"Die Zeit ist reif für eine Totalsanierung

05.02.2004
Für den Arxes-Chef Udo Faulhaber könnte es derzeit kaum besser laufen: "Sein" Unternehmen hat die Restrukturierung geschafft, die Zahlen sind schwarz, die Auftragsbücher voll. Jetzt schmiedet der Manager wieder große Pläne. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

"Arxes geht es wirklich gut", sagt der Vorstandsvorsitzende Udo Faulhaber und setzt dabei sein strahlendstes Siegerlächeln auf: "Wir sind ein halbes Jahr früher als geplant in die Profitabilität zurückgekehrt, arbeiten seit September 2003 unter Vollauslastung. Und wir haben in unserem Umfeld derzeit keinen echten Wettbewerber."

Das neue Selbstbewusstsein, das der Manager in diesen Tagen so gekonnt zur Schau trägt, ist seine persönliche kleine Rache. Ein bewusster Dämpfer für alle "Branchenkenner", die Arxes noch im vergangenen Jahr als sicheren Insolvenzkandidaten sahen oder die Ankündigung des ehemaligen Systemhauses, sich aus dem Hardware-Volumengeschäft zurückzuziehen und nur noch auf Dienstleistungen zu setzen, als Akt der Verzweiflung belächelten.

Problemlos ging der Strukturwandel vom hardwarelastigen Systemhaus zum reinen IT-Dienstleister tatsächlich nicht über die Bühne, räumt Faulhaber ein. Er selbst habe die größten Schwierigkeiten beim Kunden vermutet. "Tatsächlich gab es nur einen einzigen Kunden, der die Umstellung nicht mitmachen wollte", so der Vorstand. Alle anderen hätten hingegen schnell akzeptiert, dass die Hardware nun von "außerhalb" beziehungsweise vom Kooperationspartner Info Products geliefert werde.

Als anfälliger erwiesen sich hingegen die internen Strukturen: "Es war nicht einfach, den Vertrieb auf eine völlig neue Situation einzustimmen", so Faulhaber. Als Folge seien hier 60 Prozent des Personals ausgetauscht worden: "Viele Mitarbeiter konnten oder wollten den Wandel nicht mitmachen. Inzwischen sind wir hervorragend aufgestellt."

Weniger Umsatz zugunsten der Profitabilität

Höhen und Tiefen hat es auch beim Thema Finanzierung gegeben. Banken, die in den vergangenen drei Jahren kein Vertrauen in sein Unternehmen hatten und sich heute wieder als Partner anbieten, setzt Faulhaber deshalb vor die Tür: "Mit denen muss ich nicht und will ich nicht mehr zusammenarbeiten." Ein Vertreter habe diese Reaktion nicht verstanden und gemeint, man müsse das doch professionell sehen, erzählt Faulhaber. "Ich habe ihm geantwortet, dass ich genau das tue."

Nachtragend zu sein, macht schließlich Spaß, wenn das zarte Pflänzchen "Profitabilität" wieder wächst. Im ersten Halbjahr 2004 habe man jeden Monat mit einem Plus abgeschlossen, erzählt Faulhaber. Im ersten Quartal lag der Umsatz, der inzwischen zu 87 Prozent aus dem Dienstleistungsbereich stammt, wie geplant bei 12,8 Millionen Euro. Die Rendite lag bei 4,6 Prozent, der Quartalsüberschuss bei 590.000 Euro. Für das zweite Quartal 2004, dessen Zahlen etwa Mitte Februar bekannt gegeben werden, geht man offiziell von einem ähnlichen Ergebnis aus. Faulhaber selbst erhofft sich sogar deutlich mehr.

Derzeit hat Arxes 7,6 Millionen Euro an liquiden Mitteln zur Verfügung und Faulhaber denkt wieder über mögliche Zukäufe nach. Ihm schwebe die Akquisition eines entsprechenden mittelgroßen SAP-Beratungshauses vor. "Ich denke da an eine kleine Firma mit etwa 20 Mitarbeitern und interessantem Know-how", verrät Faulhaber. Mit ein, zwei Kandidaten sei man sogar schon im Gespräch.

Mittelfristig will Arxes der führende Outsourcing-Anbieter für den deutschen Mittelstand werden. Wenn man Faulhaber hört, ist das nicht sehr schwierig: "Wir haben zurzeit keinen echten Wettbewerber in diesem Umfeld." Begründung: Eine Bechtle decke das Thema beispielsweise nicht so lückenlos ab, eine T-Systems könne auf Dauer nicht so kostengünstig arbeiten. Wenn überhaupt, komme Compunet dem Begriff Konkurrenz am nächsten. Faulhaber ist jedenfalls sicher, die Gunst der Stunde für sich nutzen zu können. Die Kunden seien beim Thema Outsourcing offen wie noch nie: "Die Zeit ist in vielen mittelständischen Betrieben mehr als reif für einen IT-Weltenwechsel, für einen Weg aus der IT-Komplexitätsfalle - sprich für eine technische Totalsanierung."

Meinung der Redakteurin:

Vielleicht übertreibt es Udo Faulhaber zurzeit ein wenig mit dem Klopfen auf die eigene Schulter, aber verdenken kann man es ihm wirklich nicht: In der Branche haben ihm die wenigsten einen erfolgreichen Strukturwandel zugetraut, jetzt geht er hoch erhobenen Hauptes durch die Reihen der Pessimisten. Der einzige Anbieter ist Arxes dann aber doch nicht. Ob die neue Stärke von Dauer ist, wird sich im Laufe dieses Jahres noch zeigen.