Niedrige Kosten und Ausfallsicherheit

Big Data braucht Bandlaufwerke

28.04.2014 von Andy Walsky
Zur Überraschung vieler sind Bandlaufwerke nicht vom Markt verschwunden, der Bedarf wächst sogar. Gründe hierfür gibt es viele: Die Datenexplosion, Big Data und neue Tape-Technologien verhelfen dem Bandlaufwerk zu einem Comeback.
Lücke: Die Menge der Daten wächst weltweit schneller als die verfügbare Speicherkapazität.
Foto: Information Storage Industry Konsortium

Zur Überraschung vieler sind Bandlaufwerke nicht vom Markt verschwunden, der Bedarf wächst sogar. Gründe hierfür gibt es viele: Die Datenexplosion, Big Data und neue Tape-Technologien verhelfen dem Bandlaufwerk zu einem Comeback.
von Christian Vilsbeck (TecChannel)
Falls es der eine oder andere noch nicht mitbekommen haben sollte: Die Daten unserer Welt explodieren! Diese aus der englischen Sprache entlehnte Analogie der Datenexplosion klingt im Deutschen natürlich viel langweiliger: Eine exponentiell ansteigende Datenmenge klingt nun mal einfach nicht so dramatisch wie eine "Data Explosion" wenn man bedenkt, dass 90 Prozent aller Daten auf der Welt erst in den letzten beiden Jahren erzeugt wurden.
Die Schuldigen sind schnell identifiziert: Facebook, Videos allerorten, Smartphones, Online-Banking, Twitter, WhatsApp und GPS-Systeme spielen hierbei alle ihre Rolle und generieren weiter fleißig Daten, die in den immer größer werdenden Mega-Datenzentren der Welt gespeichert werden.

Aber auch viele normale Unternehmen stehen vor der Herausforderung, mehr und mehr Daten speichern zu wollen oder zu müssen, auch um Gesetzen zur Datenspeicherung zu folgen. Damit betrifft die Datenexplosion nicht nur die Facebooks, Googles und Amazons dieser Welt, sondern so gut wie jedes Unternehmen, das Daten generiert und speichert. Wie jedoch sichert man Daten auf lange Zeit sicher und effizient um darauf später bei Bedarf wieder zugreifen zu können? Immerhin ist einer der propagierten Nutzen von Big Data Schlüsse aus alten Daten ziehen zu können.

Tape als Teil der Lösung von Big Data

Eine Lösung, die dieses Problem adressiert, ist tatsächlich Tape-Speicher. Obwohl sich in den letzten Jahren die meisten Neuentwicklungen um Festplatten-Speicher drehten, blieb Tape-Speicher weiterhin ein wichtiger Teil der IT-Infrastruktur.

Band ab: Der Markt der Tape-Speicher wächst durch die steigenden Datenmengen ebenfalls.
Foto: Information Storage Industry Konsortium

Bei einer Befragung von 1.000 Unternehmen in Großbritannien von Vanson Bourne zeigte sich, dass 83 Prozent der Unternehmen noch immer auf Tape setzten um ihre Daten zu schützen. Und mehr als die Hälfte dieser Unternehmen plante weitere Investitionen in Tape noch vor 2015.
Es ist also nichts wirklich neues, dass Tape noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Dass Tape allerdings eine wichtige Rolle bei Big Data und Cloud-Computing spielt, dürfte so manchen überraschen, der ob des Geschwindigkeitsvorteils eher auf SSDs getippt hatte. Eine Studie von Intersect360, die Big Data Anwendungen untersuchte, fand heraus, dass 35 Prozent der Befragten Tape als Teil ihrer Speicherinfrastruktur für Big Data nutzten. Ganz offenbar ist Tape also eine Realität, nicht nur bei der normalen Speicherung von Daten, sondern auch bei Big Data.

Auch hierzulande ist die Band-Technologie nach wie vor gefragt, wenn es um die Archivierung von Big Data geht, wie Jens Holder berichtet, der beim Systemhaus Advanced UniByte für Produktmanagement und Einkauf verantwortlich ist: "Ob Big Data, in der private- oder unserer AU-Cloud: Die Langzeitsicherung findet nach wie vor bei nahezu allen unseren Kunden auf kostengünstigen Tapes statt. Mit der generationsübergreifenden Technik sichern wir über LTO-6-Drives vollautomatisch auch "Big Data" extrem zuverlässig."

Kosten, Ausfallsicherheit und Innovation

Im Mai 2012 gaben zwölf Tape-Hersteller eine gemeinsame Erklärung ab, die die Bedeutung von Tape für Big Data bekräftigte. Darin wurden eine Reihe großer Unternehmen genannt, die Tape als Teil ihrer Speicher-Infrastruktur nutzten um besonders große Datensätze zu sichern. Auch die Langlebigkeit des Mediums und seine geringen Kosten wurden genannt, genauso wie hohe Datenintegrität und zahlreiche Schnittstellen zu unterschiedlichen Dateisystemen. Mit diesen positiven Eigenschaften spielt Tape in Sachen Kosten, Ausfallsicherheit und Innovation in der ersten Liga der Speichermedien mit.

4 Kriterien, die für Big Data kennzeichnend sind (Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data Technologie-Stack (Quelle: IDC, 10/2012)
Permanentes Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Datenwachstum aus unterschiedlichsten Quellen (Quelle: IDC, 10/2012)
Einschätzungen der Anwender zum Datenwachstum (Quelle: IDC, 10/2012)
Herausforderung bei Datenmanagement und Datenhaltung (Quelle: IDC, 10/2012)
Technologische Herausforderungen beim Datenmanagement(Quelle: IDC, 10/2012)
Was ist neu an der Big-Data-Technologie? (Quelle: IDC, 10/2012)
Neue Generation von Technologien und Architekturen(Quelle: IDC, 10/2012)
Big Data: Lösungen und Technologie (Quelle: IDC 10/2012)
Big Data - Herausforderungen aus Sicht der IT-Entscheider(Quelle: IDC, 10/2012)
Potenzial von Big Data aus Business-Sicht (Quelle: IDC, 10/2012)
Big-Data-relevante Geschäftsbereiche (Quelle: IDC, 10/2012)
Organisationsmodelle für Big Data (Quelle: IDC, 10/2012)
Welche Anbieter bevorzugen Anwender bei der Umsetzung von Big-Data-Projekten? (Quelle: IDC, 10/2012)
Wie groß sind 1 Zettabyte? (Quelle: IDC, 10/2012)

Gerade wenn es um Kosten geht, ist es Dank der Standardisierung der LTO-Technik gelungen, hohe Kapazität, Geschwindigkeit und energieeffiziente Performance mit den Möglichkeiten leistungsfähiger Möglichkeiten zum Datenmanagement unter einen Hut zu bringen. Forscher der Clipper Group berichten von Ergebnissen, die belegen, dass Energiekosten für Festplatten im Vergleich zu Tape über einen Zeitraum von fünf Jahren 290 mal höher lagen.

Dicht gepackt: Die aktuelle LTO-6-Generation speichert ganze 2,5 TByte pro Kassette.
Foto: Overland

Im Lauf der letzten 10 Jahre hat sich Tape-Technik stetig weiter entwickelt. So stiegen die Transferraten von 21 GByte/h auf 1,3 TByte/h und die Kapazität erhöhte sich von 40 GByte auf 6,25 TByte pro Cartridge. Abgesehen davon können diese haltbaren Kassetten einfach transportiert werden, was Vorteile bei Lagerung von Daten an einem anderen Ort oder den Transport sehr großer Datenmengen bedeutet.

Tape-Speicher ist bereits eine gute Lösung für Unternehmen, die Daten auf lange Sicht speichern wollen und die auf den idealen Mix aus Kapazität, Energieeffizienz und Mobilität setzen wollen. Und seitdem LTFS mit neuen Funktionen wie Drag & Drop-Funktionalität aufwartet, sehen Storage-Experten eine neue Welle von Tape in den Datenzentren der Welt.

Mischung aus HDD, Flash, Cloud und Tape

Die meisten Unternehmen werden gezwungen sein, verschiedene Speichermedien und -plattformen zu mischen, um sowohl kurz- als auch langfristige Ziele zu erreichen. Disk-, Tape- und Cloud-Speicher werden in unterschiedlicher Mischung mit dabei sein um ja nach Unternehmen eine effektive und nahtlose Lösung zu erreichen. Beim anhaltenden Anstieg der Datenmenge scheint es tatsächlich unwahrscheinlich zu sein, auf Tape verzichten zu können.

Auch in der Cloud spielt Tape eine wichtige Rolle. Ein White Paper des Information Storage Industry Consortium Ende des Jahres 2011, betitelt mit International Magnetic Tape Storage Roadmap, argumentierte, dass die Beständigkeit und die Möglichkeiten zur Verschlüsselung Tape ideal für den Einsatz im Hintergrund von Cloud-Speicher machen würde. Auch dass Tape-Speicher analog zu Cloud-Speicher weiter wachsen würde, wurde prognostiziert - immerhin mit einer Wachstumsrate von 45 Prozent bis 2015.

Heute ist Tape 2,3 Milliarden US-Dollar großer Markt, der seine Heimat in der Backup- und Archivierungsindustrie hat. Wenn Hersteller und ihre Partner im Channel ihren Kunden die am besten gemischte Speicherplattform für Big Data und Cloud anbieten wollen, so sollte auch Tape ein Bestandteil sein.
(Der Beitrag wurde von der CP-Schwesterpublikation TecChannel übernommen / rb)