IT-Perspektiven 2010

"Wir können das, was wir sagen"

23.11.2009
Was treibt die IT im kommenden Jahr an? Kann man diesem Jahr optimistisch entgegensehen? Wie kann die Unternehmens-IT wertvoll gemacht werden? Eine Antwort, die auf der Diskussionsveranstaltung "IT-Perspektiven 2010" gegeben wurde, kann sich hören lassen.
Harald Esch (Adobe), Michael Ganser (Cisco), Oliver Tuszik (Computacenter), Conny Schneider (HP), Martin Berchtenbreiter (Microsoft) diskutieren mit Moderator Christoph Witte.

Der Ausblick auf das kommende Jahr stimme ihn "verhalten optimistisch", sagte Ciscos Deutschland-Chef Michael Ganser zu, - eine Ansicht, der die Teilnehmer der in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindenden Münchnener Diskussionsveranstaltung "IT-Perspektiven 2010" insgesamt nicht widersprechen wollten. So sagte Conny Schneider, Managerin bei Hewlett-Packard, die Lage stabilisiere sich "auf niedrigem Niveau", und Harald Esch, deutscher Adobe-Chef, fügte hinzu: "Wir haben bis heute aus dem Überhang gelebt."

Erst das kommende halbe Jahr werde zeigen, mit welcher ökonomischer Perspektive man hierzulande umgehen müsse.

Klar ist: Die fünf Diskutanten der "IT-Perspektiven 2010" - neben den Genannten Martin Berchtenbreiter von Microsoft und Oliver Tuszik von IT-Dienstleister Computacenter - sind von den zurückliegenden zwei Jahren gezeichnet. Die Finanz- und Wirtschaftskrise haben IT-Unternehmen ja nicht nur zugesetzt, sondern sie auch, sogar aus eigener Erfahrung, gelehrt, dass Unternehmen sich ohne die einträglichen Spekulationen am Finanzmarkt und oder dem ständigen Einsatz von Krediten ihre Geschäftsmodelle kaum mehr leisten können.

Infolgedessen steht bei so gut wie allen Unternehmen alles auf dem Prüfstand - die kostenspielige IT zumal.

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Also würden die Anforderungen an eine zukunftsfähige Unternehmens-IT derzeit noch mal "unter großem Budgetdruck" (Berchtenbreiter) neu definiert, erklärten die fünf übereinstimmend.

Und sie zählten auf: Diese IT müsse transparent sein, was ihre Leistungen für die Geschäftsprozesse von Unternehmen angehe; sie müsse integriert sein, was heißt, unabhängig von einzelnen Software-Lösungen und Nutzer-Administration solche Prozesse zur Verfügung stellen zu können, die übergreifend jene Workflows ermöglichen, die zum Geschäftserfolg führen sollen, schließlich sollten sie gemäß jenen Anforderungen angeboten werden können, die Unternehmen heute verlangen: eine Mischung aus "Managed Services", SaaS-Landschaften und klaren Abrechnungsmodellen für eigene oder gehostete Lösungen.

"Heute können wir das, was wir lange nur behauptet haben"

Die Skeptiker der IT-Zunft könnten nun sofort einwenden, dass es sich auch bei den diesjährigen Versprechungen der IT-Hersteller um vage neue Vorstellungen ("Buzzwords)" handele, die sich, wie schon alle vor ihnen, angesichts der rauen Wirklichkeit der verfügbaren Hard- und Software-Lösungen rasch als jene Marketingkonzepte erweisen, die die IT-Zunft schon immer produziert hat. Einen solchen Einwand wagte Tuszik, als er sagte, "viele der Buzzwords sind alt".

Doch mitten in die gerade ausgesprochen selbstkritische Runde plazierte dann HP-Managerin Schneider die ausgesprochen interessante Behauptung, dass die IT-Hersteller heute das realisieren können, wovon sie früher nur geredet hätten. "Jetzt können wir es." Dazu zählen ihrer Meinung nach umfassende Virtualisierung, integrierte Plattformen ohne Legacy-Hindernisse und Skalierungsbegrenzungen, konvergente Infrastrukturen und " IT als Services".

Mit anderen Worten: Anders als bis jetzt meist der Fall, können Unternehmen sich mitten in der Krise auf die wesentlichen Aussagen der IT-Hersteller verlassen. Zweitens können sie nunmehr, in Zusammenarbeit mit ihren Integratoren, VARs und Systemhäusern, solche IT-Strategien entwickeln, die den Wert der IT für die Geschäftsabsichten der Kunden klar darstellbar machen.

Auch auf Nachfrage bleib Schneider bei ihrer Behauptung.

Das könnte spannende Folgen haben. Denn wenn dem wirklich so ist, wie die Managerin behauptet, wird der geschulte indirekte Kanal in Zukunft daran bei seinem Tun gemessen werden.

Dann wird es nichts machen, dass, wie Microsoft-Manager Berchtenbreiter sagte, "kein Geld ausgegeben wird, wenn nicht die Überzeugung vorherrscht, dass die Investition das Kerngeschäft voranbringt". Wäre die IT auf dem Weg, wie Cisco Manager Ganser noch sagte, "bedeutender" zu werden, dann muss auch für IT- und Unternehmens-Verantwortliche klarer werden, warum die IT-Budgets notwendig sind - und Geld kosten.

Man sieht: In München wurde eine starke Behauptung mit einer skeptischen Aussicht kombiniert - und vielleicht ein neuer Blick auf die IT eröffnet. (wl)