Mittelstand abwartend

Auch SAP spürt die Finanzkrise

07.10.2008
Die SAP AG hat zum Ende des dritten Quartals die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren bekommen. Das Geschäft des Walldorfer Softwarekonzerns habe in den letzten beiden Wochen des Septembers einen "abrupten und unerwarteten Abschwung" erlebt, teilte SAP mit.

Die SAP AG hat zum Ende des dritten Quartals die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren bekommen. Das Geschäft des Walldorfer Softwarekonzerns habe in den letzten beiden Wochen des Septembers einen "abrupten und unerwarteten Abschwung" erlebt, teilte SAP mit.

SAPs Co-CEO Leo Apotheker: "Vor allem mittelständisch Kunden zurückhaltend"

Der DAX-Konzern legte erste Indikationen für die Umsatzentwicklung im Quartal vor, die ein Händler als "sehr schwach" bezeichnete. Die Aktie geriet entsprechend stark unter Druck und schloss mit einem Minus von 16,4 Prozent bei 28,84 Euro. Nach vorläufigen Zahlen lagen die Lizenz- und Software bezogenen Serviceerlöse (US-GAAP) im dritten Quartal bei 1,970 bis 1,980 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,74 Milliarden Euro). Dies entspricht einer Steigerung von 13 bis 14 Prozent. Auf bereinigter Basis und ohne Berücksichtigung der Wechselkurseinflüsse (Non-GAAP) gab SAP die Steigerung mit 20 bis 21 Prozent an.

Bei den Softwareerlösen rechnet SAP mit einem Wert zwischen 740 und 750 Millionen Euro (Vorjahr: 715 Millionen Euro) und nannte ein Wachstum von vier bis fünf Prozent als realistisch. Zum operativen Ergebnis sowie dem Gesamtumsatz will sich das Unternehmen am 28. Oktober 2008 äußern. Dann soll auch ein aktualisierter Ausblick für das Geschäftsjahr 2008 vorgelegt werden.

Noch am 24. September 2008 hatte das Unternehmen seine Margen-Prognose für das Gesamtjahr bestätigt, wonach auf Non-GAAP-Basis eine operative Marge am oberen Ende der Spanne von 28,5 bis 29 Prozent erzielt werden soll. Nun sagte Finanzvorstand Werner Brandt , derzeit könne man nichts zum Ausblick sagen. Co-CEO Henning Kagermann ergänzte, dass niemand die außergewöhnlichen Entwicklungen der letzten beiden Septemberwochen habe vorhersehen können.

SAPs Co-CEO Henning Kagermann: "Niemand hätte die außergewöhnlichen Entwicklungen vorhersehen können"

Die Kunden hätten ihre Bestellungen vorerst zurückgestellt, sagte Kagermann. Dies sei vor allem bei den mittelständischen Unternehmen zu beobachten gewesen, ergänzte SAPs Co-CEO Leo Apotheker. Dabei hätten auch Fragen der Finanzierung eine Rolle gespielt. "Wir berichten heute Zahlen, die unter unsere Erwartungen und denen des Marktes liegen," räumte Kagermann ein.

Als Teil der Maßnahmen, um die Kosten im Unternehmen zu senken, kündigte Kagermann einen sofortigen Einstellungsstopp an. Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen, würden nicht ersetzt. Des Weiteren würden die variablen Ausgaben gekappt. "Wir sind vorbereitet, um auf das Marktumfeld zu reagieren," sagte Kagermann.

Gleichzeitig bekräftigte Kagermann, die Geschäftsgrundlage sei "intakt". Der Manager verwies auf die erzielte zweistellige prozentuale Wachstumsrate. Zudem gehe SAP davon aus, Marktanteile gewonnen zu haben.

Nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahrs sei bei den Software- und softwarebezogenen Serviceerlösen nach Non-GAAP-Zahlen eine Steigerung von 25 bis 26 Prozent erzielt worden. Damit liege man in der Mitte der angestrebten Steigerungsrate von 24 bis 27 Prozent . Allerdings hatte SAP bei Mitteilung der Zweitquartalszahlen Ende Juli angekündigt, man wolle das obere Ende der Spanne erreichen.

Regional entwickelte sich das Geschäft in der Region Asien-Pazifik-Japan am dynamischsten. Für diese Region meldet SAP ein Wachstum der Software- und Softwarebezogenen Serviceerlöse von rund 18 Prozent , während die Steigerungsrate in der Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) auf rund 14 Prozent beziffert wird. Für die Region Amerika wurde mit einem Plus von zwölf Prozent der geringste Anstieg zum Vorjahresquartal berichtet. (Dow Jones/rw)