"Hi, Schatz!"

Chefs erlauben private Telefonate und Surfen im Dienst

29.10.2014
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Diese Faustregel gilt zumindest bei einigen Unternehmen nicht mehr. Sie erlauben auch während der Arbeit privates Surfen oder Telefonieren. Für die Mitarbeiter hat das nicht unbedingt nur Vorteile.

Zwischen zwei Besprechungen mal eben bei Facebook gucken oder die Liebste in der Pause übers Diensthandy anrufen. Bei den meisten Arbeitnehmern ist das zwar Usus - in der Regel aber mit einem schlechten Gewissen verbunden. In einigen Unternehmen können Mitarbeiter inzwischen ganz ungeniert Dienstgeräte für private Kommunikation nutzen. Zuletzt machte etwa der Technikkonzern Bosch die Erlaubnis dafür offiziell.

"Das ist auch eine Frage von Arbeitnehmerfreundlichkeit und Vertrauen", sagt eine Sprecherin der Gewerkschaft IG Metall. "Wir begrüßen es, dass die Unternehmen den Blick darauf richten, Arbeit und Privatleben vereinen zu können."

Neben Bosch ermöglichen auch andere Unternehmen wie Daimler und IBM ihren Leuten private Kommunikation im Dienst. Beim Software-Konzern SAP können Beschäftigte beispielsweise privat über das Diensthandy telefonieren. Die Gespräche laufen dann unter einer zweiten Telefonnummer und werden einzeln abgerechnet.

Bei Bosch sieht die Regelung so aus: Private Telefonate sind erlaubt - sofern sie nicht ausarten. Zudem können Mitarbeiter über ihre dienstliche E-Mail-Adresse auch private Nachrichten verschicken.

Das könnte auch Vorteile für den Chef haben: "Digitalisierung darf nicht dazu führen, dass Arbeitnehmer rund um die Uhr erreichbar sind", warnt die Gewerkschaft. "Es gibt ein Recht auf Feierabend und planbare Freizeiten." Denn durch die Verzahnung von Freizeit und Beruf könnten auch Grenzen verschwimmen. Wenn Mitarbeiter während der Arbeit Privates jedoch erledigen dürften, seien sie möglicherweise eher willens, umgekehrt auch Dienstliches im Feierabend zu erledigen.

Jeder dritte Mitarbeiter ist beispielsweise an Wochentagen abends für den Chef erreichbar, wie der Branchenverband Bitkom ermittelt hat. Nach Angaben des Verbands bekommt zudem jeder vierte Arbeitnehmer ein Diensthandy gestellt. 17 Prozent nutzen hingegen ihr privates Smartphone für die Arbeit.

Dass Mitarbeiter das Diensthandy auch nach Büroschluss am Ohr haben, sollen die Neuerungen Bosch zufolge aber keineswegs bedeuten. "Freizeit bleibt Freizeit", sagt ein Sprecher. Die Stuttgarter erlauben ihren Mitarbeitern zudem, ihren Arbeitsort frei zu wählen. Personalchef Christoph Kübel glaubt: "Die freie Wahl von Arbeitsort und -zeit steigert die Zufriedenheit der Mitarbeiter, liefert bessere Arbeitsergebnisse und stärkt die Kreativität."

Das sieht der Technologieriese IBM ähnlich, dessen Mitarbeiter ebenfalls an beliebigen Orten arbeiten können. Allein dadurch seien Privatgespräche während der Arbeitszeit nicht ungewöhnlich, erklärt ein Sprecher. Ausdrücklich nicht erlaubt: Private Ausflüge über das IBM-System auf Porno- oder Glücksspielseiten im Netz. Von ihren privaten E-Mail-Adressen dürfen Mitarbeiter im Dienst zwar Nachrichten versenden. Von der geschäftlichen Adresse sollten sie demnach aber die Finger lassen.

Letzteres wäre ohnehin nicht unbedingt vorteilhaft: Bei Krankheit oder in dringenden Fällen kann der Arbeitgeber das E-Mail-Postfach in der Regel nämlich einsehen. Liebesgeflüster mit dem neuen Freund? Lästereien über den Chef? Besser über den privaten Account.

Arbeitsschützer sind von der Erlaubnis wenig beeindruckt. Private E-Mails und Telefonate seien für viele Beschäftigte längst Alltag, betont Frank Brenscheidt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. "Dadurch wird sich nicht die gesamte Kultur bei den Beschäftigten verändern."

Dass sich technikaffine Unternehmen dabei großzügig zeigen, heißt zudem mitnichten, dass jeder Chef seinen Kollegen am Arbeitsplatz das Telefonat mit der Liebsten ermöglicht: Fast jede dritte Firma untersagt nach einer Bitkom-Umfrage privates Surfen am Arbeitsplatz. Bei jedem zehnten Unternehmen gibt es gar keine Regelung. (dpa/tc)

Great Place to Work in der ITK 2014: Preisverleihung auf der CeBIT
Auszeichnung der besten ITK-Arbeitgeber 2014
In einer feierlichen Zeremonie wurden am 10. März 2014 im Rahmen der Computermesse CeBIT in Hannover die besten Arbeitgeber der ITK 2014 prämiert.
50 Unternehmen...
...wurden im diesjährigen Wettbewerb "Great Place to Work in der ITK 2014" ausgezeichnet. Sie haben die zufriedensten Mitarbeiter und die beste Personalarbeit.
Von den Besten lernen:
Great-Place-to-Work-Geschäftsführer im Gespräch mit Bernd Schlüter, Geschäftsführer von QAware. Der Münchner IT-Dienstleister hatte in der Größenklasse der Unternehmen unter 50 Mitarbeiter den ersten Platz erreicht.
Das sind die Sieger in der Kategorie unter 50 Mitarbeiter:
Neben QAware wurden in Hannover secova, Living Business, mayato, Pentland Firth, COMPIRICUS und Module Works ausgezeichnet.
Georg Heeren, Geschäftsführer von mayato,..
..freut sich über den zweiten Platz in der Größenklasse unter 50 Mitarbeiter. Der auf Business Intelligence spezialisierte IT-Dienstleister fördert den Teamgeist mit vierteljährlichen Events, vom Katamaran-Segeln auf Malta bis zum vorweihnachtlichen Treffen in Wien.
Die ersten vier Gewinnerunternehmen in der Kategorie 50 bis 100 Mitarbeiter....
...heißen Perbit, Projektron, viadee und mindsquare.
Susanne Weber, Personalchefin der Paessler AG,...
ist froh, dass der Nürnberger Dienstleister für Netzwerk-Monitoring sich auf Anhieb unter die Top 50 platzieren konnte. Im inhabergeführten Unternehmen gibt es einen engen Austausch zwischen Mitarbeitern und Führungskräften.
Zu den Siegern in der Kategorie 50 bis 100 Mitarbeiter...
...gehörten die Unternehmen Paessler, Meltwater, Adlon Systems, itdesign und Fortis IT-Services.
Glückliche Gewinner...
Der Softwareanbieter Projektron konnte sich auf dem zweiten Platz in der Größenklasse 50 bis 100 Mitarbeiter behaupten. Die Berliner punkten mit Familienfreundlichkeit und einem hohen Frauenanteil: 55 Prozent der Führungskräfte sind weiblich.
Das sind die besten ITK-Arbeitgeber in der Größenklasse 101-500 Mitarbeiter:
Preise gab es für Compeople, MaibornWolff, SAS Institute, Convista Consulting, Simcorp, Compusafe, Technidata
Axel Streich, Leiter der Anwendungswentwicklung bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall...
...hat sich mit seiner IT-Abteilung als einer der wenigen Anwender dem Wettbewerb um die besten ITK-Arbeitgeber gestellt und den vierten Platz in der Größenklasse 501 bis 1000 Mitarbeiter erreicht.
Iner der Größenklassen zwischen 501 und 1000 Mitarbeiter wurden in Hannover diese Unternehmen...
..als beste Arbeitgeber ausgezeichnet: Immobilienscout, Adesso, Schwäbisch Hall, All for one Steeb, Daimler TSS und TDS.
Microsoft konnte seinen ersten Platz in der Größenkategorie über 1000 Mitarbeiter verteidigen.
Andreas Schubert von Great Place to Work gratuliert HR-Chefin Elke Frank ( Mitte) und Recruiting-Chefin Ina Bourmer.
Die besten ITK-Arbeitgeber der Größenklasse über 1000 Mitarbeiter auf einen Blick:
Microsoft, Ebay, T-Systems Multimedia Solutions, EMC, Telefonica und msg systems.
Genug Gelegenheit, sich auszutauschen...
...hatten die Siegerunternehmen im Kongresszentrum auf der CeBIt vor und nach der Preisverleihung.