Actebis International Distribution wird aufgelöst - wieder Unruhe bei Peacock

13.09.2001
Bei Peacock kommt keine Ruhe ins Alltagsgeschäft. Kaum haben Mitarbeiter und Partner die Änderung der Eigenmarkenstrategie verdaut, steht mit der Integration von AID die nächste Umwälzung ins Haus.

Business as usual" lautete wohl die offizielle Devise für das Peacock Insidermeeting, das in der vergangenen Woche in Paderborn stattgefunden hat (siehe Kasten). Hinter den Kulissen dürfte es aber bei Peacock wieder einmal brodeln. Der Grund: Die Actebis International Distribution GmbH (AID), bisher als eigenständige Tochtergesellschaft unter der Actebis-Holding tätig, wird aufgelöst. Ihre beiden Hauptgeschäftsfelder, die Herstellerfunktion für die Eigenmarken- und OEM-PCs und die internationale Distribution, werden in bestehende Tochterunternehmen integriert. Peacock übernimmt alle Beschaffungs- und Herstellungsfunktionen für die PC-Produktion. In welche Gesellschaft der Geschäftszweig internationale Distribution integriert wird, ist noch nicht bekannt.

Die offizielle Begründung für diesen Schritt lautet: Der Konzern will alle Eigenmarkenaktivitäten unter dem Dach von Peacock vereinen, weil es keinen Sinn ergebe, dass diese Aktivitäten wie bisher auf drei oder sogar vier Tochtergesellschaften (AID, Peacock, Actebis und Viatec) verteilt sind. Von der Bündelung versprechen sich Erich Glaeser und Peter Becker, beide Geschäftsführer der Peacock GmbH & Co. KG, kürzere Entscheidungswege und damit eine schnellere Reaktionsfähigkeit. "Dass man die Eigenmarkenaktivitäten bei Peacock bündelt, ist ein Zeichen dafür, dass man uns im Konzern das Wachstum zutraut", erlärt Becker. Von jetzt 25 Prozent auf 50 Prozent in etwa drei Jahren soll der Anteil der Eigenmarken am Peacock-Umsatz hochgeschraubt werden.

Branchenkenner sehen das anders. Ihrer Meinung nach ist die AID-Integration eine Sparmaßnahme, die Peacock vom Actebis-Konzern aufs Auge gedrückt wurde: Dahinter steht Actebis-Mutter Otto, die Maßnahmen zur Kostensenkung sehen wolle, und das Ergebnis sei die Auflösung der AID, so die Einschätzung.

Becker bestreitet das: "Nein, es handelt sich nicht um eine Sparmaßnahme, sondern um eine sinnvolle Änderung." Es sei einfach schwierig, an einem Strang zu ziehen, wenn drei verschiedene Firmen bei Einkauf, Vertrieb und Service mitreden. Allgemein wurde das Thema während des Insider-Meetings auf Sparflamme gekocht.

Zwei Dinge machen allerdings stutzig: Erstens hieß es im Februar noch, dass AID in diesem Jahr richtig durchstarten wolle (siehe ComputerPartner 05/01, Seite 36). Das Fachhandelsprogramm "Connection21st" wurde überarbeitet und sollte nach Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien "exportiert" werden. Die Vorgaben für AID waren keinesfalls bescheiden: Eine Million PCs und Monitore und 20.000 Notebooks sollten abgesetzt werden. "Die Vorgaben von Februar sind keine Makulatur", bekräftigt Peacock-Geschäftsführer Becker.

Und zweitens verlässt Axel Janßen, der erst vor einem Jahr, im Juli 2000, als Geschäftsführer zur AID wechselte, das Unternehmen. Trotz alledem: Für den Fachhandel werde sich nichts ändern, meint Becker. "Die Ansprechpartner des Fachhandels bleiben gleich", erklärt er. Für die Mitarbeiter wechselt nur der Arbeitgeber im Vertrag. Das Fachhandelsprogramm Connection21st soll erhalten bleiben, weil es sich mit fast 1.000 Partnern gut etabliert habe. Auch beim Management sei keine Änderung vorgesehen, so Becker. Beide AID-Geschäftsführer, Matthias Klauke, der die Aufgaben von Janßen übernimmt, und Peter Matthies, würden zu Peacock wechseln. Das hieße, dass dann die Geschäftsführung der Peacock GmbH erweitert werden müsste.

In drei Stufen soll AID integriert werden: Bis Ende des Jahres wird das Konzept dafür fertig sein. Das erste Quartal 2002 steht dann ganz im Zeichen der SAP-Einführung im Actebis-Konzern. Erst danach werde die Integration umgesetzt, gibt Becker den Zeitplan vor. (is)

Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar auf Seite 8.

www.actebis.de

www.peacock.de

Peacock GmbH & Co. KG

Großer Andrang beim Insidermeeting

Gesprächsthema Nummer eins auf dem Insidermeeting von Peacock war natürlich die Fusion von Hewlett-Packard und Compaq. "Wir werden sehr oft dazu befragt", meinten die Standmitarbeiter sowohl von Compaq als auch von Hewlett-Packard, dabei wüssten sie auch nicht mehr als das, was allgemein in der Presse zu lesen sei. Und solange die Zustimmung der Kartellbehörden und der Aktionäre noch aussteht, betrachten sich beide auch weiterhin noch als Mitbewerber. Rund 1.400 Besucher waren zum diesjährigen Insidermeeting angemeldet. "Das ist eine Steigerungsrate zum Vorjahr von 40 Prozent", freut sich Peacock-Pressesprecher Christian Jantos. Zum dritten Mal hintereinander fand die Hausmesse im Heinz-Nixdorf-Museum statt. Der Ort hat sich bewährt und ist für den Zweck hervorragend geeignet. Zum einen passt das Ambiente des Computer-Museums gut zur Veranstaltung, zum anderen bietet das Museum genug Platz und beste technische Ausstattung. Peter Becker wies in seiner Eröffnungsrede auf den frischgebackenen Vorsitzenden des "Partner Advisory Boards" hin. Am Mittwoch wurde Ulrich Giesen, Geschäftsführer der Spectrum Computer-Systemhaus GmbH in Hilden, gewählt, um dem Partnerbeirat von Peacock vorzustehen. "Wir möchten nicht das Forum für Streitfälle zwischen den Händlern und Peacock sein, sondern das Forum, um Anregungen weiterzugeben, wie man das Geschäft verbessern kann", erklärt Giesen. Seine erste "Amtszeit" beträgt ein Jahr. Giesen betrachtet den Zeitraum als Testphase, ob Peacock die Anregungen des Beirats auch umsetzt. (is)