Hilfe aus der SOA-Welt

Wege zur Cloud-Integration

05.12.2011 von Christian Tüffers
Wer Anwendungen in die Cloud verlagern möchte, sollte zunächst das Zusammenspiel mit Legacy-Systemen genau unter die Lupe nehmen.
Foto: Lightspring/Shutterstock

Wer Anwendungen in die Cloud verlagern möchte, sollte zunächst das Zusammenspiel mit Legacy-Systemen genau unter die Lupe nehmen.
von Christian Tüffers (Senior Manager bei Accenture und Experte für Cloud Computing)

Die meisten Unternehmen verlagern vorzugsweise Anwendungen in die Cloud, die lediglich unterstützende Funktionen erfüllen - zum Beispiel E-Mail-, CRM- oder Logistikanwendungen. Kernsysteme dagegen verbleiben meist im hauseigenen Rechenzentrum und laufen weiterhin auf ihrer angestammten Server-Farm oder einem Mainframe. Diese Rollenverteilung ergibt sich schlicht aus der Tatsache, dass unterstützende Funktionen in aller Regel keine unternehmensspezifischen Prozesse und Funktionen betreffen: Die zugrunde liegenden Abläufe gleichen sich in vielen Unternehmen. Sie weisen einen hohen Standardisierungsgrad auf und sind eben deshalb prädestiniert für die Verlagerung an einen internen oder externen Cloud-Provider.

Anders verhält es sich mit den Kernsystemen: Sie spiegeln die Individualität des Unternehmens wider und sind daher selten standardisiert. Das ist insbesondere bei Banken oder Versicherungsunternehmen zu beobachten, aber auch in anderen Branchen unterscheiden sich die Kerngeschäftsprozesse verschiedener Unternehmen mitunter beträchtlich. Dabei basieren die in der IT abgebildeten Prozesse oft auf Legacy-Anwendungen.

Doppelte Perspektive: Daten und Prozesse im Auge behalten

Verlässt eine Applikation das Haus in Richtung Cloud, muss das Unternehmen neu organisieren, wie diese Lösung mit den "daheim bleibenden" Anwendungen und Daten kommuniziert. Wer beispielsweise die Kundenbetreuung zu Salesforce.com transferiert, dabei aber den eigentlichen Kundendatenstamm im hauseigenen ERP-System belässt, muss für einen reibungslosen Datenaustausch sorgen. Vergleichbares gilt, wenn etwa Logistikfunktionen in die Cloud ausgelagert werden, während die Materialverwaltung im eigenen Unternehmen läuft. Ohne Integration zwischen Cloud-Systemen und lokal betriebenen Anwendungen droht in beiden Fällen, dass die Daten nicht mehr konsistent sind, weil die Datenpflege auseinanderdriftet. Das mündet fast zwangsläufig in eine doppelte Datenhaltung - was nichts anderes heißt als Mehrkosten und Zeitverlust.

Unternehmen sollten bei der Cloud-Integration nicht nur die Daten, sondern auch die Prozesse im Auge behalten. Der Fokus liegt dabei auf den Möglichkeiten des wechselseitigen Funktionszugriffs. Hat zum Beispiel eine Versicherung ihr Schadens-Management in die Cloud verlagert, muss dieser Schadensservice auch ungehindert auf Versicherungspolicen zugreifen können, die im Kernsystem der Versicherung hinterlegt sind. Nur wenn sowohl der Daten- als auch der Funktionszugriff sichergestellt sind, lässt sich ein bruchloser Workflow prozessübergreifend etablieren.

Best in Cloud - Die Gewinner
Best in Cloud - Die Gewinner
Die COMPUTERWOCHE präsentiert Ihnen die Gewinner des "Best in Cloud"-Awards 2011
Infrastructure as a Service (IaaS)
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Infrastructure as a Service (IaaS)" ist:
BT (Germany) GmbH & Co. oHG
BT bietet in Deutschland seit 1995 Dienstleistungen für Firmenkunden an und hat sich zu einem Anbieter für globale Netzwerk- und IT-Services entwickelt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf international tätigen Unternehmen mit verteilten Standorten, die komplexe Anforderungen an die Netzwerkinfrastruktur haben. <br>Projekt: Virtual Data Centre - Private-Cloud-Projekt mit MPLS-Anbindung im BT Data Centre.
Platform as a Service (PaaS)
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Platform as a Service (PaaS)" ist:
Infopark
Infopark bietet seinen Kunden webbasierte Informationssysteme an. Im Fokus stehen dabei onlinebasierte Content-Management- und CRM-Lösungen. Das Unternehmen ist weltweit tätig, hat aber seinen Vertriebsschwerpunkt im deutschsprachigen Raum. <br>Projekt: Airport Nürnberg auf Wolke 7 – Webauftritt, CMS und WebCRM als Plattform aus der Cloud.
Software as a Service (SaaS) - Public Cloud
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Software as a Service (SaaS) - Public Cloud" ist:
forcont Business Technology GmbH
forcont ist ein auf Enterprise Content Management (ECM) spezialisiertes Softwarehaus mit Hauptsitz in Leipzig. Das Unternehmen bietet standardisierte Anwendungen und skalierbare Projektlösungen zur Steuerung von Geschäftsprozessen an. Diese können von den Kunden wahlweise auch als Software as a Service genutzt werden. <br>Projekt: Elektronische Personalakte als SaaS-Angebot.
Software as a Service (SaaS) - Private Cloud
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Software as a Service (SaaS) - Private Cloud" ist:
Zendesk
Zendesk wurde 2007 in Kopenhagen gegründet. Das Unternehmen bietet eine Cloud-basierte Help Desk Software an. Neben einem Ticket-System können die Kunden auch eine Online-Plattform des Anbieters für eigene Service-Angebote nutzen.
Software as a Service (SaaS) - Hybrid Cloud
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Software as a Service (SaaS) - Hybrid Cloud" ist:
SupplyOn AG
Im Jahr 2000 wurde SupplyOn von international tätigen Automobilzulieferunternehmen mit dem Ziel gegründet, den gesamten Produktentstehungsprozess mithilfe einer Internet-Plattform für Lieferanten zu vereinfachen. Der Hauptsitz des Anbieters ist in Halbergmoos bei München. <br> Projekt: Collaboration-Plattform für die Automobil- und Fertigungsindustrie; hier mit Hybrid-Cloud-Projekt “AirSupply” vertreten, das europäischen Luftfahrtunternehmen ein einheitliches Supplier-Portal zur Verfügung stellt.
Cloud Enabling Software
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Cloud Enabling Software" ist:
Fujitsu
Fujitsu Technology Solutions (FTS) zählt in Europa zu einem der führenden IT-Anbieter. Das Angebotsspektrum reicht von Notebooks und Tablet PCs bis hin zu Mainframes und kompletten IT-Infrastrukturlösungen aus der Cloud. FTS beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter und ist Teil der globalen Fujitsu Gruppe. <br>Projekt: Diperia - Digitale Personalakte: Ein Webangebot, gestrickt für Kendox.
Sonderprojekte
Der Gewinner des Best in Cloud - Awards 2011 in der Kategorie "Cloud Special Project" ist:
Ubigrate GmbH
Das Unternehmen Ubigrate ist ein Anbieter für Business Activity Monitoring (BAM) in Produktion und Logistik. Die Lösung Geqoo Boxes unterstützt Firmen beim Umgang mit wiederverwendbaren Behältern. <br> Projekt: Einsatz eines Behältermanagementsystems – SaaS-Lösung für das Verwalten von Behältern, die Pool Packaging vermietet.

Altlasten erweisen sich als Barriere für das Cloud Computing

Eine erfolgreiche Cloud-Integration sollte also gleichermaßen auf Daten- wie Applikationsebene ansetzen. Bei modernen IT-Systemen, die unter anderem via Web-Service angesprochen werden können, ist diese Integration technisch mit relativ einfachen Mitteln erreichbar. Denn mittlerweile stellen die meisten Cloud-Provider Web-Service-basierende Standardschnittstellen zur Verfügung.

Schwieriger gestaltet sich indes die Verzahnung von Cloud-Diensten mit Legacy-Systemen - wobei mit Legacy in diesem Kontext keineswegs nur in Cobol geschriebene Mainframe-Anwendungen gemeint sind. Auch viele ältere J2EE-Applikationen ohne zeitgemäße Softwarearchitektur fallen in diese Kategorie. Viele Unternehmen haben Kernanwendungen im Lauf der Jahre selbst entwickelt, darunter auch individuelle ERP-Systeme.

Solche Eigenentwicklungen nennt man gern "historisch gewachsen" - ein Euphemismus, der lediglich verschleiert, dass es sich dabei meist um schlecht strukturierte Programmungetüme handelt. Insbesondere Geschäftslogik, Datenhaltung und Nutzeroberfläche sind oft nicht sauber genug voneinander getrennt. Diese mangelnde Entkoppelung der verschiedenen Architekturebenen verursacht den hohen Wartungsaufwand solcher Systeme. Außerdem sind die meisten Legacy-Anwendungen kaum dokumentiert. Die Entwickler haben das Unternehmen oft längst verlassen - und mit ihnen das zugehörige System-Know-how.

All das erschwert für sich allein schon die Integration zwischen Legacy- und Cloud-Anwendungen. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Altsysteme auf eine starre Stapelverarbeitung festgelegt sind, im Gegensatz zur ereignisorientierten Natur von Cloud-Transaktionen. Allerdings ist keine der genannten Integrationsherausforderungen grundsätzlich neu. Sie stellen sich so oder in ähnlicher Form auch Unternehmen ohne Cloud-Ambitionen.

6 IT-Jobs mit Zukunft
1. Business-Architekten
Auch in den Vorstandsetagen weiß man mittlerweile, dass IT nicht nur ein integraler Bestandteil jeder Erfolgsgeschichte ist, sondern dass sie ein Unternehmen auf dem Weg zur Erreichung seiner Ziele vorantreibt. Auf dieser Erkenntnis basiert die Schaffung eines neuen Typus: der „Business Architect“, der mehr ist als ein „Enterprise Architect“ und Fortschritte bei der Verschmelzung von technologischen und geschäftlichen Prozessen garantieren soll. „Der Zweck von Business-Architektur ist es, den Zusammenhalt der Fachbereiche zu gewährleisten“, erläutert Alex Cullen, Analyst bei Forrester Research. „Es handelt sich um eine um die geschäftliche Planung herum gebaute Rolle mit der Aufgabe, eine effektivere Nutzung von IT zu ermöglichen.“ Das soll beispielsweise im Vertrieb, im Kundenservice und anderen Schlüsselbereichen geschehen.
2. Data Scientist / Daten-Wissenschaftler
Die Goldsucher des digitalen Zeitalters. Während sich die Terabytes an strukturierten und unstrukturierten Daten alle 18 Monate verdoppeln, braucht es Könner, die aus dem unüberschaubaren Datenfluss die wertvollen Körner sieben. Also jene Informationen, die für das Unternehmen nützlich sein könnten – etwa, wenn sie etwas über Vorlieben und Verhalten von Kunden verraten. Und das ist nur eine Aufgabe, die der Data Scientist übernimmt. Er wertet auch Trends aus, um die Firmenwebsite nach den Ansprüchen der Kunden zu optimieren. Innerhalb der IT-Abteilung übernimmt er die forensische Analyse und spürt Sicherheitsbedrohungen auf. Oder er entdeckt Fehler im Storage Cluster.
3. Social-Media-Architekt
Social Media meint nicht länger nur Facebook, Twitter und andere populäre Plattformen. IBM, Jive und Yammer haben längst eine neue, für Unternehmen interessante Welle eingeleitet, indem sie Tools für private und offene Clouds anbieten, die Social Media für Business-Zwecke neu definieren. In diesem Zusammenhang sind IT-Spezialisten gefragt, die mit ihrer Expertise sichere Communities innerhalb des Firmennetzwerks aufbauen und den Dialog zwischen Mitarbeitern und Kunden steuern. „Die Firmen wollen den Nutzen von Social Media ohne das Risiko, ihr Geschäft in die Hände von Facebook und Twitter zu geben“, sagt IDC-Analyst Michael Fauscette.
4. Mobile Technology Expert / Mobile-Experte
„Mobilität ist der größte Faktor, der derzeit die IT verändert“, sagt Stewart Tan vom Anbieter Accretive Solutions. Die Palette der Aufgaben in diesem Zusammenhang ist bunt: der Aufbau mobiler Apps, die Gestaltung einer mobilen Strategie und die Sicherung der mobilen Endgeräte. Entsprechend suchen die Firmen derzeit händeringend nach Experten für Mobiltechnologie. Ein unverkennbarer Schrei nach Hilfe, meint InfoWorld. Denn eine präzise Bezeichnung der zu vergebenden Jobs hat sich noch nicht herauskristallisiert. Die Unternehmen benötigen schnell Spezialisten, die ihre drängenden Probleme lösen. Wer sich also mit der Steuerung von BlackBerrys, Androids und iPhones auskennt, hat aktuell beste Karten. Gesucht werden außerdem Leute, die mobile Plattformen für den geschäftlichen Gebrauch auswerten können, firm in der Spezifikation von Endgeräten sind sowie Nutzer und Entwickler im Unternehmen unterstützen können.
5. Enterprise Mobile Developer / App-Entwickler für Unternehmen
Insgesamt suchen die Unternehmen nach Experten, die mobile Apps entwickeln können. „Die Firmen wollen die mobilen Daten sinnvoll nutzen und entsprechende Apps gestalten – und dabei Sicherheit und Compliance garantiert haben“, sagt Alice Hill, Managing Director bei Dice.com. Benötigt werden entsprechende Programmierkenntnisse: Objective-C für das iPhone, Java für Android und Blackberry sowie HTML5 für die mobile Web-Entwicklung. Der Hauptunterschied zur gängigen Anwendungsentwicklung ist der besondere Fokus auf Sicherheit und Compliance.
6. Cloud-Architekt
Auch der Trend des Cloud Computing schafft neue Möglichkeiten für IT-Spezialisten auf dem Arbeitsmarkt. „Es gibt ein starkes Momentum hin zur Cloud-Integration“, stellt Ron Gula fest, CEO von Tenable Network Security. „Gesucht werden Leute sein, die die Architektur unter dem Blickwinkel der Einfachheit identifizieren können.“ Fraglos sind die Chancen umso größer, je vertiefter die Kenntnisse über virtualisierte Netzwerke und Management sind.

Am Enterprise Service Bus führt selten ein Weg vorbei

Cloud Computing ist eine konsequente Weiterentwicklung des SOA-Konzepts (Service-oriented Architecture). Das legt den Gedanken nahe, auch die Cloud-Legacy-Integration mit weiterentwickelten SOA-Instrumenten ins Werk zu setzen. Berücksichtigt man die Doppelperspektive aus Daten- und Prozesssicht, dann gibt es prinzipiell zwei Integrationswege:

Die erste Option entspricht der engeren Datensichtweise, der ESB dagegen repräsentiert die umfassendere Prozessperspektive. Reicht eine einfache punktuelle Verbindung zwischen Cloud- und Legacy-Anwendung aus, kann manchmal ein einfacher Dateitransfer die kostengünstigere Integrationsalternative sein. Das ist allerdings nur der Fall, wenn die beiden Applikationen nicht synchronisiert werden müssen - zum Beispiel, wenn Materialbestände in einer alten Mainframe-Datenbank aus einem logistischen Cloud-Service nur in größeren zeitlichen Abständen als Wareneingang gebucht werden müssen.

Mehr als ein Fünftel der befragten Unternehmen führen Cloud-Applikationen in ihrem IT-Service-Portfolio. Die meisten Installationen laufen in einer öffentlichen IT-Wolke.

In den allermeisten Fällen müssen Cloud- und Legacy-Anwendung in Echtzeit miteinander interagieren. Dann führt kein Weg am ESB vorbei. Der Begriff ESB kam vor knapp zehn Jahren im SOA-Umfeld auf und bezieht sich auf eine Schicht aus verschiedenen Softwarewerkzeugen, die zwischen den diversen Enterprise-Applikationen dolmetschen. Idealerweise ermöglicht der ESB, dass verschiedene Anwendungen reibungslos miteinander kommunizieren können, ohne dass dafür Code-Änderungen an den beteiligten Anwendungen notwendig sind. Das gilt sowohl für den Datenaustausch als auch für den wechselseitigen Funktionszugriff zwischen den Anwendungen. Die wichtigsten Mittel dafür sind hauptsächlich Web-Services auf Basis von XML sowie SOA-typische Messaging-Formate.

Steht kein ESB zur Verfügung, muss für jede Einzelinteraktion zwischen zwei Anwendungen eine exklusive Punkt-zu-Punkt-Schnittstelle programmiert werden - eine extrem aufwendige Angelegenheit. Der Zugriff auf Mainframe-basierende Legacy-Anwendungen lässt sich dabei über spezielle Adapter wie beispielsweise den Transaktionsmonitor CICS umsetzen. Die Lösung unterstützt diverse Programmiersprachen und Protokolle aus der Großrechnerwelt, darunter Cobol, PL/1 und Assembler. Mit CICS lassen sich Transaktionen unter Mainframe-Betriebssystemen wie MVS sozusagen in einen Web-Service einpacken. Sie sind in dieser Form dann auch für Cloud-Anwendungen konsumierbar. Zusammen mit den ESB-Messaging-Funktionen gelingt es damit in vielen Fällen auch, eine Brücke zwischen Mainframe-typischer Stapelverarbeitung und der ereignisorientierten Cloud-Arbeitsweise zu schlagen.

Wenn nichts hilft: Legacy-Systeme lassen sich umbauen

Die wenigsten Unternehmen müssen in Sachen Legacy-Cloud-Integration bei null anfangen. Vielerorts sorgen ESBs bereits seit Jahren für die interne Anwendungsintegration. Prüfen sollte man allerdings, ob der jeweilige ESB-Anbieter auch geeignete Konnektoren für die Cloud-Anbindung bereitstellt, etwa für das Session- und Transaktions-Management. Mittlerweile bieten einige ESB-Hersteller sogar Cloud-spezifische Konnektoren an, zum Beispiel einen Adapter für Salesforce.com.

Gleichwohl: Auch ein ESB ist kein Allheilmittel. Manche Legacy-Anwendung widersetzt sich hartnäckig dem externen Zugriff auf ihre Kernfunktionen - ursprünglich war einfach keine Öffnung nach außen vorgesehen. Dann muss das Legacy-System selbst angepasst werden, was wiederum oft mit einem tiefgreifenden Umbau der zugrunde liegenden Softwarearchitektur einhergeht. Für die Legacy-Anpassung empfehlen sich im Wesentlichen drei Ansätze:

Die Alternative: Integration als Cloud-Service

Ein Blick in die Zukunft unterstreicht die Rolle der internen oder geschlossenen Cloud-Umgebungen.

Unternehmen, die keinen eigenen Enterprise Service Bus (ESB) für ihre internen Systeme benötigen, können Anwendungsintegration mittlerweile auch als Cloud-Service beziehen. Anbieter wie die von IBM übernommene Cast Iron oder die Dell-Tochter Boomi erlauben eine ESB-ähnliche Verzahnung zwischen lokalen Anwendungen und Cloud-Systemen. Vorteilen wie schneller Verfügbarkeit und kostengünstiger Verrechnung steht allerdings die eingeschränkte Flexibilität der ESB-Cloud gegenüber. Vor allem komplexe Integrationsvorhaben lassen sich mit den begrenzten Konfigurationsmöglichkeiten einer ESB-Cloud heute meist noch nicht bewerkstelligen. Stattdessen sind dann Codeerweiterungen nötig.

Verantwortliche, die eine Migration von Legacy-Anwendungen per Re-Writing oder Re-Platforming planen, sollten unbedingt auch die Option Platform as a Service (PaaS) in Betracht ziehen. PaaS vereinfacht die Entwicklung von dezidierten Cloud-Applikationen. Bekannte PaaS-Beispiele sind Microsoft Azure und die Google App Engine. Die Vorteile liegen auf der Hand: PaaS-Anwendungen lassen sich wahlweise lokal im eigenen Haus betreiben oder an einen Cloud-Provider delegieren. In der Cloud ist die Skalierung bei schwankendem Lastverhalten kein Problem mehr, denn dafür ist die Provider-Plattform verantwortlich. Hochinteressant ist die PaaS-Option zudem für Unternehmen, die von jedem Ort aus erreichbar sein wollen. Immerhin verfügen Cloud-Provider wie Microsoft und Google über weltweit vernetzte Rechenzentren.

Fazit: Re-Writing ermöglicht Prozessoptimierung

Für die Entscheidung zwischen ESB und Legacy-Anpassung gibt es kein Patentrezept. Jedes Unternehmen hat seine individuellen Voraussetzungen und verfolgt mit der Cloud-Integration eigene Ziele. Wichtigstes Entscheidungskriterium ist im Einzelfall zweifellos die konkrete Kosten-Nutzen-Analyse. Aus strategischer Sicht sollte dabei jedoch berücksichtigt werden, dass nur der endgültige Abschied von abgeschriebenen Altsystemen die vielfältigen Legacy-Probleme auf lange Sicht lösen kann.

Die konsequenteste Option, das Re-Writing, verbessert dabei nicht nur die IT-Systeme selbst, sondern bietet gleichzeitig die Chance, die betreffenden Geschäftsabläufe neu zu strukturieren. Insofern sollte die Cloud-Legacy-Integration immer auch ein Anlass sein, über die Optimierung von Prozessen nachzudenken. (Dieser Beitrag wurde von Computerwoche, einer Schwesterpublikation von ChannelPartner, übernommen / rb)