Nach VMware-Übernahme

Broadcom holt für VMware-Partner den eisernen Besen raus

04.01.2024 von Peter Marwan
Das VMware-Partnerprogramm wird aufgelöst. Bisherige Partner müssen sich bei Broadcom für die Teilnahme an dessen Partnerprogramm bewerben. Auf Partner, die weniger als 500.000 Euro Umsatz machen, legt Broadcom keinen Wert mehr.
VMware gehört seit 22. November offiziell zu Broadcom. Der neue Besitzer schafft das bisherige Partnerprogramm ab und will sich auf die Betreuung großer Partner konzentrieren. Wie viel von den derzeit weltweit 65.000 Partner ins Broadcom-Partnerprogramm aufgenommen werden, ist derzeit unklar.
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Der am 22. November abgeschlossene Kauf von VMware durch Broadcom für 61 Milliarden Dollar ist eine der Mega-Transaktionen der vergangenen Jahre in der IT. Bei dieser Übernahme sollte alles besser werde, als bei den bisherigen Software-Zukäufen von Broadcom, so die Erwartungen vieler Beobachter. Schließlich schien sich an der Kehrtwende beim Symantec-Geschäft zu zeigen, dass Broadcom den Wert eines funktionierenden Channels und den Nutzen einer breiten Marktbearbeitung verstanden hat.

Berichten aus den USA zufolge trifft das aber nur zum Teil zu: Demnach haben Partner kurz vor Weihnachten eine E-Mail mit der Auflösung ihres bisherigen VMware-Partnervertrages zum 5. Februar 2024 bekommen und müssen sich neu um die Aufnahme in das Broadcom-Partnerprogramm bewerben. Einen Anspruch auf ihren bisherigen Status und ihre bisher geltenden Rabatte nach dem erst im Frühjahr 2023 erneuerten VMware-Partnerprogramm haben sie nicht. Ob sie VMware-Software überhaupt noch verkaufen dürfen, sollen sie im Januar erfahren.

"Mit Wirkung zum 5. Februar 2024 wird Broadcom die Partnerprogramme von VMware auf das nur auf Einladung zugängliche Broadcom Advantage Partnerprogramm umstellen", erklärte der Hersteller gegenüber US-Medien. Vor der Umstellung habe man Gespräche mit Hunderten von Partnern weltweit geführt und sei überzeugt, dass dieser Schritt Partnern helfen wird, "durch vereinfachte gebündelte Angebote und mehr Möglichkeiten für Serviceeinnahmen noch größere Rentabilitätschancen zu erzielen."

Mindesteinsatz 500.000 Dollar Umsatz

Allerdings gilt das offenbar nur für Partner, die mindestens 500.000 Dollar Umsatz mit dem Hersteller machen. Insbesondere die sogenannten VMware Service Provider Partner fallen oft unter diese Grenze. Stand heute dürften sie künftig überhaupt keine VMware-Software mehr verkaufen.

Ob ein Two-Tier-Modell eingeführt oder toleriert wird, ist derzeit noch völlig unklar. US-Angestellte von VMware machten da US-Medien gegenüber wenig Hoffnung. Einer erklärte: "Für die meisten werden alle Verträge Ende Januar gekündigt, für Service Provider jedoch bis April. Nur die wenigen Auserwählten werden in das neue Programm aufgenommen. Der Rest wird keine VMware-Produkte mehr verkaufen können."

Auch Top-Partner sind offen für Alternativen

Damit tritt ein Szenario ein, dass von ChannelPartner im Sommer 2023 befragte, deutsche Top-Partner von VMware so in etwa erahnt haben. Sie schaffen zwar alle die neue Umsatzhürde, haben sich jedoch bereits überwiegend auch Gedanken zu möglichen Alternativen gemacht.

Microsofts HyperV kommt für die meisten Befragten - tendenziell eher große Systemhäsuer - nicht wirklich in Frage (außer bei reinen Microsoft-Umgebungen im Mittelstand), eher schon KVM als Open-Source-Optionen und/oder Azure Stack HCI als Cloud-Option. im Zusammenhang mit Storage-Projekten wurde zudem immer wieder auch das auf Debian-basierende Proxmox genannt.

Ungewisse Zukunft der Security-Sparte Carbon Black

Ungewiss ist zudem die Zukunft der VMware-Security-Sparte ("Carbon Black)". Offenbar erwägt Broadcom deren Abspaltung. Direkt nac Abschkuss der VMware-Übernahme forderte es Partner daher auf, Produkte der beiden Geschäftsbereiche nicht mehr im Bundle anzubieten. Die VMware-Tochter hatte nahezu zeitgleich eine eigene, neu zusammengestellte XDR-Lösung präsentiert.

Die war aber zunächst nur für ausgewählte VMware-Kunden im Rahmen eines Early-Access-Programms verfügbar. Die dürften sich nun aber ebensogut wie die Partner überlegen, ob sie sich in einem so dicht besetzten Wettbewerbsumfeld ausgerechnet solch einen Wackelkandidaten ins Haus holen.

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