Azubis kommen zu Wort

14.09.2000
Sie haben bereits mit sechs Jahren ihren ersten PC bekommen, waren während der Schulzeit im EDV-Bereich tätig oder wollten eigentlich DV-Kaufmann werden. Allen gemeinsam ist, dass sie sich gute Chancen auf einen Job ausrechnen. IT-Lehrlinge über ihre Ausbildung.

Matthias Zirngibl aus Großberg bei Regensburg ist Azubi im zweiten Lehrjahr zum Fachinformatiker, Fachrichtung Systemintegration, bei der BMW AG in Regensburg.

Da ich nur einen Realschulabschluss habe und unbedingt eine Lehre machen wollte, anstatt weiter zur Schule zu gehen, wäre ein Informatikstudium für mich nicht in Frage gekommen.

Mit sechs Jahren habe ich meinen ersten Computer, einen Schneider CPC 464, bekommen. Seitdem interessiere ich mich eigentlich für nichts anderes mehr als für Computer. Als ich mich vor zwei Jahren beworben habe, waren die neuen IT-Berufe noch ziemlich unbekannt, deshalb hat man noch relativ leicht eine Stelle bekommen. Außer den Schulungen für Anwender gefällt mir an meinem Beruf eigentlich alles.

Mein Verbesserungsvorschlag: Man sollte die Lerninhalte für die Berufsschulen viel präziser definieren. Momentan müssen die Lehrer auf gut Glück versuchen, das Wichtigste für die Abschlussprüfung zu vermitteln.

Außerdem müssen die beiden Fachrichtungen weiter auseinanderlaufen. Es kann doch nicht angehen, dass sich die beiden Fachrichtungen nur durch eine oder zwei Fragen in der Abschlussprüfung unterscheiden. Auch sollten die Lehrer weitergebildet werden. Ich habe das Glück, dass ich auf eine Berufsschule gehe, in der auch Staatlich geprüfte Wirtschaftsinformatiker ausgebildet werden. Da haben die Lehrer Ahnung, wovon sie reden.

Um einen Arbeitsplatz nach der Ausbildung muss ich mir keine Sorgen machen, da mein Ausbildungsbetrieb mit ziemlicher Sicherheit alle Azubis übernimmt.

Andreas Bielmeier aus Passau macht seit zwei Jahren eine Ausbildung zum Fachinformatiker, Fachrichtung Anwendungsentwicklung, bei der Berufsfachschule für IT-Berufe Passau.

Ich wurde durch den Berufsberater des Arbeitsamtes auf die neuen IT-Ausbildungsberufe aufmerksam gemacht. Den Beruf des Fachinformatikers habe ich gewählt, weil ich Spaß am Umgang mit neuen Technologien und speziell mit dem Computer habe. PC-Kenntnisse habe ich mir schon früh am eigenen Rechner beziehungsweise in der Schule angeeignet, dort habe ich auch Pascal gelernt.

An meiner Ausbildung gefällt mir vor allem der Umgang mit neuen Technologien, immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein und die Aussicht auf Arbeit, die mir Spaß macht. Verbessern könnte man an der Ausbildung, dass von Seiten der IHK genauere Rahmenbedingungen der Ausbildung bekannt gegeben werden.

Meine Chancen, eine Arbeitsstelle zu finden, sehe ich bei nahezu 100 Prozent.

Von einigen Firmen habe ich sogar Jobangebote für später bekommen.

Christian Barra aus Duisburg ist Azubi im zweiten Lehrjahr zum Fachinformatiker, Fachrichtung Anwendungsentwicklung, bei Thyssen Krupp Stahl in Duisburg.

Ursprünglich wollte ich mich nach meinem Abitur als Datenverarbeitungskaufmann bewerben. Beim Arbeitsamt sagte man mir dann, dass dieser Ausbildungsberuf in fünf neue IT-Berufe aufgeteilt wurde.

Ich habe mich schon sehr früh in meiner Freizeit mit Computern beschäftigt und dabei sehr großen Spaß an selbst geschriebenen Programmen gehabt. Später entschied ich mich in der Schule, den Differenzierungskurs Informatik zu belegen. Als ich mich beworben habe, war es sehr schwierig, Adressen von Firmen zu bekommen, die in den neuen IT-Berufen ausbilden, da die Berufsbilder zu diesem Zeitpunkt noch sehr neu waren. Trotzdem haben die meisten Firmen großes Interesse an meiner Bewerbung gezeigt. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass eine strenge Selektion nach Vorkenntnissen und Schulnoten stattfindet.

Ich finde es spannend, dass dieser Beruf dynamisch ist und sich ständig weiterentwickelt. Es werden immer wieder neue Techniken auf mich zukommen, mit denen ich mich beschäftigen muss. Die Zusammenarbeit zwischen den Berufsschulen und der IHK sollte unbedingt verbessert werden, denn die Schulen wissen nicht genau, was sie uns beibringen sollen.

Ich rechne mir sehr große Chancen aus, nach der Ausbildung eine Stelle zu finden. Jedes Jahr werden mehr Auszubildende in den IT-Berufen eingestellt. Ich denke, das ist ein Zeichen dafür, dass diese Leute dringend gebraucht werden.

Christian Kreul aus Duisburg ist Azubi im zweiten Ausbildungsjahr zum Fachinformatiker mit dem Schwerpunkt Sys-temintegration bei dem Systemhaus Projektagentur Szenarios in Essen.

Während meiner Schulzeit war ich für kleine EDV-Betriebe nebenbei tätig und wurde so auf die neuen Berufsbilder aufmerksam. Da mir mein damaliger Nebenjob sehr viel Spaß gemacht hat, habe ich mich für eine Ausbildung in diesem Bereich entschieden. Ich wollte schnell auf den fahrenden Zug aufspringen, bevor der Markt an Fachkräften übersättigt ist.

Besonders gefällt mir an meiner Ausbildung, dass ich sehr viel Wissen mitnehmen kann. In meinem Ausbildungsbetrieb hat der Ausbilder stets Zeit für den Azubi, und es gibt immer etwas zu tun. Auch den hohen Grad an Verantwortung, den ich zu tragen habe, finde ich positiv. So werde ich sehr praxisnah zu eigenständigem Arbeiten ausgebildet. Leider ist das Schulsystem nicht das Gelbe vom Ei: In meiner Klasse sind nicht nur Systemintegratoren, sondern auch Anwendungsentwickler, Informatikkaufleute und Systemelektroniker. Das führt dazu, dass jeder Bereich von jedem etwas lernt, was meiner Meinung nach wenig Sinn macht, da jeder sein Spezialgebiet hat und entsprechend ausgebildet werden sollte. Sobald ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, werden mir in vielen Bereichen Türen offen stehen, zumindest aus heutiger Sicht.

Christian Werner aus Hof ist Fachinformatiker Anwendungsentwicklung im zweiten Lehrjahr bei der Rehau AG + Co.

Ich bin durch das Arbeitsamt auf die neuen IT-Berufe aufmerksam geworden. Vor der Lehre habe ich Elektrotechnik studiert. Aufgrund der Ausbildungsstelle habe ich dann das Studium abgebrochen, da mir dieser Weg aussichtsreicher erschien als das sehr theoretische Studium.

Die Ausbildung ist im Gegensatz zum Studium sehr praxisbezogen, und die Firma bietet mir die Möglichkeit einer Ausbildung im Bereich Großrechner-OS/390-Natural.

Meiner Meinung nach sollte die Zusammenarbeit zwischen Schule und IHK verbessert werden. So sind auch die extrem schlechten Ergebnisse der letzten Abschlussprüfung nicht nur auf die Prüflinge zurückzuführen. Aufgrund der sehr umfangreichen Ausbildung in meinem Betrieb denke ich, dass ich auch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt habe.