Kampf der Systeme

Windows 7 und Mac-OS X 10.6 im Vergleich

17.07.2009 von Stephan Wiesend
Mac-OS X 10.6 kommt im September, am 22. Oktober will Microsoft mit Windows 7 kontern. Unsere Schwesterpublikation Macwelt zeigt Parallelen und Unterschiede zwischen den neuen Betriebssystemen.

Windows 7 und Mac-OS X 10.6 haben eine Gemeinsamkeit: Sie stehen eher für Evolution als Revolution. Äußerlich unterscheiden sich Vista und Windows 7 nur wenig, auch die Neuerungen von Mac-OS X 10.6 sind eher "unter der Haube" zu finden. Trotzdem hat man den Eindruck, dass beide Hersteller auch beim Design und bei der Ergänzung neuer Funktionen ähnliche Konzepte verfolgen. Bei diesen neuen Funktionen lassen sich einige Ähnlichkeiten und Unterschiede von Snow Leopard und Windows 7 aufzeigen.

Beide Systeme schneller als die Vorversionen

Bei der Rückwärtskompatibilität sieht Windows 7 etwas besser aus als Mac-OS X 10.6. Unterstützt doch Snow Leopard jetzt nur noch einen Mac mit Intel-CPU. Dagegen sind die Hardwareanforderungen von Windows 7 noch geringer als die von Vista sein - soll doch Windows 7 auch auf den schwachbrüstigen Netbooks laufen. Anscheinend reagiert Microsoft dadurch auf die starke Kritik, die bei Erscheinen von Vista laut wurde. Viele Anwender beschwerten sich über die hohen Hardwareanforderungen von Vista und nicht mehr funktionierende Anwendungsprogramme. Bei der Installation benötigt man bei Mac-OS X mindestens 5 GB an Speicherplatz, bei Windows 7 sind es laut Hersteller 16 GB. Ein Prozessor mit über 1 GHz ist erforderlich, auch Mac-OS X 10.6 setzt jetzt einen Intel-Prozessor voraus. Alle in den letzten Jahren gekauften Rechner sollten aber problemlos mit dem neuen System laufen.

Kompatibilität

Auch ältere Programme laufen unter Windows 7 recht oft - ein Microsoft Word 2002 und ein über zehn Jahre altes Photoshop 5 LE ließen sich unter unserer Testversion problemlos installieren. Rigider geht da Apple vor: Nur Intel-Rechner werden unterstützt, obwohl noch sehr viele Anwender mit Macs mit G4 oder G5-Prozessor arbeiten. Der letzte Power PC-Mac, der Power Mac G5 wurde schließlich noch bis August 2006 angeboten. Mac-OS X 10.6 soll laut Berichten aus dem Internet Rosetta unterstützen - man könnte dann wenigstens seine alten PowerPC-Programme wie Office 2004 weiter nutzen. Classic-Programme sind dagegen unter Mac-OS X 10.6 dann nur noch mit Tools wie SheepSaver notdürftig nutzbar. Dagegen bietet Windows 7 auch die Möglichkeit, ein virtuelles Windows XP ("Windows XP-Modus" genannt) zu nutzen.

Optisch sind beide Systeme moderner und bunter gestaltet. Optisch wirken sie nach Meinung des Autors ähnlicher als etwa Windows XP und Mac-OS X 10.3. Auch die neue Taskleiste von Windows 7 hat viele Ähnlichkeiten mit dem Dock. Man kann hier häufig benötigte Programme ablegen, bei einem Mausklick sieht man alle Fenster eines Programmes aufgelistet. Frühere Windows-Versionen zeigten Fenster eines Programmes noch als einzelne Tasks. Wie das Dock kann die Taskleiste auch an den Bildschirmseiten positioniert werden. Eine weitere Option erinnert ebenfalls an das Dock: Klickt man mit der rechten Maustaste auf ein Programm, sieht man eine so genannte Sprungliste: Der Interne Explorer blendet dann unter anderem die Favoriten ein.

Die teureren Versionen von Windows werden auch die Funktion Windows Touch bieten, eine native Unterstützung von Touchscreens. Man kann bei unterstützten Bildschirmen etwa mit Gesten Bilder vergrößern, mit einem Tippen einen Mausklick ausführen - was wohl manchen an einen iPod Touch oder Apples neue Touchpads erinnert.

Mehr Tools und Funktionen

Beide Betriebssysteme bieten mittlerweile mehr als nur eine Laufzeitumgebung für Programme. Im Prinzip findet der Privatanwender alle Programme bereits vor, die er für den Alltag benötigt. Dabei berücksichtigen beide Firmen auch die Anbindung ans Internet. Apple wird Mobile Me weiter ausbauen, Windows hat den Onlinedienst Windows Live zu bieten. So erhält man nach der Anmeldung als Belohnung zusätzliche Tools, die so genannten Live Essentials: Messenger, Fotoprogramm, Mail-Programm, Writer, Movie Maker und das Internet-Schutzprogramm Family Safety. Der Markt für Dritthersteller wird da immer kleiner. Textedit und Wordpad sind gut genug für einen Brief ans Finanzamt, mit iWork und MS Office bieten beide Hersteller ein eigenes Office-Paket als Zusatzoption. Aber auch andere Aufgaben, für die man früher Programme kaufte, sind mittlerweile ins System integriert. Will man CD oder DVD mit Daten brennen, benötigt man unter Mac-OS X schon längst keine Brennsoftware mehr. Man wählt die Daten aus und das System bietet eine Option zum Brennen. Auch Microsoft 7 bietet eine Brennfunktion, die gegenüber Vista weiter ausgebaut wurde. So kann man etwas ISO-Dateien auf ein Medium brennen. Bei der Home-Version ist wie bereits unter Vista der DVD Maker mit dabei. Ähnlich wie iDVD dient das Programm dazu, Film-DVDs zu erstellen. Brennprogramme wie das Mac-Programm Toast oder die Windows-Programme Nero und WinOnCD sind da immer weniger relevant.

Das gilt auch für Sicherheitssoftware. Die meistgekauften Programme unter Windows sind Antivirenprogramme wie Norton Antivirus und Avira. Mit Windows 7 wird Windows aber erstmals ein eigenes Antivirenprogramm anbieten, bisher war mit dem Microsoft Defender nur ein Tool für die Spyware-Abwehr vorinstalliert.

Aber auch die Verschlüsselung von Daten ist besser ins System integriert. Windows 7 kann mit Bitlocker To Go auch externe Festplatten verschlüsseln.

Während Apple aber nur eine Betriebssystemversion für Desktops und eine Version für Server anbietet, hat Microsoft mehr Varianten im Programm. Es gibt zwei Versionen für Heimanwender, mehrer Varianten für Geschäftsanwender und unzählige Server-Versionen. Nutzer der Home-Version müssen etwa auf einige der Datensicherungsfunktionen verzichen, Nutzer der Business-Version auf Multimediaanwendungen. Alle Funktionen, etwa auch Bitlocker To Go bietet offenbar nur die teuerste Version Windows 7 Ultimate.

Der größte Unterschied bleibt natürlich, dass Apple vor allem Hardwarehersteller ist. Will man Mac-OS X nutzen, muss man einen Mac bei Apple kaufen. Microsoft kann sich dagegen nicht mehr darauf verlassen, dass jeder, der einen PC kauft, auch eine Windows-Lizenz mit erlebt. Bei vielen Netbooks war statt einem Windows-System Linux vorinstalliert und wurde auch von den Anwendern gut aufgenommen. Passte dieses doch oft besser zur schwachen Hardware als Vista oder Windows XP.