Der Einzelhandel im Kampf gegen den Ladendiebstahl

13.06.2007
Knapp 3,9 Milliarden Euro Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel. Die "gefühlte" Kriminalität steigt.
Statistisch gesehen wird jeder 200. gefüllte Einkaufswagen nicht bezahlt.
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Statistisch gesehen stiehlt jeder Haushalt jährlich Waren im Wert von über 50 Euro in den Läden der Einzelhändler. Zu dieser Folgerung kommt das EHI Retail Institut aufgrund einer Studie, die besagt, dass im vergangenen Jahr die Inventurdifferenzen im deutschen Einzelhandel bei knapp 3,9 Milliarden Euro lagen.

Nach Einschätzung der Studienteilnehmer verursachen Kunden 44 Prozent, Mitarbeiter 26 Prozent, Lieferanten und Servicekräfte zusamen rund zehn Prozent und organisatorische Mängel rund 20 Prozent der Verluste. Über 95 Prozent der vom EHI befragten Unternehmen messen Inventurdifferenzen im eigenen Unternehmen eine "mittlere" bis "große" Bedeutung zu.

Obwohl die Inventurfehlbeträge im Vergleich 2006 zu 2005 um acht Prozent zurück gegangen seien, erfordere die Bedrohung durch Ladendiebstahl weiterhin höchste Aufmerksamkeit, rät EHI. Gründe für den Rückgang der Differenz seien: verbesserte Warenwirtschaftssysteme, genauere Bestandskontrollen und gezieltere Auswertungen, wodurch der Handel Verluste frühzeitig erkennen und darauf reagieren könne.

Organisierter Ladendiebstahl

Trotz des Rückgangs der Verluste schätzt der Handel die Kriminalität weiter als mittel bis hoch ein - Tendenz steigend. Dabei fühlen sich die Unternehmen weniger von den gewöhnlichen Ladendieben bedroht, die mittlerweile durch verstärkte Sicherheitstechnik und Personalschulungen einigermaßen unter Kontrolle zu sein scheinen. Vielmehr bereitet dem Handel der organisierte Ladendiebstahl Sorgen. Gefahren durch Diebstahl und Betrug von eigenen Mitarbeitern schätzen die Unternehmen dagegen deutlich geringer ein.

Prävention gibt's nicht umsonst

Um die Inventurdifferenzen auch weiterhin zu vermindern, haben 20 Prozent der befragten Unternehmen ihr diesbezügliches Budget aufgestockt. Insgesamt gibt der Einzelhandel rund eine Milliarde Euro zur Reduzierung von Inventurdifferenzen aus. Demnach betragen die Kosten zusammen jährlich fast fünf Milliarden Euro.

Befragt wurden im Rahmen der Studie 73 Unternehmen mit insgesamt 13.000 Verkaufsstellen, die einen geschätzten Gesamtumsatz von rund 46 Milliarden Euro repräsentieren. (bw)