Kunden wollen Komplettlösungen

Warum KMUs kooperieren sollten

17.08.2011
Wie Mittelständler gemeinsam gegen die Großen der Branchen antreten können, sagt Helmut König.

Begriffe wie Cluster, Kooperationen und Netzwerke sind heute in aller Munde, denn sie sind eine wirkungsvolle Antwort des Mittelstandes auf die Angebote der Großindustrie. Leider zeigen Untersuchungen, dass viele dieser Organisationen nach ein oder zwei Jahren wieder auseinandergehen. Thomas Herzog, Begründer von Raumfaktum, einem Kooperationskonzept mit Kooperationen in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, kümmert sich seit vielen Jahren um den Aufbau von Kooperationen. Der Autor Helmut König hat Thomas Herzog zu seinen diesbezüglichen Erfahrungen befragt.

? Herr Herzog, warum spricht heute die ganze Welt über Kooperationen, Netzwerke und Cluster?

Thomas Herzog: Ganz einfach: Weil es ohne nicht mehr geht! Unser Kunde verlangt nach Komplettlösungen. Ohne Probleme und mit funktionierenden Schnittstellen. Und ganz wichtig: mit einem kompetenten Ansprechpartner für all seine Wünsche und Fragen. Überregionale Netzwerke und regionale Cluster stellen eher lockere Zusammenschlüsse dar. Sie dienen dem Kennenlernen und dem Austausch von Informationen. Da ist es gut, dass man diese Beziehungen hat und eventuell bei Bedarf darauf zurückgreifen kann.

Kooperationen dagegen arbeiten ständig und eng zusammen und verlangen dadurch auch eine professionelle Aufstellung in Organisation, Strukturen, Personalführung, Vertrieb und Marketing.

? Netzwerke und Cluster sind also zumeist ein loser Zusammenschluss, Kooperationen dagegen eng zusammen arbeitende Unternehmen. Wie entsteht so eine Kooperation? Auf welche Meilensteine muss man achten?

Herzog: Langfristig betrachtet werden Kooperationen das Rennen machen, da hier durch die strafferen Strukturen ein großer Vorteil für den Kunden und für die Partner entsteht. Erster und meiner Meinung nach auch wichtigster Punkt sind die Partnerunternehmen in einer Kooperation. Die Chemie untereinander muss stimmen sonst wird die Kooperation keinen langfristigen und dauerhaften Erfolg erzielen. Dazu kommen gleichlautende Ziele, Qualitätsstandards und der absolute Wille zur Dienstleistung.

85 Prozent der Kooperationen scheitern nach zwei Jahren

? Nach einer Untersuchung gehen 85 Prozent der Kooperation in den ersten zwei Jahren wieder auseinander, was sind die Hauptgründe dafür?

Herzog: Viele Kooperationen, nämlich die von Ihnen angesprochenen 85 Prozent, starten mit einer guten Idee und viel Idealismus. Jedoch wird die Kooperation immer noch als notwendiges Übel betrachtet und nicht als Alleinstellungsmerkmal unserem Kunden gegenüber oder als Möglichkeit, das laufende Geschäft zu verbessern. So professionell wie viele Unternehmen geführt werden, so unprofessionell gehen die Unternehmer mit ihrer "zweiten Firma", der Kooperation um. Dabei ergeben sich bei richtiger Führung für alle Beteiligten, nämlich Kunde und Kooperationspartner, nur Vorteile.

Die meisten Gründe, warum Kooperationen nach relativ kurzer Zeit wieder auseinander gehen, sind nach wie vor, dass die Partner untereinander kein Vertrauen aufgebaut haben und dass viele Partner den Verlust ihrer Eigenständigkeit fürchten (was natürlich überhaupt nicht stimmt). Es gibt keine festen Regeln, nur unzureichendes Marketing und eine unprofessionelle Koordinierung. Ebenso fehlen feste Ansprechpartner für Kunden, Partnerunternehmen und deren Mitarbeiter.

? Welche Lösungsansätze bestehen, um Kooperationen langfristiges Überleben zu sichern?

Herzog: Die von mir begleiteten Kooperationen sind seit langen Jahren erfolgreich am Markt und haben sich in ihrer Region fest etabliert. In allen erfolgreichen Kooperationen gibt es einen "Macher". Aber auch hier merke ich, dass dieser an seine zeitlichen und betriebswirtschaftlichen Grenzen stößt. Maßnahmen dauern dann in der Umsetzung zu lange.

Daher haben wir, VerbundWerk Deutschland, die Ausbildung zum Kooperations-Manager/in mit der GOAB in Offenbach entwickelt. Seit Januar 2011 bieten wir diesen Fernlehrgang und eine Reihe diesbezüglicher Seminare an. Aufgrund der Erfahrung der ersten Lehrgänge überarbeiten wir im Moment die Inhalte noch stärker auf die kooperationsspezifischen Inhalte des Lehrgangs.

In diesen Weiterbildungsmaßnahmen, die übrigens in manchen Bundesländern gefördert werden, wird die Kooperationserfahrung von kompetenten Referenten weitergegeben.

Nach der Teilnahme an diesen Lehrgängen und Seminaren fällt es vielen Führungskräften, den "Machern", leichter, die alltäglichen Probleme einer Kooperation dauerhaft zu lösen und Verbesserungen im Sinne der Kunden und der Partnerbetriebe umzusetzen. Das führt letztlich dazu, dass die Kooperation erfolgreicher wird und mehr Anerkennung am Markt erfährt. Nichts ist motivierender als der Erfolg.

Nicht ist motivierender als der Erfolg

? Welche Möglichkeiten gibt es, das Thema Kooperationsmanagement näher kennenzulernen?

Herzog: Am einfachsten über die Internetseite www.verbundwer-deutschland.de. Dort kann man sich umfassend informieren über die Inhalte, Termine, Kosten und Fördermöglichkeiten. Es besteht darüber hinaus natürlich auch die Möglichkeit, mit VerbundWerk oder deren Referenten direkt Kontakt aufzunehmen.

Fazit

Man sieht also, dass sich um das Thema Kooperation neue Geschäftsfelder auftun. Auch im universitären Bereich zieht diese Thema ein, wie die Aktivitäten der Technischen Universität Darmstadt zeigen. Wo früher Kooperationen durch Zufall oder aufgrund einer Franchise-Idee entstanden sind, entsteht heute gezielt strukturiertes Management mit dem Ziel, eine Kooperation langfristig zum Erfolg zu führen. Hier liegt auch der Schlüssel, den Herr Herzog in seinen Ausführungen dargelegt hat: Eigentlich ist es ganz einfach: Eine Kooperation muss wie ein modernes Unternehmen geführt werden, dann hat sie auch Erfolg und kann ihre wettbewerbsspezifischen Vorteile im Vergleich zu anderen Unternehmen ausspielen.

Weitere Informationen bei helmut.koenig@verbundwerk-deutschland.de

Der Autor Helmut König ist Inhaber der Agentur Königskonzept in Münzenberg.

Kontakt:

Tel.: 06033 746634 und 0172 9201709, Fax 0721 151430-712, E-Mail: helmut-koenig@koenigskonzept.de, Internet: www.koenigskonzept.de