Von Tablet bis High-End

Welcher Laptop für welchen Kunden?

21.07.2010
Jedes Jahr bringen die Hersteller neue Geräte mit neuen Formfaktoren auf den Markt. ChannelPartner befragte Distributoren, welche Geräte zu welchen Kunden passen, und wollte auch die Verkaufsargumente wissen.

Mobile Geräte haben sich innerhalb nur weniger Jahre von Business-Produkten zum Mainstream gausert. Entsprechend erweitert hat sich die Klientel. Noch vor wenigen Jahren war nach zwei Fragen abgeklärt, ob der Kunde ein Notebook, ein Sub-Notebook oder ein Gamer-Notebook benötigt. Dann musste nur noch die Konfiguration geklärt werden.

Heute spielen sich Beratungsgespräche oft in einer stufenweisen Sondierung der Kundenbedürfnisse ab. ChannelPartner wollte von den Distributoren wissen, welche Produkte der Fachhandel einem Kunden anbieten sollte, der zwar seine Anwendungswünsche kennt, aber noch nicht auf ein bestimmtes Geräteformat fixiert ist.

Netbooks

Das "Wind U160" von MSI wiegt 1,2 Kilogramm und soll laut Hersteller bis zu 15 Stunden im Batteriebetrieb arbeiten können.
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Netbooks sind das optimale Zweit- oder Drittgerät für Kunden, die bereits ein Notebook besitzen, aber für mobile Aktivitäten etwas Kleineres suchen, das im wahrsten Sinne des Wortes auch nicht so stark ins Gewicht fällt. "Die kleinen und vergleichsweise preisgünstigen Netbooks erlauben mobilen Komfort bei überwiegend langen Akku-Laufzeiten", sagt Dustin Palm, Produktmanager Notebooks bei der Devil AG . Sowohl für den geschäftlichen als auch für den privaten Einsatz sollte das Modell über ein UMTS-Modul verfügen, was bei den meisten aktuellen Netbooks bereits der Fall ist. Dieses Modul liefert im Verkaufsgespräch auch die Brücke zum möglichen Abschluss eines Provider-Vertrages. Im Consumer-Bereich liegen zusätzliche Argumente bei Media- und Webanwendungen wie Bilder und DVDs.

Auch wenn Netbooks für viele Standardanwendungen ausreichend sind, können sie bei der Systemleistung an ihre Grenzen stoßen. Multitasking gehört nicht immer zu ihren Stärken, und auch die Grafikwiedergabe kann mit der von klassischen Notebooks nicht mithalten.

- Mögliche Kundengruppen: Schüler und Studenten, Servicedienstleister, klassische End-User
- Beispiele: Acer Aspire One, Toshiba AC100, Lenovo IdeaPad S10/12, MSI Wind-Serie

Sub-Notebooks

Das 12,1-Zoll-Notebook "EliteBook 2540" von HP ist für kleine und mittlere Unternehmen gedacht.
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Anwender, die ein kleines und leichtes Gerät bevorzugen, aber in puncto Hardwareausstattung und Performance auf volle PC-Funktionalitäten zugreifen möchten, sind mit einem Sub-Notebooks gut bedient - und das bei einem Gewicht, das teilweise sogar unter 1.000 Gramm liegt. Nach wie vor sind die sich im 11- bis 13-Zoll-Bereich bewegenden Laptops nicht gerade günstig. Dafür lassen sie sich in der Regel problemlos in ein Firmennetzwerk integrieren, und oft ist optional eine Dockingstation erhältlich, die zusätzliche Marge bringen kann.

Abstriche gegenüber einem Standard-Notebook muss der Anwender allerdings oft bei der Standardausstattung machen. Sub-Notebooks verfügen in der Regel über weniger Anschlussmöglichkeiten und haben auch nicht immer ein integriertes optisches Laufwerk. Diese Punkte sollten mit dem Kunden ausführlich besprochen werden, um Diskussionen eine Woche nach Inbetriebnahme bereits im Vorfeld aus dem Weg zu schaffen. Unter Umständen verzichtet ein Kunde zugunsten des Gewichts auf ein integriertes Laufwerk, ist aber bereit, ein externes USB-Laufwerk dazuzukaufen. "Mit ihren hochwertigen Materialien und einem ansprechenden Design gelten Sub-Notebooks als 'trendy' und werden besonders von Business-Reisenden und Vielfliegern ebenso wie von Trendsettern nachgefragt", erläutert Wolfgang Janshen, Business Unit Leiter PC Systeme & Apple Lifestyle bei Tech Data .

- Mögliche Kundengruppen: Außendienstmitarbeiter, Trendsetter, Consumer je nach Anwendungsbedarf
- Beispiele: Toshiba Portégé, Lenovo ThinkPad X, Acer Travelmate

Standard-Notebooks

Seit Jahren ersetzen Standard-Notebooks in privaten und geschäftlichen Büros zunehmend den Desktop-PC. In diesen Fällen spielt die Akku-Leistung keine Rolle, da immer eine Steckdose in erreichbarer Nähe ist. Diese Geräteklasse eignet sich aber auch für Berufsgruppen wie Architekten oder Ingenieure, die unterwegs auf hohe Rechenleistung, gute Grafik und ein großes Display angewiesen sind. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Batterielaufzeiten ist es sinnvoll, dem Kunden das Durchhaltevermögen für ein von ihm bevorzugtes Notebook zu nennen. Im besten Fall kommt so das Gespräch auf einen zusätzlichen Reserve-Akku.

Das "Fujitsu Lifebook A530" ist ein Allrounder, der sich sowohl für den Privat- als auch für den Geschäftskundenbetrieb eignet.
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Ein Vorteil, den Sub-Notebooks und Standard-Notebooks gemeinsam haben, besteht darin, dass die namhaften Hersteller speziell für den Einsatz im B2B-Segment bei vielen Modellen eine längere Plattformstabilität anbieten. "Die Käufergruppen für Notebooks sind breiter und vielschichtiger als bei Netbooks und Sub-Notebooks. So legen Konsumenten je nach Nutzung eher großen Wert auf Multimedia -Funktionalität, Widescreen Display, Full-HD-Grafik und DVD/Blu-ray-Laufwerk, während der Einsatz am Arbeitsplatz als Desktop-Ersatz leistungsfähige Prozessoren, optionales Customizing bei RAM und HD ebenso wie Plattformstabilität erfordert. Verkaufsargumente für Notebooks sind die hohe Leistungsfähigkeit und die Mobilität. Eine Standardtastatur und große Display-Diagonalen, gepaart mit aktuellen Prozessoren und einer häufig starken Grafikleistung, ermöglichen ein komfortables Arbeiten an jedem Ort", fasst Tech-Data -Manager Janshen zusammen.

- Mögliche Kundengruppen (je nach Ausstattung): Einsteiger, Schüler, Studenten, SMB-Kunden sowohl für Büroanwender, Außendienst und Großkunden als Desktop-Alternative
- Beispiele: Lenovo ThinkPad SL510, Fujitsu Lifebook A530, HP Compaq 610

High-End-Notebooks

Ein Wolf im Schafspelz: Das "Acer Aspire 8943G" kann bei entsprechender Ausstattung an die 2.000 Euro-Grenze kommen.
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Kommt ein Kunde in den Laden, der nach einem High-End-Notebook fragt, sollte er ein entsprechendes finanzielles Polster im Rücken haben. Sowohl im Business-Segment als auch im Gamer-Bereich gilt hier die Prämisse: "Technisch immer voll auf der Höhe, das Beste, was es momentan an Komponenten gibt, und das vereint in einem Notebook", erklärt Atila Kaplan, Senior Manager SMCG bei Ingram Micro . Der Verkauf eines Laptops dieser Art bedeutet im Normalfall für alle Beteiligten, vom Hersteller über den Handel bis zum Endkunden, ein Win-Win-Geschäft. "High-End-Notebooks bieten in der Regel eine gehobene Vollausstattung ohne Einschränkungen mit anspruchsvollem Design", bringt es Devil-Produktmanager Palm auf den Punkt. Michael Neumann, Produktmanager Notebooks bei b.com , nennt weitere Eigenschaften wie hochwertige Materialien, sehr gute Verarbeitung, geschützte Festplatte, SSD, bessere Garantien wie CarePacks und Vor-Ort-Service und höhere Display-Auflösung.

Dem Anwender eines High-End-Notebooks sind, was seine Anforderungen betrifft, keine Grenzen gesetzt. Ob es grafik- und rechenintensive Anwendungen sind oder das Betrachten eines Filmes in Full-HD-Qulität mit Dolby-Home-Theater-Sound - der Rechner geht nicht in die Knie. Den höheren Preis rechtfertigt bei vielen Modellen zusätzlich ein ausgefallenes Design. Manche High-End-Notebooks werden auch nur in limitierten Auflagen oder mit Wunschdesign fabriziert.

- Mögliche Kundengruppen: Geschäftsführer, Enthusiasten, Gamer, design-, repräsentations- und markenbewusste Anwender
- Beispiele: MSI GX740-i7, Acer Aspire 8943G, ASUS G73JH

Tablet PCs

Mit der Touch-Funktionalität von Windows 7 sind die bisher nur in vereinzelten Nischenanwendungen platzierten Tablet PCs für eine breite Zahl von Anwendern wieder zum Leben erwacht. Neben Windows kommen nun auch andere Betriebssysteme wie Linux oder Android zum Einsatz. "Tablet PCs erlauben die Handhabung per Stift, teilweise auch mit Handschriftenerkennung. Sie bieten gute Mobilität und kompaktes, einfaches Arbeiten an wechselnden Orten. Sie stellen eine gelungene Kombination aus praktischem Notizblock und vollwertigem Computer dar", fasst Devil-Produktmanager Palm zusammen. Dass Tablet PCs nun vermehrt auf dem Markt kommen, liegt natürlich nicht nur an der funktionell auf diesen Produkttyp besser abgestimmten Windows-Version. Auch bei den Preisen hat sich mit Einführung der neuen Generation einiges getan. In unterschiedlichen Größen, vom 7-Zoll- bis hin zum klassischen 12,1-Zoll Notebook-Format, wird alles geboten. Entsprechend unterscheiden sich auch die Ausstattung und das Preisgefüge.

Der Tablet PC "X2010T" von Lenovo im klassischen Convertible-Format
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Während es günstige Modelle bereits ab 150 Euro gibt, kann ein klassischer, vollwertig ausgestatteter Tablet PC die 2.000-Euro-Grenze erreichen. "Durch die Kombination aus vollwertiger Tastatur und Direkteingabe mit Pen oder Touch - bei entsprechender Anwendung - lässt sich eine deutliche Steigerung der Effizienz erzielen", argumentiert Tech-Data-Business-Unit-Leiter Janshen für diese Modelle. Wie bei vielen neu- oder in diesem Falle wiederentdeckten Produkten gibt es allerdings auch Schattenseiten. So meint b.com-Notebook-Manager Neumann: "Aktuell fehlen Programme seitens der Softwareindustrie, um das Thema weiter voranzutreiben und den Sinn der Touch-Anwendungen zu verdeutlichen."

- Mögliche Kundengruppen: Meinungsforscher, Bildung, Reisende, die ohne Tastatur und Maus auskommen
- Beispiele: Lenovo Thinkpad X201t, Lenovo Ideapad S10, Archos 7, Fujitsu Lifebook T900

Tablet PCs in Slate-Form

Das "Libretto W100", das ab August 2010 erhältlich sein soll, verzichtet nicht nur auf eine Tastatur, sondern bietet statt einem sogar zwei Touch-Displays.
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Mit dieser Art von Gerät wird die Mehrheit der Kunden zum ersten Mal in Berührung kommen. Bisherige Slate-PCs liefen unter dem Betriebssystem Windows for Tablet PC und funktionierten per Stifteingabe. Preislich lagen sie im oberen Notebook-Bereich.

Der neue Formfaktor steckt derzeit noch in den Kinderschuhen. Nicht viele Hersteller bieten derzeit einen reinen Slate-PC der neuen Generation an. Namhafte Produzenten stehen jedoch schon in den Startlöchern oder haben einzelne Produkte bereits angekündigt. Ein berührungssensitiver Bildschirm versetzt den Anwender eines Slates in die Lage, vollkommen ohne Eingabegerät und Tastatur auszukommen. Der aktuell wohl bekannteste Slate-PC ist Apples iPad , das sowohl B2B-Anwender als auch Consumer anspricht. Die Klientel für Slate-PCs hat sich erweitert. Viele Anwender nutzen ein solches Modell als Zweit- oder Drittgerät nur, um E-Mails empfangen oder im Wohnzimmersessel zu surfen. Als Verkaufsargumente sieht Ingram-Manager Kaplan "die Leistung eines Notebooks, vereint mit der Flexibilität eines iPhones".

Tablet-PCs: Diese Geräte floppen völlig
Diese iPad-Vorläufer floppten völlig
Die Kollegen unserer US-Schwesterpublikation PC-World haben die seit 1989 gefloppten Tablet-PCs oder Tablet-PC-ähnlichen Mini-Rechner in einer Bildergalerie zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern.
Microsoft WinPad a.k.a. Microsoft at Work for Handhelds (1994)
Polaris-Chip mit 386er-CPU-Kern. Windows 95-artiges Betriebssystem, das auf den Namen Microsoft at Work hört. Geplanter Preis: 500 US-Dollar. Doch das WinPad kam nie in den Handel, obwohl Microsoft namhafte Hardware-Hersteller wie Compaq, Motorola, NEC, Olivetti, Sharp und Zenith dafür gewinnen konnte. Doch Microsoft brachte das spezielle Windows-95-Betriebssystem nicht zum Laufen – aus der Traum. Und die erste Tablet-PC-Pleite für Microsoft. Immerhin: Microsofts Ehrgeiz war geweckt: Die Redmonder begannen mit der kompletten Neuentwicklung eines Betriebssystem für mobile Kleingeräte von Grund auf. Das Ergebnis war Windows CE, das wiederum die Basis für Windows Mobile bildete.
AT&T Eo 440 Personal Communicator (1993)
Schwarzweiß-Display, Stift, optionales Handy beziehungsweise Modem-Modul mit Telefonhörer. Go PenPoint Operatingsystem. Preis: 3000 US-Dollar für die Vollversion, 1599 Dollar für das abgespeckte Modell, das allerdings aufgrund seines knapp dimensionierten Arbeitsspeichers nicht den Mailclient starten konnte. Erwies sich als Geldverbrennungsmaschine ersten Ranges, AT&T kostete der Ausflug in die Tablet-PC-Welt geschätzte 50 Millionen US-Dollar. 1994 kam das Ende für den AT&T Eo 440 Personal Communicator.
Compaq Concerto (1992)
9,5-Zoll-schwarzweiß-Display, abnehmbare Tastatur. Windows für Pen Computing als erste (erfolglose) Windowsvariante für Tablet-PCs. Originalpreis: 2499 Dollar. Der Preis sank aufgrund des schleppenden Verkaufs schnell auf 1000 Dollar. Das half aber auch nichts, 1994 vom Markt genommen.
Dauphin DTR-1 (1993)
Eingabestift, abnehmbare Mini-Tastatur und eine weitere, vollwertige Tastatur, die sich über einen PS/2-Port anschließen ließ. Ein stromsparender 486SLC-Prozessor. Windows 3.1. 1,1 Kilogramm schwer. Preis: 2500 US-Dollar. Er trieb den Hersteller in den Ruin.
Grid Systems GRiDPAD (1989)
10-Zoll-schwarzweiß-Display, angeschlossener Stift, 1 MB RAM, zwei Memory-Cardslots, erweitertes MS DOS. Netzwerkschnittstelle. Original-Preis: 3000 US-Dollar. Bekam gute Kritiken und verkaufte sich im Business-Umfeld gar nicht mal so schlecht. Nach der Übernahme des Herstellers GRiD Systems durch AST verschwand das Produkt jedoch.
Momenta Computer (1991)
10-Zoll-schwarzweiß-Display, abnehmbare Tastatur, aufstellbares Display, angehängter Stift. Erweitertes MS DOS (Erweiterungen wurden mit Smalltalk erstellt). Textverarbeitung, Tabellenkalkulation. Originalpreis: 4995 US-Dollar. Großer Hype, doch viel zu teuer und zu wenig CPU-Leistung. 1992 verschwunden.
PepperPad (2004)
8.5-Zoll-Display mit Touchscreen, links und rechts vom Display war eine normale QWERTY-Tastatur angebracht. Standbein zum bequemen Aufstellen. Linux. Preis: 849 Dollar – einfach zu teuer. Gescheitert.
Tablet PC (2002)
Verschiedene Bildschirmgrößen und Gerätegrößen. Darunter auch drehbare Geräte mit vollwertigen QWERTY-Tastaturen. Alle besaßen einen Eingabestift. Als Betriebssystem kam eine angepasste Windowsversion zum Einsatz. Preis: Zwischen 2000 und 2500 Dollar. Bill Gates prophezeite auf der Comdex 2001, dass Tablet-PCs in fünf Jahren der am meisten verbreitete PC-Typ wäre. Es war nicht das erste Mal, dass sich Gates irrte…
Ultra-Mobile PC UMPC (2006)
Windows XP Tablet Edition, Stift und Touchscreen. Einer der ersten Ultra-Mobile PC (Codename: Origami) mit Windows XP Tablet Edition war der Samsung Q1 (4,8-Zoll-Display, 1024×600 Auflösung) – er kostete 1099 Dollar. Die Hardware erwies sich aber oft als zu schwach für den flotten Windows-Betrieb. Ein Erfolg wurde der UMPC bis heute nicht.

Auch wenn viele Anwender von der intuitiven Bedienung der Slate-Tablets schwärmen, sollte nicht vergessen werden, dass es sich hier in keiner Weise um einen vollwertigen PC handelt. "Diese Geräte eignen sich für jede Anwendung aus dem mobilen Umfeld, zum Beispiel für Gaming, Internet und Multimedia, oder auch für den gewerblichen Einsatz in der Gastronomie, auf Messen oder im Verkauf", nennt Tech-Data-Mitarbeiter Janshen einige Beispiele.

- Mögliche Kundengruppen: designbewusste Consumer, Early Adopter, Servicedienstleister, Couchsurfer
- Beispiele: Apple iPad, 1&1 SmartPad, ab August 2010: Toshiba Libretto W100 (bw)