Inplace-Upgrade im Praxistest

Von Windows 7 direkt auf Windows 10 upgraden

09.07.2015 von Frank-Michael Schlede und Thomas Bär
Ein direktes Update über eine Windows-Version hinweg war bislang kein leichtes Unterfangen. Microsoft will Anwendern den Umstieg von Windows 7 auf Windows 10 möglichst einfach machen. Wie schnell und einfach das geht, haben wir ausprobiert.

Es gibt sicher viele Gründe, warum Anwender und Firmen sich entschieden haben, ihre Rechner nicht mit Windows 8/8.1 auszurüsten. Ist es bei den Anwender oft die Furcht vor der neuen Oberfläche und dem damit verbundenen Umlernen, so stehen bei IT-Profis noch andere Problempunkte im Fokus. Dazu gehört auch die Möglichkeit, das Betriebssystem möglichst ohne große Probleme "Inplace" auf die neue Version zu bringen: Das klappte zwar durchaus beim Umstieg von Windows 7 auf Windows 8/8.1, aber als Windows 8 auf dem Markt erschien, wurde in sehr vielen Firmen noch mit XP und in einigen auch mit Windows Vista gearbeitet – für beide Windows-Versionen war es nur eingeschränkt möglich, ein System mit all seinen Anwendungen "Inplace" ohne Verluste auf die neue Betriebssystemversion zu bringen. Aber auch beim Umstieg von Windows 7 war der Tipp vieler IT-Profi: Lieber ein sogenannter "Clean-Install" als ein Inplace-Upgrade.

Microsoft verspricht, dass solche Probleme der Verfügbarkeit von Windows 10 der Vergangenheit angehören, und dass Nutzer und Administratoren einen Inplace-Upgrade auch von der vorletzten Windows-Version vor Windows 10 (in diesem Fall also Windows 7) ausführen können, ohne dass dabei Einstellungen oder Anwendungen verloren gehen. Obwohl es sich bei allen aktuellen Versionen von Windows 10, die bereits online erhältlich sind, ganz ausdrücklich um Vorabversion handelt, die noch eine ganze Strecke bis zu einem Beta-Release zurücklegen sollen, hat sich diese Software doch schon als recht stabil erwiesen.

Versuch aus der Praxis: Ein direktes Update von Windows 7 auf Windows 10

Diese bemerkenswerte Stabilität und eine Demonstration von Microsoft für die Presse, bei der ein Inplace-Update anhand eines Video-Mitschnitts vorgeführt wurde, haben uns dazu veranlasst, einen entsprechenden praktisch orientierten Test durchzuführen. Dazu haben wir eine Windows-7-Installation ausgewählt, die wir bereits in mehreren Projekten innerhalb unseres Testnetzwerks als produktives Live-System eingesetzt haben, da sie uns als ein gutes Testobjekt für ein möglichst realistisches Inplace-Update erschien.

Es handelte sich dabei um Windows 7 Ultimate in der x64-Version auf dem zudem einige Anwendungen installiert und auch im Gebrauch waren. Dazu gehörten Teile von Office 2013 Plus (Word, Excel sowie Outlook in einer zweiten Testinstallation), der Mozilla Firefox in der Version 37.01, Thunderbird in der Version 31.6, der Nitro PDF-Reader (Version 3.5.6.5), die Freeware FileZilla sowie Teamviewer in der Version 10. Das komplette System wurde als virtuelle Maschine unter VMware Workstation 11 betrieben. Als Zielsystem für ein Update haben wir uns die ISO-Datei des Build 10041 von Microsofts Web-Seite heruntergeladen. Zwar existierte zum Testzeitpunkt Anfang/Mitte April 2015 bereits der Build mit der Nummer 10049, doch dieser konnte nicht in einer ISO-Datei bezogen werden, so dass wir ihn dann nachträglich durch ein Update auf das System gebracht haben.

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Der Start zum Inplace-Update auf die Vorabversion von Windows 10: Als Ausgangssystem Windows 7 x64 in der Ultimate-Version personalisiert und mit Anwendungen.
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Etwas Warten ist angesagt: Insgesamt verlief ein Update von Windows 7 auf die Vorabversion von Windows 10 aber recht zügig und problemlos.
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Von der Windows 8/8.1-Installation her bekannt: Der Nutzer kann wählen, ob schon im Vorfeld Einstellungen anpassen will. Beide Optionen wurden getestet und bereiteten keine Probleme.
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Wichtige erste Erkenntnis nach dem Neustart: Die lokalen Windows-7-Nutzer blieben alle erhalten, konnte weiter genutzt werden und das System versuchte auch nicht, den Nutzer auf ein Microsoft-Konto zu „drängen“.
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Die schon von Windows 8/8.1 bekannten „Farbenspiele“ blieben den Testern auch beim zweiten Update auf den Build 10049 leider nicht erspart.
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Der Nutzer fühlt sich gleich wieder daheim: Nach dem Neustart findet er nicht nur ein Startmenü mit seinen Anwendungen sondern auch das gewohnte Hintergrundbild seines Desktops wieder.
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Wichtig für den Einsatz im Firmenumfeld: Auch die zuvor definierten und angebundenen Netzwerk-Shares und -Pfade stehen nach dem Update weiter zur Verfügung und müssen nicht neu eingerichtet werden.
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Die zuvor installierten Anwendungen wie Word funktionieren und alle Zugriffspfade stehen bereit: Nur beim ersten Start führt unsere Office-Installation eine neue Konfiguration durch.
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Erst wenn die Updates für die Vorabversionen auf „Schnell“ gestellt werden, bekommt der Tester auch sofort den Build 10049 geliefert, der nicht als ISO-Datei bereitsteht.
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Der Build 10049 brachte auch Cortana „richtig“ auf das System, allerdings funktioniert das nicht mit den lokalen Konten der ehemaligen Windows-7-Version, hier ist eine Anmeldung mit einem Microsoft-Konto nötig.
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Auch die Vorabversion des Spartan-Browsers konnte dann nach dem weiteren Update auf den Build 10049 problemlos (auch ohne Microsoft-Konto) auf dem ehemaligen Windows-7-System betrieben werden.

Die ISO-Datei des Build 10041 haben wir als DVD-Laufwerk unter Windows 7 angebunden und anschließend durch Aufruf von "Setup" die Installation gestartet. Zuvor haben wir das Windows-7-System noch mit allen zu diesem Zeitpunkt aktuellen Patches und Updates ausgestattet. Das Setup informierte uns zunächst mit einigen Warnungen über die besondere Natur der Vorabversion. Wir haben den "Technical Preview" mit der Einstellung "Windows-Einstellungen, persönliche Dateien und Apps behalten" auswählt und mit den Update gestartet.

Dieser ganze Vorgang lief recht unspektakulär mit zweimaligem Neustart ab und präsentierte uns nach nicht ganz 25 Minuten den Login-Bildschirm des Windows-10-Systems. Wir konnten uns dann ohne Probleme mit den Passwörtern der bereits unter Windows 7 angelegten verschiedenen Nutzer am System anmelden. Gut fanden wir es dabei, dass Windows 10 automatisch die vorhanden drei lokalen Nutzer übernommen und richtig anlegt hatte.

Desktop unter Windows 10 mit den gewohnten Anwendungen

Beim ersten Anmelden muss der Nutzer leider zunächst die gleichen "Farbenspiele" über sich ergehen lassen, die schon Windows 8/8.1 beim Einrichten der Anwendungen auf dem Bildschirm präsentierte. Danach erschien der Desktop mit dem von uns unter Windows 7 eingestelltem Hintergrundbild und den gewohnten Icons auf dem Bildschirm. Ein zweiter Test mit einem Windows 7, bei dem das Standard-Hintergrundbild des Betriebssystems eingestellt war, zeigte uns, dass Windows 10 diesen dann durch das Standardhintergrund-Hintergrundbild von Windows 10 ersetzt. Wer diese Einstellung jetzt für eine Marginalie hält, hat zwar prinzipiell recht, aber hat andererseits auch nicht die aufgeregten Anrufe beim Service-Desk abhandeln müssen, weil Anwender "ihr Windows" nicht mehr wiedererkennen, wenn da plötzlich ein ganz anderer Hintergrund auf dem Bildschirm erscheint. Darum legen auch alle guten Migrationswerkzeuge Wert darauf, neben so wichtigen Einstellungen wie den Standardpfaden, auch diese "Marginalien" richtig zu übertragen.

Der Nutzer fühlt sich gleich wieder daheim. Nach dem Neustart findet er nicht nur ein Startmenü mit seinen Anwendungen sondern auch das gewohnte Hintergrundbild seines Desktops wieder.
Foto: Thomas Bär / Frank-Michael Schlede

Der nächste wichtige Punkt: Auch das neue Startmenü verhielt sich wie gewünscht und hatte dabei die auf dem System installierten Anwendungen richtig integriert. Ein erster Aufruf von Microsoft Word veranlasste die Anwendung zwar dazu, zunächst eine Konfiguration durchzuführen, bei der dann aber augenscheinlich sehr wenig geschah. Danach konnten wir aber die Office-Anwendungen wie gewohnt verwendet, ohne das die neue Eingabe des Lizenzschlüssels notwendig war. Die in einigen Internet-Foren aufgezeigten Schwierigkeiten mit Outlook konnten wir nicht nachvollziehen, allerdings haben wir diese Software auch nur kurz mit einer IMAP-Anbindung getestet, die in unserer Testumgebung problemlos funktionierte. Sehr wichtig: Alle Pfade und ebenso die Historie der verwendeten Dateien wurden übernommen und der Zugriff auf alle Dateien stand weiter direkt zur Verfügung. Einem nahtlosen Weiterarbeiten stand also nichts im Weg.

Wir hatten zusätzlich während des Einsatzes der virtuellen Windows-7-Installation verschiedene Netzwerk-Freigaben unseres Test-Netzwerks mit diesem System verbunden, die ebenfalls alle über den Update-Prozess hinweg erhalten blieben und dann direkt im etwas überarbeiteten Explorer von Windows 10 bereitstanden. Auch der Mozilla-Browser Firefox arbeitete nach dem Update problemlos und war nach wie vor als der Standard-Browser des Betriebssystems eingestellt, wie auch alle anderen Standardprogramme weiterhin erhalten geblieben waren. Das Betriebssystem hatte hier beim Update nur die Startseite dieses Standard-Browsers auf die MSDN-Seite verändert.

Auch die Vorabversion des Spartan-Browsers konnte dann nach dem weiteren Update auf den Build 10049 problemlos (auch ohne Microsoft-Konto) auf dem ehemaligen Windows-7-System betrieben werden.
Foto: Thomas Bär / Frank-Michael Schlede

Um die aktuellsten Updates der Vorabversion zu bekommen, haben wir anschließend in den Einstellungen für Windows-Updates unter dem Eintrag Installationsart für Vorabversionen die Option Schnell ausgewählt. Auf diese Weise bekam dann unser Testsystem kurze Zeit später automatisch den Build mit der Versionsnummer 10049 zum herunterzuladen angeboten und startete dessen Installieren. Bereits bei einen anderem Testsystem, auf dem wir Windows 10 "Bare-Metal" installiert hatten, konnten wir feststellen, dass gerade dieses Update sehr viel Zeit benötigte. Dieser Eindruck bestätigte sich auch bei unserem ehemaligen Windows-7-System: Es nahm erheblich mehr Zeit in Anspruch als die vorherige Inplace-Installation von 10041. Trotzdem gelang es schlussendlich dann auf das System und nun konnten wir auch unser "erweitertes Windows-7-System" mit der Vorabversion des neuen Spartan-Browsers testen.

Fazit: So kann ein Upgrade funktionieren

Wir müssen zum Abschluss noch einmal darauf hinweisen, dass ein Test mit einer derart frühen Betriebssystemversion grundsätzlich nur wenig Aussagen über das endgültige Release zulässt. Aber die positiven Erfahrungen bei diesem Update-Test, der grundsätzlich sehr viel reibungsloser verlief als ähnliche Untersuchungen, die wir in früheren Zeiten mit Beta-Releases durchgeführt haben, zeigen unserer Einschätzung nach, dass Microsoft sich mit dieser Version auf einem guten Weg befindet.

Verfolgt die Firma den eingeschlagenen Weg weiterhin so konsequent, könnte sich Windows 10 zu einer sehr interessanten Betriebssystemalternative für den Desktop entwickeln. Das Inplace-Update unseres Windows-7-Testsystems hat uns jedenfalls überrascht und überzeugt, da wir nicht wirklich mit einem derart einfachen und problemlosen Update gerechnet hätten. (mje)