Neue Entlassungen, düsterer Ausblick

Wohin steuert Nortel?

18.11.2008
Es sieht nicht gut aus für Netzwerker Nortel Networks. Der kanadische TK-Ausrüster hat nicht nur ein miserables Quartal hinter sich gebracht, sondern er blickt düster auf die kommenden Monate. nicht nur ein miserables Quartal hinter sich gebracht, sondern er blickt düster auf die kommenden Monate. Analysten fragen sich: Wie lange gibt es Nortel noch?
Nortel: der bestürzende Aktienkurs 2008.

Es sieht nicht gut aus für Netzwerker Nortel Networks. Der kanadische TK-Ausrüster hat Anfangs letzter Woche bekannt gegeben, sein Verlust im dritten Quartal 2008 läge bei nicht weniger als 3,4 Milliarden Dollar, ferner, er werde weitere 1.300 Stellen streichen und die Gehälter bis mindestens Ende 2009 einfrieren. Darüber hinaus erklärte der Netzwerkausrüster, sein Umsatz sei um 14 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres auf 2,32 Milliarden Dollar gesunken.

Nun sagte der Netzwerker, für den Milliardenverlust seien Steuerberichtigungen in Höhe von 2,07 Milliarden Dollar und Abschreibungen in Höhe von 1,14 Milliarden Dollar verantwortlich. Weitere 50 Millionen Dollar entfallen auf Restrukturierungen. Die kennen die Kanadier übrigens seit Jahren. Im Februar hatte Nortel 2.100 Stellen gestrichen, in den Jahren davor weitere Tausende.

Dennoch fällt auf: Der TK-Ausrüster, der zu den größten der Welt zählt und noch 32.000 Mitarbeiter beschäftigt, musste deutliche Umsatzrückgänge in seinem angestammten Carrier-Geschäft hinnehmen. Hier verbuchte Nortel einen Umsatzrückgang um 24 Prozent auf 822 Millionen Dollar. Dass sich daran sobald nichts ändern wird, ist offensichtlich. Nortel selbst erklärte, Carrier würden infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise ausgesprochen zurückhalten investieren. Eine freundliche Umschreibung des Zusammenbruchs des Marktes..

So erklärte zum Beispiel die britische BT, sie werde 10.000 Stellen streichen, das amerikanische Pendant Sprint Nextel, der drittgrößte Mobilfunkanbieter in den USA , bot gerade Mitarbeitern an, sich abfinden zu lassen, und dass Carrier sich auf die bekannt profitablen Geschäfte mit Firmenkunden, etwa aus der Industrie und der Finanzbrache, stützen könnten - davon geht niemand aus.

Ferner fällt auf: Für das Quartal bilanzierte Nortel einen operativen Verlust von 150 Millionen Dollar. Seine Geldbestände nahmen ab:von 3.07 Milliarden Dollar im 2. Quartal 2008 auf 2,3 Milliarden. Analysten bemerkten hierzu, Nortel werde "von einer Schuldenlast und einem starken Cash-Verbrauch erdrückt", wie Mark Sue, Analyst der New Yorker Bank RBC Capital Markets, formulierte.

Entsprechend erklärte Nortel-CEO Mike Zafirovski, das Unternehmen werde seine Organisation verändern -nämlich verschlanken und ab Januar nächsten Jahres dezentralisieren. So sollen Service-Teams den drei Geschäftseinheiten Carrier Networks, Enterprise Solutions und die zum Verkauf stehende Metro Ethernet Networks zugeordnet werden.

Für das mittlere Management kündigte Zafirovski einen Kahlschlag an: Er hofft, dadurch 400 Millionen Dollar im Jahr einsparen zu können..

Über das Geschäft mit kleineren und mittlere Unternehmen verlor er kein Wort. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2008 war düster. Zafirovski erklärte, es sei eine kritische Zeit für Nortel. Analysten formulierten weit drastischer die Zukunft der Kandierer. Sie könnten nicht ausschließen, dass Nortel zahlungsunfähig werde. Um das zu vermeiden, müsse Nortel Unternehmensteile verkaufen. Dass die Analysten auch Staatshilfen überlegten, ist wohl dem neuerdings beliebten Credo eines starken Staates geschuldet. Erbarmungslos aber war ihre Aktienprognose: Sie setzten im Feld "Kursziel" eine Null ein.
Es sieht nicht gut aus für den Netzwerker. (wl)