Deutsche Telekom

Weiteres Wachstum in Sicht

12.05.2020
Die Deutsche Telekom macht in den USA Jagd auf die Branchenführer Verizon und AT&T. Nach der Fusion der US-Tochter mit dem kleineren Wettbewerber Sprint findet die erste Phase wegen Covid-19 zwar unter erschwerten Bedingungen statt. Die Erwartungen an das erste Quartal hat T-Mobile US aber dennoch wieder übertroffen. Am Donnerstag den 14. Mai 2020 legt auch die Konzernmutter ihre Geschäftszahlen vor. Analysten rechnen erneut mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum.
Deutsche Telekom-Zentrale in Bonn.
Foto: Deutsche Telekom

Nicht immun, aber doch widerstandsfähig. So bezeichnete Telefonica-Chef José María Álvarez-Pallete zuletzt die Verfassung seines Konzerns mit Blick auf die Covid-19-Krise. Glaubt man Branchenexperten, ließe sich diese Aussage auch auf andere europäische Telekom-Firmen übertragen. Telefonica Deutschland (O2), Tochter des spanischen Telefonica-Konzerns, zeigte sich bei der Zahlenvorlage Anfang Mai 2020 zumindest etwas optimistisch. Die Telekom-Konkurrentin berichtete von vergleichsweise geringen Beeinträchtigungen im ersten Quartal und hat zum Teil sogar vom gestiegenen Datenverkehr profitiert. In Frankreich hat sich Branchenführer Orange ebenfalls wacker geschlagen und konnte Umsatz und Ergebnis erneut leicht steigern.

Telekom in der Covid-19-Pandemie

Einfach zu bewältigen ist die Pandemie für die Telekom-Unternehmen allerdings auch nicht. Bei den meisten Vertretern bereiten vor allem die geschlossenen Mobilfunkshops und der generell unklare Blick in die Zukunft Probleme. Wer, wie der texanische Konzern AT&T oder Verizon aus New York, zusätzlich auch noch dick im Medien- und Produktionsgeschäft unterwegs ist, der hat gleich mit doppeltem Gegenwind zu kämpfen. Denn die Werbebudgets werden wegen der Krise zurückgefahren. Insgesamt ist der Ton in der Branche - trotz aller Robustheit - eher vorsichtig.

So auch bei T-Mobile US. Die Tochter der Telekom wird nach jahrelangem Ringen nun endlich mit dem kleineren Wettbewerber Sprint vermählt. Mit der "New T-Mobile" wollen sich die Bonner zum Marktführer in den USA aufschwingen. Allerdings hat Covid-19 auch hier die Geschäfte im ersten Quartal belastet und dürfte dies auch weiter tun, wie es bei der jüngsten Zahlenvorlage hieß. Unter dem Strich konnte die Tochter ihren Gewinn trotzdem wieder deutlich steigern und die Markterwartungen übertreffen. Das spricht auch für weiteres Wachstum bei der Telekom selbst, für die der US-Markt das wichtigste Standbein ist. Die Sprint-Zahlen fließen erst ab dem zweiten Quartal in die Bilanz der Bonner mit ein.

Die Telekom will ihre wegen der Coronavirus-Pandemie verschobene Hauptversammlung nun am 19. Juni 2020 als Online-Veranstaltung durchführen. Zudem hält der Konzern unverändert an seinem Dividendenvorschlag von 60 Cent je Aktie fest.

Analysten rechnen mit steigenden Umsätzen

Beobachter der Telekom rechnen zum Jahresauftakt mit weiteren Zuwächsen beim Umsatz und Gewinn. So sollen die Erlöse laut den Schätzungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut drei Prozent auf 20,14 Milliarden Euro zugelegt haben. Das bereinigte Ebitda sehen die Experten zudem bei 6,28 Milliarden Euro, was fast sechs Prozent über dem Vorjahreswert liegen würde.

Beim Gewinn unterm Strich rechnen die Analysten mit einem Sprung von 16 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro. Allerdings waren die Gewinnzahlen vom Vorjahr wegen hoher Aufwendungen für Personalmaßnahmen und den Genehmigungsprozess für den Sprint-Deal vergleichsweise niedrig.

Von den im dpa-AFX-Analyser erfassten Analysten rät die überwiegende Mehrheit zum Kauf der Aktie. Vier Experten, die sich seit Jahresbeginn zur Telekom geäußert haben, würden das Papier dagegen halten. Eine Empfehlung zum Verkauf gab es in diesem Jahr noch nicht.

Telekom nimmt sich für 2020 viel vor

Bei der Bilanzvorlage Mitte Februar 2020 hatte sich die Telekom weiter steigende Gewinne und Mittelzuflüsse in diesem Jahr vorgenommen. Nach einem Sprung beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von mehr als sieben Prozent auf 24,7 Milliarden Euro im Vorjahr sollte es 2020 nochmal um gut drei Prozent nach oben gehen. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) vor Dividenden und Ausgaben für Mobilfunklizenzen sollte von sieben auf acht Milliarden Euro klettern. Auch beim Umsatz wollte die Telekom weiter zulegen. Die Investitionen sollten sich auf 13 Milliarden Euro belaufen - ungefähr so viel wie 2019.

Die Telekom wollte ihren Ausblick nach der Sprint-Übernahme in den USA eigentlich aktualisieren - ob es nun aber eine neue Richtschnur für den Gesamtkonzern geben wird, ist ungewiss. Wegen Covid-19 haben zahlreiche Konzerne - teils auch aus der Telekom-Branche - ihre Jahresziele mittlerweile einkassiert oder zumindest zurechtgestutzt. T-Mobile US gab zuletzt ebenfalls keine Prognose mehr ab. Telefonica Deutschland hielt dagegen jüngst unter gewissem Vorbehalt am Mitte Februar herausgegebenen Ausblick fest.

Telekom-Aktie

Noch kurz vor Beginn des Corona-Crashs hatte die T-Aktie einen guten Lauf. Nach der Bilanzvorlage Mitte Februar zog der Kurs kräftig an und stieg fast bis auf 17 Euro - so teuer war die Aktie seit Mai 2017 nicht mehr. Doch mit dem Corona-Crash, der die Finanzmärkte seit dem 24. Februar 2020 fest im Griff hat, ging es auch für die Telekom kräftig nach unten.

Seitdem fiel der Telekom-Kurs um ein knappes Fünftel auf zuletzt etwas über 13 Euro und damit im Rahmen des Gesamtmarkts. Seit Ende 2019 ist die Aktie rund acht Prozent im Minus, zählt damit aber noch zu den besseren Dax -Titeln. Somit hat sich das Papier zumindest in dieser Zeit nicht als absoluter Fehlgriff erwiesen.

Mittel- und langfristig ist die Aktie allerdings eine Enttäuschung für die Anleger. So belaufen sich die Verluste in den vergangenen fünf Jahren auf mehr als ein Fünftel. Langfristig orientierte Anleger haben noch immer unter den katastrophalen Zeiten zu Beginn des neuen Jahrtausends zu leiden, als der Kurs nach dem spektakulären Börsengang und zwei weiteren Platzierungen kurz über die Marke von 100 Euro geklettert war. Mit dem Platzen der Dotcom-Blase ging es danach jedoch schnell unter die Marke von zehn Euro. (dpa/rw)