Neue Handelsplattform

Einkaufsbörse für Reseller

28.04.2008
Führen Sie Ladenhüter? Oder finden Sie manches nicht bei der Distribution? Dann sind Sie bei "IT Stocklist" möglicherweise richtig.

von Alexander Roth

Es gibt Ideen, bei denen man sich fragt, warum nicht schon vorher jemand darauf gekommen ist. "IT Stocklist" ist eine solche Idee: Man nehme eine SQL-Datenbank, errichte eine Webpage darüber und gebe IT-Fachhändlern die Möglichkeit, individuelle Profile einzurichten und Produkte in die Datenbank einzuspielen oder selbst darin zu suchen. Fertig ist eine Handelsplattform, die sich auf die Fahne geschrieben hat, dem IT-Channel in Sachen Beschaffung und Verkauf unter die Arme zu greifen.

Auf IT Stocklist können sich IT-Händler fernab von den gewohnten Wegen der Distribution gegenseitig Produkte anbieten und dabei kräftig netzwerken. Kurz: IT Stocklist, zu finden im Netz unter www.itstocklist.com, soll nichts anderes werden als eine Mischung aus eBay, Xing und Myspace speziell für den IT-Fachhandel.

Das Suchergebnis in IT Stocklist: Alle relevanten Daten zum Produkt und zum Anbieter erscheinen. Links der Instant Messenger für den direkten Kontakt.

Gegenüber ChannelPartner berichtet Plattforminitiator Amos Struck, was er sich von der Börse erhofft: "Sehr viele Unternehmen im europäischen IT-Channel haben Überbestände, zum Beispiel aus gescheiterten Projekten. Zudem gibt es internationale Zulieferer, deren Produktbestände gar nicht in den hiesigen Distributionskanälen zu finden sind. Hier springt IT Stocklist ein: Wir geben diesen Firmen die Möglichkeit, ihre Ware zu inserieren, denn Nachfrage nach Schnäppchen oder speziellen Produkten gibt es immer."

Der Clou dabei: Viele Preise sollen in der Regel nicht fix sein, sondern erst per Angebotsunterbreitung entstehen. Struck: "Davon erhoffen wir uns Vorteile für alle Beteiligten: Händler, die kurzfristig spezielle Ware brauchen, werden bereit sein, auch mal höhere Preise zu zahlen. Gebrauchte Ware, etwa in der New-Open-Box (NOB)-Form, wird des Öfteren auch weit unter dem handelsüblichen Distributionspreis zu finden sein." Da nur der ausgewiesene Fachhandel Zugriff auf die Datenbank erhält, wird aus Strucks Sicht so ein lebendiges Netzwerk entstehen.

IT Stocklist gibt seinen Nutzern verschiedene Möglichkeiten an die Hand, sich selbst zu präsentieren und die Plattform einzusetzen. Grundsätzlich läuft alles über Anwenderprofile ab, die Informationen von Kontaktdaten über Branche und Tätigkeit bis hin zu Hobbys enthalten können. Im Stil einer klassischen Web-2.0-Community wird dabei auch zu erkennen sein, wer wen über wie viele Ecken kennt. Und was für die Kontaktaufnahme wirklich praktisch erscheint: Alle Nutzer können, sofern eingeloggt, direkt per Instant-Messaging-Fenster miteinander chatten.

IT-Stocklist-Gründer Amos Struck: "Die Branche hat auf unsere Online-Börse gewartet."

Was die Anwender im Rahmen der Plattform machen dürfen, hängt einerseits von der Gebühr, andererseits von den zugewiesenen Rechten ab. Für Basismitglieder ist der Zugang kostenlos. Sie dürfen den Social-Networking-Bereich wie das Forum oder Kontaktseiten zur Kommunikation nutzen.

Wer IT Stocklist als Suchmaschine nutzen will, für den fallen 240 Euro pro Jahr an. 20 Produkte dürfen dabei selbst angeboten werden. Wer allerdings im großen Stil anbieten möchte, muss 480 Euro pro Jahr berappen. Das Hochladen der Produktdaten läuft individuell ab: per E-Mail, Excel-Datei oder FTP-Schnittstelle; sein Team erstellt dann anhand der eingegangenen Dateien eine Vorlage, um den künftigen Vorgang zu standardisieren.

Ob der Preis mit eingespielt wird, entscheidet der Anwender, verpflichtend sind lediglich Angaben über den Zustand des Produkts, den Hersteller und die Stückzahl sowie, wenn möglich, auch die Herstellerartikelnummer, um spätere Suchvorgänge zu erleichtern.

Struck weiß, dass die Plattform erst ein Erfolg wird, wenn viele Anwender und Firmen teilnehmen. Er setzt auf den "Erstlings-Effekt": "IT Stocklist ist genau das, was der IT-Branche gefehlt hat. Die Idee hatte ich schon länger, nur fehlten mir die Kontakte zu interessanten Zulieferungsunternehmen. Die sind jetzt da: Ein dänischer Komponentenhändler wird eine fünfstellige Zahl von neuwertigen Produkten zu Preisen unter dem handelsüblichen Durchschnitt einbringen", so Struck. Auch der Kölner Distributor b.com, Komponentengrossist EET und der IBM-Partner Macle sind mit von der Partie. Dadurch sind bereits über 150.000 Artikel auf der Handelsplattform gelistet.

IT Stocklist ist gerade in die zweimonatige voll funktionsfähige Beta-Phase gestartet: Struck geht davon aus, dass sich in den ersten acht Wochen zwischen 50 und 200 Reseller an der Plattform beteiligen werden, derzeit sind es 40. Mitgliederwachstum erhofft sich der Gründer vor allem durch Telemarketing, Mund-zu-Mund-Propaganda und ein Einführungsangebot: Den ersten Testern steht die Plattform zwei Monate lang zur kostenlosen Nutzung frei.

"IT Stocklist kann man als Ergänzung zu Beschaffungsplattformen wie ITscope oder Adfontes sehen. Diese Unternehmen bereiten den Bestand der hiesigen Distributionskanäle auf. Wir liefern allein durch unsere Internationalität deutlich mehr - schon allein diese Tatsache wird den Fachhandel begeistern. Meiner Erfahrung nach greifen IT-Händler häufiger auf eBay zurück, als ihnen lieb ist. IT Stocklist ist hier deutlich die vielversprechendere Alternative." (aro)

Meinung des Redakteurs:

In diesen Tagen öffnet IT Stocklist die Pforten: Das Unternehmen sieht sich als alternative Handelsplattform für IT-Reseller. Zugleich möchte man Xing und irgendwie auch Myspace sein. Die Idee ist zweifelsfrei gut, auch der erste Eindruck vom System selbst fällt positiv aus. Es ist schwer, eine Prognose abzugeben: ChannelPartner bleibt dran.