Visionäres schweres Erbe

Wird Steve Jobs zum zweiten Henry Ford?

25.10.2011
Um den Ford-Vergleich nicht scheuen zu müssen und an den Traummargen festhalten zu können, müsse Apple die visionäre Kraft des Co-Gründers Steve Jobs weitertragen, laut IHS iSuppli kein leichtes Erbe.

Die Frage nach Apple ohne Steve Jobs beschäftigt derzeit viele, so auch IHS iSuppli. Um so wie Ford das Legat des Gründers fortzusetzen, müsse das Unternehmen auch genug von dessen visionärer Kraft geerbt haben. Denn ohne dem würden die Traummargen schnell schwinden.

Als Apples Co-Gründer 1985 nach Querelen mit dem von ihm an die Spitze gehievten ehemaligen Pepsi-Manager John Sculley seinen Hut nehmen musste, hatte niemand gedacht, dass er 11 Jahre später mit dem Erwerb von NeXT Computer und dem Vorläufer des Mac OS X wieder zurückkehren würde.

10 Jahre iPod, 10 Jahre fulminantes Comeback von Apple nach der Fastpleite und der Rückkehr von Steve Jobs 1996/97.

Hat das damit ausgestattete iMac das Unternehmen 1998 wieder aus der Quasi-Pleite herausgezogen, holte Jobs mit dem 2001 erschienenen iPod eine neue Trumpfkarte hervor, welche den eigentlichen Comeback des Unternehmens einleitete. Erfinder des iPod war allerdings Tony Fadell, Designer Jonathan Ive.

Ideegeber war jedoch Jon Rubinstein, der nach seinem Verwürfnis mit Apple 2005 wesentlich dazu beigetragen hat, das Betriebssystem Palm Pre zu entwickeln und vier Tage nach dem Release im Juni 2009 zum Palm-CEO ernannt wurde und auch nach der Übernahme durch HP an Bord blieb, um Palm Pre zum webOSA weiterzuentwickeln.

Jobs wird derzeit viel mit Thomas Edison und Henry Ford verglichen. Beide hatten eine Vision und geschafft, dass diese nach ihrem Tod weitergetragen wurde. IHS-Analyst Dale Ford stellt allerdings die Frage, ob Apple genug von Jobs gelernt hat, um sein Legat zu übernehmen und an der Spitze zu bleiben. Tatsächlich habe das Unternehmen heute eine Marktkapitalisierung, das die Bargeldreserven des US-Schatzamtes übersteige.

Jobs hatte aber nicht nur Vision und Inspiration, sondern auch als Geschäftsmann auch den richtigen Riecher für Produkte mit hohen Margen, wobei das iPhone mit 72,6 Prozent im zweiten Quartal die höchste Gewinnspanne abwarf, das neue Starprodukt iPad dagegen mit 42,2 Prozent die niedrigste, gefolgt von Mac Portables mit 47,7 Prozent, Mac-Desktops mit 59,6 Prozent und den MP3-Playern iPod/iTouch mit 59,9 Prozent.

Im Schnitt ist die Hardware-Marge von Apple laut IHS iSuppli von 57,7 Prozent im vierten Quartal 2010 auf 60,8 Prozent im zweiten Quartal 2011 sogar noch weiter gestiegen, wo viele andere Unternehmen nur sinkende Gewinnspannen sehen.

Den Industriebeobachtern zufolge war Fokus der Schlüssel zum Erfolg von Apple, wobei der Erfolg des Unternehmens vor allem darauf fußte, zu tun, was Jobs mit seiner Vision ihm diktierte und wegzulassen, was er nicht guthieß. Sobald Jobs einen Kurs vorgab, erlaubte er auch niemandem, an dem von ihm vorgegebenen Ziel festzuhalten.

"Jobs kümmerte sich nicht um Quartalsberichte und auch nicht um Kritik oder, was die Medien sagten… wohl aber, dass seine Visionen implementiert wurden. Die Kraft seiner Persönlichkeit in dieser Hinsicht war enorm", stellt IHS-Chefanalyst Lee Ratliff fest.

Sein Kollege Dale Ford verweist in diesem Zusammenhang auch auf den Erfolg anderer von Jobs gegründeter Unternehmen wie der Filmproduktionsgesellschaft Pixar. Eines seiner Erfolgsrezepte war, nicht sklavisch an der Idee festzuhalten, dass ein Produkt an einem bestimmten Tag anlaufen müsse, vielmehr hatte er einen Riecher dafür, dass das Produkt rechtzeitig zur "Primetime" auf den Markt kam, ein Prinzip, das auch seine Nachfolger bei Pixar übernommen haben, so Ford.

Steve Mather, Chefanalyst für Wireless Communications bei IHS, sagt, dass Apple derzeit etwa zweieinhalb Jahre in Führung sei und daher nicht so schnell überholt werden könne, aber ohne neue revolutionäre Produkte in den nächsten drei bis fünf Jahren könne die Führungsposition auch leicht zerbröckeln. (kh)