Smart Home und Heimautomatisierung

"Auf der Schwelle zum Massenmarkt"

16.04.2015 von Armin Weiler
Thorsten Isensee ist als Produktmanager Home Entertainment beim TK-Distributor Eno auch für die Home-Automation-Produkte verantwortlich. Er sieht das Einsteigersegment als Türöffner für komplexere Lösungen.
''Retail und Baumarkt werden bei Smart-Home-Produkten stark zulegen'', Thorsten Isensee, Produktmanager Home Entertainment bei Eno Telecom.

Beim Thema Home Automation gibt es nun auch eine breite Palette an Produkten im Einsteigersegment. Wie schätzen Sie die Bedeutung und die Zukunft dieser Produktgruppe ein?

Thorsten Isensee: Smart-Home Produkte im Einstiegssegment werden auch zukünftig, sofern lediglich ein zielgerichteter Nutzen gefordert ist oder aber die Produkte langfristig erweiterbar sind, ihre Daseinsberechtigung behalten. Das liegt unter anderem an den Vertriebskanälen. Bislang erfolgt der erste Kontakt seitens des Endkunden mit dem Angebot oft über Onlinekanäle und Flächenmärkte, wo eine qualitative Beratungsleistung und der Umfang des Serviceangebots in Bezug auf Installation und Programmierung überschaubar bleiben.

Der Markt der ganzheitlichen, funkbasierten Automationslösungen geht zum einen den Weg des Projektierungsgeschäfts. Aber auch der Einstieg über so genannte Startersets generiert zukünftige Umsätze.

Die TK-Distribution ist auffallend stark beim Thema Home Automation engagiert. Welche Gründe sprechen dafür, dass besonders TK-Grossisten als Lieferanten für dieses Marktsegment in Frage kommen?

Isensee: Die Antwort liegt auf der Hand: Als TK-Distributor sind wir schon lange zuverlässiger Partner und Lieferant der Komponenten, welche für Lösungen der Hausautomation benötigt werden. Damit meine ich unter anderem Netzwerkprodukte, Dienste und natürlich Smartphone und Tablets, welche größtenteils zur Bedienung der Systeme per Smart Control fokussiert werden. Somit ist der Bereich der Hausautomation eine logische Erweiterung unseres klassischen Portfolios, auch da wir unseren Kunden immer neue Perspektiven zukünftiger Geschäftsentwicklung bieten möchten.

Wenn wir uns insbesondere die Einsteigerlösungen anschauen, welche Handelsform wird letztendlich das Geschäft machen?

Isensee: Man kann schon davon ausgehen, dass die Kanäle Retail und Baumarkt in der Vermarktung von Smart-Home-Produkten stark zulegen werden. Auch der Onlinehandel kann sich auf eine steigende Nachfrage in dem Einsteiger-Segment einstellen. Die erklärungsbedürftigeren Produkte werden aber weiterhin mehr Nachfrage im Fachhandel erzeugen, auch da eine Installation beispielsweise im Hausstromnetz von Fachmann realisiert werden muss und wir gerade bei sicherheitsrelevanten Themen einen Bedarf nach einer Vertrauensbasis zwischen Händler und Kunde verzeichnen. Wer letztlich die Nase vorn haben wird ist schwer zu prognostizieren, das wird der Markt entscheiden. Studien zufolge orientiert sich der Kunde zuerst an der Funktionalität, allerdings dicht gefolgt vom Umfang des Services in Bezug auf Installation und Support.

Welche Segmente werden Ihrer Ansicht nach besonders boomen?

Isensee: Weiterhin werden die Treiber der Hausautomationssysteme im Bereich des Energiemanagements und der Sicherheitslösungen liegen. Beide Bereiche sind saisonal- oder ereignisgetrieben, wie die bevorstehende Rauchmelderpflicht oder die alljährliche Heizperiode. Um immer teurer werdende Energie sparsam und gezielt einzusetzen bedarf es solcher Systeme. Allerdings bin ich überzeugt, dass die Nachfrage nach komfortverbessernden Lösungen auch im Hinblick auf das Segment der Unterhaltungselektronik massiv ansteigen wird, da die Kunden immer affiner mit den technologischen Neuerungen und Möglichkeiten werden und somit aktive Nachfrage auslösen.

Wo ist die Grenze vom Do-It-Yourself und Plug 'n Play zu erklärungsbedürftigem Dienstleistungs- und Installationsangebot?

Isensee: Eine Grenze lässt sich nicht so einfach definieren, da hier viele Einflussfaktoren einspielen. So ist die Grenze der Do-It-Yourself- und Plug'n Play Lösungen schon mal abhängig von den individuellen Fähigkeiten des Nutzers. Endkundenfreundliche Systeme sind vorbereitet, was eine einfache Installation, Inbetriebnahme und Bedienung ermöglicht. Allerdings ist dies nur möglich, wenn dem System Rahmenbedingungen definiert werden, die meist weiterführende individuelle Anwendungen unterbinden. Mein Versuch einer Definition würde sich auf die Ausbaustufe beziehen, ab der die Installation eines Gateways mit Programmierungsaufwand besteht.

Die Branche beklagt uneinheitliche Standards. Sind im Einsteigersegment mit vielen Insellösungen überhaupt einheitliche Standards notwendig?

Isensee: Wir sprechen aktuell über drei Arten der funkbasierten Hausautomationssysteme, die standartbasierten, proprietären und Plattformlösungen, welche den Markt gestalten. Sobald die so genannten Insellösungen einen einheitlichen Standard mit der Option der späteren Integration in andere Installationen verwenden, dann wären es keine Insellösungen mehr. Also ist ein einheitlicher Standard nicht notwendig aber in Hinblick auf Folgegeschäfte anstrebenswert.

Welche Wachstumsraten erwarten Sie in Ihrem Unternehmen mit Home Automation?

Isensee: Wir befinden uns an der Schwelle zum Massenmarkt, somit ist zu erwarten, dass sowohl der Handel als auch die Herstellerseite sich verstärkt um die Positionierung am Markt bemühen wird. Da der Bereich der Hausautomation branchenübergreifend agiert, potenziert sich das Wachstum zusätzlich, sobald die dementsprechenden Schnittstellen bestehen.

Welche Rolle spielen Cross Selling Angebote mit TK- und Netzwerktechnik auf der einen und Home Automation auf der anderen Seite?

Isensee: Cross Selling spielt eine große Rolle für die weiteren Geschäftsbereiche. So lassen sich beispielsweise IP Kameras, NAS Systeme, Smartphone, Tablets und Netzwerkprodukte optimal mit dem Thema Smart Home transportieren.

Smart Home
Anwenderfreundliche Gebäudeautomation von HomeBrace
Die Firma HomeBrace aus Urbach hat eine sehr anwenderfreundliche Art der Gebäudesteuerung für Android und iOS entwickelt.
Eaton
Basis der auch für gehandicapte Personen geeigneten Lösung sind Aktoren und Sensoren von Eaton.
Eaton
Hier die Funktionsweise im Detail.
Die Crême – ein Niedrigenergiehaus in Dortmund
Laut Jung-Manager Turgut kamen die meisten Aufträge früher von Unternehmen oder wie bei diesem Niedrigenergiehaus bei Privatneubauten im Luxussegment. Das habe sich aber deutlich geändert, auch wenn solche Sahnestückchen sicherlich mehr Spaß machen einbringen dürften.
Lockende „Steuer-Inseln“
Fernbedienungen über Fernbedienungen, und alle meist reine Insellösungen. Zum starken Motiv für die Vernetzung wird die Rollo- und Lichtsteuerung (rechts im Bild). Appetit auf Smart Home machen auch netzwerkfähige Geräte wie TV- und AV-Receiver (links mit passender Smartphone-App).
Jung mit Connected Living
So sieht die Firma Jung die intelligente Heimvernetzung mit ihrem eigenen KNX-System. Im Zentrum ist das Haus, darum gruppieren sich die Themenwelten Licht, Haushalt, Pflege, Energiemanagement, Sicherheit, Verdunklung und Klimatik sowie Unterhaltung und Multimedia.
Smartphone an Steckdosenleiste
Über das „grüne“ Label EnerGenie vertreibt Gembird unter anderem die WLAN-IP-Steckdosenleiste EG-PMS2-WLAN mit vier von sechs über eine mitgelieferte Smartphone-App programmierbaren Steckplätzen.
Tobit nimmt etwas Gas weg
Tobit war lange Zeit eine der treibenden IT-Kräfte im Smart-Home-Geschehen und ist mit dem Informationsserver David sowie mit...
Tobit Bedienung
...ConceptHotel, ConceptHome...
Tobit Eingang
...und der Erlebnisgastronomie Bamboo...
Tobit Grün
...auch immer noch aktiv...
Tobit Rot
..., aber nicht mehr mit derselben Geschwindigkeit wie früher.
Miele@home wird drahtlos
Bisher hat Miele bei der Vernetzung der Haushaltsgeräte mit Miele@home-Kommunikationsmodulen auf eigene Powerline-Verbindungen gesetzt.
Miele Übersicht
Mit Blick auf die Qivicon-Plattform geht die Edelmarke aktuell aber zur ZigBee-Funkübertragung über.
Miele Infoservice
ABB, Bosch, Cisco und LG vereint
Parallel zur Qivicon-Initiative haben sich ABB, Bosch, Cisco und LG darauf verständigt, einen gemeinsamen offenen Standard ins Leben zu rufen, um über ein Home Gateway alle wie auch immer angeschlossenen Geräte eine Sprache sprechen zu lassen.
Samsung bindet alles ein
Hier zeigt der koreanische Samsung, wie er neben Cloud-Services, Smartphones, Tablets
Samsung Waschmaschine
und Haushaltsgeräten praktisch aus einer Hand auch Wearables und Smart TVs ins Smart Home integrieren will. Kommandozentrale für die Waschmaschine kann dabei auch die kleine Smart Watch sein.
Ebbe im Kühlschrank
Höchste Eisenbahn einzukaufen, zeigt diese von Siemens auf der IFA 2013 demonstrierte Blick auf den traurigen Kühlschrankinhalt. Die kümmerliche Neige Bier weckt Gedanken an „Ein Mann sieht rot“.
Siemens Energiemanager
Kein Zukunftsszenario mehr: Den Energiestatus des Geschirrspülers mit dem Tablet abfragen.
Siemens Einkaufsliste
Auch die Einkaufsliste auf dem Smartphone gehört dazu...
Siemens Kochideen etc.
natürlich auf Basis von Kochvorschlägen...
Siemens Übersicht
...die ebenfalls ein Teil der mobilen Übersicht sind - auf dem Smartphone....
Siemens Übersicht
...oder dem Tablet.
Siemens Übersicht
Die Sorge, dass der Herd angelassen wurde, ist ebenfalls Vergangenheit. Auch weiß man nun, wann zuhause die Wäsche fertig ist.
Smart heizen
Auch Heizungsbauer Buderus hat eine klare Vorstellung von seinem Beitrag zum Smart Home
RWE rechnet mit riesigem Marktwachstum
Der Energieriese RWE (hier mit Lösungen von Buderus) rechnet für die Heimautomatisierung bis 2025 mit einem Marktvolumen von 20 Milliarden Euro in Deutschland.
Solarstrom intelligenter nutzen
Wie sich Solarstrom künftig intelligenter nutzen lässt, zeigt diese schematische Grafik von Miele. Fehlt nur noch das Elektroauto als mobiler Stromspeicher.
RWE Steuersystem
Natürlich lässt sich auch hier alles per Tablet kontrollieren und steuern.
Liebherr: Einer für alle
Über ein als Zubehör erhältliches PLC-Modul und HomeDialog lassen sich bis zu sechs Kühlgeräte von Liebherr durch ein zentrales Mastergerät steuern.
digitalSTROM
Die Nachrüstlösungen von digitalSTROM können über bestehende Schalter, über das Internet oder das Smartphone genutzt werden.
AVM
Auch Fritzbox-Anbieter AVM hat seine Ideen und Produkte zum Smart Home.
AVM FritzPowerline
Dazu zählen die AVM FritzPowerline-Adapter
Belkin
Hier eine smarte Steckdose von Belkin.
Energenie
Energenie ist bekannt für seine programmierbaren IP-Steckdosenleisten.