TK-Systeme im Vergleich

VoIP: der kommunikative Stromfresser

03.06.2008
Der Fachausschuss Technik des VAF hat in einer Vergleichsanalyse Verblüffendes herausgefunden: VoIP verbraucht viel mehr Strom als die gute alte Telefonanlage.

Der Fachausschuss Technik des VAF hat in einer Vergleichsanalyse Verblüffendes herausgefunden: VoIP verbraucht viel mehr Strom als die gute alte Telefonanlage.

Aufgrund wachsender Energiekosten und einer zunehmenden Sensibilität für die Umwelt- und Klimaproblematik rückt auch bei Telefonsystemen der Stromverbrauch stark in den Fokus. Nach Berechnungen einer Vergleichsanalyse des VAF (Bundesverband Telekommunikation e.V.) im Mai 2008 kann der Energieverbrauch vor allem bei modernen VoIP-Systemen zu einem ernsthaften Kostenfaktor werden, der die Betriebskosten erheblich belastet.

Aus diesem Grund hat der Fachausschuss Technik des VAF anhand herkömmlicher und VoIP-TK-Anlagen in vier Szenarien (klassisch beziehungsweise TDM, hybrid mit VoIP-Telefonen, reines VoIP und VoIP mit Softphones) die Energiekosten für drei beispielhafte Unternehmensgrößen (100 Mitarbeiter in einem Gebäude, 500 in zwei Gebäuden und 1.000 Mitarbeiter in vier Gebäuden) berechnet.

Die konkreten Energieverbrauchsberechnungen wurden exemplarisch auf Basis von Siemens Hipath-TK-Anlagen und Cisco Catalyst Switches sowie handelsüblichen Servern (die Kapazität der jeweiligen Geräte wurde je nach Unternehmensgröße gewählt) vorgenommen.

Ergebnisse der Analyse: Ein VoIP-Projekt benötigt immer wesentlich mehr Strom als eine klassische Telefonanlage in Kombination mit einem parallelen Datennetz. Die klassischen beziehungsweise Standard-TK-Anlagen sind vom Stromverbrauch her am günstigsten.

Stromkosten pro Jahr

kleine Unternehmen (bis zu 100 MA)

mittlere Unternehmen (100 bis 500 MA)

größere Unternehmen (mehr als 500 MA)

Standard-TK-Anlage

6.109,99

23.714,93

51.256,22

Hybride TK-Anlage

8.948,23

35.320,18

64.879,78

VoIP-Anlage mit VoIP-Telefonen

9.337,18

35.582.98

66.246,34

VoIP-Anlage mit Softphones

6.498,94

23.977,73

51.361,34

Angaben in Euro, Quelle: VAF

Wie viel Strom verbrauchen herkömmliche Telefonapparate?

Die Gründe für die Unterschiede liegen in der erwünschten Verfügbarkeit der Telefonsysteme: Für die VoIP-Systeme sind - Stichwort Redundanz - mehr Koppelkomponenten notwendig. Erfreulich ist daran zwar für jeden Systemadministrator und Nutzer, dass das Datennetz durch VoIP eine Verfügbarkeit und Redundanz erhält, die es bisher nicht hatte. Dennoch ist unübersehbar, dass die Energiekosten deutlich steigen. Insbesondere dann, wenn der Nutzer am Schreibtisch von der neuen Technik nichts merken soll oder will, also weiterhin herkömmliche Tischtelefone einsetzen möchte.

Der Unterschied zwischen VoIP-Telefonapparaten auf jedem Schreibtisch und der Nutzung der bereits in den Laptops integrierten Softphones ist in Sachen Stromverbrauch signifikant. Letzterer entspricht fast dem niedrigen Stromverbrauch einer klassischen Telefonanlage. Die Kostenunterschiede zwischen einem VoIP-Tischapparat und einem guten Headset bieten darüber hinaus noch erhebliche Einsparungspotenziale und sprechen für eine PC-Telefonielösung.

Weiteres Einsparpotenzial bietet sich laut VAF jedoch dann, wenn Strom fressende Server im Rechenzentrum ersetzt werden. Dedizierte Server verbrauchen stündlich etwa 550 Watt, moderne Blade Server nur noch 175 Watt pro Stunde. Allein durch den Einsatz von Low-Voltage-Prozessoren lässt sich schon eine Kosteneinsparung von rund 30 Prozent erzielen.

Aber es geht nicht nur um Strom sparende Prozessoren: Auch Netzteile, Speicherbauteile oder Lüfter tragen erheblich zum Stromverbrauch bei. Auch die Virtualisierung der Server und Anwendungen steuern zur Kostenreduzierung bei. Die meisten Server weisen heute im Rechenzentrum eine durchschnittliche Auslastung von 20 Prozent auf. Durch Virtualisierung kann die Auslastung um ein Mehrfaches verbessert werden. Eine Optimierung der Serverinfrastruktur führt in der Regel dazu, dass ohne Verlust an Verfügbarkeit oder Beeinträchtigung der Service-Level, weniger Maschinen betrieben werden müssen.

Fazit

Es gibt drei Hebel, um IT-Projekte energieeffizienter zu machen: Den Verbrauch reduzieren, die Infrastruktur optimieren und die Ressourcen effizienter nutzen. So lassen sich mit der richtigen Auswahl der Server- und Netzwerkkomponenten in Kombination mit intelligenten Betriebskonzepten erhebliche Energieeinsparungen vornehmen. Dies sollte jeder bedenken, der gleichermaßen Umweltschutz und Kosteneinsparungen erreichen will. (go)