Cloud Market Update 2015

Wolkig mit Aussicht auf digitale Unternehmen

05.08.2015 von René Büst
An Cloud Computing führt für Unternehmen in Zeiten der Digitalisierung kein Weg vorbei. Die steigende Bedeutung der Technologie ist auch auf dem deutschen Cloud-Markt spürbar.
 
  • Cloud Computing entwickelt sich im Unternehmensumfeld von der Trend- hin zur Basis-Technologie - auch in Deutschland
  • Das boomende Internet der Dinge wird den Markt weiter beflügeln
  • Die Cloud ist das Vehikel der digitalen Transformation in Deutschland

Harte Zahlen sprechen für sich. Wer weiterhin annehmen sollte, dass die Cloud ausschließlich eine Spielwiese für Entwickler ist, der muss sich von den 1,8 Milliarden Dollar Umsatz (391 Millionen Dollar Gewinn) der Amazon Web Services (AWS) eines Besseren belehren lassen. Solche Zahlen lassen sich nicht nur mit ein paar kleinen Workloads erzielen, sondern sind ein eindeutiges Indiz für die steigende Bedeutung bei Unternehmenskunden. Die Stärke, die AWS auf dem internationalen Parkett beweist, überträgt sich immer mehr auf Deutschland und wirkt sich positiv auf den deutschen Cloud-Markt aus.

Unternehmen kommen im Jahr 2015 nicht mehr um das Thema Cloud Computing herum - wir geben Ihnen eine aktuelle Übersicht über den Markt und seine Entwicklungen.
Foto: Slasha - shutterstock.com

Gandhi, WLAN und die Cloud

"First they ignore you, then they laugh at you, then they fight you, then you win." - Das immer wieder gerne genutzte Zitat von Mahatma Gandhi findet sich auch in der Geschichte der Cloud in Deutschland wieder. Anfangs als Hype belächelt, folgte der Kampf mit zum Teil abwegigen Argumenten, bei denen immer wieder die Themen Datenschutz & Datensicherheit medienwirksam und unlauter vermischt wurden. Zum Ende des Jahres 2014 nahm die Verbreitung der Cloud in Deutschland dann jedoch rasant zu, was sich im Jahr 2015 weiter fortsetzt.

Auszüge aus dem Bitkom Cloud Monitor 2015 (Teil 1)
Nutzung von Public-Cloud-Computing nach Branche
Die ITK-Branche hat die Nase beim Einsatz von Public Cloud-Lösungen vorn.
Aktuelle und geplante Nutzung von SaaS-Anwendungen in der Public Cloud
Die Telefonie aus der Cloud verspricht IT-Dienstleistern großes Geschäftspotenzial.
Nutzung von Public-Cloud-Computing nach Unternehmensgröße
Public Cloud Computing bleibt ein Nischenmarkt.

Eine Analogie zur Cloud-Entwicklung lässt sich im Siegeszug der WLAN-Verbreitung in Unternehmen wiederfinden und zeigt, warum auch die Cloud sich letzten Endes durchsetzen wird. Zu Beginn standen diejenigen CIOs am Pranger, die es wagten eine WLAN-Infrastruktur einzuführen und ihr Unternehmen damit der Außenwelt zu öffnen. Heute lachen genau diese Kritiker, wenn ihnen kein WLAN angeboten wird. Psychologie und die technologische Entwicklung machen es möglich - zumal WLANs weiterhin als nicht sicher gelten.

Auszüge aus dem Bitkom Cloud Monitor 2015 (Teil 2)

Compliance Sorgen sind oft unbegründet.

Angreifer haben es meist nicht auf die Cloud abgesehen. (Quelle: Bitkom Cloud Monitor 2015)

Diese Anforderungen haben Kunden an ihre Cloud-Anbieter. (Quelle: Bitkom Cloud Monitor 2015)

Die Cloud als Grundlage digitaler Transformation

Bei rund 75 Prozent der deutschen Unternehmen ist Cloud Computing ein fester Bestandteil der IT-Agenda. Hierbei ist die Cloud entweder ein aktiver Part des produktiven IT-Betriebs und wird im Rahmen von Projekten und Workloads eingesetzt oder die Unternehmen befinden sich in der Planungs- oder Implementierungsphase. Hierbei zeigt sich ein klarer Trend zur Hybrid Cloud. Über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) setzt auf dieses Cloud-Betriebsmodell. Im Rahmen von Multi-Cloud-Strategien nehmen zudem Managed Private Cloud Umgebungen (57 Prozent) eine immer größer werdende Bedeutung ein.

Die Hybrid Cloud steht insbesondere deswegen im Fokus, da sich Unternehmen intensiv mit dem Thema der Data Gravity beschäftigen. Hierbei geht es um die Unbeweglichkeit der Daten. Entweder weil die Datenmenge zu groß ist, um sie in die Cloud zu verlagern oder weil rechtliche Rahmenbedingungen es erforderlich machen, die Daten im eigenen Besitz zu behalten. Eine hybride Cloud-Architektur ist in der Lage die Herausforderungen der Data Gravity zu adressieren und eindeutige Lösungsansätze zu bieten. Dabei ist es nicht mehr notwendig die Daten zu bewegen. Stattdessen bleiben diese auf einem eigenen Storage-System (z.B. in einer Managed Private Cloud) liegen und die Public Cloud Services (Rechenleistung, Applikationen, usw.) greifen dann zur Verarbeitung auf die Daten zu. Im Laufe der Verarbeitung wurden die Daten durch die Public Cloud Services zwar verändert und gegebenenfalls neue Daten erzeugt. Jedoch verlassen diese niemals das Storage-System in Richtung Public Cloud.

Nur etwa 25 Prozent der deutschen IT-Entscheider sehen für die Cloud keinen Platz auf ihrer IT-Agenda. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie lange diese das noch durchhalten werden. Der Druck durch die eigenen Fachabteilungen nach mehr Flexibilität und kurzem Time-to-Market neuer Applikationen wird stetig größer. Es wird daher darauf hinauslaufen, dass es für CIOs keine Möglichkeit geben wird ohne die Nutzung von Cloud Services - in welcher Spielart auch immer - auszukommen. Denn wer möchte sich schon vorwerfen lassen die Chancen der digitalen Transformation fahrlässig zu verspielen?

Die Technologie des Cloud Computing ist eine wesentliche Triebfeder der Digitalisierung.
Foto: Crisp Research

Die Cloud-Zukunft liegt im Internet der Dinge

Unter denjenigen Unternehmen, die sich der digitalen Transformation aktiv widmen und hierfür ihre Digital Infrastructure Fabric (DIF) aufbauen zeigt sich, dass Cloud-Plattformen und -Infrastrukturen ein zentraler Bestandteil der IT-Strategie sind, um die Digitalisierungsanstrengungen zu unterstützen. So zeigt sich, dass Infrastructure-as-a-Service mit 63 Prozent und Platform-as-a-Service mit 70 Prozent weit oben auf der Agenda der CIOs stehen und als grundlegende Basis für die Entwicklung und den Betrieb neuer Applikationen eingesetzt werden.

Das Internet of Things (IoT) wird den deutschen Cloud-Markt zudem weiter beflügeln und sehr schnell zu einem entscheidenden Faktor für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen werden, die sich gleichzeitig mit den dafür notwendigen Technologien auseinandersetzen müssen. Public Cloud-Umgebungen - sowohl Infrastrukturen (IaaS) als auch Plattformen (PaaS) - bieten hierzu die idealen Voraussetzungen, um als unterstützende Backend-Umgebungen für IoT-Services und -Endgeräte zu dienen. Die hierfür entscheidenden Eigenschaften wurden ihnen von den führenden Public Cloud-Anbietern bereits quasi in die Wiege gelegt, um sich zu einem IoT-Backend zu entwickeln. Man kann daher festhalten, dass das Wachstum der Cloud in Deutschland und der Fortschritt des Internet of Things eng miteinander verbunden sind.

Halbzeit 2015: Cloud-Trends in Deutschland

Zu Beginn des Jahres hat Crisp Research zehn Trends für den Cloud-Computing-Markt in Deutschland ausgerufen. Sechs davon sind bereits Realität geworden. Wie sich die wichtigsten Public-Cloud-Anbieter auf dem deutschen Markt verhalten, kann in dem aktuellen Analyst View "Public Cloud Anbieter in Deutschland: Frankfurt ist die Hochburg der Cloud-Rechenzentren" nachgelesen werden.

Marketing-Gag: "Cloud made in Germany"

Was macht eigentlich diese "Deutsche Cloud"? Nichts! Das Marketing um die "Deutsche Cloud" sollte endlich aufhören. Deutsche Kunden haben niemals nach der "deutschen Cloud" gefragt. Dabei handelt es sich lediglich um einen kreativen Einfall von ein paar deutschen Marketing-Managern. Anstatt ständig die "Deutsche Cloud" hoch zu loben, sollten deutsche Anbieter ihre Kraft lieber dafür verwenden, innovative und attraktive Cloud-Services zu entwickeln und zu vermarkten. Die Marktmacht und klare Innovationsführerschaft US-amerikanischer Anbieter gegenüber den Deutschen ist ein viel gravierenderes Problem. Schließlich ist die Verfügbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit deutscher Cloud Services immer noch beschränkt. So greifen viele Unternehmen bei Cloud-Diensten auf die Angebote aus den USA zurück.

Fakt ist, ein Großteil deutscher CIOs fragt nach einem deutschen Rechenzentrum, um das deutsche Datenschutzniveau zu gewährleisten und damit die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Allerdings sollten Unternehmen dabei keinesfalls die Bedeutung der globalen Skalierbarkeit vernachlässigen, um schnell in andere Ländermärkte expandieren zu können. Dafür sind Anbieter mit einem globalen Footprint unerlässlich. Ein Grund, warum die IT- und Cloud-Strategie von Beginn an der Unternehmensstrategie ganzheitlich ausgerichtet werden muss.

Zum Video: Wolkig mit Aussicht auf digitale Unternehmen

Fazit: Digitalisierung treibt das Cloud Computing

Deutsche Unternehmen befinden sich inmitten ihres Cloud-Transformationsprozesses. Basierend auf einer Multi-Cloud-Strategie bestehend aus Infrastrukturen, Plattformen und Services von verschiedenen Anbietern setzen sie diese Schritt für Schritt um. In diesem Zuge evaluieren CIOs Anbieter und Technologien für den Aufbau ihrer Digital Infrastructure Fabric (DIF), welche die technologische Umsetzung der individuellen Digitalstrategie widerspiegelt und als Grundlage für neuartige Geschäftsmodelle und agile Unternehmensprozesse steht.

Die Cloud nimmt hierbei einen zentralen Stellenwert ein und ist das Vehikel der digitalen Transformation. Nur anhand des Einsatzes dynamisch agierender und global skalierbarer Plattformen und Infrastrukturen lässt sich die IT-Strategie an die sich ständig verändernde Marktsituation anpassen und die Unternehmensstrategie damit von technischer Seite agil unterstützen. (fm)

CIOs und Consultants über Cloud-Marktplätze
Cloud-Marktplätze
Die Deutsche Börse hat im Mai 2015 einen herstellerneutralen Cloud-Marktplatz eröffnet. Der Business Marketplace der Deutschen Telekom ist bereits am Start. Wir haben CIOs und Consultants gefragt, wie sie die Chancen von Cloud-Marktplätzen in Deutschland einschätzen.
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group aus Wien, sagt: "Ich nutze Cloud-Marktplätze und halte das für eine gute Idee, Firmen, Menschen und Ideen zusammen zu bringen. Das ganze Thema steckt noch in den Kinderschuhen und leidet - wie es bei neuen Technologien häufig der Fall ist - an der Verschlossenheit und mangelnder Vision potenzieller Marktteilnehmer." Trotzdem zeigt er sich optimistisch: "Diese Cloud-Marktplätze werden sich bestimmt durchsetzen. In anderer Definition gibt es ja bereits etablierte Lösungen in geschlosseneren Formen. Daher sehe ich hier keine grundsätzliche Neuerung, sondern viel mehr eine Prozessverbesserung dank neuer Technologien."
Constantia Flexibles Group
Über Bedenken in puncto hohem Integrationsaufwand, Datensicherheit oder zu geringem Bedarf sagt Miehle: "Diese Art von Gründen wird immer dann angeführt, wenn man neue Technologien verhindern will und diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein. Fakt ist jedoch, dass man in seiner Applikationslandschaft immer Altsysteme mit sich herumschleppt, die für neue Technologien ungeeignet sind. Wann die Wechselkosten mögliche Vorteile rechtfertigen, muss man natürlich vorab prüfen."
Rolls-Royce Power Systems
Dietmar von Zwehl ist CIO bei Rolls-Royce Power Systems. Er sagt: "Wir nutzen aktuell private Clouds und halten Ausschau (konservativ) nach public Clouds. Security ist ein zentraler Faktor."
Karsten Leclerque, PAC
Für Karsten Leclerque, Principal Consultant Outsourcing & Cloud bei PAC (Pierre Audoin Consultants), sind die verschiedenen Marktplätze kaum vergleichbar, weil sie sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Was sie eint, ist das Kundenversprechen der einfachen Nutzung von Lösungen ohne Vorabinvestition.
Aufwand für den Anwender
Nach Beobachtung von Leclerque verlangen Cloud-Marktplätze dem Anwender zumindest derzeit noch einiges ab. Das gilt etwa für die Integration. „Oft werden Insel-Lösungen nebeneinander angeboten, ohne dass Kompatibilität der Angebote untereinander gewährleistet ist“, sagt er. „Ebenso unterscheiden sich die Vertragsmodalitäten, etwa bezogen auf die Abrechnung der SaaS- und IaaS-Bestandteile, oder bezüglich der End-to-End-Verantwortung gegenüber dem Kunden.“
Daniel Just, Sopra Steria
Daniel Just, Outsourcing-Experte bei Sopra Steria Consulting, sagt: "Die Digitalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens benötigt immer flexiblere Infrastrukturleistungen. Getrieben durch disruptive Technologien sowie den Einzug des Internets in immer mehr Produkte, ist eine permanente digitale Innovation erforderlich. Um in diesem dynamischen Umfeld die Übersicht zu behalten und eine möglichst optimale Entscheidung für einen Partner zu treffen, werden Cloud-Marktplätze zunehmend wichtiger werden. Da standardisierte Infrastrukturleistungen bald als reine Commodity wahrgenommen werden, sollte eine solche Plattform für den Kunden einen Mehrwert zum Beispiel in Form von Applikations- bzw. Softwareleistungen bieten."
Voraussetzung für den Erfolg
Weiter sagt Daniel Just von Sopra Steria: "Dazu wird es von großer Bedeutung sein, dass ein nachhaltiger Marktplatzanbieter ein möglichst umfassendes und bedarfsorientiertes Angebot in der geforderten Menge, Zeit und größtmöglichen Nutzen vermitteln kann."
Integrationsprojekte ad absurdum geführt
Sopra Steria-Experte Daniel Just führt aus: "Der Vorteil der schnellen und barrierefreien Implementierung von IaaS, PaaS und auch SaaS Lösungen führt zu einer Vielzahl von Applikationen und Services die sich jeweils in einem Silo befinden und nicht oder nicht nahtlos miteinander kommunizieren können. Bei der Einführung von Cloud-Lösungen muss man sich also bewusst machen, dass eine Verlagerung von Applikationen in die Cloud einer Integration von Unternehmensapplikationen entgegenwirkt, d.h.: Die Integrationsprojekte, die in den letzten 15 Jahren durchgeführt wurden, um Informationssilos aufzubrechen, werden durch die Cloud-Lösung ad absurdum geführt."
Integration jedes Mal neu herstellen
Weiter erklärt Daniel Just von Sopra Steria: "Anwendungsfälle wie zum Beispiel der kurzfristige Zukauf von Rechnerleistung, etwa für eine zeitlich befristete Kampagne, lassen sich durch Cloud-Marktplätze sicher gut abdecken. Allerdings ist dafür die Integration zu den führenden, also datenenthaltenen Systemen jedes Mal neu herzustellen. Ein relativ hoher Aufwand, der angemessen zum Nutzen sein muss."
Matthias Kraus, IDC
Laut Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC, sind Cloud-Marktplätze insbesondere für Mittelständler interessant: "Mit der zunehmenden Nutzung unterschiedlicher Cloud-Services adressieren Cloud-Marktplätze den Bedarf der Anwenderunternehmen: Transparenz, einen Vertragspartner und eine zentrale Management-Plattform für unterschiedliche Cloud-Services. Cloud-Marktplätze sind insbesondere für mittelständische Kunden interessant, denn ihnen fehlt es oftmals an Ressourcen, Tools und Erfahrung. Insgesamt befinden sich die Marketplaces aber noch in einer frühen Phase."
Anwender eingelocked
Weiter sagt Matthias Kraus von IDC: "Bei herstellergebunden Markplätzen befürchten die Anwender einen Vendor Lock-In. Der technische Integrationsaufwand stellt die größte Herausforderung dar. Die Cloud-Marketplaces müssen hier erst noch den Beweis antreten, wie sich die herstellerunabhängige Verknüpfung mit der On Premise-Umgebung der Anwenderunternehmen, aber vor allem der schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Cloud Services in der Praxis effizient realisieren und managen lässt."
Matthias Wendl, Capgemini
Matthias Wendl ist Senior Consultant, CIO Advisory Services bei Capgemini Consulting. Seine Einschätzung: "Für sogenannte Commodity-Dienstleistungen wie Infrastruktur-Services (IaaS), dazu zählen Storage oder CPU/Rechenpower, sehe ich da durchaus einen Markt. Die großen Vorteile hierbei sind eine kurzfristige Skalierbarkeit und die on-demand Abrechnung (pay-per-use). Anwendungsfälle sind zum Beispiel zusätzliche Test-Server, oder zusätzliche Rechenleistung für einen Webshop zu Spitzenzeiten. Ein weiterer Anwendungsfall sind abgrenzbare Software as a Service Angebote (SaaS) wie z.B. Kommunikationslösungen oder Projektmanagement Software, die nicht aufwändig integriert werden müssen."
Die Standort-Frage
Über die Knackpunkte sagt Wendl: „Für alle Fälle, in denen der Service mit der vorhandenen Anwendungslandschaft interagiert, ist immer ein gewisser Planungs-, Auswahl- und Integrationsaufwand zu berücksichtigen. In Punkto Datensicherheit sind andere Punkte wichtig, wie bestehende Zertifizierungen, der Standort und die Größe des Cloudanbieters sowie seiner Rechenzentren und vor allem die Art der Datenübermittlung.“
Holger Röder, A.T. Kearney
Holger Röder, Partner bei A.T. Kearney, sagt über Cloud-Marktplätze: "Der Cloud-Providermarkt ist sehr intransparent und proprietär, also stellenweise wenig effizient. Auf der anderen Seite wird „Infrastructure as a Service“ (IaaS) erst langsam in Zentraleuropa etabliert, gewinnt aber zunehmend an Größe."
Frage der Definition
Holger Röder von A.T. Kearney nennt jedoch Schwierigkeiten: "Die Integration und Sicherheit von Clouds lassen sich durch geeignete Konzepte in den Griff bekommen. Es stellt sich jedoch die Frage – da es bei der Börse um strukturierte Produkte geht – welcher Anteil des Cloud-Marktes strukturierbar ist (Definition eindeutiger Produkte beziehungsweise Services) und damit handelbar. Gefühlt ist das nur die Spitze des Eisberges, da vieles was unter Cloud (insbesondere der sogenannten „private Cloud“) läuft, sehr unternehmensspezifisch und „Neuverpacktes“ ist. Interessant ist, dass sich Service-Marktplätze rund um typische Cloud-Rechenzentren (zum Beispiel eShelter und Interxion in Frankfurt) sehr gut entwickeln und damit den CIOs viel mehr Flexibilität für die Gestaltung ihres Operating Models geben – insbesondere Zugang zu knappen Know-how-Ressourcen rund um Digitalisierung."
Sebastian Paas, KPMG
Sebastian Paas, Partner CIO Advisory Service bei KPMG, erklärt: „Der Handel mit IaaS-Leistungen wird sicherlich zunehmen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass gerade kleine und mitteständische sowie Unternehmen, die ein hohes Unternehmenswachstum erwarten, interessant ist. Oft sogar Bestandteil deren Wachstumsstrategie. Auf der anderen Seite sind die Anbieter von IaaS-Leistungen häufig hochmoderne Rechenzentren, die es auszulasten gilt."
Peter Wirnsperger, Deloitte
Peter Wirnsperger, Partner Cyber Risk Services bei Deloitte, sagt: "Cloud-Marktplätze werden auf jeden Fall eine wichtige Option darstellen, wo effizient und kostengünstig Ressourcen gesucht und kurzfristig eingesetzt werden sollen. Der Bedarf an schnell verfügbaren und einfach nutzbaren Infrastrukturservices ist groß und wird noch weiter ansteigen, was auch das Wachstum der bestehenden Cloud-Player zeigt."
Detaillierte Bewertung
Peter Wirnsperger von Deloitte schränkt jedoch ein: "Sicherlich sind die Lösungen nicht für alle Bereiche anwendbar. Aber überall, wo Geschwindigkeit, Speichermenge und Verfügbarkeit in der Breite eine Rolle spielen, sind sie eine gute Alternative. Bei kritischen Informationen und komplexen Anwendungen muss man im Detail bewerten, ob und wie die Services nutzbar sein können. Aus Kostengesichtspunkten lohnt es sich auf jeden Fall die Ansätze im Detail zu bewerten."