Geplante Panel-Fabriken

China nächster LCD-Kriegsschauplatz

09.11.2010
Nach monatelangem Hinhalten sollen Samsung und LG Display von China grünes Licht für den Bau moderner LCD-Panel-Werke erhalten haben. Taiwans Hersteller stehen auch schon in den Startlöchern, womit das Reich der Mitte…

Nach monatelangem Hinhalten sollen Samsung und LG Display von China grünes Licht für den Bau moderner LCD-Panel-Werke erhalten haben. Taiwans Hersteller AU Optronics (AUO) und Chimei Innolux (CMI) stehen auch schon in den Startlöchern, womit das Reich der Mitte zum nächsten Kriegsschauplatz zwischen den Top 4 werden könnte, berichtet "Digitimes" unter Berufung auf Industriekreise in Taiwan.

Chinesische Marken wie AOC gehen im Reich der Mitte natürlich besser als teure ausländische Marken.

Das Einholen von Baugenehmigungen in China gestaltet sich als ein sehr langwieriger Prozess. Erst mussten Samsung und LGD die eigene Regierung in Seoul überzeugen, entsprechende Investitionsverbote zu lockern, dann hat Chinas Regierung geblockt, weil nur eine bestimmte Zahl von Panel-Werken zugelassen werden sollten. Mitte 2010 gab es dann Gerüchte, dass Beijing chinesische Investoren inklusive AUO und CMI sowie CMI-Mutter Foxconn bevorzugen würde.

Taiwans Regierung in Taipei (Taibei) hat nach der südkoreanischen Entscheidung Anfang Februar 2010 ebenfalls angekündigt, die Investitionsverbote zu lockern. AUO hat gleich einen Antrag für den Bau eines 7.5G-Werkes zur Verarbeitung von 4,3 qm großen Muttergläsern beantragt, wartet aber immer noch auf grünes Licht aus Taipei.

Sollten die Berichte stimmen, dass die koreanischen Riesen bald mit dem Bau hochmoderner Panel-Fabriken in China beginnen dürfen, wird sich das Wirtschaftsministerium (MOEA) in Taipei unter Druck sehen, die Genehmigungsverfahren für die einheimischen Hersteller zu beschleunigen, so gehen die Spekulationen in Taiwan.

Chinas Panel-Industrie selbst steckt noch in den Kinderschuhen. Die TCL-Tochter China Star OptoElectronics und BOE Technology (der größte Panel-Hersteller des Landes) bauen aber schon 8.5G-Werken zur Verarbeitung von 5,5 qm großen Muttergläsern, die in der zweiten Jahreshälfte 2011 die Produktion aufnehmen sollen.

Durch die langwierigen Genehmigungsverfahren sind die Bauvorhaben von Samsung und LGD hinter Plan: um mindestens ein halbes Jahr. Samsung wollte eigentlich schon Anfang 2012 in China die Massenproduktion aufnehmen, LGD ebenfalls. Wenn die Panel-Anlagen der beiden koreanischen Riesen, werden sich 2012 bis 2013 massive Überkapazitäten einstellen, befürchten die Hersteller in Taiwan.

Mitte des Jahres hat der EMS-Gigant und Apple-Partner Foxconn auch unabhängig von CMI ein 8.5G-Panel-Werk in Chongqing, Provinz Sichuan angekündigt. Da die Löhne dort weit weg vom Pazifik-Speckgürtel deutlich günstiger sind und Foxconn als Preisdrücker gilt, könnten zum Problem von Überkapazitäten auch noch stark sinkende Preise hinzukommen.

Den Verbraucher wird es freuen. Ob es auch den Handel freut, hängt von den Margen ab. Den IT-Fachhandel wird das wohl weniger betreffen, weil sich die Kriegsschauplatz China mehr um LCD-TVs ranken wird.

China ist dabei nicht nur als Billiglohn interessant, sondern auch als riesiger Absatzmarkt. Laut Schätzungen von DisplaySearch wird der chinesische TV-Markt 2010 um über 30 Prozent auf 46 Millionen verkaufte Geräte wachsen, 39 Millionen davon LCD-TVs, 1,65 Millionen Plasma-TVs und 4,5 Millionen Röhrenfernseher.

2011 soll der chinesische TV-Markt "nur" um 9 Prozent auf 49 Millionen verkaufte Sets anschwellen, 46 Millionen davon LCD-TVs und davon wiederum 30 Prozent 3D-ready. Plasma-TVs sollen mit 1,8 Millionen Stück ebenfalls zulegen, während die CRT-TV-Verkäufe erwatungsgemäß auf 1,5 Millionen Stück schrumpfen werden.

Ursprünglich waren die Marktforscher davon ausgegangen, dass China erst 2011 zum größten LCD-TV-Markt wird. Tatsächlich wird das Reich der Mitte mit Westeuropa bei den LCD-TV-Verkäufen mit 39 Millionen Stück in etwa gleichziehen, während Nordamerikas LCD-TV-Markt mit geschätzten 38 Millionen verkauften Geräten eher enttäuscht. China hat daher laut DisplaySearch noch gute Chancen, 2010 schon zum größten TV-Markt der Welt heranzuwachsen. (kh)