4 Missionen der IT

Den CEO überzeugen

17.10.2011 von Werner Kurzlechner
Die Abhängigkeit des CEO von IT verschafft CIOs mehr Gehör. Am besten arbeiten IT-Chefs, die in die passende von vier Rollen schlüpfen, so die IBM-CIO-Studie.
Cloud Computing up, Risikomanagement down: Die CIO-Prioritäten im Vergleich zu vor zwei Jahren.
Foto: IBM

Die Abhängigkeit des CEO von IT verschafft CIOs mehr Gehör. Am besten arbeiten IT-Chefs, die in die passende von vier Rollen schlüpfen, so die IBM-CIO-Studie.

CIOs weltweit wollen sich in den kommenden fünf Jahren vor allem auf profundes Wissen, Vertrautheit mit den Kunden sowie Fachwissen und Fachkräfte konzentrieren. Das geht aus der aktuellen CIO-Studie von IBM hervor, für die mehr als 3000 IT-Chefs in 71 Ländern befragt wurden. Die genannte Prioritätensetzung deckt sich stark mit dem Befund, den IBM im vergangenen Jahr bei einer Umfrage unter CEOs ermittelte. Ob diese ihre IT-Abteilungen straff auf Linie getrimmt haben oder Problemlagen tatsächlich in gleichem Lichte betrachtet werden, sei dahingestellt.

Fest steht: „Ziele und Strategien der CIOs sowie die Beurteilung der wichtigsten externen Einflüsse und deren Auswirkung auf das Unternehmen sind zunehmend mehr im Einklang mit der Sichtweise der CEOs“, wie es in der Studie heißt. „Die vorliegende Untersuchung legt nahe, dass diese neue Übereinstimmung darauf zurückzuführen ist, dass CEOs die wichtige Rolle der IT besser verstehen“ so weiter in der Studie. „Sie sind zunehmend von CIOs abhängig, um Daten in nutzbare Informationen, Informationen in Erkenntnisse und Erkenntnisse in Entscheidungen umzuwandeln.

Mobility-Lösungen werden wichtiger

Gegenüber der letztmals vor zwei Jahren durchgeführten CIO-Befragung zeigen sich einige Verschiebungen. Als wichtigsten Faktoren für die Geschicke der IT in den kommenden Jahren nannten die IT-Chefs zwar wie seinerzeit Marktfaktoren. Dahinter erhielten aber technologische und makroökonomische Faktoren erheblich stärkeres Gewicht, was als Spätfolge der Weltwirtschaftskrise interpretiert werden kann.

Auch bei konkreten Tools und IT-Strategien gab es seit 2009 einige Verschiebungen. Ganz vorne nennen weiterhin 83 Prozent der CIOs Business Intelligence und IT-gestützte Analytik als wichtiges Handlungsfeld. Dahinter stieg die Bedeutung von Mobility-Lösungen deutlich von 68 auf 74 Prozent an, während Virtualisierung von 75 auf 68 Prozent und damit um einen Rang abrutschte.

Den eindrucksvollsten Aufschwung nahm Cloud Computing, das von 33 auf 60 Prozent zulegte und im Ranking einen Tigersprung auf Platz Vier hinlegte. Am meisten an Relevanz büßte der Themenkomplex Risikomanagement und Compliance ein: Es ging bergab von 71 auf 58 Prozent. Insgesamt gibt es damit hinter den drei Top-Themen derzeit kaum Bedeutungsunterschiede zwischen Cloud Computing, Business Process Management, Risikomanagement und Compliance, Self-Service-Portalen sowie digitaler Zusammenarbeit und Vernetzung.

Erfolgsfaktor Fachkräfte

Insoweit bleibt große Einmütigkeit unter den IT-Chefs in aller Welt festzustellen. „Unter allen befragten CIOs bestand ein bemerkenswerter Konsens darüber, was nötig ist, um ihre IT-Strategie erfolgreich umzusetzen“, schlussfolgert auch IBM. „Als die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren sahen die CIOs den Einsatz geeigneter Fachkräfte, Management über den eigenen Fachbereich hinaus und die Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen vom Start weg.“

Die ist allerdings nur ein Zwischenfazit. „Die vielleicht hilfreichste Erkenntnis aus dieser Studie ist jedoch nicht, was CIOs verbindet, sondern was sie trennt“, heißt es weiter in der Studie. Aufgezeigt werden im Anschluss vier verschiedene Szenarien, in die sich die Welt der CIOs in Abhängigkeit von Branche und Unternehmenszustand unterteilen lässt.

Das heißt wiederum nicht, dass sich die Aufgaben der CIOs nicht dennoch weithin überschneiden. Allerdings lassen sich nach Einschätzung der Studienautoren je nach Wettbewerbsposition doch signifikante Unterschiede darin feststellen, wo vor allen Dingen Akzentsetzungen erwartet werden.

1. Leverage: In diesen Unternehmen wird von der IT vor allem Rationalisierung und eine Steigerung der Effektivität erwartet. Mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit sollten CIOs mit der Bereitstellung klassischer IT-Leistungen verbringen; 28 Prozent mit der Verbesserung der Effizienz von Geschäftsprozessen.

„In solchen Unternehmen liegt der Schwerpunkt auf der Optimierung und Vereinfachung von Technologie, um die Unternehmenseffektivität zu erhöhen“, fassen die Autoren zusammen. „Zudem müssen sie den Entscheidern präzisere Informationen in kürzerer Zeit bereitstellen.“ Dieser Fokus auf reibungslose Abläufe besteht in mehr als jedem vierten Unternehmen in den Branchen Bildung sowie Luft- und Raumfahrt. Auch in der Chemie- und Erdölbranche sowie bei Herstellern von Industriegütern ist dieser Ansatz verbreitet. „Im Vergleich zu ihren Kollegen in anderen Branchen haben CIOs in diesen Industrien weniger Möglichkeiten, neue Technologien auszuprobieren und die damit verbundenen Risiken einzugehen“, so IBM. Insgesamt sind 14 Prozent der CIOs dieser Gruppe zuzuordnen.

Versorger setzen auf Expansion

2. Expand: Die mit Abstand größte CIO-Gruppe hat den klaren Auftrag, für IT-Durchdringung und Optimierung in Unternehmen mit klarem Wachstumsziel zu sorgen. Die Arbeitszeit teilt sich hier folgendermaßen ein: ein Drittel Arbeit an effizienteren Geschäftsprozessen, jeweils 27 Prozent Bereitstellung klassischer IT-Services und branchenspezifischer Lösungen.

„Das Verantwortungsspektrum von CIOs, die in solchen Unternehmen arbeiten, reicht von traditionellen IT-Bereitstellungsaufgaben bis hin zu visionären Projekten“, urteilen die Studienautoren. „Der IT-Bereich wird in solchen Unternehmen vor allem als Förderer der Prozesseffizienz angesehen.“ In der Fertigung, in Biotechnologie und Pharmaunternehmen, bei Energiekonzernen und Versorgern sowie in der Konsumgüterbranche passen 60 Prozent der CIOs in diese Kategorie. Aber in nahezu allen Branchen liegt der Anteil über zwei Fünftel.

Eine Neigung zum Outsourcing ist in dieser Kategorie durchaus typisch. Als einen Erfolgsfaktor unterstreicht die Studie einen Fokus auf Collaboration: „Über zwei Drittel der CIOs erfolgreicher Unternehmen sagten, dass sie sich verstärkt auf die interne Zusammenarbeit und Kommunikation konzentrieren würden, – Wikis, Blogs, elektronische Archive, Kalender, Diskussionsforen, Bilder- und Videogalerien, etc. sind Werkzeuge, die diesen CIOs wichtig sind.“

3. Transform: Von den CIOs wird in Firmen mit Transformationsaugenmerk erwartet, über den Tellerrand zu schauen und sich vor allem um spezifische Probleme zu kümmern. „Unternehmen, die eine Transformationsstrategie verfolgen, sehen die IT vor allem als Anbieter von Branchenlösungen zur Unterstützung der verschiedenen Funktions- und Geschäftsbereiche“, heißt es in der Studie. „Durchschnittlich wird von CIOs mit diesem Auftrag erwartet, dass sie über ein Drittel ihrer Arbeitszeit oder ihres Budgets auf die Umsetzung dieses Ziels verwenden.“ Besonders verbreitet ist diese Ausrichtung derzeit bei Telekommunikationsunternehmen, Banken, Versicherungen und Börsen. Jeweils ein Drittel der Firmen in diesen Branchen ist derzeit auf Transformation gepolt.

4. Pioneer: Einschlagen neuer Wege, um die Zukunft zu gestalten – so lautet die besonders verlockende, aber auch anspruchsvolle Hauptaufgabe der CIOs der vierten Gruppe. „Pioniere wie diese CIOs werden als wichtige Wegbereiter der Unternehmensvision angesehen und wenden in der Regel weniger als ein Viertel ihrer Zeit oder ihres Budgets dafür auf, klassische IT-Services bereitzustellen oder für mehr Effizienz zu sorgen“, schreiben die Autoren. Dafür entfällt die Hälfte der Arbeitszeit auf das aktive Mitgestalten der Vision. Gefragt sind IT-Chefs hier als „Katalysatoren des Wandels“, was neue Produkte, Umsatzströme, Märkte und Geschäftsmodelle umfassen kann.

CIO muss auch ein Vereinfacher sein

Über ein Drittel der Firmen aus dem Bereich der Finanzmärkte erwarten Pionierarbeit von ihren CIOs. In den Branchen Telekommunikation, Medien, Verkehr und Transport sowie Gesundheitswesen ist jeweils ein Fünftel der Firmen von starkem Veränderungswillen durchdrungen, den die IT unterstützen soll.

„Ohne Zweifel werden diejenigen CIOs am erfolgreichsten sein, die genau verstehen, was von ihnen erwartet wird, und den entsprechenden Auftrag auch erfüllen“, lautet das Fazit von IBM. „Die effektive Arbeit eines CIOs setzt voraus, dass er sich ausdrücklich mit der Geschäftsführung und anderen Führungskräften darüber abstimmt, welche Ziele das Unternehmen verfolgt und wie der IT-Bereich deren Umsetzung am besten unterstützen und vereinfachen kann.“

Die Studie „Schlüsselrolle CIO“ ist bei IBM kostenfrei erhältlich. Sie enthält unter anderem Anwenderbeispiele und Erfolgsrezepte für jede der vier Kategorien. (CIO/bw)