Für den Schnellschuss

Der richtige WM-Beamer

09.06.2010
Wer kurz vor der Fussball-WM noch einen Beamer für Private statt Public Viewing erwerben will, sollte sich genau überlegen, wofür das Gerät normalerweise eingesetzt werden soll. ChannelPartner hilft bei der Entscheidungsfindung.

Wer Freunde oder die Familie zur WM-Eröffnung noch schnell mit einem Beamer überraschen will, sollte sich genau überlegen, wofür das Gerät normalerweise eingesetzt werden soll. ChannelPartner hilft bei der Entscheidungsfindung.

Eine grobe Klassifizierung

Die meisten am Markt befindlichen Projektoren sind mehr oder weniger lichtstarke B2B-Vertreter oder sogenannte Crossover-Modelle, das sind in der Regel günstige Business-Beamer, die auch für den gelegentlichen Kinoabend herhalten können. Ausgewiesene Heimkinoprojektoren sind meist teurer und mit 20 Prozent Marktanteil eher selten. Wichtiger als die Helligkeit sind hier der Kontrast, ein guter Schwarzwert und die Farbwiedergabe. Aber mehr dazu später.

Soll der Beamer zur WM oder anderen Anlässen für Gartenpartys im Freien eingesetzt werden, scheiden die meisten Heimkinoprojektoren aus, weil sie nicht die nötige Lichtstärke mitbringen. 2.000 bis 3.000 Ansi-Lumen sollten es schon mindestens sein. In dem Segment findet man aber schon viele gute, günstige Business- und Crossover-Geräte.

Auflösung

Heimkinogeräte sollten heute mindestens HD-ready sein, wenn nicht sogar Full-HD-Auflösung mit sich bringen und natürlich die entsprechenden Anschlüsse, im günstigsten Fall schon HDMI.

SVGA ist mit 800 x 600 Bildpunkten zwar eigentlich mehr als das PAL-Vollbild mit 768 x 576 oder die DVD mit 720 x 576 Pixel bietet, spielt am Markt aber nur noch im Low-end-Segment mit Preisen von um die 300 Euro eine Rolle.

XGA mit 1.024 x 768 Bildpunkten ist aktuell Mainstream, der Trend geht aber immer mehr zu WXGA (1.280 x 720 Pixel), HD-ready entsprechend, weil es kaum noch Notebooks mit Displays im 4:3-Format gibt. Und mobile Rechner sind nun mal die wichtigsten Zuspielgeräte im B2B-Bereich, der in Deutschland, wie bereits erwähnt, 80 Prozent des Marktes ausmacht.

Ob Business-, Crossover- oder Heimkinogeräte, die meisten Beamer unterstützen auch andere und höhere Auflösungen. Soll in der Regel ein DVD- oder Blu-ray-Player angeschlossen werden, empfiehlt sich WXGA oder Full-HD, da somit keine fetten Balken oben und unten zu sehen sind. Die meisten Beamer bieten natürlich auch die Möglichkeit der Formatumstellung von 4:3 auf 16:9 und umgekehrt. Signale werden in der Regel automatisch erkannt.

Vorsicht bei Fernsehsignalen! Wer versucht, den Beamer direkt am Fernseher anzuschließen, um die WM in XXL genießen zu können, wird enttäuscht. Denn wenn überhaupt, gibt die Scart-Buchse am TV-Gerät meist nur ein Schwarzweißbild aus. Man braucht daher einen extra Receiver. Dies kann ein Video- oder DVD-Rekorder sein oder eine Set-top-Box beziehungsweise DVB-T-Empfänger.

XGA-Geräte für unter 500 Euro sind keine Seltenheit, auch wenn es sich dabei um so manches Auslaufmodell handeln mag. Bei Amazon.de findet man sogar schon einen WXGA-Vertreter der Acer-Tochter eMachines für 499 Euro.

Selbst Full-HD-Beamer fangen bereits bei 800 Euro an, allerdings handelt es sich dabei meist um ältere Geräte oder Auslaufmodelle. Obwohl der DLP-Beamer W1000, den BenQ erst zur IFA 2009 vorgestellt hat, bei Amazon für auch 858 Euro angeboten wird. Dabei bietet er 2.000 Ansi-Lumen, ein Kontrastverhältnis von 3.000:1 und zwei HDMI-Anschlüsse. Apropos Helligkeit und Kontrast.

Helligkeit und Kontrast

Wie schon gesagt, ist im Heimkino der Kontrast meist wichtiger als die Helligkeit, zumal es zu Hause eher möglich ist, den Raum zu verdunkeln. Viele ausgewiesene Heimkinoprojektoren bieten hohe Kontrastraten, sind mit 1.200 bis 1.500 Ansi-Lumen aber nicht sonderlich lichtstark.

Technologisch bedingt sind LCD-Projektoren meist nicht so kontrastreich wie ihre DLP-Vettern. Epson, (neben Sony einziger und) führender 3LCD-Panel-Hersteller, hat aber neue D7 C2-Fine genannte neue Panels entwickelt, die extrem hohe Kontrastraten und Schwarzwerte versprechen sollen.

Den auf der IFA 2009 vorgestellten EMP-TW5500 bewirbt der japanische Hersteller mit einem Kontrast von 200.000:1 und einer Helligkeit von 1.600 Ansi-Lumen. Die Preise für den Full-HD-Beamer reichen laut Idealo.de von 3.299 bis 3.399 Euro.

DLP-Technologieinhaber Texas Instruments hat mit dem DarkChip 4 im Herbst 2007 schon einen neuen Chipsatz für Beamer und Rückprojektionsfernseher vorgestellt, der native Kontrastraten von 100.000:1 bringen soll.

So hohe Kontrastraten sind allerdings nur theoretisch und bei absoluter Dunkelheit zu erzielen. Je höher die Umgebungshelligkeit, desto mehr verliert sich der Kontrast. Dennoch sollte man für Heimkino auf einen möglichst hohen Kontrastwert achten, denn wer will schon, dass Himmel und Meer zu einem Einheitsblau verschwimmen oder dunkle Szenen hinter einem trüben Schwarzgrau?

Die meisten Beamer bieten verschiedene voreingestellte Darstellungsmodi (z.B. auch für Cinema) und die Möglichkeit, mit dem Eco-Modus die Helligkeit abzusenken, was nicht nur für eine längere Lampenlebensdauer sorgt, sondern auch ein harmonischeres Gesamtbild zur Folge haben kann. Viel wichtiger im Heimkino ist aber, dass die Geräte durch den Eco-Modus leiser werden und weniger nerven.

Lüftergeräusche

Die Lüfter- oder Betriebsgeräusche, welche die meisten Projektoren mitbringen, können einem schon so manchen Heimkinoabend verderben. Bei Szenen, in denen fast nichts passiert oder nur geflüstert wird, sind die meisten Beamer einfach nur störend. Da nützt selbst die beste Surroundanlage nichts, wenn der Lüfter oder das Farbrad des DLP-Beamers zu hören ist und das Geflüster übertönen.

Die meisten Business-Geräte werden immer noch mit "flüsterleisen" 30 dB (Dezibel) und mehr beworben. Da der Wert potenziell steigt und die Dauerberieselung mit 35 dB schon zu Konzentrationsstörungen führen kann, sollte man beim Kauf eines Heimkinoprojektors auf einen möglichst niedrigen dB-Wert achten.

Sanyo ist seit Jahren einer der Anbieter mit den leisesten Heimkinoprojektoren. Der neue 3LCD-Vertreter PLV-Z4000 mit Full-HD-Auflösung, einer Helligkeit von 1.200 Ansi-Lumen und einem Kontrast von 65.000:1 soll nur Betriebsgeräusche von 19 dB haben, was in etwa dem von sogenannten Silent-PCs entspricht und somit wirklich kaum noch hörbar wäre.

Der DLA-HD550B ist mit rund 4.000 Euro zwar nicht gerade günstig, bietet aber auch viel fürs Geld.

JVC wirbt für den D-ILA- beziehungsweise LCoS-basierenden Heimkinoprojektor DLA-HD550B auch mit 19 dB, und das schon im Normalmodus. Weitere Werte sind ein nativer Kontrast von 30.000:1 und eine Helligkeit von 1.000 Ansi-Lumen. Hinzu kommen ein 2-facher optischer Zoom.

Samsung bringt mit dem F10M den ersten LED-Beamer mit 1.000 Ansi-Lumen auf den Markt.

Neben LCD, DLP und LCoS (bei Sony SXRD, bei JVC D-ILA genannt) schieben sich auch schon die ersten ernstzunehmenden Geräte mit LED als Lichtquelle ins Bild. Während die Full-HD-Geräte von Delta-Tochter Vivitek mit 800 Ansi-Lumen bei rund 16.000 Euro liegen, hat Samsung gerade erst den F10M (siehe Bild) vorgestellt, der zwar nur XGA-Auflösung mit sich bringt, dafür aber mit 1.000 Ansi-Lumen nur rund 1.200 Euro kosten soll.

Die Lüftergeräusche sind natürlich immer auch relativ. Je nach Frequenz können sie bei gleichen dB-Werten unterschiedlich stark nerven oder gar nicht auffallen. Im Ladengeschäft, gar bei einem Retailer, oder auf Messen ist eine wirkliche Hörprobe oft nicht möglich, es kann sich aber dennoch lohnen, das Ohr daran zu halten.

Bei herkömmlicher Lampentechnologie gilt: Je kleiner die Geräte, desto weniger lassen sich die Geräusche meist abdämmen. Außendienstmitarbeiter im B2B-Umfeld müssen meist mit dem Kompromiss zwischen Mobilität und Geräuschen leben. Daheim kann es schon helfen, wenn man den Beamer nicht einfach auf einen Tisch oder Ständer stellt, sondern an der Decke befestigt.

Zoom, Lens-Shift und Trapezkorrektur

Im Wohnzimmer am wenigsten störend und auch den Women’s Acceptance Factor treffend sind vielleicht so genannte Short-Throw-Projektor. Aber diese sind noch vergleichweise teuer und auch nicht wirklich für Heimkino ausgelegt.

In den wenigsten Fällen lässt sich ein Beamer so aufstellen oder an die Decke hängen, dass die Projektion von Anhieb stimmt. Die wenigsten Geräte bieten zum Beispiel einen großzügigen Zoomfaktor. Meist lässt sich das Bild nur um 10 Prozent vergrößern beziehungsweise verkleinern. Es sei denn, man entscheidet sich für einen Beamer mit Wechselobjektiven, aber solche Lösungen sind für die Privatkunden meist unerschwinglich.

Wem Werte wie Zoom 1,2:1 nichts sagt, sollte sich die Angaben über die möglichen Projektionsabstände und Bilddiagonalen anschauen.

Es gibt aber auch eine Reihe von Geräten mit zweifachem optischen Zoom, dazu gehören der oben genannte JVC-Projektor ebenso wie Panasonics Full-HD-LCD-Beamer PT-AE4000 mit 1.600 Ansi-Lumen und einem Kontrast von 65.000:1.

Wenn der Beamer an der Decke befestigt werden soll und diese sehr hoch ist, sollten alle Einstellungen günstigstenfalls bequem vom Sofa aus vorgenommen werden können.

Motorbetriebene Einstellungen für Fokus, Zoom, Lens-Shift und Trapezkorrektur bieten nur wenige Geräte. Manche Projektoren von Sony kommen wie der VPL-CX80 zum Beispiel gar nicht ohne aus, weil das Objektiv tief im Gehäuse sitzt und man gar nicht daran drehen kann, um den Fokus richtig hinzubekommen.

Lässt sich das Bild nicht direkt frontal zur Projektionsfläche ausrichten, kommt die manuelle oder motorische Lens-Shift-Funktion ins Spiel. Ist sie vorhanden, ist vielleicht noch zu beachten, um wie viel Grad sich das Bild verschieben lässt. Gleiches gilt auch für die Trapezkorrektur, die bei Geräten mit eingebauter Kamera teilweise auch schon automatisch vorgenommen wird. Manuell lässt sich das Bild teilweise über Anfasser gerade rücken.

Anschlüsse

VGA-, Composite-Video- und S-Video-Anschlüsse sind bei Projektoren in der Regel Standard. HDMI und/oder YUV (beziehungsweise Component oder YPbPr) sollten bei modernen Heimkinoprojektoren schon dabei sein. Teilweise lässt sich Scart-kompatibles YPbPr über einen Adapter auch an einem der PC-Eingänge realisieren. Einen eigenen Scart-Anschluss haben nur wenige Projektoren.

Werden der Beamer und andere Geräte über eine Surround-Anlage miteinander verbunden, ist zu beachten, dass Composite-Signale (mit gelben, roten und weißen Cinch-Steckern) sich nicht mit S-Video oder HDMI vertragen. S-Video kann dagegen auch über Scart übertragen werden, vorausgesetzt natürlich, dass der Eingang S-Video unterstützt. Scart wiederum ist mit entsprechendem Adapter auch kompatibel zu Composite aber in der Regel nicht andersherum.

Leinwand ein Muss?

Eine Leinwand ist keine Voraussetzung für Heimkino. Ist der Abstand ausreichend groß, tut es auch eine Rauhfasertapete. Allerdings lässt sich durch eine entsprechend beschichtete Leinwand ein besseres Bild mit hohem Gain-Faktor von bis zu 2 oder mehr herausholen. Bei lichtstärkeren Geräten tut es aber auch schon ein Gain-Faktor von 1,2.

3D-zukunftssicher mit 120 Hz

Blu-ray-Player werden immer günstiger und viele Geräte werden auch schon als 3D-ready beworben. Wer, ob heute oder in Zukunft, 3D in XXL genießen will, findet auch schon eine Auswahl an 3D-Projektoren.

Voraussetzung ist für ein vergleichsweise kopfschmerzfreies 3D-Erlebnis ist wie bei Fernsehern, dass die Projektoren mindestens 100/120-Hertz-Technologie mitbringen.

LG hat zur CeBIT 2010 gerade erst einen CF3D genannten Full-HD-Projektor auf Basis der LCoS- und 120-Hertz-Technologie vorgestellt, der ein Kontrastverhältnis von 7.000:1 bietet und im 3D-Modus die Helligkeit von 2.500 auf 1.500 Ansi-Lumen herabsenkt. Der Preis ist mit rund 11.500 Euro allerdings happig. Auch der 1-Chip-DLP-Beamer F10 AS3D von projectiondesign aus Norwegen ist mit 20.000 Euro für Normalverbraucher kaum erschwinglich.

Dass es auch weit günstiger geht, zeigt Mitsubishi. Der DLP-Beamer EW270U kommt zwar nur mit HD-ready-Auflösung von 1.280 x 800 Bildpunkten, soll aber auch nur unter 1.000 Euro kosten.

NEC hat die günstigsten 3D-ready-Beamer am Markt.

NEC Display Solutions bietet sogar noch günstigere 3D-Lösungen an. Der 120-Hz-Beamer NP115 und ein 3D-Starter-Kit sind schon für 490 Euro zu haben. (kh)