2010 wird Apple nicht mehr auf der Macworld Expo vertreten sein. 2009 findet deshalb die letzte Expo in der traditionellen Form statt: Mit Apple als großem Star. Was bleibt übrig, wenn der Nabel der Mac-Welt selbst nicht mehr auf der größten Mac-Messe erscheint?
Wenn Apple sich von einer Messe zurückzieht, dann war dies in der Vergangenheit stets der Anfang vom Ende einer Messe. London, Boston und Paris sind prominente Beispiele hierfür. Auch die Apple-Messe in Köln findet nicht mehr statt, seit Apple dort nicht mehr auftritt. Doch auf Mac-Messen dreht sich nicht alles um Apple selbst. Sie sind Anlaufpunkt für Hunderte Drittanbieter wie Soft- und Hardwarehersteller. Alleine um die iPods haben sich Dutzende Anbieter mit Zubehörprodukten gebildet. Auch diese versammeln sich auf der Macworld Expo, der letzten der großen Messen. Rund 200 Aussteller sind deshalb nach San Fransisco gekommen.
Was kommt nach Apple?
Ohne Apple, ohne Keynote von Steve Jobs wird die Expo zweifellos ihre größte Publikumsattraktion verlieren. Aber ob damit alles verloren ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Durch das Messesterben der letzten Jahre hat die Branche keinen weiteren Anlaufpunkt mehr. Zubehörherstellern und Softwareanbietern bleibt nur noch die Macworld Expo als internationale Anlaufstelle. Die Veranstalter der Expo, die IDG World Expo, wollen auch im nächsten Jahr weitermachen.
Die Stimmung unter den Veranstaltern ist in diesem Jahr skeptisch. Noch kann sich niemand ausmalen, wie die Messe ohne Apple funktionieren wird. Dabei dreht sich längst nicht nur alles um Apple. Durch die übersichtliche Neuheiten von Apple selbst bekommen die Drittanbieter auch dieses Jahr schon mehr Aufmerksamkeit als gewohnt. Zudem gibt es zahlreiche Neuerungen der Branche, die auf der Expo ihr Debüt feiern: Ob eine neue Version der Brennsuite Toast, Filemaker 10 oder neue Baureihen iPod-Zubehör. Viele große Anbieter nutzen die Expo, um ihre Kernprodukte zu erneuern und der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Macworld ist nicht nur Apple
Es sind nicht nur die Großen der Branche, die den Mac-Markt so lebendig machen. Kleinere und mittelgroße Unternehmen wie Abrosia Software, Omni Group, Elgato, Equinux und viele andere sind ebenfalls auf der Macworld Expo vertreten und tragen mit ihren Produkten zu der Vielfalt der Mac-Branche bei. Auch große Hersteller wie HP, IBM oder NEC sind auf der Expo. Dennoch sind es keine guten Zeiten für Computermessen im Allgemeinen.
Neben Apples Ausstieg trüben auch die negativen Wirtschaftsprognosen für das junge Jahr die Euphorie der Hersteller. Noch bevor Apple seinen Rückzug ankündigte und damit die Expo ins Wanken brachte, hatten Softwarehersteller Adobe, die Hardwareproduzenten Belkin, Creative und Seagate ihren Messeauftritt abgesagt. Krisenzeiten sind stets auch schlechte Zeiten für Messen.
Krise als Chance?
Macworld-Redakteur Peter Cohen sieht in Apples Rückzug gar eine Chance. Die Chance, dass die Produktvorstellungen von Drittanbietern nicht mehr von Apples Neuvorstellungen überrannt werden. Der große Hype der Expo drehte sich fast ausschließlich um das, was Apple dort zeigt. Cohen glaubt, dass eine messe ohne Apple den Ausstellern mehr Raum lässt. Allerdings sorgte Apples Anwesenheit stets für das große öffentliche Interesse, für Medienaufmerksamkeit. Ohne Apple ist eine Messe von Drittanbietern für weitaus weniger Zuschauer und Medien interessant.
Es bliebe das Risiko, dass sich kleinere Hersteller nicht dem finanziellen Risiko aussetzen wollen, einen Messeauftritt mit nur wenigen Zuschauern zu absolvieren. Doch das Konzept könnte funktionieren - wenn auch in einem kleineren Rahmen als bislang. Die Mac Expo Köln fand ab 2003 zunächst ohne Apple statt, etablierte sich als Zubehör- und Händlermesse. Erst ein Jahr später stellte auch der Computerhersteller selbst dort aus, um dann nach 2006 wieder auszusteigen.
Messen sind nicht nur Ausstellung, auf der Mac Expo finden während der Veranstaltung über 140 Konferenzen und Seminare statt. Trainings für IT-Profis, Anfängerkurse, Branchentreffen. Nirgendwo sonst sind ganze Branchen so eng beieinander wie auf einer Messe. An keinen anderen Terminen können Unternehmen so viele Geschäfte auf einmal abschließen oder zumindest anbahnen. Macs boomen, niemals gab es so viele Mac-Nutzer und damit potenzielle Kunden wie heute.
Macworld 2010
So ist es sehr wahrscheinlich, dass die Macworld Expo auch 2010 wieder stattfinden wird - zum 25. Mal. Sie wird ohne Frage anders aussehen. Ohne Keynote, ohne neue, spektakuläre Apple-Produkte wie das iBook (1999), Mac-OS X (2000) oder das iPhone (2007). Sie wird vermutlich schrumpfen. Aber es werden wieder viele Firmen und Nutzer aus der Mac-Welt anwesend sein. Vielleicht werden sie dann über die bewegten alten Zeiten reden - oder über die Möglichkeiten der Zukunft. (Macwelt/haf)