Der kleine Unterschied

Das Rampensau-Gen oder warum sich Männer in der IT durchsetzen

08.03.2010 von Alexandra Mesmer
Allen Werbeinitiativen zum Trotz sind Frauen in der IT eine Minderheit. Daran sind sie auch selbst schuld, so IT-Managerinnen auf der CeBIT.

"Wir brauchen türkische Verhältnisse!", forderte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder auf der CeBIT. Damit meinte er den Anteil der IT-Studentinnen, der in der Türkei 40 Prozent beträgt. Hierzulande stagniert dieser Wert seit Anfang der 70er Jahre zwischen 15 und 19 Prozent.

Ernüchternde Zahlen, die Frauen aus der IT-Branche nicht überraschen, wie die Diskussion auf dem Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE zeigte. Elisabeth Heinemann, Informatikprofessorin an der FH Worms: "Wenn sich Mädchen für ein Studium entscheiden, ist es oft zu spät, die Technikbegeisterung zu wecken." In Familie und Schule fehlten Vorbilder, die sie zu ungewohnten Wegen inspirierten. Andrea Stellwag musste sich einst gegen den Vorwurf verwahren, sie studiere Informationstechnik, um einen Mann zu finden. Heute kann die Geschäftsführerin des IT-Dienstleisters Consol darüber lachen, damals brauchte sie einen ausgeprägten Widerspruchsgeist.

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist aber nötig, um sich in der IT durchzusetzen. Hier hakt es bei vielen Frauen. Angelika Gifford, Mitglied der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, fasst den Unterschied in ein Bild. "Ist eine Tür einen Spalt offen, gehen die Männer selbstbewusst hinein. Frauen wollen wissen, was hinter der Tür ist, und machen sie nur langsam auf." Informatikprofessorin Heinemann sprach vom "Rampensau-Gen", das viele Männer besäßen. Frauen seien zu selbstkritisch. Sie erlebe Studentinnen, die zu hohe Ansprüche an sich stellten und das Studium abbrächen.

Frauen sollten auf ihre Stärken setzen, und die liegen laut IG-Metall-Vorstandsfrau Helga Schwitzer in der Kommunikation: "Sie eignen sich für die Berufe in Beratung und Service." Heinemann sah gar "goldene Zeiten für Frauen in der IT" anbrechen. Während das Programmieren ausgelagert werde, seien konzeptionelle und modellierende Fähigkeiten zunehmend gefragt. Und diese lägen den IT-Frauen. Doch bis besagte Zeiten anbrechen, muss man sich gedulden. Noch bilden Firmen wie Microsoft und Consol mit Teilzeit- und Telearbeitsmodellen und dem Verständnis, dass die Leistung zählt und nicht die von einer Stechuhr erfasste Arbeitszeit, die Ausnahme. Noch werden Frauen in ihrer Karriere ausgebremst, sobald sie eine Babypause einlegen.

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