Cloud Computing

Cloud-Migration – diese Tools helfen beim Umstieg

10.10.2018 von Wolfgang Herrmann
Softwarewerkzeuge für die Cloud-Migration helfen Unternehmen, ihre Projekte effizient und sicher abzuwickeln. Doch die Auswahl ist keine leichte Übung. Zahlreiche Softwarehäuser haben das Geschäftsfeld für sich entdeckt und machen den Markt unübersichtlich.

Cloud-Migration-Tools sind eigentlich keine neue Softwarekategorie. Viele Anbieter kombinieren darin klassische Funktionen etwa für das Monitoring und Management der Unternehmens-IT mit Cloud-spezifischen Features. Dabei geht es beispielsweise um das Aufdecken von Abhängigkeiten zwischen den Anwendungen und das Verschieben ganzer Workloads in die Cloud.

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Spezielle Software-Tools erleichtern Unternehmen die Planung und Abwicklung von Cloud-Migrationsprojekten.
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Wie das Marktforschungs- und Beratungshaus Forrester in einer aktuellen Studie erläutert, unterscheiden sich die Tools deutlich von den Migration-Services der großen IT-Dienstleister, aber auch von den einschlägigen Services der Cloud-Provider selbst. Der Einsatz spezialisierter Migrations-Tools lohne sich in jedem Fall, denn Unternehmen könnten davon in vielfältiger Weise profitieren:

Discovery- und Planungs-Tools helfen Entscheidern, die Kosten einer Cloud-Migration realistisch einzuschätzen und den erwarteten Vorteilen gegenüberzustellen.

In der anfänglichen Euphorie profitierten Cloud-Anbieter insbesondere von sogenannten Lift-and-Shift-Migrationen. Dabei werden Anwendungen mehr oder weniger unverändert in die Cloud geschoben. Inzwischen aber haben sich die Schwerpunkte verlagert. Immer mehr Unternehmen verfolgen größere Transformationsvorhaben. Die Migration kritischer Produktionssysteme oder Mainframe-basierter Workloads ist aber komplex und bringt so manchen Zeitplan ins Wanken. Spezielle Migrations-Tools können dabei helfen, die Risiken einzudämmen und die Ziele einer IT-Transformation zu erreichen.

Vor allem die großen Systemintegratoren haben das Geschäftsfeld der Cloud-Migration für sich entdeckt. Kombiniert mit ihren IT-Dienstleistungen treiben sie auch die Nachfrage nach einschlägigen Tools voran. Einige Dienstleister wie Cloudreach oder Deloitte mutierten dabei selbst zu Tool-Anbietern, indem sie spezialisierte Softwarehäuser aufkauften. Andere entwickeln eigene Migrations-Tools, darunter etwa CSS Corp., TCS und TechMahindra. IT-Verantwortliche können das breite Angebot nutzen, um damit Migrationsdienste vom Partner ihres Vertrauens gezielt zu ergänzen und die Abhängigkeit von einem Dienstleister zu verringern.

Cloud Migration - die wichtigsten Anbieter

Forrester hat die wichtigsten Anbieter in diesem Marktsegment unter die Lupe genommen und anhand ihrer Umsätze mit "Cloud Migration Technology" in drei Gruppen aufgeteilt: Große etablierte Player mit einem Jahresumsatz von mehr als zehn Millionen Dollar, mittelgroße Anbieter mit Umsätzen zwischen fünf und zehn Millionen Dollar sowie kleinere Softwarehersteller mit Einnahmen von weniger als fünf Millionen Dollar. Anbieter mit Tool-Umsätzen unter 500.000 Dollar wurden nicht berücksichtigt.

Zur Gruppe der großen Player gehören:

Mittelgroße Anbieter:

Kleinere Softwarehersteller:

Für einen groben Vergleich der unterschiedlichen Tool-Angebote unterscheidet Forrester zwischen zwei Funktionsgruppen:

Diese Gruppe von Softwarewerkzeugen unterstützt Unternehmen in ihren Strategie- und Planungsprozessen. Dazu werden beispielsweise Abhängigkeiten zwischen Applikationen und Infrastrukturelementen identifiziert. Benutzer können damit auch die finanziellen Auswirkungen einer Migrationsstrategie einschätzen. Einige Tools sind zudem in der Lage, einzelne Workloads oder sogar den Code von Anwendungen zu analysieren, bevor es um die eigentliche Migration geht.

In dieser Tool-Kategorie geht es konkret um das Verschieben der identifizierten Workloads. Dabei kann es sich um den Transfer der Anwendungen von physischen Servern in eine virtuelle Cloud-Umgebung handeln, aber auch um das Verschieben von virtualisierten Servern in eine virtuelle Cloud-Infrastruktur. Die Tools nutzen dafür unterschiedliche Methoden, beispielsweise Data Block Replication oder einen Stream-basierten Migrationsansatz. Einige Softwarewerkzeuge offerieren zudem weitergehende Funktionen, um den Transfer in die Cloud einfacher zu machen.

In der Studie vergleicht Forrester die Anbieter anhand dieser funktionalen Schwerpunkte und zeigt darüber hinaus die Präsenz in verschiedenen lokalen Märkten und Branchen auf. Entscheider können die Übersicht für eine erste Orientierung nutzen.

BMC Software und Deloitte mit breitem Funktionsspektrum

Die großen Player BMC Software und Deloitte etwa offerieren sowohl im Bereich Discovery und Planung als auch in Sachen Workload Mobility ein breites Funktionsspektrum. Beide Anbieter konzentrieren sich unter anderem auf die Finanzbranche und die öffentliche Hand.

Größere Unterschiede gibt es bezüglich der geografischen Präsenz. So erwirtschaftet BMC etwa die Hälfte seiner Cloud-Migration-Umsätze in Nordamerika, 40 Prozent entfallen auf die Region Emea (Europa, Naher Osten und Afrika). Deloitte dagegen ist mit einem Umsatzanteil von 88 Prozent schwerpunktmäßig im nordamerikanischen Markt unterwegs, auf Emea entfallen nur neun Prozent.

Auch der Bostoner Softwarehersteller Turbonomics erwirtschaftet 85 Prozent seiner einschlägigen Einnahmen in Nordamerika, konzentriert sich dabei aber auf den Funktionsbereich Discovery und Planung. Die kalifornische Velostrata dagegen punktet vor allem im Bereich Workload Mobility und erzielt 60 Prozent der Cloud-Migration-Umsätze im Raum Emea. Der Virtualisierungsspezialist Zerto mit Hauptsitzen in den USA und Israel ist in Sachen Cloud schwerpunktmäßig mit Workload-Mobility-Funktionen aktiv. Der Umsatzanteil in Emea fällt mit 17 Prozent relativ niedrig aus.

Tipps für die Auswahl von Cloud-Migrations-Tools

Die Innovationsgeschwindigkeit im Cloud-Markt bleibt hoch, das gilt auch für Migrations-Tools. Forrester gibt deshalb einige Tipps für die Auswahl geeigneter Anbieter:

Entwickeln Sie einen Plan B für ihre Cloud-Migration-Anbieter

Angesichts der zahlreichen Übernahmen im Cloud-Sektor sollten Entscheider auf eine weitere Marktkonsolidierung vorbereitet sein. Wie gravierend die Folgen für das eigene Projekt sind, hängt von der Dauer der Migration ab, einer eventuellen Partnerschaft mit einem Service-Provider und davon, ob ein etabliertes Tool oder ein Nischenprodukt eingesetzt wird. Sind die Risiken absehbar hoch, ist ein Notfallplan unabdingbar.

Fragen Sie nach Support für moderne Features wie Container

Geht es um die verschiedenen Deployment-Optionen in der Cloud, geht die Entwicklung besonders schnell voran. Für einige Unternehmen ist beispielsweise die Migration in eine Container-Umgebung schon jetzt der erste Schritt in Richtung Cloud. Deshalb ist es ratsam, sich vor der Entscheidung für ein Tool beziehungsweise einen Anbieter zu erkundigen, ob solche Optionen mit der Software auch unterstützt werden.

Prüfen Sie direkte und indirekte Sourcing-Alternativen

Viele große IT-Dienstleister offerieren auch Tools für die Cloud-Migration, die sie in Ihre Servicepakete integrieren. Unternehmen sollten sich aber nicht auf einen einzigen Dienstleister festlegen, rät Forrester, sondern auch direkte Beziehungen zu spezialisierten Softwareherstellern aufbauen. Um das Risiko einer Abhängigkeit zu verringern, sei eine ausgewogene Mischung aus direkten und indirekten Bezugsquellen zu empfehlen.

Suchen Sie nach Lieferanten für eine langfristige Geschäftsbeziehung

Gerade im Feld der Cloud-Migration tummeln sich etliche Anbieter, die mit schnellen Lift-and-Shift-Projekten Geld verdienen wollen. An einer langfristigen Kundenbeziehung haben Sie nicht unbedingt Interesse, beobachten die Forrester-Experten. Wer seine Cloud-Migration über einen längeren Zeitraum und in mehreren Wellen plane, werde mit solchen Zulieferern womöglich nicht glücklich. Bei der Auswahl des Tool-Anbieters sollten Entscheider deshalb auf eine langfristige Geschäftsbeziehung achten. Zumindest sollte der Lieferant über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügen, um auch Durstrecken zu überstehen.

Bestehen Sie auf modernen Pricing-Methoden

Die Abrechnungsmodelle vieler Tool-Anbieter halten mit der technischen Weiterentwicklung kaum Schritt. Wurde beispielsweise lange Zeit nach der Anzahl genutzter virtueller Maschinen abgerechnet, stehen heute verstärkt Container und auch Microservices im Mittelpunkt. Entscheider sollten deshalb in den Verhandlungen mit Tool-Lieferanten darauf bestehen, dass solche Technologien auch in adäquaten Pricing-Modellen abgebildet werden.

Prüfen Sie auch andere Optionen

Forrester listet zwar eine ganze Reihe brauchbarer Migrationslösungen auf, betont aber gleichzeitig, dass es noch andere Optionen gibt. Dazu gehören beispielsweise "native" Plattform-Migrationstechniken wie "Server Migration Service", "Snowball" und "Snowmobile" von Amazon Web Services (AWS). Auch klassische Tools aus dem Bereich Application Performance Management (APM) bieten immer häufiger auch Features für eine Cloud-Migration.