurde, steht nun die Aktionsversammlung ins Haus. Auf dieser muss Geschäftsführer Arun Sarin den Anlegern Rede und Antwort stehen - Antworten, die nicht jeden zufrieden stellen dürften. Unter anderem muss erklärt werden, weshalb der Gesamtkonzern Jahresverluste in Höhe von 25 Milliarden Euro verzeichnet. Auch der Verblieb des Europa-Chefs in spe, Bill Morrow, der nun überraschend das Unternehmen verlassen wird, ist nicht eindeutig geklärt.

Gründe für den hohen Verlust sind in erster Linie Abschreibungen auf dem europäischen Markt, dabei steht die deutsche Tochter im Mittelpunkt. Bereits im Juni 2004 gab es erste Anzeichen dafür, dass der Konzern nach der Übernahme von Mannesmann D2 rund 40 Milliarden Euro an Steuergeldern abschreiben möchte (AreaMobile berichtete). Um auf die Entwicklung des Europa-Marktes zu reagieren und die Verluste zu verringern, wurde der ehemalige Japan-Chef, der zuvor bereits für den englischen Markt verantwortlich war, nach Europa verschifft. Um so fragwürdiger ist nun, weshalb Bill Morrow bereits zum Monatsende Vodafone den Rücken kehren wird und nicht sein Amt als Europa-Chef antritt. Auf der gestrigen Pressekonferenz wollte sich Sarin nicht näher dazu äußern.

Auch im Kerngeschäft läuft nicht alles rund. Zwar konnte VF gestern bekannt geben, dass man in den Monaten von April bis Juni 2006 rund 4,5 Millionen Neukunden gewinnen konnte, dennoch sind die Analysten mit der Ausrichtung der Geschäftsfelder nicht zufrieden. Vor allem die Konzentration auf den Mobilfunk scheint negative Auswirkungen zu haben, wenngleich das Unternehmen am Telekom-Rivalen Arcor im Festnetz mehrheitlich beteidigt ist. Trotzdem fehlt es an Kombi-Paketen aus Mobilfunk, Festnetz und Internet. Auch UMTS, die eigentliche Paradedisziplin der Briten, bietet ebenfalls noch viel Ausbaupotenzial. Während derzeit 9,1 Millionen Vodafone-Kunden über den modernen 3G-Standard kommunizieren, sind es beim Konkurrenten Hutchison 3G weltweit bereits mehr als 15 Millionen Teilnehmer.

Eine grundlegende Umstrukturierung ist somit notwendig, wenn Vodafone wettbewerbsfähig und Sarin weiterhin in seinem Amt bleiben möchte. Dies wird jedoch zunehmend unwahrscheinlich, denn mit Morley Fund Management hat bereits ein Anteilseigner angekündigt, gegen die Wiederwahl des CEO zu stimmen. Mit Fidelity und Barclays PLC halten noch weitere Fonds über 15 Prozent der Aktien - auch hier dürften die aktuellen Entwicklung mit Unmut aufgenommen worden sein.

powered by AreaMobile