Wände, Nachbarn und anderes mehr

WLANs wieder in Gang bringen – und beschleunigen

02.06.2010
Wie Sie die WLANs ihrer SoHO-Kunden wieder in Gang bringen oder es in Richtung maximale Beschleunigung bringen, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.

Wie Sie die WLANs ihrer SoHO-Kunden wieder in Gang bringen oder es in Richtung maximale Beschleunigung bringen, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.

Ein Kunde ruft an und erklärt Ihnen, sein WLAN zeige sich von seiner nervtötenden Seite. Entweder sende es mit unterirdischen Übertragungsgeschwindigkeiten vor sich hin oder es breche zuweilen komplett die Verbindung ab.

Kann man auch so machen - aber es gibt besser Möglichkeiten, ei WLAN einzurichten.

Nachdem moderne WLAN-Standards wie 802.11n theoretisch bis zu 300 MBit/s übertragen, praktisch bei kurzer Distanz etwa bis zu 100 MBit/s, sind solche Ausfälle oder Kilobit-Übertragungen mehr als ärgerlich.

Klar ist: Die Ursachen für ein zu langsames oder abbruchgeplagtes WLAN können sehr unterschiedlich sein: Das Büro oder die das Arbeitszimmer zuhause können das WLAN ausbremsen, ebenso eine Netzwerkkomponente oder auch der Nachbar.

Nun ist Ihre Kompetenz gefragt.

Router -Update

Führen Sie zuallererst ein Firmware-Update des Routers durch. Oft bringt so ein Update höhere Geschwindigkeiten und stabilere Laufzeiten. Beinhaltet das Konfigurationsmenü des Routers keine entsprechende Option, werfen Sie am besten einen Blick auf die Internetseite des Herstellers.

Veraltete Hardware

Der erste Gedanke sollte der WLAN-Hardware, also Router und Empfänger, gelten. Der aktuellster WLAN-Standard ist 11n. Er ist zwar erst kürzlich verabschiedet worden, doch viele Hersteller bieten derzeit noch 11n-Geräte nach dem Draft 2.0-Standard an, die in der Praxis hohe Datenraten von 80 bis 100 MBit/s erreichen. Idealerweise stammen alle WLAN-Komponenten Ihres Kunden aus derselben Modellserie, doch auch bei Centrino-Notebooks mit 11n-WLAN-Modul gibt es mit aktuellen Routern keine Geschwindigkeitseinbußen.

Mit einem MIMO-Router gemäß Standrad 802.11n ist Ihr Kunde auf dem neuesten Stand. Er kann sogar zwei Frequenzen nutzen.
Foto: xyz xyz

Noch weit verbreitet sind 11g-Komponenten, sie erreichen zwischen 20 und 25 MBit/s, in der g++/Turbo g-Variante zwischen 30 und 40 Mbit/s. Doch ein Mix aus 11n- und 11g-Hardware verschafft Ihrem Kunden keine Vorteile - es wird ausschließlich auf dem langsameren 11g-Standard gesendet, es sei denn, Sie nutzen einen MIMO-Router. MIMO steht für "Multiple-In und Multiple-Out"; und solche Router nutzen mehrere Antennen und vergrößern so Reichweite und Signalqualität.

Veraltet und nicht empfehlenswert ist der 11b-Standard. Dieser trödelt mit 3 bis 5 MBit/s vor sich hin - und bremst jedes Netzwerk aus. Denn selbst wenn die 11b-Komponente, etwa eine alte WLAN-Karte in einem Notebook, nicht sendet, müssen alle anderen WLAN-Teilnehmer aus Kompatibilitätsgründen auf sie warten. Steigen Sie am besten auf 11n um. Aktuelle Router gibt es ab circa 60 Euro - eine Investition, die jeder Kunde verstehen wird.

Dicke Wände und weite Strecken

Dicke oder feuchte Wände sind Gift für ein WLAN. Auch Leichtbauwände sind oftmals aufgrund der Dämpfungsmaterialien ein Problem. Des Weiteren können Möbel und weite Entfernungen, etwa über mehrere Stockwerke, die Surf-Geschwindigkeit spürbar mindern. Nun schlagen wir nicht vor, dass Sie bei Ihrem Kunden mit dem Vorschlaghammer auftauchen - wir stellen Ihnen ein paar einfache und ein paar komplexere Lösungen vor. Die Wand Ihres Kunden bleibt heil.

Mit einem Repeater sorgen Sie für mehr Reichweite.

Bei kleineren Wohnungen genügt es meist schon, wenn Sie den Router geschickt platzieren. Wählen Sie eine zentrale Stelle und einen hohen Ort, etwa ein Regal oder hängen Sie den Router direkt an die Wand.

Ein selbstgebastelte Pringles-Antenne sollten Sie nur guten Freunden zumuten.

Mehr Reichweite erzielen Sie beispielsweise mit einer Richtfunkantenne. Dafür benötigt Ihr Router aber einen (RP-)SMA-Anschluss. Nun können Sie eine solche Antenne für nahezu Garnichts aus einer Pringles-Dose oder einem Klobürstenhalter selbst basteln - allerdings kommt das bei Kunden nicht zwingend gut an.

Die bessere Alternative ist ein Repeater. Auf halber Strecke eingesetzt, erweitern sie den Sendebereich. Zum Beispiel kostet der kleine Fritz WLAN Repeater N/G rund 90 Euro und kommt einfach in eine Steckdose.

Powerline gibt es von vielen Herstellern. Doch sie sind untereinander nicht kompatibel.

Einen ganz anderen Weg, nämlich durch die Stromleitungen, beschreiten Sie mit Powerline alias Homeplug. Dabei werden die Daten durch Adapter über die Stromleitung geschickt, also genau genommen nicht mehr wireless - aber auch nicht per Extra-Kabel quer durch das Büro, die Praxis oder die Wohnung.

Zu den wirklichen Powerline-Vorteilen zählt neben einer leichten Installation und hohem Tempo (theoretisch bis zu 200 Mbit/s) auch eine erhöhte Sicherheit, da der Datenfluss spätestens am Stromzähler endet.

Doch auch die Nachteile sollen nicht verschwiegen werden: Höhere Kosten - 80 bis 100 Euro müssen Sie für ein Starterkitt mit zwei Steckern rechnen, mit 50 bis 70 Euro für jeden weiteren Stecker sind schnell 200 Euro beisammen -, die bedauerlicherweise schlechte Kompatibilität mit anderen Herstellern oder älteren Standards und eine hohe Störanfälligkeit.

Im Idealfall sollte jeder Adapter seine eigene Steckdose mit ausreichend Raum zur Belüftung haben; andere Geräte an Steckerleisten können einschränkende Auswirkungen haben.

Der Nachbar ist schuld

Wer den Nachbarn nicht miteinplant, plant sein WLAN auf Sand.
Foto: Lancom

Das Problem ist: Ihr Nachbar nutzt für sein WLAN womöglich dieselben Kanäle wie Ihr Kunde. Die Geräte müssen sich dann die Bandbreite teilen und werden entsprechend langsamer. Die Lösung: Wechseln Sie den Kanal. In Europa stehen 13 Kanäle zum Wechseln zu Verfügung, allerdings überlappen sich die Frequenzen, so dass noch die Kanäle 1, 7 und 13 übrig bleiben. Am besten ist, Sie sprechen das mit dem Nachbarn ab. Kleiner Tipp: Schlagen Sie vor, dass Ihr Kunde den Kanal 1 nimmt - dieser ist am weitesten von störenden Mikrowellen- und Schnurlostelefonfrequenzen entfernt.

Aber es gibt noch eine Lösung: Ein Dual-Band-Router (auch als Parallelband-Router bezeichnet). Dieser kostet Ihren Kunden rund 90 Euro und aufwärts. Solche Router senden nicht nur im üblichen 2,4 GHz-Bereich, sondern auch in 5 GHz, welcher kaum genutzt wird.

Gut beraten mit einem Dual-Band-Router
Foto: xyz xyz

Doch aufgepasst: Da auch der WLAN-Client 5 GHz unterstützen muss, können eventuell weitere Kosten entstehen. Es gibt bereits 11n-Router, die beide Frequenzen gleichzeitig nutzen können. Über 2,4 GHz lässt Ihr Kunde dann Surfen oder Emails laufen, über die weitgehend störungsfreien 5 GHz Streaming und andere Anwendungen, wo Aussetzer besonders nervig wären.

Fazit

Ein sicheres WLAN sorgt für

Bei einem WLAN-Netzwerk mit erhöhter Reichweite ist es umso wichtiger, sich ausreichend um die Sicherheit zu kümmern. Um das WLAN Ihres Kunden zu schützen, sollten Sie es auf den neuesten Sicherheitsstand bringen.

Bekanntlich müssen Sie dazu vorallem die unsicheren Standardeinstellungen ändern und die richtige Verschlüsselung wählen. Verlassen Sie sich nicht auf Sicherheitsmythen wie die MAC-Filterung. Prinzipiell empfehlenswert sind auch nützliche WLAN-Helfer. Sie reichen von "A" wie Airdefense zum Schutz, über das WLAN-Social-Networking-Tool We-Fi, bis "X" wie Xirrus Wi-Fi Monitor zur Verwaltung.

Der Vollständigkeit halber und zur Information: Im Netz ist an verschiedenen Stellen nachzulesen, wie mittels inoffizieller Firmware oder importierter Router eine Strahlungsleistung jenseits der maximalen 100 mW zu erreichen ist. Im Gegensatz zu den USA sind in Deutschland aber nicht bis zu 300 mW erlaubt - mehr als 100 mW sind also illegal. (pcw/wl)