Neue TK-Infrastruktur im Altenheim

Das Telefon am Handgelenk

30.04.2010
Ständig defekte Pager machten den Mitarbeitern im Alten- und Pflegeheim Haus Altenruh das Leben schwer. Eine neue TK-Anlage brachte nicht nur mehr Zuverlässigkeit, sondern mit Armbanduhr-artigen Messenger-Geräten auch mehr Komfort.
Mit dem Anbau erhielt das Haus Altenruh auch ein neues Kommunikationssystem.

Das Alten- und Pflegeheim Altenruh in der hessischen Kleinstadt Nidda ist seit 25 Jahre in Familienbesitz. Seit 2003 leitet Ilka Fahle-Ewert den Familienbetrieb, der heute rund 50 Angestellte beschäftigt und knapp 70 Heimplätze anbietet.

Im Zuge von Umbau- und Erweiterungsarbeiten im Jahr 2009 entschloss sich die Leitung, auch die Telefonanlage zu modernisieren. Sie war vor allem mit der Unzuverlässigkeit des Pager-Systems unzufrieden: "Früher hatten wir ein funkbasiertes Schwesternrufsystem, doch leider war das recht unzuverlässig, und die Empfänger waren ständig defekt", sagt Fahle-Ewert. "Mal waren die Knöpfe kaputt, dann hat das Gehäuse Probleme gemacht." Regelmäßig mussten neue Pager angeschafft werden, wodurch zusätzlich zu den Nutzungsgebühren hohe Kosten entstanden.

Die Entscheidung für ein neues Telefonsystem fiel Mitte des vorigen Jahres, die Wahl des Dienstleisters auf das ITK-Systemhaus Liquitcom IT Solutions aus dem rund 80 Kilometer entfernten Greifenstein-Rodenberg: "Unser Qualitätsmanager hat mir die Firma Liquitcom empfohlen, mit der er bereits gute Erfahrungen gemacht hatte", sagt Fahle-Ewert. Nach einer Verhandlungsdauer von vier bis sechs Wochen stand das Projekt. Ziel war eine komplette Ablösung der bestehenden Telekom-TK-Anlage sowie des Pager-Systems und die Anbindung von Alarm- und Meldesystemen über die offene MAS-Schnittstelle (Message Application System) an die neue Kommunikationslösung.

DECT-Ausleuchtung nötig

Vor der Umsetzung sahen sich die Techniker von Liquitcom allerdings mit einem Problem konfrontiert: In den Planungen des Ingenieurbüros, das für den Umbau des Pflegeheims verantwortlich zeichnete, war weder eine strukturierte Verkabelung noch ein solches Kommunikationssystem vorgesehen, das Gebäude besaß lediglich zwei ISDN-Anschlüsse für Telefon und Fax. Die für ein modernes System notwendige Verkabelung war nur punktuell vorhanden.

"Das Pager-System war unzuverlässig." Ilka Fahle-Ewert, Heimleitung Haus Altenruh

Im Wesentlichen waren zudem vieradrige Leitungen verlegt worden, für den Anschluss der vorgesehenen IP-DECT-Access-Points NEC AP200S waren aber achtadrige-CAT-Kabel erforderlich. Zudem war nicht klar, wo welche Leitungen hinführten. "Wir mussten zunächst einmal alles durchklingeln", sagt Carsten Bartsch, Inhaber der Firma Liquitcom IT Solutions.

Liquitcom musste deshalb zunächst einmal das Gebäude komplett ausmessen, um einen flächendeckenden DECT-Empfang gewährleisten zu können. "Wir haben mit zwei Leuten fast einen Tag benötigt, um das Gebäude auszuleuchten", sagt Bartsch. Neue Kabel mussten gelegt werden, aus den ursprünglich vorgesehenen sechs bis sieben DECT-APs. wurden zwölf. Die Ausleuchtung liegt nun bei 90 bis 95 Prozent. "Eventuell müssen wir noch einen oder zwei Access Points nachinstallieren", sagt der Liquitcom-Chef.

VAD hilft bei Schnittstellendesign

Die Installation dauerte mit drei Personen schließlich etwa zwei Tage. Als Zentrale verbauten die Techniker den 19-Zoll-Kommunikationsserver "NEC Univerge SV8100", der bis zu 512 IP-Ports und 32 TDM-Ports bietet. "Wir empfehlen unseren Kunden diese Anlage, weil sie sowohl IP und TDM als auch verschiedene Kombinationen beider Technologien unterstützt", erklärt Bartsch. "Außerdem ist sie skalierbar und nahezu uneingeschränkt netzwerkfähig."

Für die Installation benötige man allerdings vertiefte Kenntnisse, sagt Bartsch, der sich zu den Top-Ten-NEC-Händlern in Deutschland zählt: "Die NEC-Systeme sind sehr leistungsfähig, man muss aber auch einiges programmieren, das schafft ein Elektriker gar nicht."

Beim Design der MAS-Schnittstelle half der NEC-VAD Meronec, der den Technikern vor Ort via Fernwartung unter die Arme griff. So konnten an den Kommunikationsserver nicht nur die Lichtrufanlage, sondern auch Geräte wie der Stromablesezähler, das Brandmeldesystem sowie der Notruf des Aufzugs angebunden werden. Geplant ist, auch das Türkommunikationssystem zu integrieren.

Bei den mobilen Endgeräten fiel die Wahl auf das IP-DECT-Telefon G955 von NEC, da es nicht nur robust ist, sondern auch Messaging- und Alarm-Funktionen bietet. Durch die Ausstattung mit den Geräten erhöhte sich die Erreichbarkeit der Mitarbeiter: "Wenn die Verwaltung früher nicht besetzt war oder dort telefoniert wurde, ging der Anruf verloren", sagt Fahle-Ewert. "Nun werden die Anrufe bei Bedarf entweder an mich oder eine der Hauptschwestern weitergeleitet - unabhängig davon, wo im Gebäude wir uns gerade befinden."

Die anfänglichen Sorgen der Heimleiterin, die IP-DECT Telefone könnten bei der mitunter hektischen Arbeit "schon mal den Geist aufgeben, wenn sie aus der Tasche fallen", haben sich nicht bestätigt.

Messenger am Handgelenk

Der "M155 Messenger" von NEC lässt sich wie eine Armbanduhr tragen. Er kann Kurznachrichten empfangen und versenden sowie Gespräche zu vordefinierten Nummern aufbauen.

Neben den Schnurlostelefonen kommen insgesamt 14 NEC-M155-Messenger zum Einsatz, die von den Mitarbeitern wie eine Uhr am Handgelenk getragen werden. Im Vergleich zu den bisher genutzten Pagern bieten diese einen höheren Funktionsumfang: Beschränkte sich der Schwesternruf zuvor ausschließlich auf die Angabe des jeweiligen Zimmers, so können die Pflegekräfte mit den neuen Geräten nun unter anderem telefonieren sowie Textnachrichten via LRMS (Low Rate Message Service) empfangen und versenden.

"Wir haben uns richtig ins Zeug gelegt." Carten Bartsch, Liquitcom IT Solutions

Fahle-Ewert: "Die Geräte sind wesentlich praktischer und hochwertiger als die Pager und sehen zudem besser aus. Abgesehen davon entstehen durch die Nutzung nun keine zusätzlichen Gebühren mehr." Eine besondere Schulung brauchten die Mitarbeiter nicht, über zwei Tasten sowie das dreizeilige beleuchtete Display können die Messenger auch von den Techniklaien im Team problemlos bedient werden. Einziger Kritikpunkt: "Es kommt schon mal vor, dass man aus Versehen einen Anruf tätigt", so Fahle-Ewert. "Wenn die Geräte eine Tastensperre hätten, würde das nicht passieren."

Das System ging zum 01.12.2009 in Betrieb. "Wir haben uns richtig ins Zeug gelegt", sagt Bartsch. Das Projekt hat ihm neben einer Menge Erfahrung auch Kontakt zu anderen Altenheimen und Trägern gebracht. Auch im Haus Altenruh sieht Bartsch Potenzial für Folgegeschäft: "Die Heimleitung legt großen Wert auf eine perfekte Organisation der Arbeitsabläufe. Die könnte man durch eine Modernisierung der Büro-IT-Umgebung optimieren." (haf)