Channel-Partner von SAP zählen auf das neue Business One Release 6.2

19.06.2003
Seit Oktober 2002 bietet SAP "Business One" auf dem deutschen Markt an. Auf ihrer Nabelschau Sapphire in dieser Woche stand das KMU-Paket jedoch nicht im Mittelpunkt. ComputerPartner befragte SAP-Channel-Partner nach ihren Erfahrungen mit und den Erwartungen an die Mittelstandssoftware.

Kein Kassenschlager waren die ersten Business-One-Versionen von SAP bislang. Doch die Channel-Partner der Walldorfer bleiben optimistisch. Sie setzen auf die erweiterten Funktionen des neuen Release 6.2. und die breite Verfügbarkeit des Software Delevoper Kit (SDK) für die ERP-Software. Im August dieses Jahres soll es so weit sein.

Ex-Lexware-Partner strickt Anwendungen auf B1 um

Dann will auch Fred Grüneberg, Geschäftsführer bei CIB Computer, mit seinem Business-One-Geschäft durchstarten. Im Dezember 2002 unterschrieben die Berliner einen Sales-und-Service-Partner-Vertrag (SSP) mit den Walldorfern.

Doch bislang brummte das Geschäft nicht. Nur vier B1-Installationen hat CIB abgeschlossen. "Uns war klar, dass es seine Zeit braucht, bis das läuft", berichtet Grüneberg. Die Mindestabnahme von zwei Lizenzen zum Gesamtpreis von 5.000 Euro schrecke laut den Berlinern die Kundschaft aber nicht ab: "Das ist für unsere Klientel keine Hürde." Unterm Strich sei die in B1 enthaltene Funktionalität im Vergleich zu den dafür notwendigen Modulen der Wettbewerber nicht teurer.

Die Berliner haben laut Grüneberg bereits viele Anfragen und Interessenten. Doch für diese Unternehmen sei es sinnvoll, mit der Version 6.2 zu starten. "Gerade im Mittelstand hat jedes Unternehmen Spezialanforderungen. Ohne SDK ist es für jede Standardsoftware schwierig, diese individuellen Wünsche abzudecken", stellt der CIB-Geschäftsführer fest. Er installiere jedoch keine Software bei einem Kunden, die noch nicht offiziell freigegeben sei. "Das ist mir zu heiß", erklärt Grüneberg.

CIB gehört aber schon heute zu dem auserwählten Kreis der B1-Partner, die bereits mit dem Entwicklungswerkzeug arbeiten. "Wir sind mit der bisherigen Lösung und dem SDK schon sehr zufrieden." Der ehemalige Lex-ware-Partner für "Business Solutions" will mit dem Entwicklungswerkzeug neben neuen Modulen auch Add-ons seiner alten Lösung auf Business One umstricken.

Teufel Software ist mit POPs erfolgreich

Der Verkauf von Zusatzlösungen zu Business One gehört auch zum Geschäftsbereich von Teufel Software (siehe ComputerPartner 23/03, Seite 22). Doch auch der SAP-Channel-Partner aus Baden-Württemberg habe laut seinem Managing Director Thomas Teufel erst eine Installation bei einem Fertigungsunternehmen mit sieben Arbeitsplätzen abgeschlossen. "Der Kunde nutzt das komplette Paket von der Buchhaltung bis zum Lager", betont der Schwabe. Den großen Boom erwartet der Unternehmer jedoch erst für nächstes Jahr. "Wir haben einige Projekte in der Pipeline", teilt Teufel mit.

Die so genannten POPs (Points of Presence) schießen dagegen bereits in diesem Jahr wie Pilze aus dem Boden, und das nicht nur in Baden-Württemberg. Bereits 16 von diesen an den jeweiligen SAP-Partner und nicht an den Softwarehersteller gebundenen Wiederverkäufern hätten die Schwaben unter Vertrag. "20 B1-Installationen haben diese bereits realisiert", stellt Teufel heraus.

ZWF-Gruppe fährt mehrgleisig

Der ehemalige Siemens-Nixdorf-Partner ZWF Digitale Informationstechnologie aus Saarbrücken betreut nach eigenen Angaben noch viele Comet-Kunden. Bei denen möchte Willi Zimmerling, Geschäftsführer bei ZWF, gerne die alte Software durch B1 ablösen: "Mit der Version 6.1 ging das nicht so einfach", berichtet der SAP-Channel-Partner. Der Preis stehe für den Kunden dabei nicht im Vordergrund: "Das regelt der Markt", so Zimmerling. Entscheidend sei, ob die vom Kunden benötigten Funktionen vorhanden sind.

Die Walldorfer haben die Nöte von ZWF erkannt und im Release 6.2 nachgebessert. Beispielsweise sei B1 um Funktionen für den Zahlungsverkehr wie Bank-Clearing, offene Posten und Mahnwesen erweitert worden. "Das erwarten die Kunden einfach", betont der ZWF-Geschäftsführer. Bislang haben aber auch die Saarbrückener erst eine Installation mit der KMU-Lösung der Walldorfer realisiert, 28 Interessenten stünden allerdings in den Startlöchern.

Die ZWF-Gruppe kann warten, denn im ERP-Geschäft stehen die Saarbrückener nicht allein auf einem Bein. Das Systemhaus ist seit 1992 Baan-Partner und seit der diesjährigen Cebit auch offiziell Wiederverkäufer der Microsoft Business Solutions (MBS). Konfliktpotenzial sieht Zimmerling nicht: "Da, wo wir Navision verkaufen, können wir kein SAP verkaufen und umgekehrt." Beispielsweise enthalte "Navision" (ehemals Attain, Financials) im Fertigungsbereich bereits in der Standardversion viele Funktionen, während SAP dort bislang nur Partnerlösungen wie von Weber Datentechnik anbieten könne. Außerdem sei ZWF lediglich in Saarbrücken Navision-Partner."An anderen Standorten arbeiten wir nur für SAP" , betont Zimmerling ausdrücklich.

Hewlett-Packard startet Mittelstandsinitiative

Auch Hewlett-Packards Interesse ist es, so viel Hardware wie möglich zu verkaufen, unabhängig davon, ob die darauf laufenden Anwendungen von SAP, Microsoft Business Solutions oder anderen ERP-Herstellern kommen. "Es war und ist nie das Ziel von HP, Business One zu vertreiben", erklärt Klaus Berle, SAP Partner Business Manager bei HP. Die Fiorina-Company wolle vielmehr zusammen mit SAP den Partnerkanal in die Lage versetzen, das Produkt erfolgreich zu verkaufen. Das gelang laut Berle vor allem kurz vor der diesjährigen Cebit recht gut: "46 Prozent aller verkauften B1-Lizenzen laufen auf HP-Hardware." Er fügt aber hinzu: "Da ist noch Wachstumspotenzial da."

Um das Geschäft anzukurbeln, bieten die beiden Unternehmen ab Juni unter dem Motto: "Erfolg ist käuflich" ein Bundle an. Das Leistungspaket umfasst das Server-Einstiegsmodell "Proliant ML330" von HP sowie die SAP-Software B1 und enthält Beratungsdienstleistungen. Bei dem Angebot handelt es sich um ein Leasingmodell mit einer Laufzeit von 36 Monaten zu einem Preis von rund 157 Euro pro Anwender und Monat.

www.cib-computer.de

www.hewlett-packard.de

www.teufelsoftware.de www.sap.de; www.zwf.de

ComputerPartner-Meinung

Der Vertriebskanal für B1 nimmt zwar langsam Gestalt an; dass die Verkaufszahlen noch zu wünschen übrig lassen, lässt sich aber sowohl aus der beharrlichen Weigerung von SAP schließen, Lizenzumsätze bekannt zu geben, als auch von den Aussagen der Channel-Partner ablesen. Dass SAP willens und fähig ist, die Kinderkrankheiten in den bisherigen Versionen auszuräumen, steht allerdings außer Frage. Passen die Walldorfer ihr Preismodell noch dem Geldbeutel der adressierten Kunden und der Marktlage an, steht dem langfristigen Erfolg der Marke SAP auch bei kleinen Unternehmen nichts mehr im Wege. (hei)

"Wir evaluieren verschiedene Plattformen"

Sales und Solution Center (SSC) sollen Business-One-Wiederverkäufer unterstützen. Wann wird diese Stufe im Partnerprogramm besetzt?

Kleinsteuber: Wir sind bereits mit entsprechenden Partnern im Gespräch. Die derzeitigen Pläne sehen vor, dass das SSC-Konzept dann Anfang 2004 realisiert wird.

Die Versionen 6.0 und 6.1 von Business One erfüllen nicht alle Erwartungen Ihrer Channel-Partner. Kommt das Release 6.2 wie geplant im August, und welche Funktionserweiterungen erhält die neue Version?

Kleinsteuber: Die Version 6.2 wird wie geplant und angekündigt im August auf dem Markt kommen. Grundlegende Funktionserweiterungen wird es vor allem im administrativen Bereich geben. Hierzu gehören Mahnwesen, Bankabwicklung, Vertrieb & Einkauf, Inventur und Hauptbuchhaltung (General Ledger).

Der in B1 enthaltene Formulargenerator erfüllt nicht alle Erwartungen. Beispielsweise sei es nicht möglich, mehrere Variablen für den Zeilendruck zu definieren. Wird nachgebessert?

Kleinsteuber: Der Formulargenerator konnte bisher auch schon mehrere Variablen aufnehmen, jedoch war es für die Partner bisher zu aufwändig, diese abzubilden. Wir haben das Problem erkannt, und unsere Entwicklung hat nun Templates (Formularvorlagen) bereitgestellt, die mit den Service Packs für SAP Business One ausgeliefert werden.

Gibt SAP das Software Developer Kit (SDK) im August offiziell frei?

Kleinsteuber: Das Software Developer Kit ist in der Ramp-up-Phase und derzeit nur wenigen Pilotpartnern mit der Version 6.01 von SAP Business One zugänglich. Im August wird das SDK für sämtliche Partner mit Auslieferung der Version 6.2 von SAP Business One verfügbar sein.

Wird Business One die Microsoft-Plattform Dotnet und das Open-Source-Betriebssystem Linux unterstützen?

Kleinsteuber: Wir evaluieren verschiedene Plattformen für SAP Business One und haben hierfür bereits die ersten technischen Voraussetzungen geschaffen. Das Angebot von B1 auf anderen Plattformen hängt aber neben der technischen Machbarkeit auch von einer Nachfrage im Markt ab.

Bislang nutzt B1 die Microsoft Datenbank "SQL-Server". Evaluiert SAP für das KMU-Paket weitere DB-Server wie "DB2" von IBM, und wann werden diese verfügbar sein?

Kleinsteuber: Hierzu werden wir zu gegebener Zeit Details bekannt geben.