6-Milliarden-Deal

Will Seagate sich kaufen lassen?

15.10.2010
Medienberichten zufolge verhandelt Seagate derzeit mit den Finanzinvestoren TPG und Kohlberg Kravis Roberts (KKR) über eine Übernahme. Bei einem Marktwert von derzeit rund sechs Milliarden Dollar wäre der Seagate-Buyout der größte Deal des Jahres.

Medienberichten zufolge verhandelt Festplattenhersteller Seagate derzeit mit den Finanzinvestoren Texas Pacific Group (TPG) und Kohlberg Kravis Roberts (KKR) über eine Übernahme. Bei einem Marktwert von derzeit rund sechs Milliarden Dollar wäre der Seagate-Buyout der größte Deal des Jahres. Die Aktie des Herstellers legte in der Folge um über 20 Prozent zu.

In einer Stellungnahme bestätigte das Unternehmen ein "vorläufiges Interesse", nannte aber keine Namen. Man habe unter anderem Morgan Stanley und Perella Wineberg als Berater engagiert.

Seagate warnt die Aktionäre vor all zu großen Erwartungen. Es gebe derzeit keine Zusicherung, dass das Unternehmen ein formelles Angebot erhalten oder dass es tatsächlich zu Transaktionen kommen werde.

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Nach Informationen der New York Times hatte es bereits vor einigen Wochen ein Angebot von TPG und Silver Lake Partners gegeben. Dieser Deal sei an den Bedenken der Investoren gescheitert, Seagate könnte die finanziellen Erwartungen der Beteiligungsfirmen nicht erfüllen.

<b>988 Exabyte weltweit:</b> In einer im März veröffentlichten Studie errechnete das Marktforschungsinstitut IDC, welche Datenmengen auf den Speichern der Erde liegen. Demnach sollen es im Jahr 2006 etwa 161 Exabyte (161.000.000.000.000 MB) gewesen sein. Für 2010 prognostizierte man 988 Exabyte – knapp eine Billiarde Megabyte.
<b>Kein echtes Maß:</b> Die traditionell in Zoll angegebene Größe von Festplatten hat nichts mit ihrer physikalischen Größe zu tun. Sie ist ein Formfaktor. Eine 3,5-Zoll-Platte zum Beispiel ist genau 10 Zentimeter breit – das entspricht 3,937 Zoll.
<b>Die erste Festplatte der Welt:</b> Die "IBM 350" wurde 1956 als Teil des Großrechners IBM 305 RAMAC in Betrieb genommen. Zwei separate Köpfe lasen und schrieben die Daten auf 50 Magnetscheiben, die mit 1.200 Umdrehungen pro Minute rotierten. Die Kapazität: 4,4 Megabyte. Der Speicherplatz wurde vermietet.
<b>Kalkulierte Rechenfehler:</b> Bei der Berechnung von Kapazitäten verwenden Festplattenhersteller Potenzen zur Basis 10. Ein Gigabyte entspricht 10 hoch 9 Byte. Computer rechnen aber zur Basis 2. Ein Gigabyte entspricht hier 2 hoch 30 oder 1.073.741.824 Byte. 250-Gigabyte-Festplatten haben in Wirklichkeit also nur eine Kapazität von etwa 232 Gigabyte.
<b>Moore'sches Gesetz gilt auch für Festplatten:</b> Die maximale Kapazität von Festplatten verdoppelt sich etwa alle 12 Monate – und das schon seit Jahren. Die derzeit größten handelsüblichen Harddisks fassen zwei Terabyte.
<b>Rapider Preisverfall:</b> Ein Gigabyte Festplattenkapazität gibt es heute bereits ab etwa 10 Cent. Die von Seagate 1980 vorgestellte "ST506", eine 5,25-Zoll-Platte mit 5 Megabyte Kapazität, kam auf etwa 250 Euro pro Megabyte.
<b>Die kleinste Festplatte:</b> Im Januar 2004 zeigte Toshiba auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas eine 0,85-Zoll-Festplatte mit 4 Gigabyte Kapazität. Die Mini-Platte schaffte es als kleinste Festplatte aller Zeiten ins Guinness-Buch der Rekorde - und in die Serienfertigung.
<b>Optimale Temperatur:</b> Google wertete 2007 die Daten von etwa 100.000 Festplatten aus seinen Rechenzentren aus. Unter anderem kam dabei heraus: Festplatten leben bei einer Betriebstemperatur von 40 Grad Celsius am längsten. Schlecht für die Lebensdauer: mehr als 45 oder weniger als 30 Grad Celsius.
<b>Mikroskopischer Abstand:</b> Der Abstand zwischen dem Schreib-Lese-Kopf und der Oberfläche der Magnetscheiben beträgt bei heutigen Festplatten 10 Nanometer. Ein menschliches Haar hat übrigens eine Dicke von 50.000 Nanometern.

Unternehmen wie TPG, KKR oder Silver Lake erlangten in den vergangenen Jahren mit ihrem "Heuschrecken-Kapitalismus" traurige Berühmtheit. Nach immer demselben Muster wurden Firmen übernommen, wobei ein Großteil der Kaufsumme fremdfinanziert war (Leveraged Buyout). Die Kredite hierfür mussten die gekauften Unternehmen stemmen.

Oft mussten die Opfer ohne Rücksicht auf ihre Finanzlage zusätzlich Sonderdividenden an ihre neuen Herren zahlen, überteuerte Dienstleistungen in Anspruch nehmen oder die eigenen Gebäude vom neuen Besitzer für Unsummen zurückmieten.

Die so völlig überschuldeten Firmen wurden filettiert, die meisten Mitarbeiter entlassen und das Tafelsilber verscherbelt. Zu den prominentesten Opfern aus der ITK-Branche gehörten Siemens Nixdorf und Tenovis, beide wurden von KKR übernommen. (haf)