25 Jahre Systemhaus-Geschichte

02.03.2006
Wer sich mit dem Nürnberger Systemhaus Sandata beschäftigt, könnte zu der Ansicht gelangen, dass es sich um eine langweilige Firma handelt. Womöglich haben sie Recht. Keine Krisen, keine Skandale, keine gescheiterten Experimente. Aber Langeweile istim Geschäftsleben kein Manko, sondern eine Tugend.

Von Damian Sicking

Der 15. Januar 1981 war kalt. Saukalt. Daran erinnert sich Heinrich Straub noch sehr gut. Damals ging er zum Notar Pillhofer am Mariengraben in Nürnberg, um seine Firma zu gründen. 25 Jahre später, am 15. Januar 2006, war es ebenfalls sehr kalt. Doch an diesem Tag war Straub nicht mehr mit seinem Notar allein. Aus seinem Startup-Unternehmen von damals ist eine richtige Firma mit zehn Standorten, 170 Mitarbeitern und 35 Millionen Euro Umsatz geworden. Anlass genug, diese Erfolgsgeschichte im Konferenzraum mit einem leckeren Stück Torte zu feiern.

Als Unternehmer sein eigenes Ding machen

"Ich bin schon stolz", sagt Heinrich Straub. Am Anfang hatte er nie das Ziel, einmal eine große Firma zu führen. Was er wollte, das war ihm schon während seines BWL-Studiums klar geworden, war, sein eigenes Ding zu machen, eigene Ideen zu verwirklichen, selbstständig zu sein. Das hat er dann, nachdem er drei Jahre in einem Handwerksbetrieb als Assistent der Geschäftsführung gelernt hat, verwirklicht.

Im ersten Jahr hat er mit dem Verkauf einer Handwerkerlösung auf dem Apple Euro plus bereits 200.000 Mark Umsatz erzielt. 1983 kam dann Apple Lisa auf den Markt, das Stück für 25.000 Mark, und Sandata avancierte zu einem der zehn größten Lisa-Händler in Deutschland. Ein Jahr später dann der Big Bang: Der erste Macintosh! "Das war damals eine Sensation", erinnert sich Straub. "Die Kunden haben uns das Gerät aus den Händen gerissen."

Doch Apple geriet unter Druck, und es erschien Straub ratsam, einen weiteren Hersteller mit an Bord zu nehmen. Er entschied sich für ein damals noch recht unbekanntes Unternehmen mit dem Namen Compaq. "Das war eine meiner besten Entscheidungen, denn mit Compaq sind wir groß geworden", erinnert sich der Sandata-Chef. Mit Compaq kam auch eine Neupositionierung des Unternehmens als Infrastrukturanbieter.

Gab es Krisen? Nein, keine Krisen. Vielleicht die eine, als Ende der 90er Jahre der Leiter der Niederlassung in Würzburg starb und die Mitarbeiter es nicht geschafft hatten, ohne ihn weiterzumachen, sodass Straub den Standort aufgeben musste. Aber ansonsten standen die Zeichen immer auf Expansion. Das größte Highlight ist für Straub die Entwicklung von Sandata in München. Im Jahr 2001 gegründet, heute 50 Mitarbeiter: "Da hab ich Spaß dran", sagt er. Ein Erfolgserlebnis feierten die Nürnberger auch im vergangenen Jahr, als Infinion dem Unternehmen den Auftrag für den Desktop Service für 20.000 PCs und über 7.000 Drucker erteilte.

Obwohl sich die Branche stark gewandelt hat ("Die Faszination ist vorbei"), liebt Straub nach wie vor das, was er tut. "Die Firma ist meine Profession und mein Hobby zugleich. Ich gehe noch immer jeden Tag gerne ins Büro." Und seine Mitarbeiter offenbar auch. Bei Sandata gibt es so gut wie keine Fluktuation, einige Mitarbeiter sind schon seit mehr als 20 Jahren dabei, wie zum Beispiel Christine Schmidt, die für Rechnungswesen zuständige Prokuristin, die ebenfalls in diesem Jahr ihr 25-Jähriges bei Sandata feiert.

Heinrich Straub glaubt, dass sein Unternehmen für die Zukunft gut aufgestellt ist. Im vergangenen Jahr ist er eine Kooperation mit dem Systemhaus EGT IS in Baden-Württemberg eingegangen (siehe ComputerPartner 34/05, Seite 14), davon verspricht er sich einiges. "Ich bin sehr zufrieden damit, wie sich die Kooperation entwickelt hat", sagt er. Gut möglich, dass es noch in diesem Jahr zu einer Verschmelzung der Gesellschaften kommt.

Noch zehn Jahre will Straub das Unternehmen führen, dann wird er 65 Jahre alt sein. Vor fünf Jahren hatte er in einem Gespräch mit ComputerPartner gesagt, dass vielleicht einmal seine Tochter Franca in seine Fußstapfen treten wird. Franca ist jetzt 20 Jahre alt und studiert an der Fachhochschule Amberg Weiden/Hochschule für Technik und Wirtschaft Betriebswirtschaftslehre. Wenn das keine guten Voraussetzungen sind!