Machen SSDs Speicher teuer?

Das Krokodil im Storage-System

01.08.2014 von Hans Schramm
Flash-Speicher (SSD) machen ein Storage-System keinesfalls teuer! Es kommt auf die Storage-Strategie an.
Die Legende, dass Flash-Speicher (SSD) ein Storage-System teuer machen, ist noch immer in den Gehirnen der IT-Verantwortlichen ganz fest verankert.
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"Urban Legends" sind zäh: Die Geschichte vom Krokodil im Abwassernetz oder die von der Vogelspinne in der Yuccapalme können noch so oft widerlegt werden, sie werden trotzdem gern weitererzählt. Mit IT-Le­gen­den verhält es sich nicht viel anders - beispielsweise bei der Legende, dass Flash-Speicher (SSD) ein Storage-System teuer machen. Auch sie wird immer wieder gern kolportiert, wird dadurch aber nicht richtiger.

Die Unternehmen kennen heute zwar die Vorteile der SSDs, die um einiges schneller als Plattensysteme und außerdem mangels beweglicher Teile robuster und weniger störungsanfällig sind. Von einem Einsatz sehen viele Unternehmen trotzdem ab: sie seien zu teuer. Nun lässt sich nicht bestreiten, dass das Preisniveau von SSDs noch immer höher ist als das anderer Speicher-Technologien. In der Tat wäre es daher unwirtschaftlich, eine ganze Storage-Landschaft auf SSD-Basis aufzubauen. Falsch ist es aber, deswegen gleich ganz vom SSD-Einsatz abzusehen. Denn bei richtigem Vorgehen lassen sich die Performance-Vor­teile der SSDs ohne weiteres auch wirtschaftlich effizient realisieren.

Tools für SSDs und Festplatten -

Welche Dateien nehmen viel oder sogar sehr viel Platz auf meinen Festplatten ein? Die freie Software „SpaceSniffer“ kann hier nützliche Informationen geben.

Schneller Einlesen auch unter Windows 8.1: „SpaceSniffer“ findet auch versteckte Dateien und zeigt in der Konsole an, welche Dateien beim Scannen nicht gelesen werden können.

Auch mehrere Festplatten direkt im Überblick: Mit Hilfe des Werkzeugs „SpaceSniffer“ können mehrere Festplatten auch aktiv überwacht werden, da die Lösung auch Änderung sofort anzeigt und protokolliert.

Aufgeräumte Oberfläche: Mit „TreeSize Touch“ steht eine Anwendung kostenlos bereit, die speziell für den Einsatz auf Tablets unter Windows 8 und Windows 8.1 entwickelt wurde.

Das Verzeichnis mit den größten Dateien wurde identifiziert: Kaum ein Wunder, dass „TreeSize Touch“ hier die abgespeicherten virtuellen Maschinen auflistet.

Anwender, die eine prozentuelle Aufteilung der Festplattenbelegung wünschen, können auch die bei „TreeSize Touch“ einstellen: Bearbeiten können sie aber nichts mit Hilfe dieser App.

Ist der Dateisystem-Treiber der Firma Paragon erst einmal installiert (hier unter Windows 7), dann sieht der Windows-Anwender auch das ExtFS-Dateisystem des Linux-Rechners.

Kein Problem auch als montiertes Laufwerk unter Windows 8: Das Linux-Dateisystem wird von Windows erkannt und der Nutzer kann darauf zugreifen, nachdem Paragon ExtFS installiert wurde.

Wie schnell ist meine SSD-Festplatte wirklich? Mit Hilfe der Freeware AS SSD Benchmark kann ein Nutzer das überprüfen und bekommt dann die Wert auf dem Bildschirm angezeigt.

Ein weiterer Test für die SSD: Beim Kompressionstest unter AS SSD Benchmark wird sowohl die Lese- als auch Schreibgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Komprimierbarkeit der Daten gemessen.

Und schließlich der mehr praxisorientierte Test für die Performance der Solid-State-Disk: Die freie Benchmark-Software verwendet typische Dateigrößen und –aufteilungen, um die Geschwindigkeit im täglichen Betrieb zu simulieren.

Ungute Eigenschaft vieler Freeware-Programme: Auch „CrystalDiskInfo“ versucht dem Anwender bei der Installation eine Software mit auf das System zu bringen, die er höchstwahrscheinlich weder braucht noch haben will.

Kann die japanische Herkunft schwerlich leugnen: Die Freeware „CrystalDiskInfo“ kann einen Großteil der SMART-Daten sowohl von konventionellen Festplatten als auch von SSDs auslesen und darstellen.

Auch Raid-Konfigurationen und SSDs werden von „CrystalDiskInfo“ entdeckt und entsprechend mit ihren SMART-Daten angezeigt.

Vorbildlich, wenn es um die Sprachunterstützung geht: Die freie Version des Programms „Defraggler“ kann in vielen Sprachen installiert werden.

Auch wenn der Google-Browser eine gute Software ist: Es besteht kein Grund, dass er mit der Installation von „Defraggler“ automatisch mit auf das System des Anwenders gelangt!

Bietet einige Möglichkeiten aber keine dedizierte Unterstützung von SSD-Massenspeicher: Die freie Version der Software „Defraggler“ ist aber gut lokalisiert und lässt sich auch einfach bedienen.

Die freie Version der Software „Disk Defrag“ ist nicht viel mehr als ein „Appetizer“ für die Vollversion: Diverse Einträge führen nur zu Werbung auf der Web-Seite des Anbieters (hier die Einträge im Bereich „System Health“).

Auch die Spezialisten von O&O bieten eine freie Version ihrer Software für die Defragmentierung an: Allerdings kann auch diese Lösung nicht mit SSDs umgehen, das bleibt der Kaufversion vorbehalten.

In der Vollversion stehen dann alle Möglichkeiten zur Verfügung: Die Software O&O Defrag bietet dann sehr viele Optimierungs- und Analysemöglichkeiten und kann beispielsweise auch mit virtuellen Datenträgern umgehen.

Wichtig für eine automatische Defragmentierung: Die Tools müssen richtig mit SSDs umgehen können – wie hier bei der O&O-Lösung bedarf es dazu fast immer der kommerziellen Version des jeweiligen Tools.

Wenn Unternehmen die hohen Preise der SSDs ins Spiel bringen, haben sie meist eine falsche Storage-Strategie. Es kommt nämlich nicht darauf an, eine Grundsatzentscheidung zu fällen, also nur SSDs oder alternativ gar keine SSDs einzusetzen, sondern eine Storage-Lösung zu wählen, die maximalen Nutzen bringt. Dieser ist dort gegeben, wo schnelle Speicher tatsächlich die Anwendungen beschleunigen. Konkret heißt das, dass die SSDs gezielt da eingesetzt werden müssen, wo Anwendungen sehr häufig Daten lesen und schreiben, also für Aufgaben mit intensiven I/O-Opera­tionen. Hier und nur hier verschaffen SSDs einen nutzbaren Performance-Gewinn.

Die Geschichte vom Krokodil im Abwassernetz kann noch so oft widerlegt werden, sie wird trotzdem gern weitererzählt, genausi wie die IT-Le­gen­de, dass Flash-Speicher (SSD) ein Storage-System teuer machen.
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Für seltene Lese- und Schreib-Operationen reichen preiswertere Platten dagegen völlig aus. Hier können SSDs den Anwendungen nicht mehr Performance verschaffen. Eine Storage-Strategie darf daher nicht nur auf eine einzige Technologie setzen, sondern muss eine an die jeweiligen Anforderungen angepasste Mischung aus Flash- und Plattenspeichern verwenden.

Dieses Prinzip ist auch bei den Flash-Speichern selbst zu beachten: Anwender sollten schreiboptimierte Single-Level-Cell (SLC)-SSDs und leseoptimierte Multi-Level-Cell (MLC)-SSDs ganz gezielt einsetzen; beide unterscheiden sich hinsichtlich Performance, Lebensdauer und Kosten. Bisher nutzen die meisten Flash-Shared-Storage-Lösungen nur die teuren SLC-SSDs; demgegenüber haben MLC-SSDs bei geringeren Kosten eine höhere Kapazität, aber eine geringere Lebensdauer. Eine intelligente Lösung benötigt nur so viele SLC-SSD, um die für eine bestimmte Anwendung anfallenden Schreiboperationen zu bewältigen. In der Praxis verwenden SSD-Anwender immer wieder teure Komponenten, die unterm Strich jedoch keine Anwendungs-Performance bringen - um sich dann über die Kosten zu wundern.

SSDs für den Unternehmenseinsatz -
HGST Virident flashMAXII
Western Digital hat im Oktober 2013 den PCI-Express-Spezialisten Virident eingekauft und bei bei der Tochter HGST eingegliedert. Beim absoluten High-End-Laufwerk FlashMAX II kann die Capaticity-Variante bis zu 4,8 TByte speichern.
OCZ/Toshiba Z-Drive 4500
Das neue OCZ-Flaggschiff ist das Z-Drive 4500. Die PCI-Express-Karte kombiniert einen von OCZ entwickelten Controller mit dem neuen 19-Nanometer-Flash-Speicher von Toshiba und soll so beim Lesen bis zu 2165 MByte/s erreichen.
Samsung SSD SM843T
Die Enterprise-SSD SM843T von Samsung mit SATA-Schnittstelle nutzt denselben Controller wie die für Consumer bestimmte 840 Pro. (Bild: Samsung)
Toshiba PX03SNx
Die neue Toshiba-SSDs der PX03SNx-Baureihe mit SAS-3.0-Schnittstelle rangieren bei Preis, Leistung und Kapazität eine Stufe über der Intel DC S3500. Sie erreicht beim sequentiellen Lesezugriff bis zu 1100 MByte/s und ist mit bis zu 1,6 TByte Kapazität verfügbar .
Seagate SSD 1200
Das derzeitige Spitzenmodell unter den Seagate-SSDs ist die 1200 SSD mit SAS-3.0-Schnittstelle. Die SSDs der 1200-Serie bieten mit bis zu 800 GByte Speicherplatz aber nur die halbe Kapazität der neuen Toshiba- PX03SNx-Baureihe.
Mushkin Scorpion Deluxe
Bei der Mushkin Scorpion Deluxe sind unter dem Kühlkörper für den LSI-Controller vier SSDs im M.2-Formfaktor untergebracht, die als RAID-0-Verbund arbeiten.
Intel SSD DC-S3500
Intel hat die sparsamen SATA-SSDs der DC-S3500-Baureihe primär für den Einsatz in Cloud-Servern optimiert. Sie sind mit bis zu 800 GByte Kapazität erhältlich.
SSD Samsung XS1715
Die Samsung XS1715 ist die erste SSD mit NVMe-Interface. Über die vier PCI-Express-Lanes kann sie beim Lesen bis zu 3000 MByte/s übertragen und stößt damit in Leistungsdimensionen vor, für die bisher RAID-0-Lösungen notwendig waren.

Durch den gezielten Einsatz von SSDs lassen sich die Kosten der Gesamtlösung in Grenzen halten. Auch wenn die einzelnen SSDs noch teurer als Platten sind, ist eine mit SSDs auf individuelle Anforderungen abgestimmte Storage-Lösung so auch eine betriebswirtschaftlich effiziente Gesamtlösung. Alles andere gehört in den Bereich der Krokodile und Vogelspinnen. (rw)

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