LG vs. Samsung

3D-Krieg der koreanischen Riesen

21.02.2011
3D in Kinoqualität will LG Electronics mit der zirkularer Polarisationstechnik erreichen und damit 20 Prozent des Weltmarktes für 3D-TV erobern. Samsung hält dagegen, dass Polfilter out sind und die Fahne für die LCD-Shutter-Technologie hoch.

3D in Kinoqualität will LG Electronics mit zirkularer Polarisationstechnik erreichen und damit 20 Prozent des Weltmarktes für 3D-TV erobern. Samsung hält dagegen, dass Polfilter out sind und die Fahne für die LCD-Shutter-Technologie hoch.

Die chinesischen Zeichen unten bedeuten: "Kann Ihre Brille im Kino 3D-Kino sehen?"

Film-type Patterned Retarder (FPR), nennt sich eine von LG Electronics weiterentwickelte Technologie, die mit zirkularer Polarisation 3D-TV in Kinoqualität bringen soll, ohne dass dem Zuschauer schwindelig wird oder seine Augen ermüden, was bei der von Samsung, Sony und Nvidia forcierten Technologie mit den LCD-Shutterbrillen häufig auftreten soll.

Am Mittwoch letzter Woche hat Kwon Hee-won, Chef der TV-Division von LG, nun das Ziel ausgegeben, mit der FPR-Technologie 20 Prozent des globalen 3D-TV-Marktes bestreiten zu wollen.

So ungefähr muss man sich die 3D-Technik mit der zirkularen Verzögerungsfolie vorstellen.

Bei der FPR-Technologie wird das Licht erst linear polarisiert und durch eine Verzögerungsfolie in eine zirkulare Polarisation umgewandelt. Film-type steht für Folie, Patterned für gemustert, Retarder in dem Fall für ein Verzögerungselement.

Das Wort Retarder ist verwandt mit retardiert und ist mit Verzögerungsmechanismus oder Bremser zu übersetzen. Das deutschsprachige Wikipedia spuckt als Definition für Retarder eine hydro- oder elektrodynamische Dauerbremse aus, Retarder kann aber auch ein Reaktionshemmer oder Bremsschirm (für Bomben) sein.

Ein wesentlicher Vorteil des in Deutschland schon 1937 erstmals in Farbe gezeigten 3D-Polarisationsverfahren ist der, dass die Brillen für unter 20 oder teils sogar unter 10 Euro zu bekommen sind, während die aktiven Shutterbrillen meist über 100 Euro das Stück kosten. Außerdem brauchen die Polfilterbrillen auch keine Batterien oder Akkus, weil sie passiv arbeiten.

"LG will führend werden bei 3D-TVs. Große Retailer von China bis hin zu den Vereinigten Staaten bitten uns, mehr davon zu liefern", erklärte Kwon Reportern in dem ihm unterstellten Forschungs- und Entwicklungszentrum in Seoul.

Ihm zufolge wolle LG China als Ausgangsbasis für den 3D-TV-Rollout nehmen, gefolgt von den USA und Europa. Sechs chinesische Retail-Ketten einschließlich Skyworth und Hisense werden die 3D-TVs von LG aktiv vermarkten. Mitte 2010 waren Marktforscher schon davon ausgegangen, dass 3D-TVs im Reich der Mitte 2011 stark im Kommen sein werden.

Kwon erklärt den Start in China damit, dass dies im kommenden Jahr die USA als größten Einzelmarkt ablösen werde. In den USA wolle man sich mit Vizio zusammentun, um 3D-TVs mit der FPR-Technologie voranzutreiben.

Für 2011 hat sich LG den Verkauf von 40 Millionen Flat-TVs auf die Fahne geschrieben, 34 bis 35 Millionen davon LCD-TVs mit LED-Backlight, so Kwon.

Samsung macht sich zwar nach wie vor für die Shutter-Technologie stark, in Südkorea wird aber erwartet, dass der Weltmarktführer sich auch auf die FPR-Technologie einschwenken könnte. So wird auch ein hochrangiger LG-Manager von "The Korea Times" zitiert. Dieser wolle allerdings nicht namentlich genannt werden, wie das Magazin schreibt.

LG-TV-Frontmann Kwon denkt, dass sein Unternehmen mit der neuen Technologie den Vorsprung von Samsung auf dem Weltmarkt auf 3 Prozentpunkte eindampfen könnte.

Samsung-TV-Chef Yoon Boo-keun spielt indes LGs 3D-TV-Technologie herunter und nennt sie veraltet. Die Polarisationstechnologie habe sich schon in den 1930er Jahren als falsch herausgestellt.

"Die Folien-Technologie bietet ein paar Kostenvorteile, das ist aber alles", so Yoon. FPR könne 3D nicht in voller HD-Qualität bringen, weil es dabei technische Grenzen gebe, womit sich diese Technologie nur für kleinere digitale Geräte eigene.

Was den Vorwurf angeht, dass die Shutter-Technologie wegen Flimmern und Überlagerung (Crosstalk) zur Ermüdung führen könne, sagte Yoon, dass Samsung diese Effekte weitgehend reduziert habe, womit die Technologie für jeden ersichtlich vorzuziehen sei.

Samsung plant, im März mit einem 3D-Video-on-Demand-Service zu starten, um 3D in Full-HD-Qualität anbieten zu können. In der ersten Phase sollen schon 50 Filmtitel zur Verfügung stehen.

2010 hat Samsung in den USA 62,9 Prozent und in Europa rund 65,4 Prozent des 3D-TV-Marktes bestritten. Für 2011 rechnet Samsung laut Yoon mit 45 Millionen Flat-TVs, davon 22 Millionen LED-TVs, 18 Millionen LCD-TVs mit herkömmlicher Hintergrundbeleuchtung und fünf Millionen Plasmafernseher. 12 Millionen der verkauften Samsung-Fernseher sollen mit Web-Anschluss auf den Markt kommen. (kh)