Ubuntu, openSUSE, Fedora & Co.

Empfehlenswerte Linux-Distributionen für Desktops

30.01.2014 von Jürgen Donauer
Ob Erstkontakt, Folgeversion oder Systemwechsel - das Angebot an Linux-Distributionen ist äußert vielfältig. Und keineswegs jede Ausführung ist für jeden Anwendungstypus geeignet. Wir haben einige empfehlenswerte Linux-Distributionen ausgewählt und näher unter die Lupe genommen.

Es existieren jede Menge Linux-Variationen für den Desktop in unterschiedlichsten Ausprägungen. Open-Source ist in diesem Zusammenhang gleichermaßen Fluch und Segen. Die Freiheit ein System nach den eigenen Vorlieben zu bauen, sorgt teilweise für einen undurchsichtigen Angebots-Dschungel.

Nicht jede Distribution eignet sich für alle Anwender. Das ist aber auch gut so. Viele Distributionen haben ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen. Auf der anderen Seite ist die Suche nach der richtigen Distribution wesentlich komplizierter.

Worüber man sich vor einer Entscheidung Gedanken machen sollte, ist der Einsatzzweck des Systems. Wird die Maschine eher zu Multimedia-Zwecken dienen oder als schlichtes Arbeitsplatzsystem fungieren? Für den Einsatz einer Linux-Distribtion in einem Unternehmen, wird unter Umständen eine kostenpflichtige Variante mit professioneller Unterstützung bevorzugt.

Erfahrene Linux-Nutzer gehen an die Auswahl sicher anders heran als diejenigen, die mehr oder minder den Erstkontakt wagen. Im Folgenden finden Sie detaillierte Informationen zu diversen empfehlenswerten Linux-Distributionen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. TecChannel weist auch auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Betriebssysteme hin.

Ubuntu Linux – mittlerweile eine feste Größe

Die erste Ubuntu-Version erschien am 20. Oktober 2004 und wird damit 2014 mit Erscheinen der Version 14.10 zum Teenager. Vorher steht allerdings noch die mit Langzeitunterstützung ausgestattete Version Ubuntu 14.04 LTS "Trusty Tahr" an. Derzeit aktuell ist Ubuntu 13.10 "Saucy Salamander".

Das Betriebssystem selbst basiert auf Code von Debian GNU/Linux. In den vergangenen Jahren hat sich Ubuntu zu einer der beliebtesten und bekanntesten Linux-Distribution für die Desktop-Benutzung gemausert. Die Philosophie der Entwickler und des Firmen-Chefs von Canonical und Gründer Mark Shuttleworth ist, ein für den Anwender möglichst einfach zu benutzendes Betriebssystem zu schaffen. Außerdem soll dieses immer frei verfügbar sein.

Ubuntu 13.10:
Saucy Salamander ist die derzeit aktuelle Ubuntu-Version.
Das Dash:
Hier können Sie nicht nur nach Dokumenten und Programmen suchen, sondern auch Ergebnisse aus dem Internet erhalten.
System-Einstellungen:
Das ist die Kommandozentrale von Ubuntu.
Privatsphäre:
Hier stellen Sie ein, ob Online-Ergebnisse in Dash-Suchen aufgenommen werden sollen.
Ubuntu One:
Canonicals Cloud integriert sich nahtlos in Ubuntu.

Für die Geschäftswelt ist Ubuntu mit den so genannten LTS-Versionen (Long Term Support / Langzeitunterstützung) ebenfalls interessant. Diese erscheinen jeweils im April der geraden Jahreszahlen. Die aktuelle LTS-Version ist Ubuntu 12.04 "Precise Pangolin" und die nächste, wie bereits erwähnt, Ubuntu 14.04 "Trusty Tahr".

Nicht-LTS-Versionen wurden früher 18 Monate lang gepflegt. Dies hat sich allerdings auf neun Monate reduziert. Durch diesen Zug hat Canonical mehr Ressourcen für die LTS-Entwicklung und vor allen Dingen für Ubuntu Touch frei geschaufelt. Letzteres ist Canonicals Bestreben, Ubuntu auf mobile Geräte wie Smartphones und Tablets zu bekommen. Im Hinblick auf den Desktop ist das interessant. Denn man arbeitet an einer so genannten Konvergenz. Damit soll sich das Smartphone mithilfe einer Docking-Station zu einem vollwertigen Arbeits-Rechner entpuppen. Das ist allerdigns noch Zukunftsmusik und wird auf keinen Fall vor Ubuntu 14.10 sprachreif sein. 2015 ist in diesem Zusammenhang wohl noch realistischer. Für die LTS-Versionen bietet Canonical auch kommerzielle Unterstützung und Schulungen an.

Die derzeit aktuelle Ausgabe hält an den gewohnt einfachen Installations-Mechanismen fest. Weiterhin lässt sich Ubuntu 13.10 auch auf Rechnern mit aktiviertem UEFI Secure Boot installieren. Anwender können bereits während der Installation schon proprietäre Software von Drittanbietern einspielen. Dazu brauchen Sie lediglich eine aktive Internet-Verbindung. Wählen Sie diese Option, können Sie zum Beispiel MP3, Flash und andere Medien wiedergeben.

Ein weiterer Vorteil von Ubuntu sind die mittlerweilen riesigen weltweiten Communities. Unterstützung und Diskussionsforen gibt es in fast allen Sprachen. Darüber hinaus stellt Ubuntu verschiedene Geschmacksrichtungen zur Verfügung. Wer lieber KDE, Xfce oder GNOME anstelle von Unity als Desktop-Manager einsetzen möchte, installiert eben Kubuntu, Xubuntu oder Ubuntu GNOME. Weitere Ableger sind Mythbuntu, Edubuntu und Lubuntu.

Allerdings ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen im Ubuntu-Lager. Bereits früher schon hat man die Open-Source-Gemeinschaft mit proprietären Projekten wie dem hauseigenen Cloud-Service Ubuntu One gespalten. Mit Unity haben sich viele Anwender in der Zwischenzeit angefreundet oder sind auf Alternativen umgestiegen.

Der größte Aufreger ist allerdings die in Ubuntu 12.10 eingeführte Shopping Lense. Hier werden bei einer Suche im Dash passende Produkte von Amazon eingeblendet. Sie können dieses Verhalten deaktivieren, allerdings nicht während, sondern erst nach der Installation. In der Zwischenzeit werden Suchanfragen über Canonicals eigene Server geleitet und gegenüber Dritten somit anonymisiert. Vielen reicht das allerdings nicht; sie würden sich ein Opt-In anstelle eines Opt-Out-Verfahrens wünschen. Richard Stallman von der FSF (Free Software Foundation) ist sogar so weit gegangen, Ubuntu als Spyware zu bezeichnen. Mark Shuttleworth wurde in Österreich im Jahre 2013 mit dem Big Brother Award ausgezeichnet.

Abgesehen von diesen Querelen eignet sich Ubuntu hervorragend für Anfänger um Umsteiger. Die Nutzer werden sofort an die Hand genommen und durch den Installations-Prozess begleitet. Die Distribution bringt außerdem viele nützliche Applikationen mit sich, die fast alle zur Prominenz in der Open-Source-Szene gehören. Wir sprechen hier zum Beispiel von Mozilla Firefox und LibreOffice.

Linux Mint – in der Zwischenzeit mit großer Community

Linux Mint basiert zum Großteil auf Ubuntu. Allerdings bringen die Entwickler einige Eigenentwicklungen mit, die sich speziell an Desktop-Anwender richten und diesen das Leben einfacher machen sollen. Ubuntus Umstieg auf Unity gefiel den Entwicklern nicht. Ebenso konnte man sich nicht mit den Neuerungen und Änderungen in GNOME 3 anfreunden.

Linux Mint 16 "Petra":
Ganz klassisch gibt sich die Desktop-Umgebung Cinnamon.
Systemeinstellungen:
Hier verwalten Sie Linux Mint.
Softwareverwaltung:
Anhand der Berwertungen können Sie oft abschätzen, wie populär das jeweilige Paket ist.
Menü:
Gerade Windows-Umsteiger werden sich bei Linux Mint schnell zurecht finden.
Dateimanager:
Nemo ist ein Fork von Nautilus und enthält viele sinnvolle Features.

Aus diesem Grund hat das Linux-Mint-Lager eine eigene Desktop-Oberfläche mit dem Namen Cinnamon entwickelt. Diese gibt es in der Zwischenzeit als Version 2.0. Sie hat sich damit weiter unabhängig gemacht. Eine direkte Abhängigkeit zu GNOME ist nicht mehr gegeben. Cinnamon ähnelt mehr dem klassischen Aussehen. Ebenfalls wurde der Dateimanager Nautilus geforkt und daraus ist Nemo entstanden. Mit Nautilus konnte man sich ebenfalls nicht mehr anfreunden. Zu viele essentielle Funktionen sind nach Meinung der Linux-Mint-Entwickler in Nautilus entfernt worden.

Die Oberfläche wirkt für Windows-Umsteiger vertrauter. Das gilt im Speziellen für das Menü und die Haptik des Systems. Die Softwareverwaltung ist intuitiv und übersichtlich gestaltet. Weiterhin gibt es eigene kleine Tools, die dem Nutzer das Leben leichter machen sollen. Mithilfe des Dateisicherungswerkzeugs lassen sich nicht nur persönliche Dateien sichern, sondern auch die Liste der installierten Software. Das eignet sich gut für Masseninstallationen und für Neuinstallationen des Systems.

Die Zeit der Unterstützung ist an Ubuntu angelehnt. Aus diesem Grund bietet auch Linux Mint LTS-Varianten an. Nach Ausgabe einer neuen Ubuntu-Version dauert es in der Regel vier bis sechs Wochen, bis die entsprechende Linux-Mint-Variante zur Verfügung steht.

Neben einer Cinnamon-Version bietet Linux Mint auch eine Ausgabe mit dem GNOME-2-Fork MATE an. Varianten mit KDE und Xfce als Desktop-Umgebungen stehen ebenfalls zur Verfügung. Diese basieren auch auf Ubuntu. Linux Mint Debian Edition (LMDE) ist ein weiteres Kind der Distribution. Sie verwendet allerdings Debian als Code-Basis und ist Semi-Rolling. Theoretisch müssen Sie nie wieder neu installieren.

Linux Mint wird als Manko vorgehalten, dass es keine Distributions-Upgrades gibt. Die Entwickler sind der Meinung, dass eine Neuinstallation sauberer ist und verweisen auf den Einsatz des bereits angesprochenen Backup-Tools.

Die Distribution ist sehr angenehm zu bedienen und eignet sich für einen Geschäftsrechner eigentlich genauso gut wie Ubuntu. Allerdings gibt es für Linux Mint keine kommerzielle Unterstützung. Hier müssten Sie zum Linux-Fachmann Ihres Vertrauens gehen. Die derzeit aktuelle Version ist Linux Mint 16 "Petra".

In Partnerschaft mit CompuLab bietet Linux Mint die mintBox an. Der kleine Rechner hat zwei GBit-Ehternet-Anschlüsse, eine 500 GByte Festplatte und als Prozessor dient ein Intel i5 "Ivy Bridge". Seit Oktober 2012 pflegt man eine Partnerschaft mit ThinkPenguin. Dadurch gibt es Desktops und Notebooks mit vorinstalliertem Linux Mint.

Red Hat Enterprise Linux 6 Software-Entwicklungs-Workstation

Red Hat ist zwar in erster Linie für Server-Installationen bekannt, stellt aber auch eine Desktop-Variante zur Verfügung. Während der Installation haben Sie als Auswahlmöglichkeit, eine Software-Entwicklungs-Workstation zu installieren. Hier konzentriert sich die Softwareauswahl auf Software-Entwickler.

Selbstverständlich können Sie während des Installations-Vorgangs oder danach weitere Software einspielen. Per Standard befindet sich aber nur eine kleine Auswahl an Bord. Eine Office-Suite fehlt zum Beispiel komplett. Dafür sind prominente Entwickler-Tools wie Eclipse, Chainsaw, LogFactor5, Qt3 Assistant, QT3 Linguist, QT4 Designer und Qt4 Linguist an Bord.

Vorteil dieser Variante ist natürlich, dass Sie professionelle Unterstützung von Red Hat bekommen - und zwar 10 Jahre lang. Darüber hinaus dürfen sie davon ausgehen, dass Red Hat großen Wert auf Stabilität legt.

Die Nachteile sind zum Beispiel, dass Red Hat oftmals etwas angestaubt gegenüber den Distributionen mit einem 6-monatigen Ausgabe-Zyklus wirkt. Diese Linux-Variante ist nicht kostenlos erhältlich. Die Desktop-Edition gibt es ab 49 und die Workstation-Variante ab 179 US-Dollar pro Jahr.

Wer also ein über viele Jahre unterstütztes System als reine Arbeitsstation haben möchte, ist hier sicher gut beraten.

Kurz vor Weihnachten 2013 ist Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 7 in die Beta-Phase gegangen. Die kommende Version der Linux-Distribution basiert auf Fedora 19 und bringt den langzeitunterstützten Linux-Kernel 3.10 mit sich.

Die Red-Hat-Spielwiese Fedora

Die Linux-Distribution Fedora wird von Red Hat gesponsert, ist aber im Gegensatz zu RHEL kostenfrei erhältlich. Dafür gibt es keine langen Lebenszyklen. Das war für die Business-Tauglichkeit ein großer Negativ-Punkt. In der Regel gibt es alle sechs Monate eine neue Ausgabe, die dann ungefähr 13 Monate mit Wartungs-Updates versorgt wird. Einen einfachen Weg für ein Distributions-Upgrade online gab es lange Zeit nicht.

Fedora 20 "Heisenbug":
Das anfänglich Setup für GNOME können sie in verschiedenen Sprachen durchführen.
Cloud:
GONE lässt sich unter anderem auch sofort an die ownCloud anflanschen.
Aktivitäten:
Hier finden Sie die Favoriten und auch andere Programme.
Weitere Software:
Die Softwareverwaltung ist sehr übersichtlich gestaltet.
Einstellungen:
Hier konfigurieren Sie Fedora 20 "GNOME".

Das letztere Problem wurde mit Einführung des Tools FedUp adressiert. Seit Fedora 17 ist das Upgrade-Tool an Bord und damit lassen sich Neuinstallationen vermeiden.

Fedora Linux könnte man ein bisschen als Red Hats Spielwiese betrachten. Hier fließen neue Technologien wesentlich früher als in Red Hat Enterprise Linux ein. Fedora hat einen große Community und das ist vorteilhaft, neue Produkte zu testen. Bei bestandener Feuertaufe nehmen die Entwickler diese Software-Pakete dann später in RHEL auf.

Als Desktop-Version eignet sich Fedora gut, weil ein großes Repository dahinter steht. Aus diesem lassen sich unzählige Software-Pakete nachinstallieren. Sollte Ihnen ein bestimmtes Programm abgehen, könnte dieses in einem der so genannten 3rd Party Repositories hinterlegt sein. Dort finden Sie zum Beispiel Picasa, Skype und Chromium.

Die aktuelle Version ist Fedora 20 - Codename Heisenbug. Die Standard-Ausgabe bringt den Desktop-Manager GNOME 3.10 mit sich. Allerdings stellen die Entwickler auch weitere Ableger bereit, die sich Spins nennen. Sie finden unter anderem Variationen mit KDE, Xfce, LXDE und MATE. Es gibt auch noch andere Spins, die sich allerdings nicht für den Einsatz auf dem Desktop konzentrieren.

Fedora ist nicht unbedingt eine Linux-Distribution für blutige Anfänger, weil sie sich nicht direkt an den Desktop-Anwender richtet. Wer sich mit Red Hat vertraut machen möchte, ohne gleich in die Tasche greifen zu müssen, für den ist Fedora ein klasse Produkt.

Klein, schnell und hübsch – Bodhi Linux

Bodhi Linux basiert auf Ubuntu, setzt als Desktop-Umgebung allerdings Enlightenment 17 ein. Als Dateimanager setzte die Linux-Distribution früher auf PCManFM. In Bodhi-Ausgabe 2.1.0 wurde dieser durch Enlightenments nativen EFM ersetzt. Dies ist auch in der aktuellen Version 2.4.0 der Fall. Somit haben Anwender die Möglichkeit, Bilder und Videos anzeigen zu lassen. Nachteil ist, dass es derzeit keine direkte Möglichkeit gibt, Netzwerkfreigaben anzusurfen. PCManFM ist allerdings nicht aus der Welt und lässt sich bequem über die Software-Repositories nachinstallieren.

Bodhi Linux
Basiert auf Ubuntu und setzt Enlightenment 17 als Desktop-Umgebung ein.
Dateimanager:
EFM hat PCManFM abgelöst. Das bringt einige nette Spezialeffekte mit sich.
Einstellungen:
Hier konfigurieren Sie die Desktop-Oberfläche.
Applikationen:
Midori als Browser ist ein Beispiel dafür, dass es auch mit leichtgewichtiger Software geht.
Softwareverwaltung:
Bodhi Linux setzt auf Synaptic. Das ist zwar nicht besonders schick, aber sehr effizient.

In Sachen Installation fährt Bodhi Linux zweigleisig. Zum einen steht Synaptic als Paket-Manager zur Verfügung, mit dem Sie auf die Ubuntu-Repositories zugreifen können. Zum anderen gibt es das App Center. Dies ist eine Sammlung an empfohlenen Programmen auf der Webseite des Projekts und Sie können die Programme mit nur einem Klick installieren. Es dient also der Übersichtlichkeit und Anwenderfreundlichkeit.

Neben Versionen für x86 und x86_64 stellten die Entwickler auch Abbilder für diverse ARM-Geräte zur Verfügung. Allerings wurde die Unterstützung dafür eingestellt. Laut Aussage der Entwickler ist es mehr Arbeit, das ARM-Repositoriy aktuell zu halten als das für die drei Desktop-Abbilder zutrifft. Was an der Distribution ebenfalls gefällt ist die gute Dokumentation, die allerdings nur in Englisch zur Verfügung steht. Auch Anfänger finden hier hilfreiche Tipps und Tricks, die den Umgang mit Bodhi Linux lehren.

Die Distribution hat seine Tücken und der Anwender muss sich damit beschäftigen wollen. Dafür ist das Betriebssystem leichtgewichtig und schnell. Auf älterer Hardware und Netbooks kann man wegen der netten E17-Effekte sicherlich den einen oder anderen Betrachter erstaunen. Man braucht nicht immer die neueste Hardware, um ein hübsches und schnelles Betriebssystem zu haben.

Basiert auf Arch Linux - Manjaro

Manjaro Linux setzt als Basis auf Arch Linux und ist somit komplett Rolling. Sie bekommen nach einer Installation relativ schnell die neuesten Pakete und Software-Versionen. Das ist nett, weil Sie eigentlich nie wieder neu installieren müssen. Allerdings sind rollende Distributionen für Anwender mit mehr Erfahrung gedacht.

Manjaro Linux:
Derzeit aktuell ist Version 0.8.8.
Octopi:
Die Linux-Distribution hat eine eigene Softwareverwaltung.
Einstellungen:
Hier richten Sie die Xfce-Version von Majaro Linux ein.
Spiele:
Selbst Steam läuft unter Majaro Linux.
Open-Source-Prominenz:
Sie finden alle Programme, die auch in anderen Distributionen vorhanden sind. Dazu gehört auch die Bildbearbeitungs-Software GIMP.

Arch Linux ist nicht gerade für seine Anwender-Freundlichkeit bekannt. Dafür schätzen Linux-Enthusiasten, dass man hier nicht lange auf das Neueste vom Neuen warten muss. Die Entwickler von Manjaro versuchen eine Brücke zwischen Anwender-Freundlichkeit und dem rollenden Arch-System zu schaffen, was auch ganz gut gelingt.

Aber auch für Manjaro gilt, dass Sie etwas Erfahrung mit Linux-Distributionen brauchen. Bei machen Updates kann es schon mal klemmen und dann ist ein Gang auf die Konsole notwendig.

Ansonsten ist das Update-System von Manjaro Linux gut gelungen und unterstützt seit Neustem auch AUR. Diese Abkürzung steht für Arch User Repository. Es ist ein von der Community angetriebenes Softwarelager In Sachen Software lässt die Distribution nichts vermissen. Was nicht installiert ist, finden Sie in den riesigen Arch-Repositories.

Die derzeit aktuelle Version ist Manjaro 0.8.8. Die Distribution gibt es für die Architekturen x86 und x86_64. Auf der Download-Seite bieten die Entwickler offiziell Varianten mit den Desktop-Umgebungen Xfce, Openbox und KDE an. Ein Link ganz unten führt zu den Community-Editionen. Hier finden Sie Manjaro auch mit GNOME, Cinnamon, Enlightenment 17, LXDE und MATE.

Aus Mandriva entstanden – Mageia

Mageia entstand aus einem Streit der Mandriva-Community und der Firmenleitung. Viele Entwickler der populären Linux-Distribution haben sich zusammengeschlossen und das Mageia-Projekt gegründet.

Mageia 3:
Setzt per Standard auf KDE als Desktop-Umgebung.
Klassisch:
Die meisten Distributionen setzen auf ein andere KDE-Menü. Mageia hält es lieber bodenständig.
KDE-Einstellungen:
Hier konfigurieren Sie die KDE-Oberfläche.
Mageia-Kontrollzentrum:
Man merkt der Distribution die Mandriva-Vergangenheit an.
Netzwerk-Konfiguration:
Das Netzwerk lässt sich bei Mageia 3 komfortabel einrichten.

Wenn Sie das Live-Abbild für einen Schnupperkurs verwenden, können Sie das komplett in deutscher Sprache erledigen. Das ist eine nennenswerte Funktion, die viele andere Distributionen nicht anbieten.

Die Entwickler haben sich in der KDE-Version auch zu einem klassischerem Menü entschieden und verwenden nicht den KDE-Standard Kickoff. Dies dürfte Umsteigern und Neulingen zu Gute kommen. Als Bürosoftware setzt Mageia auf LibreOffice. Über den Software-Manager haben Sie Zugriff auf etliche weitere Software-Pakete. Die Open-Source-Prominenz ist darin natürlich ebenfalls zu finden.

Mageia führt konsequent weiter, was Mandriva so beliebt machte. Schnörkellos, einfach zu bedienen und übersichtlich. Wer ein solides Betriebssystem sucht, das von einer erfahrenen Community gepflegt wird, ist bei Mageia sicher gut aufgehoben. Ausgaben werden laut eigenen Angaben 18 Monate lang unterstützt. Derzeit ist Mageia 3 die aktuellste Ausgabe. An Version 4 wird schon fleißig entwickelt und eine erste Beta-Version ist testbereit.

Die mit dem Chamäleon – openSUSE

Die Linux-Variante openSUSE gehört in Deutschland zu den beliebtesten Distributionen. Kein Wunder, SuSE wurde in Deutschland, genauer gesagt in Erlangen bei Nürnberg geboren. Eine Weile gab es etwas Sorge um die renommierte Linux-Distribution. Es handelte sich um den Zeitraum, nachdem SUSE-Besitzer Novell für 2,2 Milliarden Dollar an Attachmate verkauft wurde. Der Entwicklung von openSUSE hat das allerdings wenig geschadet. Die starke Community hat einfach weitergemacht wie bisher und die Distribution mit dem Chamäleon erfreut sich bester Gesundheit. Fakt ist, dass die Distribution mit jeder Ausgabe einfach nur besser wird.

Evergreen:
openSUSE 13.1 wird mindestes drei Jahre lang mit Updates versorgt.
Einstellungen:
Hier konfigurieren Sie den kompletten KDE-Desktop.
YaST:
Yet another Setup Tool ist openSUSEs Trumpfkarte hinsichtlich Administration.
Softwareverwaltung:
Was nicht installiert ist, finden Sie in den Repositories.

Wenn man von openSUSE spricht, denkt man automatisch an Benutzerfreundlichkeit und YaST. Mit "Yet another Setup Tool" ist dieses Linux-Derivat vielen der Konkurrenten immer noch einen Schritt voraus. Die ganze Systemkonfiguration lässt sich bequem über nur ein Werkzeug steuern. Während andere gerade angefangen haben, ähnliches auszuliefern, gibt es das benutzerfreundliche YaST schon eine gefühlte Ewigkeit. YaST wurde mit openSUSE 13.1 auf Ruby portiert. Somit können erfahrene Entwickler leichter Code beisteuern. OpenSUSEs Schaltzentrale ist außerdem schneller geworden und somit noch attraktiver.

Ansonsten finden Sie bei openSUSE natürlich auch die komplette Prominenz der Open-Source-Szene. Wenn nicht vorinstalliert, dann zumindest in den Online-Repositories. Durch die Unterstützung einer großen Community gibt es eine gewisse Business-Tauglichkeit. Einziges Manko war bisher, dass openSUSE-Ausgaben lediglich zirka 18 Monate Unterstützung erhalten haben. Als Daumenregel gaben die Entwickler an: zwei neue Versionen plus zwei Monate Überlappungszeit. Mit Einführung von Evergreen hat sich das allerdings gebessert.

Die aktuelle Version, openSUSE 13.1, ist so eine Evergreen-Ausgabe und man wird sie laut eigenen Angaben mindesten drei Jahre lang mit Updates versorgen. Anwender mit mehr Erfahrung können außerdem Tumbleweed verwenden. Es handelt sich hier um ein Rolling-openSUSE, das theoretisch nie wieder neu installiert werden muss. Die festen periodischen Ausgabe-Zyklen umgehen Sie damit und sind immer auf einem recht aktuellen Stand. Der Unterschied zu Factoy ist, dass Tumbleweed die neuesten stabilen Pakete beinhaltet und nicht "Bleeding Edge" ist.

openSUSE ist auch sehr anfängerfreundlich. Das fängt bei der Installation an und endet bei der schon erwähnten Systemkonfiguration mit YaST. Aber auch Fortgeschrittene und Profis finden alles, was Sie brauchen. openSUSE merkt man einfach die jahrelange Erfahrung im Hintergrund an.

Sabayon Linux – mit XBMC-Media-Center

Sabayon Linux basiert auf Gentoo. Letzteres hat mit Portage ein komplett anderes Paketmanagement-System. Das System spielt hier nicht die fertigen Pakete ein, sondern kompiliert diese nach einem Herunterladen. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Software optimal auf den jeweiligen Rechner abgestimmt ist, was sich unter anderem auch auf die Geschwindigkeit auswirkt. Der Nachteil liegt auf der Hand - das Einspielen von Software dauert länger. Sabayon bietet Portage auch an, bringt aber mit Rigo / Entropy einen zweiten Paket-Manager mit sich. Dieser ist die empfohlene Methode und bietet bereits vorkompilierte Applikationen anbietet. Als Anwender muss man sich für einen entscheiden. Die Entwickler raten streng davon ab, Portage und Rigo zu mischen.

Sabayon Linux:
Basiert auf Gentoo und ist Rolling.
LibreOffice:
Die freie Bürosoftware-Sammlung ist mittlerweile Standard bei fast allen Linux-Distributionen.
Dateimanager:
Übersichtlich und schick ist die Xfce-Version der Linux-Distribution.
Einstellungen:
Das Kontrollzentrum von Sabayon Xfce.
Softwareverwaltung:
Nicht ganz so übersichtlich wie bei anderen Distributionen, aber dennoch praktikabel.

Sehr interessant für den Desktop-Nutzer ist das integrierte Media-Center XBMC. Diese Software ist aber nicht bei allen Ausgaben enthalten. Bei der KDE-Version ist XBMC per Standard an Bord, bei der Xfce-Variante nicht. Damit lassen sich Videos, Photos und andere Multimedia-Dateien verwalten und abspielen. XBMC ist mehrfach ausgezeichnet und wahrscheinlich das beste frei verfügbare Multimedia-Center.

Ansonsten ist die Prominenz der Open-Source-Szene vertreten oder in den Repositories enthalten. Die Distribution bringt ohnehin eine ganze Reihe an Software mit sich. Es finden Sich zum Beispiel je nach Variante LibreOffice, Chromium, Clementine, VLC und K3b an Bord, um nur einige zu nennen.

Sabayon ist eine sehr schöne Distribution. Das Betriebssystem fühlt sich schnell an und es ist alles vorhanden, was man braucht. Das System ist eindeutig für Heimanwender gemacht. Sabayon lebt aber etwas mehr am Puls der Zeit und ist eine so genannte Rolling Distribution. Theoretisch müssen Sie das Betriebssystem nie wieder neu installieren. Lediglich Aktualisierungen sind gefragt. Dass es bei Rolling-Releases dann und wann krachen kann, ist bekannt.

Aktuell ist Version 13.08, die Sie von einem der Spiegel-Server herunterladen können. Sabayon 13.08 gibt es in den Geschmacksrichtungen GNOME, KDE, Xfce, MATE und Minimal. Alle Varianten sind für die Architekturen x86 und x86_64 verfügbar.

Ubuntus Wiege – Debian GNU/Linux

Debian GNU/Linux ist eine der ältesten Distributionen und bildet die Basis für viele andere Linux-Distributionen, wie zum Beispiel Knoppix oder Ubuntu. Im Prinzip stellt Debian drei Zweige zur Verfügung: Stable, derzeit Debian 7 "Wheezy", Testing und Unstable "Sid".

Wheezy:
Debian GNU/Linux gilt als absolut stabil und bodenständig.
Iceweasel:
Ist eigentlich Firefox, kommt aber ohne eingetragene Markenzeichen aus.
Paket-Manager:
Synaptic bietet alles, was man für eine umfangreiche Softwareverwaltung benötigt.
Xfce:
Damit konfigurieren Sie den Xfce-Desktop.
Hintergründe:
Auch Debian GNU/Linux können Sie hübsch machen.

Mit Debian verbindet man absolute Stabilität, es ist aber auch immer etwas hinterher. Das kommt nicht von ungefähr. Bevor die Entwickler etwas in den stabilen Zweig aufnehmen, wird es wirklich ausführlich getestet.

Für den Desktop-Nutzer hat das normalerweise den Nachteil, dass Debian nicht so "coole" Anwendungen an Bord hat wie andere Distributionen. Wer etwas mehr am Puls der Zeit sein möchte, sollte sich auf das Testing-Repository stützen. Es gibt einige Distributionen, die Debian Testing oder Unstable benutzen. Dazu gehören zum Beispiel aptosid, siduction und LMDE (Linux Mint Debian Edition).

Debian wird ausschließlich von Freiwilligen rund um den Globus entwickelt. Dahinter steht keine große Firma wie Red Hat oder Canonical.

Debian an sich ist als Server-System und bei fortgeschrittenen Linux-Anwendern sehr beliebt. Allerdings hat man manchmal das Gefühl, dass einen die Distribution weniger an die Hand nimmt, als die Großen. Wen das nicht stört und eine grundsolide Desktop-Umgebung sucht, ist bei Debian richtig aufgehoben. Die Software-Repositories bieten über zusätzliche 30.000 Pakete an.

Valve hat mit der Beta-Version von SteamOS die Wichtigkeit von Debian in der Open-Source-Welt untermauert. Das Betriebssystem für Valves kommende Spielekonsole basiert auf Debian GNU/Linux 7 "Wheezy".

Fazit

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Dieser Spruch trifft in Sachen Linux-Distributionen wie die Faust aufs Auge. Der Fluch und Segen von Open-Source ist diese Freiheit, ein System nach eigenem Gusto herzustellen.

Linux-Neulinge sind mit Ubuntu, Linux Mint, Mageia oder openSUSE sicher gut beraten. Wer etwas tiefer in der Materie ist, möchte sich vielleicht ein Gentoo-Derivat oder Fedora zu Gemüte führen. Für optimale Performance sorgen die minimalistischen Distributionen. Allerdings sind hier gute Linux-Kenntnisse ein klarer Vorteil.

Interessant wird der Einfluss von SteamOS werden. Das gilt zunächst weniger für Desktop-Umgebungen. Allerdings fangen Spiele-Hersteller bereits an, Unterstützung für Valves Betriebssystem zu kommunizieren. Es gibt doch den einen oder anderen Anwender, der seine Windows-Installation nur wegen Spielen pflegt. Sollte SteamOS einschlagen, ist Linux plötzlich nicht nur eine Arbeits- sondern auch eine Spiele-Plattform.