Mittelbeschaffung in Krisenzeiten

Alternativen zum klassischen Darlehen

08.04.2009
Unternehmen, die angesichts der Wirtschaftsflaute von Banken unabhängig sein wollen, haben viele Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung.

Von Dr. Renate Oettinger

Viele IT-Händler schauen sich derzeit verstärkt nach Geldquellen abseits der herkömmlichen Bankdarlehen um - und sie werden schnell fündig, denn es gibt durchaus gute Angebote. Zu den meistgenutzten alternativen Finanzierungsformen zählen Factoring, Private Equity / Venture Capital, Mezzanine-Kapital, Small Placements und Leasing.

Factoring (Forderungsverkauf)

Beim Factoring erwirbt ein Finanzdienstleister (Factor beziehungsweise Factoring-Gesellschaft) die Forderungen seines Factoring-Kunden (also des IT-Händlers) gegen dessen Abnehmer, den Debitor. Der Händler tritt also seine Forderungen an den Factor ab, das heißt, dieser wird Inhaber der Forderung. Als Gegenleistung erhält der Händler umgehend den Forderungskaufpreis; dieser entspricht dem Betrag der Forderung abzüglich eines Abschlags (Diskont) für die Leistungen, die der Factor erbringt, also Finanzierung, Delkredererisiko (Forderungsausfallrisiko) und Debitorenmanagement. Bei einer Umfrage unter 500 mittelständischen Unternehmen sahen 33 Prozent der befragten den Forderungsverkauf als eine Alternative zum Bankkredit.

Private Equity / Venture Capital

Private Equity (PE) ist der englische Begriff für "privates Beteiligungskapital". Hierunter versteht man Kapital, das von privaten oder institutionellen Anlegern zur Beteiligung an nicht börslich gehandelten Unternehmen bereitgestellt wird.

Es lassen sich zwei Grundformen der Beteiligung unterscheiden: Private-Equity-Gesellschaften investieren überwiegend in bereits bestehende kleine und mittelgroße Unternehmen ohne Börsenzugang. Venture-Capital-Gesellschaften (VCG) finanzieren junge, innovative Geschäftsideen beziehungsweise Gründer, helfen ihnen in der Startphase und begleiten sie in der Wachstumsphase.

Im Bereich der Beteiligungsfinanzierung gibt es allerdings noch keine ausreichende Rechtssicherheit. Interessierte IT-Händler sollten sich also vorab eingehend beraten lassen.

Mezzanine-Kapital

Ähnlich wie Private Equity gewinnt auch Mezzanine-Kapital bei mittelständischen Firmen zunehmend an Bedeutung. Bei der Mezzanine-Finanzierung handelt es sich um die Bereitstellung von zusätzlichem Eigenkapital für ein Unternehmen durch etxerne, das heißt außerhalb des bisherigen Gesellschafterkreises stehende Dritte. Anders als bei der Private-Equity-Finanzierung werden bei der Mezzanine-Finanzierung dem Investor neben der Rendite lediglich bestimmte Informations- und Kontrollrechte, jedoch keinerlei Einflussnahme auf die unternehmerischen Entscheidungen gewährt. Das heißt: Mit Mezzanine-Kapital kann sich der interessierte Händler Geldgeber mit ins Boot holen, ohne Eigentums- oder Mitspracherechte preiszugeben

Small Placements

Die Finanzierungsvariante "Small Placement" ist besonders für IT-Händler interessant, die kleinere Geldsummen benötigen. Mit einem Small Placement hat das Unternehmen die Möglichkeit, Kapitalpapiere auf dem außerbörslichen Kapitalmarkt zu platzieren und so Investoren zu finden.

Bei einem Small Placement darf das kapitalsuchende Unternehmen nicht mehr als 20 Kapitalanteile anbieten beziehungsweise die gesuchte Summe darf nicht mehr als insgesamt 100.000 Euro pro Jahr betragen. Dann ist die Auflage eines Verkaufsprospekts nicht erforderlich. Dies spart Zeit und Geld.

Leasing

Einer Erhebung des Bundesverbandes Deutscher Leasingunternehmen (BDL) zufolge bezeichnen 41 Prozent der deutschen Unternehmen sehen Leasing als die bevorzugte Finanzierungsform; im Mittelstand liegt der Anteil sogar bei 53 Prozent.

Man unterscheidet verschiedene Formen: direktes Leasing, Hersteller-Leasing, indirektes Leasing, Privatleasing, gewerbliches Leasing, Spezialleasing, Sale-and-Lease-back-Leasing, operatives Leasing, Finanzierungsleasing, Vollamortisation und Teilamortisation.

Ein IT-Händler, der betrieblich genutzte Gegenstände least statt kauft, kommt in den Genuss zahlreicher Vorteile. Der wohl wichtigste: Statt eines einmalig - höheren - Betrages fließt ein kontinuierlicher - und niedrigerer - Geldstrom aus dem Firmenvermögen. Das schont die Liquidität. Allerdings gibt es auch Nachteile. So erwirbt der Händler als Leasingnehmer in der Regel kein Eigentum an dem Leasingobjekt und hat somit keine Möglichkeit, bei einem plötzlich auftretenden Geldbedarf den Gegenstand zu verkaufen. Worauf Firmen beim Leasing noch achten müssen, lesen Sie auf Seite XXX.

Ein Beispiel für erfolgreiches Geräte-Leasing im IT-Bereich ist das Finanzierungsmodell "print-IT-easy" von Siemens Finance & Leasing, der deutschen Leasing-Tochter von Siemens Financial Services (SFS). Adressiert werden IT-Systemhäuser und Bürofachhändler. Mit einem nutzungsabhängigen Mietvertrag steht diesen Firmen eine herstellerunabhängige Finanzierungslösung zur Verfügung, mit der sie ihren Kunden bedarfsgerechte, seitenpreisbezogene Druck- und Kopierlösungen anbieten können.

Bei all diesen Finanzierungsformen ist Fachhändler anzuraten, fachkundigen Rat einzuholen.