Gute Perspektiven

Zukunftsberuf Biltroller

01.02.2013
Rechnungswesen, Bilanzierung und Controlling sind in vielen Unternehmen eng miteinander verzahnt. Es entsteht das neue Berufsbild des Biltrollers. Für engagierte Kräfte eröffnen sich attraktive Berufsperspektiven, sagt Angelika Hilgers vom BVBC.

Für Unternehmen gibt es gute Gründe, Bilanzierung und Controlling eng zu verknüpfen. Viele Aufgaben des Controllings fußen auf der Datenbasis des Rechnungswesens. Durch eine enge Verzahnung der Bereiche lassen sich wichtige Kennzahlen schneller und aktueller für Geschäftsleitung, Kreditgeber und Partner bereithalten. Fachkreise sprechen in diesem Zusammenhang seit Jahren vom so genannten Biltrolling.

"An der Nahtstelle zwischen Rechnungswesen und Controlling liegen die Führungspositionen von morgen", betont BVBC-Geschäftsführerin Angelika Hilgers. "Wer über einen Abschluss als Bilanzbuchhalter oder Controller verfügt, sollte darüber nachdenken, die jeweils andere IHK-Weiterqualifizierung zu ergänzen." Heute können von den BVBC-Mitgliedern mit Mehrfachqualifikationen bereits 22 Prozent beide Berufsabschlüsse vorweisen, so das Ergebnis einer aktuellen BVBC-Umfrage.

Wie eng sind Rechnungswesen, Bilanzierung und Controlling in mittelständischen Unternehmen bereits miteinander verzahnt? Dazu liegen jetzt erstmals empirische Marktzahlen vor, die im Rahmen einer breit angelegten Studie der Aalener Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht in Kooperation mit der BVBC Stiftung des Bundesverbandes der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC) ermittelt wurden. Das Ergebnis der Studie: Das Biltrolling ist in vielen Unternehmen schon längst Realität. In 60 Prozent der befragten Unternehmen werden die Bereiche Rechnungswesen und Controlling von einer Abteilung gesteuert, in weiteren 20 Prozent findet zumindest eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Fachbereichen statt.

In vielen mittelständischen Unternehmen übernimmt ein Biltroller in Personalunion die Aufgaben in Rechnungswesen und Controlling. 48 Prozent aller befragten Unternehmen geben an, dass in ihrem Haus eine Person alle Controlling- und Rechnungswesen-Aufgaben erledigt. Je kleiner das Unternehmen, desto häufiger ist ein Biltroller anzutreffen. Bei Firmen mit bis zu 500 Mitarbeitern verfügen 34 Prozent über einen Biltroller, bei Unternehmen mit bis zu 150 Mitarbeitern sind es 58 Prozent. In Betrieben mit bis zu 50 Mitarbeitern sind es sogar 69 Prozent. Grundsätzlich finden sich Biltroller branchenübergreifend und unabhängig von der Rechtsform des Unternehmens. In ungebundenen Firmen sind sie deutlich häufiger anzutreffen als in konzerngebundenen.

Jobeinsteigern und engagierten Fachkräften bietet das Biltrolling einen großen Verantwortungsbereich mit interessanten Zukunftsperspektiven. Die bisherige Weiterbildung zum IHK-geprüften Bilanzbuchhalter umfasst bereits Inhalte zur Kostenrechnung und zur Berichterstattung an das Management. Daher sind Bilanzbuchhalter auch für Controlling-Aufgaben insbesondere in kleinen Unternehmen gut gerüstet. Tätigkeiten in größeren Unternehmen erfordern weiterführende Kenntnisse. Diese Kenntnisse erwerben Kandidaten durch Seminare, Lehrgänge, im Selbststudium oder auch über die Weiterbildung zum IHK-geprüften Controller.

Bedarf in der Wirtschaft wächst

Noch spiegelt sich die wachsende Bedeutung des Berufsbildes Biltroller nur eingeschränkt in den Weiterbildungsprogrammen wider. Um den hohen Bedarf an qualifizierten Kräften in Wirtschaft und Verwaltung zu decken, halten die Initiatoren der Studie eine Weiterentwicklung des Rahmenstoffplans der IHK-geprüften Bilanzbuchhalter für denkbar. Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, zukünftig eine Schwerpunktwahl anzubieten. Kandidaten sollten zum einen eine Vertiefung im Bereich internationale Rechnungslegung wählen können, um sich für Tätigkeiten in größeren, konzerngebundenen bzw. kapitalmarktorientierten Unternehmen zu qualifizieren. Zum anderen sollte ein Schwerpunkt Internes Rechnungswesen und Controlling angeboten werden, der für eine Tätigkeit in mittelständischen Unternehmen vorbereitet. Dies entspräche einem eigenen Ausbildungsweg als Biltroller. (oe)
Die Autorin Angelika Hilgers ist Geschäftsführerin des Bundesverbands der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC), www.bvbc.de.

Über die Studie:
Im Rahmen der empirischen Studie "Biltroller und Biltrolling" wurden Fach- und Führungskräfte des Controllings und Rechnungswesens aus ganz Deutschland befragt. Ziel der Untersuchung war es, die inhaltliche und organisatorische Ausrichtung der Bereiche Rechnungswesen und Controlling zu ermitteln. Der Fokus lag auf mittelständischen Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern. Die Untersuchungsergebnisse basieren auf der Auswertung von 630 eingereichten Fragebögen. Initiatoren der Studie sind die Aalener Hochschule für Technik und Wirtschaft und die Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht. Ihre Kooperationspartner sind der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC), die BVBC-Stiftung, der Internationale Controllerverein (Berlin-Brandenburg) sowie die Steuer-Fachschule Dr. Endriss (Köln). Die Fachzeitschrift BC stellt die Studienergebnisse in Ausgabe 3/2012 ausführlich vor. Medienvertreter können die Veröffentlichung als PDF über den Pressekontakt anfordern.