Die "Messe der Woche" fand in einer heruntergekommenen Kleinstadt am Ufer eines schmutzigen Flusses statt. Ein eisiger Wind fegte durch die schäbigen Gassen und trieb die Leute scharenweise in die Messehallen.
Wir sprechen natürlich nicht von der CeBIT 2011 sondern meinen die "My Garden is my Pride", die zeitgleich zu "Style and Fashion 2011", "Spring presents" "Tourism, sport and pastime" und "Cottage houses. Dachas. Landscaping" im russischen Chabarowsk stattfand.
Von einer derartigen Konzentration interessanter Angebote kann man in Hannover nur träumen. Es fehlen eigentlich nur noch die "Digital Blackmailing" und die "Hostage-Taking and IT" um das Angebot auch für IT-Fachhändler attraktiv zu machen. Die Anreise nach Chabarowsk ist außerdem weniger beschwerlich und die Unterkünfte sind besser als in Hannover. Auch die Messe-Hostessen sollen wesentlich attraktiver sein. Leider konnten wir das uns angebotene Bildmaterial russischer Messeschönheiten nicht bezahlen, so dass Sie doch mit den CeBIT-Babes vorlieb nehmen müssen:
Im "Kommentar der Woche" schert sich die Süddeutsche Zeitung einen feuchten Kehricht um unsere Argumente und schreibt unter der Überschrift "Arrogante Anzugträger" nicht über die Garden Pride sondern über die CeBIT. Allerdings schert sich die Süddeutsche Zeitung auch einen feuchten Kehricht darum, dass wir das Jahr 2011 schreiben. War der Kommentar aus dem vergangenen Jahr so gut, dass man ihn unbedingt nochmals bringen musste, oder war er so teuer, dass das Controlling des Süddeutschen Verlags eine Zweitverwertung anordnete? Wir wissen es wieder einmal nicht.
Das Wichtigste an der CeBIT sind natürlich nicht die Kommentare der SZ, die Messe-Babes oder die Standpartys, sondern die zahlreichen Produktankündigungen. Channel-Liebling AVM hat laut unseren Kollegen von der Telecom Handel gleich ein ganzes Produktfeuerwerk gezündet - das "Feuerwerk der Woche" sozusagen. Zündende Feuerwerke, brodelnde Gerüchteküchen - warum fallen eigentlich uns nie so gute Überschriften ein?
Vertane Chancen und Notebooks für Blinde
Bleiben wir noch ein wenig auf der CeBIT, auch wenn es uns schwerfällt, und wenden wir uns der Microsoft-Initiative "Chancenrepublik Deutschland" zu. Mit der "Innovationsinitiative der Woche" will der Hersteller "Projekte unterstützen, die die IT-Innovationen für die Lösungen zentraler gesellschaftlicher Herausforderungen bieten." Chancenkanzlerin Dr. (rer. nat. wohlgemerkt!) Angela Merkel gab auf der CeBIT den Startschuss. Ob es dabei zu feuerwerksartigen Explosionen kam, war der Gerüchteküche nicht zu entnehmen.
Auf jeden Fall soll die Kanzlerin von dem Konzept der Chancenrepublik begeistert sein, wie wir aus dubiosen Quellen erfahren haben wollen: "Die Chancenrepublik ist super, ich habe eh die Nase voll von dieser verk… Bundesrepublik mit ihrem besch… Bundesrat", soll Merkel nicht gesagt haben. "Ich werde die Bundesländer in Chancenländer umbenennen und dann vertun", so Merkel auch nicht weiter.
Damit seien wesentliche Probleme der Chancenrepublik wie überhöhte Hartz-IV-Sätze, zu kurze AKW-Laufzeiten oder Länderfinanzausgleiche vom Tisch. "Die Initiative hat bereits jetzt Probleme gelöst, die wir ohne sie gar nicht hätten", erklärte Merkel ebenfalls nicht.
Vertan hat die CeBIT ihre Chance, den Public Sector Parc als "Leitmesse für den gesamten öffentlichen Sektor" zu positionieren. Stattdessen hat er sich zum "Jeckentreff der Woche" entwickelt, die das offizielle Bildmaterial der Messe AG dokumentiert:
Vertan hat auch Sony eine Chance, nämlich die, geschmackvoll designte Produkte auf den Markt zu bringen. Die neuen Vaio-Lifestyle-Notebooks verursachen unserer Ansicht nach den "Augenkrebs der Woche". Händler, in deren Nähe sich eine Blindenschule befindet, können die Dinger durchaus ins Portfolio nehmen. Allen anderen raten wir: Augen zu und Hände weg!
Das C-Wort und die Pille fürs iPhone
Und noch mal CeBIT - jetzt aber zum letzten Mal, versprochen: die Cloud war ja auch dieses Jahr in aller Munde, wo sie meist ein neblig-feuchtes Gefühl zurückließ. Die Fraunhofer Gesellschaft hat in der "Umfrage der Woche" Messebesucher gefragt, was Cloud Computing eigentlich ist. Die meisten Antworten waren - nun ja: eher wolkig.
Nach dem Motto "es gibt für alles eine App" gibt es nun auch eine App für die Frau. Mit unserer "App der Woche" "iPills4u" können iPhone- und iPad-NutzerInnen die Einnahme der Verhütungspille lückenlos überwachen - sofern sie ein Netz haben und nicht bei E-Plus sind, natürlich.
Die App kann 35 verschiedene Pillentypen verwalten, verspricht Hersteller Zeitwerk. Wir warnen aber ausdrücklich davor, derart viele Verhütungsmittel durcheinander zu schlucken, zumal sich dadurch die Wirkung nicht - äh, potenzieren lässt.
"Je nach individuellem Einnahmestatus und Zyklus der Anwenderin", schlägt iPills4u laut Pressemitteilung "die geeignete Maßnahme vor." Wie genau diese Maßnahme aussieht, sagt uns der Anbieter leider nicht.
Bestellt die App automatisch Kondome, wenn man bzw. frau die Pilleneinnahme vergessen hat? Explodiert das iPhone wenn der Beschleunigungssensor des Geräts ungeschützten Verkehr feststellt? Oder übergibt das Telefon die Nutzerdaten der Pillenschlamperin automatisch an die noch zu erfindende "iAdopt"-App, wenn alle Verhütungsmaßnahmen fehlgeschlagen sind? Wir wissen es wieder einmal nicht.
Wir wünschen Ihnen ein schönes Wochenende - mit oder ohne Pille. Erholen Sie sich gut vom Messebesuch in Chabarowsk oder Hannover. Falls Sie auf gar keiner Messe waren und sich auch nicht erholen müssen, dann beschäftigen Sie sich doch mit der schönsten Nebensache der Welt - dem Cloud Computing, oder was dachten Sie? (haf)