Verkaufsratgeber Smartphone

Welches Android-Handy Ihr Kunde kaufen soll

30.06.2010 von Benjamin Schischka
Acer, Dell, LG und Motorola haben neue Android-Handys angekündigt. Wir sagen Ihnen, ob diese Geräte Kaufimpulse auslösen oder ob Ihr Kunde lieber noch warten soll.

Acer, Dell, LG und Motorola haben neue Android-Handys angekündigt. Wir sagen Ihnen, ob diese Geräte Kaufsimpulse auslösen oder ob Ihr Kunde lieber noch warten soll.

Motorola Flipout: Handyhersteller Motorola setzt 2010 nicht nur auf vergleichsweise viele Smartphones, sondern auch auf außergewöhnliche Konzepte. So kommt das Flipout in ungewöhnlicher Quadrat-Form daher. Dreht man die unter dem Display liegende QWERTZ-Tastatur heraus, verdoppelt sich die Oberfläche nahezu.

Motorola Flipout
Foto: Motorola

Das Motorola Flipout ist mit 67 x 67mm sehr handlich, erkauft sich das aber auch durch ein recht kleines 2,8-Zoll-Touchdisplay (320 x 240 Pixel Auflösung). Mit 120g ist es zudem sehr leicht. Als Prozessor kommt eine 700-MHz-CPU zum Einsatz. Neben 256 MB RAM stecken 512 MB Speicher. Letzterer ist mit Speicherkarten erweiterbar. Etwas abgespeckt ist auch die 3-Megapixel-Kamera. GPS, 11-n-WLAN, Bluetooth und Android 2.1 sind aber an Bord. Das Motorola Flipout soll noch dieses Quartal in Europa starten und Gerüchten zufolge 349 Euro kosten.

45nm-CPU: Motorola Droid X

Motorola Droid X
Foto: Motorola

Mit dem Slider-Handy Milestone konnte Motorola wieder an alte Erfolge anknüpfen. Wenig verwunderlich also, dass es einen Nachfolger geben wird: Das Motorola Droid X wird jedoch ohne eine ausziehbare QWERTZ-Tastatur auskommen müssen. Im Vergleich zum Milestone soll es aber einen ordentlichen Leistungsschub bekommen: Statt mit 550 MHz (Milestone) wird die CPU mit 1 GHz getaktet sein. Dank 45nm-Fertigung soll die neue CPU außerdem weniger Strom verbrauchen und weniger Wärme entwickeln. Ferner werden laut Motorola 512 MB RAM und 8 GB Flash-Speicher im Droid X stecken. Letzterer soll per microSD-Karte erweiterbar sein.

Der kapazitive 4,3-Zoll-Touchscreen soll wie das Milestone mit üppigen 854 x 480 Pixeln auflösen. Die 8-Megapixel-Fotoaufnahmen beziehungsweise 720p-HD-Videoaufnahmen kann das Droid X per HDMI-Ausgang am Fernseher anzeigen. Für die Videokamera hat Motorola dem Droid X ein eigenes Mikrofon spendiert. Ein weiteres dient dem Telefonieren und das dritte(!) der Rauschunterdrückung während der Telefonate.

Neben Bluetooth 2.1 soll das Droid X den aktuellen WLAN-Standard 11n unterstützen. Soviel Technik im 127,5 x 65,5 x 9,9 mm-Gehäuse wiegt 155g - dank fehlender Tastatur also etwas weniger als der Vorgänger. Das Droid X wird zunächst vermutlich noch mit Android 2.1 erscheinen, das Update auf 2.2 soll aber noch im Sommer nachgeliefert werden. Verkaufsstart in den USA soll der 15. Juli sein. Gegenüber pressetext hat Motorola einen Verkauf in Europa dementiert - das war aber auch beim ersten Droid, alias Milestone, der Fall. Derzeit konzentriere man sich in Europa auf das Milestone XT720, heißt es. Mehr dazu auf der nächsten Seite.

HD-Ready: Motorola Milestone XT720

Motorola Milestone XT720

Anders als das Droid X soll das Milestone XT720 zuerst in Europa erscheinen. Die 720 im Namen steht für die HD-Video-Auflösung der Kamera mit 720p. Großer Unterschied zum Milestone-Vorgänger: Wie das Droid X soll auch das Milestone XT720 keine mechanische Tastatur haben. Mit 160g wird es somit auch etwas leichter.

Der kapazitive 3,7-Zoll-Touchscreen löst mit 854 x 480 Pixeln auf. Die Bilder der 8-Megapixel-Kamera können wie beim Droid X über einen HDMI-Ausgang am Fernseher betrachtet werden, sagt Motorola. Nachteile gegenüber dem Droid X: Der Arbeitsspeicher fällt mit 256 MB sehr klein aus, schnelles 11n-WLAN fehlt und die CPU ist mit 550 MHz nur so schnell wie der Vorgänger. Bluetooth 2.1 ist aber verbaut.

Der 512-MB-Speicher kann per microSD-Karte auf 32 GB ausgebaut werden. Das Milestone XT720 soll im Juli auf den Markt kommen und vom Mobilfunk-Anbieter "The Phone House" vertrieben werden. Die Preisempfehlung liegt bei 499 Euro ohne Vertrag. Als Betriebssystem kommt Android 2.1 zum Einsatz.

1-GHz-CPU: Acer Stream

Acer Stream

Wie das HTC Desire soll eine 1-GHz-Snapdragon-CPU das Acer Stream befeuern. Im Gegensatz zum HTC-Gerät will Acer aber auch HD-Videoaufnahme mit 720p und einen HDMI-Ausgang bieten. Die Kamera bleibt bei den derzeit noch üblichen 5 MP. Der 3,7-Zoll-AMOLED-Touchscreen verfügt über eine Auflösung von 800 x 480 Pixeln.

Der Arbeitsspeicher ist mit 512 MB auf der Höhe der Zeit (Desire: 576 MB). An internem Speicher verfügt das Stream bereits über 2 GB, die sich per Speicherkarte auf bis zu 32 GB aufstocken lassen. Das Stream kommuniziert neben Bluetooth via flottem 11n-WLAN oder HSDPA kabellos und soll mit Android 2.1 erscheinen, das Update auf 2.2 soll nachgeliefert werden. Über Preis und Verkaufsstart ist noch nichts bekannt - Acer präsentierte auf der Computex aber bereits ein sehr fortgeschrittenes Gerät.

Mit TV-Tuner: LG LU2300 Aloha

LG LU2300

LG will sich in seiner Mobilfunksparte mehr auf Android konzentrieren und noch 2010 zwanzig neue Android-Smartphones auf den Markt bringen. Offiziell bestätigt: Das LG LU2300 Aloha basiert auf Googles Android 2.1 und hat eine 1-GHz-CPU verbaut. Außerdem soll ein DMB-Tuner für mobilen Fernsehempfang sorgen. Die Kamera schießt Fotos mit 5 Megapixeln.

Der 3,5-Zoll-AMOLED-Bildschirm verfügt über eine Auflösung von 800 x 480 Pixel. Auch das LU2300 ist mit einer ausziehbaren QWERTZ-Tastatur ausgestattet. Das Smartphone soll zunächst in Korea verkauft werden, den Verkauf in Europa macht der Hersteller vom dortigen Erfolg abhängig. Dann müsste man den TV-Tuner anpassen, da der DMB-Standard in Europa kaum verwendet wird.

4,1-Zoll-Smartphone: Dell Thunder

Dell Thunder (Bild: Engadget)
Foto: Dell/Engadget

Das erste, was am Dell Thunder auffällt, ist das große 4,1-Zoll-OLED-Display mit einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln. Im Inneren soll eine 1-GHz-Snapdragon-CPU werkeln. Die Kamera schießt 8-MP-Fotos. Thunder soll mit Android 2.1 ausgeliefert werden.

Der Arbeitsspeicher ist 512 MB groß. HSDPA und Bluetooth 2.1 sollen ebenfalls an Bord sein, nicht jedoch der neue WLAN-n-Standard. Thunder-Nutzer müssen sich mit dem langsameren, im Vergleich zu HDSPA aber immer noch schnellen, 11g begnügen. Der Verkaufsstart wird im vierten Quartal 2010 erwartet - dann wäre jedoch mindestens Android 2.2 aktuell.

Fazit: Lohnt es sich zu warten?

Android

Zu Zeiten eines HTC Magics war der Markt sehr überschaubar. Noch dieses Jahr erwarten uns aber so viele neue Android-Smartphones, dass man im Einsteiger- und Mittelsegment durchaus den Überblick verlieren kann. Dazu tragen auch unterschiedliche Namen gleicher Modelle in verschiedenen Ländern oder Regions-spezifische Verkäufe wie etwa das Samsung Epic 4G bei.

Beim stetigen Nachschub an neuen Modellen, stellt sich die Frage, welches Gerät für welchen Kunden geeignet ist. Wer bereits ein aktuelles Highend-Android-Gerät wie das HTC Desire oder das Motorola Milestone besitzt, braucht 2010 überhaupt nicht mehr zuschlagen. Die wichtigsten Verbesserungen rechtfertigen den Kauf nicht: 720p-Videoaufnahme, 11n-WLAN, 8 MP-Kamera und HDMI-Ausgang.

Besitzern älterer Android-Smartphones und Android-Neulingen können Sie bedenkenlos die aktuellen Geräte empfehlen. Für ungetrübten Surf-Spaß sollte das Handy mindestens eine Auflösung von 800 x 480 Pixeln aufweisen, HSDPA ist ohnehin schon länger Standard. Ebenfalls Minimal-Voraussetzungen für den Kauf sollten Android 2.1, eine flotte CPU (am besten 1 GHz) und 512 MB RAM sein. Wünschenswert ist die Update-Möglichkeit auf Android 2.2 - dort sind noch einmal deutliche Geschwindigkeitszuwächse zu erwarten. Geschmackssache sind die teils angepassten Oberflächen: Motorola setzt meist auf Motoblur, HTC auf Sense.

Schnäppchen-Jäger können in ein oder zwei Punkten von unserer Empfehlung abweichen. Wer jedoch zu viele Kompromisse eingeht, büßt Komfort und Zukunftssicherheit ein. Gute Einsparpotentiale sind 8-MP-Kamera, 720p-Videos und selbst das schnelle 11n-WLAN. Wägen Sie ab, wie oft der Kunde WLAN neben UMTS einsetzen will, ob nicht auch der noch weit verbreitete 11g-Standard, eine 5-MP-Kamera und VGA-Videos reichen. (PC-Welt/haf)