Software-Lizenzierung

Welche Branchen am häufigsten betrügen

20.08.2013 von Ronald Wiltscheck
Eine interessante Statistik hat die die Business Software Alliance (BSA) veröffentlicht. Demnach verstoßen Agenturen und Dienstleister am häufigsten gegen Software-Lizenz-Bestimmungen.

Fast ein Viertel (24 Prozent) aller von der BSA entdeckten Fälle gab es im Umfeld der Agenturen. Am zweithäufigsten betraf es mit 16 Prozent oft neu gegründeten Service-Unternehmen, darunter - wirklich überraschend - auch viele IT-Dienstleister.

Georg Herrnleben, Senior Director EMEA bei der BSA hat dafür die passende Erklärung parat: "Vor allem dynamische Branchen mit schnellem Wachstum oder heftigen Fluktuationen vernachlässigen die Lizenzpflege oft. Es ist bedauerlich, dass vor allem die kreativen Unternehmen des Agenturensektors und der IT-Branche, die ebenfalls stark auf ihr geistiges Eigentum angewiesen sind, seit Jahren zu den schlimmsten Lizenzsündern zählen. Wir werden weiter daran arbeiten, das Bewusstsein für diese Problematik zu stärken. Doch wo die Aufklärung nicht hilft, da müssen wir zu rechtlichen Schritten greifen. Seit Jahren werden wir hier effektiver und erfolgreicher, so auch in den ersten sechs Monaten 2013. Das gibt uns Zuversicht für die Zukunft."

Expertentipp: Vorsicht bei der Lizenzierung!
Expertentipp: Vorsicht bei der Lizenzierung!
Jörg Mecke, Area Chief Technology Officer Germany der Comparex AG, gibt Anwendern fünf Tipps für die Lizenzierung in einer Private Cloud:
Skalierbarkeit:
Wer Clouds baut, kann meist weder das Wachstum vorhersagen noch die Anzahl der gleichzeitigen Nutzer. Daher sind "atmende" Lizenzmodelle zu bevorzugen, die nach tatsächlicher Nutzung abgerechnet werden.
Interoperabilität:
Beim Kauf von Produkten ist auf einen möglichst kleinen proprietären Anteil zu achten.
Lizenzeigentum:
Wer eine Virtual Private Cloud für einen Konzern aufbaut, sollte vor dem Kauf festlegen, wer welche Lizenzen beisteuert und was das jeweilige Vertragskonstrukt der Hersteller zulässt.
Freie Endgerätewahl:
Insbesondere in Bring-your-own-Device-Szenarien ist auf "Per-User"- und nicht "Per-Device"-Abrechnung zu achten.
Lizenztypwahl:
Häufig werden Lizenzen für das Rechenzentrum auf Sockel-, Core- oder User-Basis abgerechnet. Aufgrund der immer höheren Leistungsdichte ist der Sockel meist die nachhaltig beste Lösung.

BSAs Kampf gegen unlizenzierte Software in Deutschland verlief im ersten Halbjahr 2013 ausgesprochen erfolgreich: die Summe der Schadensersatzzahlungen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitrum um 35 Prozent. In über einhundert Fällen griff die BSA in diesem Zeitraum zu Rechtsmitteln. In den meisten Fällen bedeutet dies eine Anzeige und die Durchsuchung der betroffenen Firma durch die Staatsanwaltschaft. Auf die Lizenzsünder kommen neben den Schadensersatzzahlungen noch zusätzlich die Kosten der ordnungsgemäßen Lizenzierung zu. Insgesamt kostete dies die Firmen im EMEA-Raum (Europa, Nahost und Afrika( rund sechs Millionen US-Dollar.

In Deutschland deckte die BSA wie in den Jahren zuvor die meisten Betrugsfälle in Nordrhein-Westfalen (21 Prozent) auf, gefolgt von Bayern mit 15 Prozent der Lizenzverstöße deutschlandweit. Neu ist dagegen der große Anteil von Fällen aus Niedersachen (zwölf Prozent) und Sachsen (ekf Prozent). Auch der größte Einzelfall wurde aus Sachsen gemeldet: Ein Unternehmen in Riesa musste mit rund 100.000 Euro den höchsten Schadensersatz an die BSA in Deutschland im ersten Halbjahr 2013 leisten. (rw)