VoIP und Mobiltelefone bringen Risiken mit sich

27.06.2005
Die Übermittlung von Sprachpaketen über IP-basierte Netze, also das so genannte Voice-over-IP (VoIP) kommt immer mehr in Mode. Doch neben der zweifellosen Ersparnis bei Ferngesprächen oder durch die Pflege von nur noch einem (Daten.)Netz, kommen durch die neue Technologie auch neue Gefahren auf. Patrick Heinen, IT-Sicherheitsexperte bei Symantec, erklärt, wie man sich davor schützen kann.

Über das Internet zu telefonieren, via Voice-over-IP (VoIP) liegt im Trend: Die Ersparnis zum herkömmlichen Telefonieren ist insbesondere bei Auslandsgesprächen groß. So lässt sich das Schwätzchen mit der Freundin in Frankreich, der Kontakt zu den Liebsten in Neuseeland oder mit dem auf Geschäftsreise befindlichen Partner äußerst günstig halten. Neben dem Kostenvorteil gibt es aber eine Kehrseite der Medaille, die Nutzer der Internetanrufe nicht außer Acht lassen sollten: So lassen sich die via Web geführten Telefongespräche technisch gesehen recht einfach abhören. "Bei Voice-over-IP findet ein ganz gewöhnlicher Datentransfer statt, wie man ihn von der Internetnutzung her kennt. Daher bestehen beim Internettelefonieren auch die gleichen Risiken", erklärt Patrick Heinen, IT-Sicherheitsexperte bei Symantec.

Über den Datenverkehr, in den das Gesprochene beim Internet-Telefonieren verpackt wird, können also auch Schadprogramme wie Viren oder Trojaner auf den Rechner eingeschleust werden. "Hacker können die Rechner, über die telefoniert wird, ins Visier nehmen und sich Zugriff auf den Heim-PC verschaffen oder Computer-Systeme mit massiven Angriffen, so genannten Denial of Service Attacken, komplett lahm legen", so Heinen. Auch mit eigens für die Internet-Telefonie programmierten, digitalen Schädlingen müssen die Anwender nach Einschätzung von Analystenhäusern wie Gartner wohl in absehbarer Zeit rechnen - hier hat leider jede neue Technologie ihren kleinen Pferdefuß.

Auch Spam für die Internet-Telefonie, genannt SPIT, kann zum lästigen Begleiter werden. Bei dieser neuen, dreisten Form des automatisierten Telefonmarketings setzen die Belästiger Computersysteme ein, von denen aus Sprachnachrichten auf mehreren tausend Anschlüssen pro Minute verteilt werden können. So wird der Anwender plötzlich mitten in der Nacht mit "reizvollen" Angeboten zur Vermehrung seiner Reichtümer, den Diensten von Natalie oder vermeintlichen Spendenaufrufen überschüttet.

Schutzimpfung für's Internettelefon

Ungebetenen Gästen kann man praktischerweise mit herkömmlichen Schutzprogrammen wie Firewall und Virenscanner "den Zutritt" verwehren. Die eingesetzte Firewall sollte in jedem Fall sowohl den eingehenden als auch den ausgehenden Datenverkehr überwachen. Auch eine Einbruchsblockade (Intrusion Prevention System) sollte vorhanden sein: Sobald das Programm bei einem ankommenden Datenpaket ungewöhnliche "Anhänge" erkennt, blockt es den Zugang zum Rechner. Damit die Software-Lösung immer auf dem aktuellen Stand ist, werden Aktualisierungen über Live-Update automatisch aufgespielt, sobald der Nutzer online ist.

Um sich vor Spam bei der Internet-Telefonie zu schützen, sollten Anwender in den Einstellungen des VoIP-Programms nur die Personen beziehungsweise Telefonnummern autorisieren, mit denen sie per Internet-Telefonie kommunizieren. "Auch eine Einschränkung der Uhrzeit, zum Beispiel, dass nicht zwischen ein und sieben Uhr morgens telefoniert wird, kann die "nette Nachricht", Gewinner des australischen Lottojackpots zu sein, abwehren", rät der Symantec-Experte.

Schutz vor Paris-Hilton-Effekt

Spätestens seit ein Hacker das Telefon-Adressbuch von Paris Hilton kopierte, weiß man, dass auch Handy-Besitzer nicht vor unliebsamen Hacker-Attacken gefeit sind. Vor allem sind so genannte Smartphones gefährdet, die über viele Funktionen und Schnittstellen, wie ständiger Internetzugang über UMTS oder GPRS und Bluetooth, verfügen.

Damit solche Handys nicht zum Spion in der Tasche mutieren, sollten Nutzer die Bluetooth-Funktion nur bei Bedarf eingeschaltet lassen. Ist sie aktiviert oder kann nicht abgeschaltet werden (zum Beispiel beim Benutzen von Freisprechanlagen), sollte die Geräteeinstellung "Verbergen" aktiviert sein, damit ein unerwünschtes Auskundschaften der auf dem Gerät abgespeicherten Informationen nicht möglich ist. Über Bluetooth können sich auch Schadprogramme für Smartphones verbreiten. Heinen empfiehlt daher, dass Nutzer solcher Geräte nur Datenpakete akzeptieren sollten, die sie auch wirklich erwarten.

Tarnkappe für Smartphones

"Die Bedrohung bei Handy-Viren ist im Moment noch gering, da ein schneller Verbreitungsmechanismus fehlt. Die meisten Schadprogramme sind zudem nur Testwürmer und stellen zur Zeit noch keine Gefahr für Smartphones dar", so der Sicherheitsexperte. Im Prinzip haben Smartphones aber ein vergleichbares Sicherheitsrisiko wie PCs mit Internet-Zugang. "Sind solche Geräte also erst einmal mehr verbreitet, ist damit zu rechnen, dass sie verstärkt zum interessanten Ziel für Hacker und Virenschreiber werden", weist Heinen auf zukünftige Gefahren hin.

Der große Unterschied zum PC ist, dass mit Smartphones die gespeicherten Daten quasi auf die Straße getragen werden. "Nutzer sollten daher unbedingt neben einem Virenscanner auch eine Firewall installieren, die den Zugriff Dritter blockiert", legt der Symantec-Experte nahe. "Dies sollten insbesondere Leute beherzigen, die auf ihrem Gerät sensible Informationen wie Zugangsdaten, Kontoinformationen und so weiter abspeichern, oder auch ihr Gerät beruflich nutzen."

Mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen könnte Paris Hilton in Zukunft alle Funktionen des Mobiltelefons wieder unbeschwert nutzen und auch das preiswerte Internet-Telefonieren bleibt nicht nur günstig, sondern auch sicher. (rw)