EHI-Studie „Der Store im Omnichannel-Zeitalter“

Digitale Elemente und Services im Laden

24.09.2015 von Ronald Wiltscheck
Nur die stationären Geschäfte werden überleben, die sich digitaler Hilfsmittel in der Ladeneimrichtung und beim Kunden-Service bedienen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der EHI-Studie „Der Store im Omnichannel-Zeitalter“.

Statonäre Händler in Deutschland blicken entspannt in ihre Zukunft. Den Auswirkungen von E-Commerce auf ihre Ladengeschäfte sehen sie gelassen entgegen. Allerdings wollen sie ihre Aktivität im Bereich der digitalen Services deutlich verstärken. Das ergab die EHI-Studie "Der Store im Omnichannel-Zeitalter".

Hierzu befragte das EHI Retail Institute 41 Planungsleiten aus dem Handel sowie 50 Ladenbauunternehmen und Planungsbüros aus dem deutschsprachigen Raum. In die noch endgültig fertig zu stellende Studie gehen auch die Ergebnisse der Befragung von 87 Geschäftsführern am PoS (Point of Sales) ein.

Flächen unverändert, mehr Showroom-Charakter

Stationäre Händler wollen verstärkt in ihre Läden investieren und sie um digitale Hilfsmittel (Digital Signage, digitale Preisschilder) erweitern.
Foto: EHI Retail Institute

Die E-Commerce-Umsätze haben in Deutschland bereits einen beachtlichen Marktanteil von rund zehn Prozent erreicht, weiteres Wachstum wird erwartet. Das beflügelt zu teils düsteren Prognosen für die Lädeninhaber. Doch den stationären Handel scheint das nicht zu beunruhigen. Zwar werde Dank "digitaler Regalverlängerung" das Angebot für die Kunden insgesamt größer, am PoS verändere es sich aber nicht, meinen die Händler mehrheitlich.

Zwei Drittel der befrage Ladenbauer und Händler sehen keine Größenveränderung der Verkaufsflächen. An eine erhöhte Anzahl von Flagship-Stores glaubt nur rund ein Viertel von ihnen. Ein Drittel rechnet bei Neueröffnungen mit einer erhöhten Anzahl an Showrooms und Pop-Up-Stores als Auswirkung auf den steigenden eCommerce-Anteil.

Fünf Ideen für den Omnichannel-Handel der Zukunft
Echtes Autohaus virtuell besichtigen
Fiat setzt auf Live-Videoübertragungen, um potenzielle Kunden anzusprechen. Dabei präsentieren Mitarbeiter mit Headset und Webcam neue Modelle. Gleichzeitig blendet Fiat Informationen und Farbvariationen ein. Die Zuschauer können Probefahrten vereinbaren.
Über Barcodes Gutscheine für Freunde erstellen
Mit der mobilen Anwendung Jifiti können Nutzer in ausgewählten Geschäften Barcodes an Produkten einscannen und daraus Geschenkgutscheine herstellen. Diese lassen sich digital versenden. Der Empfänger kann damit das Geschenk im Laden abholen oder es online bestellen.
Laden markiert die auf Pinterest beliebtesten Waren
Die in Seattle ansässige Kaufhauskette Nordstrom markiert jene Produkte, die auf Pinterest am häufigsten gepinnt werden. Momentan verfügt Nordstroms Pinterest-Account über 4,5 Millionen Follower, so dass die Schilder die Meinung einer erheblichen Anzahl von Kunden repräsentieren.
Touchscreen mit endlosem Warenkatalog
Die britische Supermarktkette Tesco stellt in Filialen Touchbildschirme auf, auf denen Kunden mehr als 11.000 Produkte finden. Die Artikel lassen sich unter anderem nach Preis filtern. Kunden können die Produkte an einem Abholschalter mitnehmen oder sich nach Hause schicken lassen.
Nahtloser Kundendialog über mehrere Kanäle
Der Anbieter SapientNitro erlaubt mit dem System Connected Retail einen Kundendialog über mehrere Kanäle. Ein Sportartikelhändler ermöglicht Kunden mit Connected Retail, sich zuhause von einer virtuellen Shoppingassistentin online beraten lassen und einen Besuchstermin im Geschäft vereinbaren. Im Laden ist die Assistentin per Bildschirm an der Beratung beteiligt.

Ladenbau zwischen on- und offline

Allerdings hält die große Mehrheit der befragten Händler von gut 71 Prozent stärkere Investitionen für nötig. 44,4 Prozent rechnen mit Mehrausgaben zwischen fünf und zehn Prozent. Ein gutes Viertel geht von einer Erhöhung der Kosten von mehr als Prozent aus.

Neben der fortgesetzten Bereitschaft, ins Trading-up seiner Läden zu investieren, liegen auch Energieeffizienzprojekte unverändert vorne bei den Investitionen im Handel. Sofern digitale Elemente und Omnichannel-Services bereits als Investitionsschwerpunkte definiert werden, sind dies bisher in erster Linie technische Anforderungen, die an die Planungsabteilung herangetragen und von dieser umgesetzt werden, etwa Einbau von Monitoren für Digital Signage oder die Einführung von digitalen Preisschildern.

Ergebnisse der Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle" 2015
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Individual-Software ist im Handel traditionell verbreitet und auch für Multichannel bevorzugt.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
In Mobile Commerce wird besonders häufig investiert.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Bei der Preisgestaltung über die verschiedenen Kanäle sind sich die Vergleichsgruppen uneinig
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Die Planungen zur Sortimentsauswahl in den Kanälen sind sehr unterschiedlich
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Auch Fachbereiche wollen die IT bereits in der Strategieentwicklung einbeziehen.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Organisatorische Strukturen sind größere Hemmnisse als die Technologie.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Umsatzanteile im deutschen Einzelhandel
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Die Dauer des Wettbewerbsvorteils wird sehr unterschiedlich eingeschätzt.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Einzelhandel sieht Multichannel eindeutig als Chance
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Den einen Vorreiter in Sachen Multichannel gibt es (noch) nicht^.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Vor allem in der Elektronik- und Fashion-Branche wird Multichannel-Fähigkeit entscheidend sein
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Mobile Commerce ist der stärkste Veränderungstreiber für den Einzelhandel.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Bedeutung von Multichannel für Elektronik und Fashion am höchsten (Branchenauswertung).

Die Ladenbau-Industrie sieht im Gegenzug zum Handel größere konzeptionelle Veränderungen auf die Branche zukommen und versucht sich als Mittler in diesem Transformationsprozess zu positionieren.

Die endgültige Studie "Der Store im Omnichannel-Zeitalter" wird das EHI Retail Institute Ende Oktober 2015 veröffentlichen.